DerBoTo
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Ich suchte eine E-Gitarre zum Mitnehmen - etwas handliches, kompaktes aber dennoch gut zu spielen. Mein Einsatzspektrum für dieses Instrument ist nicht etwa für Spielen zu Hause, Auftritte oder Bandproben, sondern rein als Übungsgitarre, um auch unterwegs bzw. im Urlaub o.ä. in Übung zu bleiben und spontane Ideen auszuprobieren. Ich habe die Shorty nun seit ca. 2 Monaten und denke es reicht für ein kleines Review.
Meine Anforderungen waren vor allem die Kompaktheit, volle Mensur, gute Spielbarkeit und wenig Schnickschnack.
Entscheidungsfindung:
Der Markt an kompakten E-Gitarren ist recht begrenzt und überschaubar. Ich hatte für mich primär zwei Kandidaten zur Auswahl und ließ mich hier im Board beraten, bzw. habe Erfahrungen und Empfehlungen anderer Benutzer gesucht.
In der engeren Auswahl standen dann die Shorty von Höfner (139€), die Anygig (ca. 240 USD) und eine Traveler Electric (359€).
Empfohlen wurde mir außerdem auch ein Modell von Steinberger Guitars (339€).
Die Entscheidung für die Höfner fiel aufgrund des positiven Feedbacks der freundlichen Bordnutzer, des geringen Kaufpreises und des vorhandenen "Minimal-Korpus" - insbesondere der letzte Punkt erscheint mir im Nachinein besonders wichtig, aber dazu später mehr.
Bewertungsqualität:
Um es mal zu erwähnen, wonach sich meine subjektive Bewertung orientiert: Ich spiele seit ca. 20 Jahren, 3 verschiedene Gitarren (Ibanez GRG, Gibson SG, Epiphone LP) im mittleren Preissegment, lege keinen Wert auf 100%ige Perfektion und meine Skills liegen so im mittleren Fortgeschrittenen Bereich. Ich habe nie eine besonders hochwertige Gitarre besessen oder länger in den Händen gehalten, kann daher auch keinen Vergleich zur Premiumliga ziehen. Für den Soundvergleich habe ich die Shorty an den Amps so getestet, wie sie auch für die anderen Gitarren eingestellt sind.
Unpacking:
Die Shorty kam in einem festen Umkarton in der zugehörigen Schutztasche verpackt. Die Verpackung und Auspolsterung an sich war meiner Ansicht nach ausreichend. Was mich viel mehr überrascht hat war, dass die E-Gitarre mit gespannten Saiten (im nahezu perfekter Stimmung) versendet wurde. Ich kenne es sonst so, dass die Saiten für den Transport, insb. Versand, entspannt werden.
Mit dabei ist auch ein ca. 2m Instrumentenkabel, dessen Verarbeitung/Äußeres keine gute Qualität verspricht, sowie ein Inbusschlüssel für den Halsstab und Ersatzschrauben. Aufgezogen sind, soweit mich der Eindruck nicht täuscht, ein 9er Satz Stahlseiten ohne Firlefanz.
Erster Eindruck:
Den verschlossenen Karton in den Händen haltend, dachte ich, ich müsste die E-Gitarre erst noch zusammen bauen. Ich hatte eine "Mini" zuvor nie in echt gesehen und war von der geringen Größe echt überrascht.
Nach dem Auspacken habe ich sie direkt in die Hand genommen und mal trocken angespielt - gestimmt war sie ja, so gut wie. Für "trocken" klang das schon echt gut, aber ich wollte natürlich mehr wissen und sie kam an die Amps. Der erste Eindruck war sehr positiv gemischt mit angenehm überrascht. Ich fand die Shorty, bis auf die Saitenlage, direkt sehr angenehm zu halten und zu spielen. Eigentlich schon in den ersten 5 min habe ich gemerkt, dass ich die kleine doch sehr unterschätzt habe, bzw. zu unrecht Vorurteile hatte.
