hack_meck
Lounge .&. Backstage
Houston, we have a problem - war der Einstieg zu einem super interessanten Tag in der Werkstatt von Andreas Kloppmann. Dieser Einstieg war bereits im September 2018, aber erst im Februar 2019 entwickelte sich eine Lösung für das Problem.
Was ihr seht, ist eine alte Hopf, eine der Slide Gitarren von @goerdboerd ... Sehr, sehr lange hat sie ihn begleitet ... und dann hat der HalspickUp aufgegeben. Bei Hopf selbst war leider Hopfen und Malz verloren, da sie alles was sie zum PickUp mal hatten, ab/aufgegeben haben. Keine alten Teile mehr am Start.
Auf der NAMM erreichte mich dann die frohe Kunde ...
Hallo Martin,
Habe eine Möglichkeit gefunden, mit einer Mini Humbucker Spule herzurichten. Ich brauche aber den Zweiten Pickup um die Phase anzugleichen. Wenn ich den zweiten Pickup habe geht’s ganz schnell! (oder die ganze Gitarre wäre noch besser)
Grüße!
Andreas
YEAH ... und wenn er lieber die Gitarre vor Ort haben will - dann soll er das bekommen . Und wenn ich dann schon mal da bin, könnte man ja auch gleich durch die Werkstatt stöbern, eine meiner eigenen Gitarre pimpen ... und, und, und ... Was, Bremen ist 450 km von mir entfernt ... So What - immerhin war ich zu diesem Zeitpunkt 10.000 km von Zuhause entfernt.
Ich selbst wollte meine FGN, im Joszi Lak Trimm, mit anderen PU/anderer Elektronik ausstatten. Die Gitarre spielt sich einfach zu gut, um sie im WerksPuTrimm nicht zu spielen. Das Problem beschreibt sich wie folgt ...
PU sind mir zu „schrill“ bei 10 … auf ca. 9 geht es, danach gehen die Höhen weg. Ich hätte gerne was mit klassischem Strat Ton am Hals und der Möglichkeit mit dem Poti sauber zu regeln.
Und so haben wir einen Termin ausgemacht, um uns beider Problemfälle anzunehmen und um im Rahmen dessen ein wenig Werkstatt Talk zu machen. Hier der Blick hinter die Kulissen für euch. Have Fun
Laut Navi gilt es auf dem Weg nach Bremen zwischen Pest und Cholera zu entscheiden. 70 km Baustelle via Hannover - oder 70 km Baustelle durchs Ruhrgebiet. Damit es nicht zu langweilig wird, habe ich beide mitgenommen. Fakt aber auch, dass ich das nicht an einem Tag fahren wollte. Und so befand ich mich am Abend vor dem Treffen am Airport Bremen im Hotel und habe beim Anstarren dieser Vase, noch ein paar NAMM Themen und ein paar Bier bearbeitet.
Für Tuning Maßnahmen stehen nicht nur PU zur Verfügung ... hier mal ne kleine Auswahl was ich so entdeckt habe. Und wenn man ein PickGuard neu aufbaut, dann kann der Pin im "richtigen" weiß den optischen Unterschied ausmachen ...
Aber kommen wir zum eigentlichen Grund des Besuches. PickUps ...
Mean Dog wurde zuerst verarztet. Wie angedeutet, hatte Andreas und sein Team einen Weg gefunden, in die Hülle des Hopf PU einen Mini-Humbucker einzubauen. Aber welchen? 2 Spulen hatten sie vorbereitet. Um den besten Partner zu erkennen, hat Andreas den funktionierenden Bridge PU an seine Messstation angedockt.
Der Rechner - eine alte DOS Maschine - schickt durch die Soundkarte einen in der Frequenz ansteigenden Ton, der mit einer Geberspule in den Pickup übertragen wird und dort in "Output" umgesetzt wird. Das Ergebnis wird gemessen und aufgezeichnet. Die Messstation ist "relativ", denn geeicht ist sie nicht. Absolute Werte benötigt Andreas aber auch nicht unbedingt um zu erkennen, was gespielt wird. Immerhin hat er unzählige Messprotokolle von jedem "alten PU" der unterwegs ist. Sei es 1957, 58,59, PAF, oder 1954 Strat SC usw. Zeit zum "Sammeln" hatte er genug. Immerhin begann er bereits 1980 als Servicekraft für E-Gitarren. Seit Mitte der 80ziger sammelte er die Messdaten und analysierte sie akribisch. Zu dieser Zeit noch eher Hobby, ist dann mit besseren Messmethoden in den 90zigern - wie er selbst sagt - der Groschen gefallen. Sein Verständnis wurde immer besser und auch die Erkenntnis, wie viele kleine Änderungen es tatsächlich sind, die zum Schluss das Klangbild ausmachen.
