Regeln der Macht - Musicaltext

[drowo]

Hast du alles allein geschrieben?

Ich habe Oktober 2015 mit einem Freund (Gitarrist) zusammen gestartet. Wir haben zusammen eine ca 2 Seiten umfassende Beschreibung des "High Level Plots" entwickelt, haben das in 26 Szenen zerlegt und sind dann völlig euphorisch (und blauäugig) in die Komposition gestartet. Nach 3 Monaten hat sich mein Freund dann etwas zurückgezogen weil ihm einerseits die Zeit gefehlt hat und andererseits der Stil nicht mehr seiner urspünglichen Vorstellung entsprach. Er stand mir aber noch weiterhin für Gitarrenaufnahmen zur Verfügung .... und als Diskussionspartner für das Lösen der vielen Inkonsitenzen, die sich dann im Detail ergeben wenn man sich die Handlung vorher nur sehr oberflächlich überlegt hat
Die Texte stammen allesamt von mir. Aus dieser Anfangszeit gibt es drei Songs, die wir zusammen komponiert haben, von mir stammen insbesondere die Gesangsmelodien und Verziehrungen mit Chor-, Bläser-, Streichersätze usw. Die restlichen 24 Songs sind komplett von mir.

Somit habe ich keine endgültigen Erfahrungen, wieviel Platz ich dem Rezitativen im Text ließe

Tja ... ich auch nicht! Ich habe vorher Musicals nur konsumiert, nie selbst geschrieben Blauäugigkeit ist manchmal gar nicht so schlecht, denn mache Dinge würde man vielleicht gar nicht beginnen wenn man vorher schon wüßte, welch ein Haufen Arbeit einen erwartet

Ich kenne allerdings genug machthungrige Männer, die ihre Paradigmen offen präsentieren, weil sie davon ausgehen, dass die meisten Zuhörer nichts aus diesem Wissen machen können

Das ist allerdings auch wieder richtig. Es würde wahrscheinlich den Kontrast zum inneren Eingeständnis der Verletzbarkeit erhöhen, wenn ich ihn stärker prahlen lasse.

Dann wird der Song, dramaturgisch gesehen, vermutlich super sein

Oder auch voll in die Hosen gehen, weil so einen Jammerlappen keiner sehen will
Ich sehe schon - viel Stoff zum Nachdenken!

 

[drowo]

So, ich hab das jetzt mal überarbeitet. Vielen Dank für die vielen Anregungen von @lil , @Katz23 , @FerdinandK und nicht zuletzt @Jongleur, ich habe viele davon aufgenommen und bin mit dem neuen Ergebnis sehr zufrieden.
Beide Prechorusse und die erste Strophe sind stark überarbeitet, so dass die Figur jetzt um einiges arroganter, selbstsicherer wirkt und hoffenlich auch glaubwürdig - na ja, halt im Rahmen einer Musicalrolle


Regeln der Macht
Verse
Viel erreicht, selten bereut
Keine Risiken gescheut
ein Souverän auf den Pfaden des Erfolges

Ein Bedauern nur verfolgt
mich ungebeten, ungewollt
Für all die Narren, die irgendwann
sich messen mit einem Titan ….

Prechorus
…. denn Unschuld muß scheitern
und Wahrheit sich der Lüge beugt
wenn Interessen kollidieren

Chorus
Klare Regel der Macht: wähle mit Bedacht
Freunde, Feinde, Verbündete
Jeder wird dich irgendwann hintergehen
Im Zweifel kann nur Skepsis bestehen

Verse
Eroberung im großen Stil
manche Frau war schon mein Ziel
als Zeitvertreib hatte das anregende Wirkung

Doch ist bei dieser Art von Jagd
besondere Vorsicht angesagt
Denn in einem warmen Schoß
wird die Versuchung übergroß ….

Prechorus
…. sich diesem Mensch zu öffnen
Doch Weib und Schlange - unzertrennlich
seit dem Paradies

Chorus
Klare Regel der Macht: wähle mit Bedacht
wen du deine Geliebte nennst
Jede spielt ein Doppelspiel, mit Gefühl
Dir Fesseln anzulegen ist ihr Ziel

Bridge
Insgeheim war mir schon immer klar
Der Preis des Erfolges ist Einsamkeit
und als wäre das nicht genug
Kannst du niemals sicher sein,
dass ein Lächeln, welches dir geschenkt
wird ehrlich ist und nicht gelenkt
von Niedertracht, Eigennutz und Schein
Du bist allein

Chorus
Klare Regel der Macht: wähle mit Bedacht
Was dein Herz du berühren läßt
Hör nie auf zu manipulieren, zu verführen
Sonst wirst du die Kontrolle
über dich und alles andere
Für jetzt und alle Zeiten verlieren

 

[FerdinandK]

Den kenne ich viel schon viel besser, meine ihn schon in dem einen oder anderen Abgrund getroffen zu haben.

Gut gemacht, gute Entwicklung.