Genauere Betrachtung:
Verarbeitung / Wertigkeit gesamt:
Ich muß echt sagen, für diese Preisklasse finde ich die Verarbeitung erstaunlich gut. Wirklich grobe Mängel konnte ich nicht feststellen, höchstens kleinere, optische Unschönheiten:
An manchen Bundenden sind kleine Schleifkerben im Griffbrett (siehe Foto), die zwar beim Spielen nicht stören, aber doch schon auffallen.
Der Sattel (42mm breit) sitzt nicht ganz perfekt (Foto).
Der Lack scheint makellos, nur an einer winzigen Stelle am Übergang Korpus/Hals konnte ich ein Mäkelchen erkennen (Foto).
Die Bauteile sind mit Sicherheit nicht besonderes hochwertig, machen aber auch keinen billigen Eindruck. Das Material fasst sich gut an, alle Schrauben sind gut zugänglich und beweglich, nichts ist locker, nichts klappert - passt.
Kopf & Mechaniken:
Ich hatte im Vorfeld etwas Sorge um die Mechaniken, denn an Instrumenten im unter(st)en Preissegment findet man häufig Teile die Schwierigkeiten machen. Diese hier sind jedoch leichtgängig und halten die Stimmung erstaunlich gut, auch über längere Zeit. Ich muß hier nicht mehr bzw. öfter nachstimmen, als bei meinen Großen. Bin hier sehr positiv überrascht. Die Kopfplatte ist leicht nach hinten geneigt und beitet, außer der Abdeckung für die Einstellschraube, keine Besonderheiten. Diese Abdeckung fehlt leider auf den Fotos, weil ich sie nach den letzten Einstellarbeiten vergessen habe drauf zu machen und sie jetzt "irgendwo" liegt.
Hals:
Der geschraubte Ahornhals ist sehr angenehm anzufassen und klebt nicht beim Spielen an der Hand fest. Schnelle Riffs und Lagewechsel sind problemlos möglich. Die letzten Bünde erreicht man auch noch relativ gut, für mich zwar schon grenzwertig aber ich gehe auch selten bis ganz so weit.
Von Kauf an war der Hals stark gekrümmt, was eine "sehr hohe" Saitenlage zu folge hatte (spielbar, aber unangenehm). Nach einigen Tagen Wartezeit habe ich mich des Problems angenommen und den Hals gerader gestellt - es waren 2 ganze Umdrehungen an der Schraube nötig. Nun passt die Saitenlage und kommt fast an die meiner Haupt-Gitarren dran.
Korpus:
Der winzige Korpus aus Linde hat eine wie ich finde sehr gute Größe. Klein genug um kompakt und leicht zu sein, aber groß genug für die Potis und zur Abstützung. Letzteres ist einer der Punkte, weshalb ich die Shorty der Anygig vorgezogen habe - gänzlich ohne Korpus, wie bei der Anygig, hat man nichts oder sehr wenig um die Hand abzustützen. Ebenso lässt sich der Korpus gut an den Körper andrücken und kontrollieren. Dieses Bisschen Korpus ist für mich also entscheidend für eine gute Spielbarkeit.
Brücke:
Einfach gehalten, aber auch völlig ausreichend. Mit Pins für die Höhe und Schrauben für Abstand, dazu auch Saitenreiter, hat man diverse Einstellungsmöglichkeiten.
Die Ab-Werk Einstellung der Saitenlage war mir persönlich etwas zu hoch, daher habe ich sie nachstellen "müssen". Die Oktavenreinheit ist von Werk aus schon ganz ok - für mich fürs erste gut genug. Werde hier dennoch versuchen etwas mehr rauszuholen, wenn ich die Zeit dafür finde.