Die Messkurve zeigt ihm - in für ihn deutlicher Sprache - was ihn bei einem PickUp als Charakteristik erwartet. Einer seiner Mitarbeiter hat seinen Bachelor in Elektronik - PickUps gemacht und dabei an der Uni Hamburg Kontakt zu einem noch modernere Messverfahren bekommen. In Summe bringt es die präziseren absoluten Werte, aber die Charakteristiken im Messverlauf die Andreas mit seinem "langgedienten System" erkennt, sind trotzdem vorhanden.
Oben links in grau, kann man die aktuell eingespeiste Hz Zahl erkennen. Laut Andreas spielt sich das komplette Leben eines PU in einem vergleichsweise kleinen Bereich der gesamten Kurve ab. Das ganze dann mit einem halben Dutzend Stellschrauben ...
Nachdem wir uns also am Messgerät für die passende der beiden vorbereiteten Spulen entschieden haben, wurde das gesamte System in das "Testbed" eingelegt. Vorher noch das Tone Poti der Hopf durchgemessen um rauszufinden, wie der gehörte Klang sich durch die Werte "verändern" würde. Also PU hören und im Hirn um "ist ein wenig dumpfer - oder ist ein wenig heller" korrigieren. Rechts, nicht im Bild, steht ein kleiner, alter Fender Champ, an dem alle "bearbeiteten Gitarren ihr erstes Lebenszeichen von sich geben müssen. In diesem Fall der recht klare, druckvolle und erstaunlich offene Klang eines Minihumbuckers. Gerd spielt die Mean Dog zumeist über einen alten Fender1968 Deluxe Reverb (wie oben im Bild) oder einen alten Bandmaster. Also druckvolles warmes Fender Clean. Das kann der PickUp, soviel steht nach einem ersten Test fest.
Wir haben dann PickUp und Elektronik durch die PU und F-Löcher wieder in die Gitarre verfrachtet und diese "notdürftig" aufgebaut. Gerd muss grundsätzlich sein SetUp selbst machen, sonst klingt es nicht - für uns die Chance es bei einem Funktionstest zu belassen, zumal bei der alten Dame durchaus die PU Rahmen schon etwas bröselig sind und mit "Hilfsschrauben" gehalten werden müssen.
Mittlerweile hat Gerd das SetUp vollständig gemacht und sie auch zum ersten mal seit 2 Jahren - so lange hat es gebraucht um eine mutige Person zu finden, die sich von Houston, wir haben ein Problem, nicht abschrecken lässt - live eingesetzt. Ein wenig muss er mit Feedback aufpassen, aber besonders Clean ist die Gitarre so gut wie nie zuvor.
Kommen wir zur Baustelle #2 ...
In der Kiste das Set Marcus Deml, welches wir aufgrund er Charakteristik der FGN (meiner Beschreibung der Gitarre und ihres Einsatzzweckes) ausgewählt haben. Insbesondere SC Sets lässt Andreas vor dem Einbau (oder Versand) gerne mal liegen, da es in wenigen Fällen vorkommen kann, dass sich die Anzapfung vom Wickeldraht löst.
Bei der Analyse der vorhandenen Elektronik haben wir u.a. zwar recht brauchbare Teile in der FGN gefunden, aber leider auch verwendete Werte, die bei Zerre zwar funktionieren, bei Clean aber das von mir beschriebene Verhalten aufweisen müssen. Ein 500KOhm Poti ist nun mal eher Humbucker als SC. Wir haben uns also entschlossen auch von der Seite ran zu gehen - wobei uns nach einer kleinen Messreihe der PU klar war, dass auch diese ihren Teil zum nicht perfekten Klang beitragen. Ein Teil der Kurve war genau das Abbild des etwas "harschen, metallischen" Klang, der sich für tolles Clean nicht verwenden lässt.
Bei den Poti bin ich der Empfehlung von Andreas gefolgt und habe den 280-300 kOhm zugestimmt. Aber woher nehmen und nicht stehlen? Aus seinem Arbeitstisch hat er ne größere Tüte mit Poti hervorgezogen und 15 davon vor sich auf dem Tisch ausgebreitet. Mit den Worten: Wir suchen welche, die schon 240 haben und drehen die hoch auf 280, fing Andreas an die Reihe zu messen. 2 x 245 haben wir gefunden. Wie man ein Poti "tuned" war zwar ausserhalb meiner Vorstellungskraft, aber wenn er meint. Immerhin hat er Ahnung und nicht ich.
Erst mal das Poti öffnen - äh liebe Kinder, don't try at home, if you don't know what you do ... Durch leichtes polieren der Lauffläche wurde der Messwert immer größer, bis wir schließlich bei 285 gelandet sind. Betrachtet man die Leiterbahnen, so ist festzustellen, dass die ganz alten Poti keine "geschützten Endstücke" hatten, sondern im Gehäuse einen Anschlag zur Begrenzung des Regelweges. Oftmals wurde dann bei "voller Öffnung" des Poti der Ton noch mal ne Runde weicher, statt Cleaner/Crisper/Klingeliger ...