 

[Katz23]

einiges arroganter, selbstsicherer wirkt und hoffenlich auch glaubwürdig

Aber sicher - du hast den Charakter schön zugespitzt, so dass man sich besser dran stoßen kann und es auch weh tut. Vorher war's mir noch etwas zu soft, aber jetzt bekomme ich langsam Respekt

 

[drowo]

Sorry, akuter Anfall von Änderitis

wen du deine Geliebte nennst

wen du dir zur Geliebten nimmst

Jemanden Geliebte zu nennen ... das ist ja was sehr liebevolles.
Sich eine Geliebte zu nehmen ... eher weniger.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---

ihn schon in dem einen oder anderen Abgrund getroffen zu haben

OMG - wo treibst du dich denn rum?
Danke dir

jetzt bekomme ich langsam Respekt

Danke, dann geht es ja in die richtige Richtung!

 

[FerdinandK]

@drowo
Das wäre so ein unbeabsichtigter Moment so eine Widersprüchlichkeit gewesen von der @Jongleur schrieb, so ein Moment wo er verrät (man bemerkt es kaum, nur wenn man aufpasst) dass er auch sich nur nach Liebe sehnt. Also ich würde das so lassen wie es war ...

 

[drowo]

so eine Widersprüchlichkeit

Mein geplanter Widerspruch war eigentlich in der Bridge: obwohl er beteuert ".. klar, der Preis ... ist Einsamkeit", betont er nochmal am Ende "du bist allein". Das sollte darauf hinweisen, dass es ihn eigentlich stört.

Also ich würde das so lassen wie es war ...

Hmmm ..... muß ich drüber schlafen

 

[Jongleur]

Ich glaub, das Nachdenken hat sich bisher gelohnt. Die Pause für mich auch.;-).

In "Les Miserable" zweifelt Javert, der Bulle, erst in seinem letzten Lied - und bereits der erste große Zweifel ist ihm Anlass genug, sich umzubringen. DAS unterstreicht natürlich die spezielle Ressource von Javert, nur nach dem Gesetz zu denken, zu empfinden und zu handeln. Dieser konsequente Freitod ist zwar etwas unrealistisch, aber dramaturgisch wunderbar schlüssig.

Denn genau genommen: Was bringen das Zweifeln vorher? Besser scheint mir, die Handlung zwingt der künstlerischen Figur höchste emotionale Wendigkeit ab - zu der sie aber nur eingeschränkt in der Lage ist. Keiner kann aus seiner Haut!

Ich spiele mal kurz durch.....

Regeln der Macht
Verse
Viel erreicht, selten* bereut....... niemals (singt sich sowieso weg, wirkt aber mE viel "gewichtiger". )
Keine Risiken gescheut
ein Souverän auf den Pfaden des Erfolges

Ein Bedauern nur verfolgt.... mit festem Tritt ins Rampenlicht
mich ungebeten, ungewollt... und geiz' mit deinem Lächeln nicht
Für all die Narren, die irgendwann
sich messen mit einem Titan ….

Prechorus
…. denn Unschuld muß scheitern
und Wahrheit sich der Lüge beugt
wenn Interessen kollidieren .... solang ich mit der Erde kreise

Chorus
Klare Regel der Macht: wähle mit Bedacht
Freunde, Feinde, Verbündete
Jeder wird dich irgendwann hintergehen
Im Zweifel kann nur Skepsis bestehen

Verse
Eroberung im großen Stil..... Die Frauen sind gemacht fürs Spiel
manche Frau war schon mein Ziel... ein schöner Reiz ein schönes Ziel
als Zeitvertreib hatte das anregende Wirkung

Doch ist bei dieser Art von Jagd
besondere Vorsicht angesagt
Denn in einem warmen Schoß
wird die Versuchung übergroß ….

Prechorus
…. sich diesem Mensch zu öffnen
Doch Weib und Schlange - unzertrennlich
seit dem Paradies

Chorus
Klare Regel der Macht: wähle mit Bedacht
wen du deine Geliebte nennst
Jede spielt ein Doppelspiel, mit Gefühl
Dir Fesseln anzulegen ist ihr Ziel

Bridge
Insgeheim war mir schon immer klar.....
Der Preis des Erfolges ist Einsamkeit
und als wäre das nicht genug
Kannst du niemals sicher sein,
dass ein Lächeln, welches dir geschenkt
wird ehrlich ist und nicht gelenkt
von Niedertracht, Eigennutz und Schein
Du bist allein

Chorus
Klare Regel der Macht: wähle mit Bedacht
Was dein Herz du berühren läßt
Hör nie auf zu manipulieren, zu verführen
Sonst wirst du die Kontrolle
über dich und alles andere
Für jetzt und alle Zeiten verlieren[/QUOTE]

Für jetzt und alle Zeiten verlieren[/QUOTE]

.... Bei diesem Versuch taucht 2x "Lächeln auf: das des Titanen und das der Frauen. Diesen Zufall fände ich sehr reizvoll für eine weitere Überarbeitung - quasi "Nimm's mit einem Lächeln, auch wenn es schwer fällt. Jeder Zweifel eine Herausforderung! " Seine Zweifel werden am Rande erwähnt - und wie jeder Andere auch, kann er nicht aus seiner Haut. Er liebt das rätselhafte Lächeln schöner Fraun, und kennt doch nur egomanische Gründe für ein Lächeln!