Pickup & Klang:
Der verbaute Höfner Humbucker produziert im Großen und Ganzen einen recht guten Sound, finde ich. Er wird sicher nicht in die Top Ten kommen, aber man kann schon ziemlich viel damit anstellen. Mit der Lage direkt an der Brücke ist es schwer einen sehr warmen und trotzdem vollen Klang zu erreichen und im Overdrive fehlt ihm etwas Biss - er klingt nicht so "dreckig" wie ich es von meinen anderen Humbuckern gewohnt bin. Dennoch macht es Spaß hier diverse Sounds herauszuzaubern und es bleibt noch viel auszuprobieren. Insbesondere im cleanen Bereich war ich erstaunt, wie gut dieses Teil klingt. Auch überraschend gut ist der Sustain, habe hier eigentlich mit wenig bis kaum gerechnet.
Potis:
Die Potis sind griffig und leichtgängig. Der Volumepoti tut was er soll; der Tone-Poti geht auf der Tiefen Einstellung schon sehr weit ins Dumpfe und Matschige. Das dumpfeste und tiefste meiner anderen Gitarren ist hier schon bei Einstellung ca. 3/4 erreicht (4/4 = tiefste). Aber er gibt genügend Spielraum um viele Klangfarben zu bekommen.
Haltung und Problem Kopflastigkeit:
Im Stehen mit Gurt: Bauartbedingt ist die Shorty im hängenden Zustand stark kopflastig, d.h. der Kopf zieht konstant richtung Boden. In den ersten Stunden ist mir das extrem aufgefallen und hat mich auch im Spielfluss massiv gestört. Ich habe einen Nylon-Gurt; Berichten zu folge wäre es mit einem Ledergurt weniger spürbar, habe ich aber noch nicht getestet. Seltsamerweise gewöhnt man sich so schnell daran, dass man automatisch irgendwie gegen hält - d.h. inzwischen merke ich die Kopflastigkeit so gut wie gar nicht mehr, außer ich nehme beide Hände von der Gitarre. Hinzu habe ich festgestellt, dass es günstiger ist zum spielen ein "griffiges Oberteil" an zu haben, was das Gurtrutschen deutlich vermindert. Hier z.B. ein glattes Softshell als schlechteste Option und ein Baumwollpulli/T-Shirt als beste Option. Ebenso begünstigt der "Mini-Korpus" die Kontrolle über die Gitarre und verbessert so die Haltung.
Long story short: man gewöhnt sich sehr schnell dran und lernt es (unterbewusst) auszugleichen.
Im Sitzen: Ich spiele sehr selten im Sitzen (ich brauche immer Auslauf), habe es dennoch, insbesondere zum Kennenlernen, am Anfang gemacht. Im Sitzen mit Gurt geht es ganz gut, ich fand es angenehmer den Korpus auf dem Linken Bein anzulehnen und steil zu stellen, als auf dem rechten Bein und flacher. Für die Position "links und steil" ist die Kabelbuchse allerdings etwas blöd platziert - ich benutze jedoch immer Winkelstecker, also ging es.
Generell wird auch vorgeschlagen das halsseitige Gurtende nicht am Korpus sondern am Kopf zu befestigen - ich habe es ausprobiert, fand aber, dass dann wiederum die Korpus-Seite nach unten zieht, was für mich eher noch unangenehmer war.
Fazit:
Für (sehr) wenig Geld ein sehr brauchbares Instrument, das auch schon out-of-the-box mit Sicherheit zu mehr taugt als rein fürs Üben. Mit einem guten Setup ist auf jeden Fall noch mehr herauszuholen. Wer sich an der Kopflastigkeit nicht stört bzw. sich daran gewöhnen kann wie ich, kann mit der Shorty sehr viel Spaß haben. Ich jedenfalls habe mit viel weniger gerechnet und viel mehr bekommen. Habe bei dem Preis klare Vorurteile gehabt, die sich aber alle nicht erfüllt haben.
Pro&Kontra:
+ sehr kompakt (82cm)
+ "Mini-Korpus" für Handauflage und Kontrolle
+ Stimmstabil
+ Mensur 628mm ("Gibson Mensur")
+ recht vielseitiger Humbucker, insb. clean
+ Einstellmöglichkeiten Brücke / Saitenreiter / Hals
+ Preis / Leistung: top
- Kopflastigkeit kann zum Problem werden (individuell)
- ???
