Wenn man "The Dirt" als Buch liest und es mit "The Heroin Diaries" ergänzt (jeweils besser im Original lesen), ist der Film keine Über-, sondern eine Untertreibung des Substanzmissbrauchs innerhalb der Band gewesen. Manche Menschen beginnen schon früh mit dem "Training" und steigern ihre "Reizschwelle" in Regionen, die den meisten Mitmenschen den Todesstoß versetzen würde, andere können überhaupt nur komplett zugedröhnt auf die Bühne, weil das Lampenfieber sie sonst vollständig einfrieren würde.
Eddie van Halen hat mit seinem Bruder Alex schon mit 14 (?) angefangen, riesige Mengen Schlitz zu saufen, wenn sie zu Hause geübt haben. Ich habe noch kein Interview mit EVH gesehen, dass vor 2007 zu Stande gekommen ist, bei dem er nüchtern gewesen wäre. Das hat für ihn 25 Jahre funktioniert. Wer den "Birthday Party Gig" von 2004 oder Konzertaufnahmen aus der Zeit anschaut, sieht aber einen Ed, der komplett und vollständig überrissen hat und gar nichts mehr gebacken bekam. Mittlerweile alles gut.
Slash hat in seiner Hoch-Zeit vor dem Zubettgehen ein großes Cocktailglas Wodka nebens Bett gestellt, das er nach dem Aufwachen weg-ge-ext hat. Sein Heroinkonsum muss legendär gewesen sein, wobei er sich da an seinem Buddy Nikki Sixx orientiert hat.
Stephen Pearcy und Robbin Crosby waren Feierbiester, die sich ebenfalls mit Alkohol, Koks und Smack vollkommen und jeden Tag abgeschossen haben. Robbyn Crosby konnte noch nicht mal aufhören, als es ihn drohte, sein Leben zu kosten - was es ja auch tat.
Lemmy und Jack/Coke? Eine Verbindung, die eigentlich auch so nicht hätte funktionieren können.
Jimi Hendrix, Eric Clapton und Smack?
Jimmy Page, Absynth und Smack? Der Mann war jahrelang live ein vollständige Katastrophe.
Richie Sambora, Ace Frehley und Schnaps? Dito.
Und so weiter und so fort. Die Liste lässt sich endlos erweitern.
Ozzy? Die Szene am Pool scheint sich in der Tat so abgespielt zu haben - danach hat er mit T-Bone versucht, sein Hotelzimmer mit Shice zu dekorieren - das wurde aber Tommy zu krass.
Insgesamt fand ich den Film wirklich unterhaltsam (auch, wenn er in Zeiten von #MeToo vollkommen politisch inkorrekt ist
).
Es lässt sich feststellen, dass es eine Ära im Musikgeschäft gab, in der "Freizeitpharmazeutika" und Alkohol zum "guten Ton" gehört haben. Um den Stress endloser Touren zu betäuben und es mit den Mitmusikern auszuhalten. Um das eigene Lampenfieber oder die zarte Persönlichkeit zu betäuben und eine Rampensau zu werden. Um besonders kreativ zu sein.
Ich habe in den 1980ern Musik selbst gemacht, war Stagehand, Roadie und habe in einem Gitarrenladen gearbeitet. Trotz gutem "Trainings" hätte ich diesen Lebensstil nie überlebt und war wirklich froh, mich doch noch für ein Studium und einen "normalen" Beruf entschieden zu haben. Wenn man sich die ganzen Protagonisten anschaut, sind sie alle mit der Zeit mehr oder minder abstinent geworden und können uns hoffentlich noch lange Jahre mit ihrer Musik erfreuen.