Das wäre so ein psychologisches Doppelbinding, was mir gefiele... ;-) Mein Arbeitstitel für den Zweifelersong würde also lauten: Song über das Lächeln. Zweifel würde ich kaum erwähnen: Die Zwickmühle muss für sich sprechen. - schreibe ich das verständlich genug?

lg

 

[drowo]

Mein lieber Jongleur, ja du schreibst das verständlich ... auch wenn ich mir deine facettenreichen Anmerkungen immer mehrmals durchlesen muß

Die Zweifel habe ich in meiner Überarbeitung eigentlich schon weitgehend eliminiert und bin eigentlich auch gar nicht mehr so darauf fixiert. So wie die Figur aktuell auftritt, passt sie auch viel besser in den ersten Akt, wo ich den Song auch am liebsten positionieren würde. Da wäre es natürlich besonders schlecht wenn ihn die Selbstzweifel in den Suizid treiben

Ich bin am schwanken ob ich mich mit dem Lächeln als sich durchziehendes Thema anfreunden kann, da muß ich nochmal drüber schlafen. Für heute habe ich nur ein paar Detailanmerkungen:

Viel erreicht, selten* bereut....... niemals

Stimmt, nach Eliminierung der Zweifel passt das wirklich sehr gut, wirkt großspuriger

mit festem Tritt ins Rampenlicht
und geiz' mit deinem Lächeln nicht

Ich weiß nicht. Mir gefällt die Vorstellung den Hörer kurz hinters Licht zu führen "oh, er bedauert doch etwas" und dann die Kehrtwende zur Ironie "bedauern ja ... aber seine Gegner".

solang ich mit der Erde kreise

Da sind zwei Silben zuviel drin, das Original würde ich singen "wenn Int'ressen kollidier'n" ... aber das kannst du natürlich nicht wissen
Aber ich bin auch mit der Aussage nicht zufrieden. Die Lüge ist Mittel zum Zweck, kein Selbstzweck.
BTW: ein kluger Lügner setzt explizite Unwahrheiten nur sparsam ein. Eher manipuliert er die Wahrnehmung durch selektive Information.

Die Frauen sind gemacht fürs Spiel
ein schöner Reiz ein schönes Ziel

Die zweite Zeile finde ich sehr reizvoll. Andererseits ist mir die "Eroberung" ziemlich wichtig, weil es nach der ersten Strophe für den Hörer erstmal nach einer logischen Fortsetzung des beruflichen Selbstbeweihräucherung klingt. Erst in der der zweiten Zeil findet die Umdeutung auf die sexuelle Eroberung statt. Ein Mischform könnte so aussehen:

Eroberung im großen Stil
schöne Frau'n, ein schönes Ziel
als Zeitvertreib hatte das anregende Wirkung

Da ist zwar jetzt der 'Reiz' verloren gegangen aber die Doppelung von 'schön' gefällt mir gut.

Wieder mal: viel Stoff zum überlegen.

LG Robert

 

[drowo]

So, um die Sache abzuschließen nun ein allerletztes Update. Zur Vorversion enthält sie nur die zwei kleinen Änderungen aus meinem vorigen Post.

Hier auch eine Aufnahme wie das gesungen klingt:

Regeln der Macht
Verse
Viel erreicht, niemals bereut
Keine Risiken gescheut
ein Souverän auf den
Pfaden des Erfolges
Ein Bedauern nur verfolgt
mich ungebeten, ungewollt
Für all die Narren, die irgendwann
sich messen mit einem Titan ….

Prechorus
…. denn Unschuld muß scheitern
und Wahrheit sich der Lüge beugt
wenn Interessen kollidieren

Chorus
Klare Regel der Macht: wähle mit Bedacht
Freunde, Feinde, Verbündete
Jeder wird dich irgendwann hintergehen
Im Zweifel kann nur Skepsis bestehen

Verse
Eroberung im großen Stil
schöne Frauen ein schönes Ziel
als Zeitvertreib hatte das
anregende Wirkung
Doch ist bei dieser Art von Jagd
besondere Vorsicht angesagt
Denn in einem warmen Schoß
wird die Versuchung übergroß ….

Prechorus
…. sich diesem Mensch zu öffnen
Doch Weib und Schlange - unzertrennlich
seit dem Paradies

Chorus
Klare Regel der Macht: wähle mit Bedacht,
wen du dir zur Geliebten nimmst
Jede spielt ein Doppelspiel, mit Gefühl
Dir Fesseln anzulegen ist ihr Ziel

Bridge
Insgeheim war mir schon immer klar
Der Preis des Erfolges ist Einsamkeit
und als wäre das nicht genug
Kannst du niemals sicher sein,
dass ein Lächeln, welches dir geschenkt
wird ehrlich ist und nicht gelenkt
von Niedertracht, Eigennutz und Schein
Du bist allein

Chorus
Klare Regel der Macht: wähle mit Bedacht
Was dein Herz du berühren läßt
Hör nie auf zu manipulieren, zu verführen
Sonst wirst du die Kontrolle
über dich und alles andere
Für jetzt und alle Zeiten verlieren