Also noch mal vom kleinen Verstärker zum Deluxe Reverb gewechselt - mit dem selben Ergebnis. ... Was war los ... habe ich Andreas mit meinem Geschwätz zu sehr abgelenkt ... haben wir einen der DIP Schalter "falsch verstanden" ... . Hilft nix, noch mal auf die Kiste - so lässt sich der Meister nicht abspeisen ... Nach Prüfung der Kabel und Lötstellen, haben wir 2 suspekte Stellen identifiziert. 2 Pins eines DIP waren sich gefährlich nahe, haben sich aber nicht berührt ... und ein Kontakt der Klinkenbuchse war leicht aufgebogen und dadurch vielleicht der Abschirmung etwas zu nahe gekommen. Beide Punkte korrigiert und wieder eingebaut.
Yeah ... sie lebt .. und wie ... Strat as Strat can. Was auch immer es von den beiden Stellen war, so hat es deutlich gezeigt, wie wenig wie viel wirken kann und dass es neben "kaputt", auch immer noch den Faktor "Kleinigkeit mit großer Wirkung" gibt. Dann haben wir uns ausgiebig durch die PickUp Positionen probiert und bei allen Lautstärken getestet. Nach 10 Minuten schaut mich Andreas an und sagt: "Komm, wir machen sie noch mal auf, der Regelweg ist noch nicht ganz das was wir wollen ... Ok, wenn er meint, ich habe nichts mehr vor Heute. Noch einen "schlanken Treble Bleed" eingesetzt und jetzt klingt die Gitarre offen von VOL 2 bis 10. Hat eine kräftige klare Stimme und hat es geschafft - und dies ist die eigentliche ultimative Anerkennung - Gerd beim Zusammenbau seiner Mean Dog kurz aufschrecken zu lassen um zu sehen, welche Gitarre ich da grade spiele. Der Klang hat ihn - Strat Gourmet - angelockt. Seit dem "Handauflegen" von Andreas, ist sie bei mir täglich im Einsatz.
Was es sonst noch zu sehen gab ...
Wickelmaschinen mit Hand geführter Zuführung. Mit dem Spiegel kann man hervorragend sehen, wo der Draht auf der Rückseite verläuft. Modern sind die Maschinen alle nicht, haben aber einen Trafo - da liegt die Hand drauf - um die Voltzahl gezielt zu reduzieren. Die Maschinen stammen allesamt aus einer Zeit, als 220 V eher 180-200 V waren. Heute kommen gerne 230-240 Volt aus der Leitung. Einen ähnlichen Trafo hatte ich auch schon mal bei Thorndal gesehen, der damit seine Poliermaschine bändigt um den Lack nicht durch zu hohe Drehzahl zu verbrennen.
Laut Andreas gelten für Humbucker und Single Coils insofern andere Gesetze, als das beim Humbucker eine maschinengeführte Drahtzufuhr bessere Ergebnisse liefert. Der Humbucker ist in den Einzelspulen etwas weniger Unikat, als der SC. Macht auch Sinn, den die beiden Spulen beeinflussen sich ja auch.
Ein wenig vorsintflutlich sehen sie ja schon aus ... aber sie erfüllen verlässlich ihren Zweck und werden liebevoll "betüddelt" - äh gewartet - um ihre Zuverlässigkeit zu erhalten. Wickelgeschwindigkeit, Verlauf und Zug auf dem Draht sind nun mal wichtige Kriterien. Und bevor man "erlernt" hat, wie genau sich eine neue Maschine verhält, vergehen auch schon mal eine Millionen Umdrehungen ...
Damit gebe ich zurück ins Funkhaus ... Nur ca. 4 Stunden später als geplant habe ich Andreas verlassen und mich auf der Autobahn von Baustelle zu Baustelle gehangelt. Im Gepäck auch ein aktuelles Interview bei dem wir den Tag und die Eindrücke zusammenfassen. Drunter packe ich euch das erste mit ihm geführte Gespräch - von der noch in voller Schönheit existierenden Musikmesse Frankfurt - in dem wir uns über potentielle Kandidaten für ein PU Upgrade unterhalten ...
Vielen Dank Andreas für einen super interessanten Tag, mit vielen tollen Eindrücken und ein wenig hängen gebliebenen Wissen auf meiner Seite. Und auch wenn du nicht jeden Tag Zeit hast einen Gast zu empfangen, so würde ich doch jedem, der ernsthaft ein PickUp Upgrade durchführen möchte, einen Besuch - mit seiner Gitarre - bei dir empfehlen.Wenn ihr Erfahrungen mit den PickUps von Kloppmann Electrics habt ==> Feuer frei ...
Gruß
Martin
Houston - do we have a Problem ???
Der Condenser Checker hat eine Stellung Leakage (Leck). Müssen wir uns Gedanken machen ...
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