Ich kann die Shorty als Unterwegs-E-Gitarre eigentlich nur empfehlen. Insbesondere mit sowas wie einem Amplug und Kopfhörern eine perfekte Unterwegslösung.
Wie stark die Kopflastigkeit ins Gewicht fällt, muss jeder individuell entscheiden - ich habe mich schnell daran gewöhnt. Um das dauerthaft zu lösen, werde ich in naher Zukunft einen kleinen Umbau vornehmen und davon natürlich berichten.
Ansonsten hoffe ich, dass dieses Review hilfreich ist und sollte ich etwas vergessen haben, oder es andere Fragen noch geben, nur zu
Meine Anforderungen waren vor allem die Kompaktheit, volle Mensur, gute Spielbarkeit und wenig Schnickschnack.
Entscheidungsfindung:
Der Markt an kompakten E-Gitarren ist recht begrenzt und überschaubar. Ich hatte für mich primär zwei Kandidaten zur Auswahl und ließ mich hier im Board beraten, bzw. habe Erfahrungen und Empfehlungen anderer Benutzer gesucht.
In der engeren Auswahl standen dann die Shorty von Höfner (139€), die Anygig (ca. 240 USD) und eine Traveler Electric (359€).
Empfohlen wurde mir außerdem auch ein Modell von Steinberger Guitars (339€).
Die Entscheidung für die Höfner fiel aufgrund des positiven Feedbacks der freundlichen Bordnutzer, des geringen Kaufpreises und des vorhandenen "Minimal-Korpus" - insbesondere der letzte Punkt erscheint mir im Nachinein besonders wichtig, aber dazu später mehr.
Bewertungsqualität:
Um es mal zu erwähnen, wonach sich meine subjektive Bewertung orientiert: Ich spiele seit ca. 20 Jahren, 3 verschiedene Gitarren (Ibanez GRG, Gibson SG, Epiphone LP) im mittleren Preissegment, lege keinen Wert auf 100%ige Perfektion und meine Skills liegen so im mittleren Fortgeschrittenen Bereich. Ich habe nie eine besonders hochwertige Gitarre besessen oder länger in den Händen gehalten, kann daher auch keinen Vergleich zur Premiumliga ziehen. Für den Soundvergleich habe ich die Shorty an den Amps so getestet, wie sie auch für die anderen Gitarren eingestellt sind.
Unpacking:
Die Shorty kam in einem festen Umkarton in der zugehörigen Schutztasche verpackt. Die Verpackung und Auspolsterung an sich war meiner Ansicht nach ausreichend. Was mich viel mehr überrascht hat war, dass die E-Gitarre mit gespannten Saiten (im nahezu perfekter Stimmung) versendet wurde. Ich kenne es sonst so, dass die Saiten für den Transport, insb. Versand, entspannt werden.
Mit dabei ist auch ein ca. 2m Instrumentenkabel, dessen Verarbeitung/Äußeres keine gute Qualität verspricht, sowie ein Inbusschlüssel für den Halsstab und Ersatzschrauben. Aufgezogen sind, soweit mich der Eindruck nicht täuscht, ein 9er Satz Stahlseiten ohne Firlefanz.
Erster Eindruck:
Den verschlossenen Karton in den Händen haltend, dachte ich, ich müsste die E-Gitarre erst noch zusammen bauen. Ich hatte eine "Mini" zuvor nie in echt gesehen und war von der geringen Größe echt überrascht.
Nach dem Auspacken habe ich sie direkt in die Hand genommen und mal trocken angespielt - gestimmt war sie ja, so gut wie. Für "trocken" klang das schon echt gut, aber ich wollte natürlich mehr wissen und sie kam an die Amps. Der erste Eindruck war sehr positiv gemischt mit angenehm überrascht. Ich fand die Shorty, bis auf die Saitenlage, direkt sehr angenehm zu halten und zu spielen. Eigentlich schon in den ersten 5 min habe ich gemerkt, dass ich die kleine doch sehr unterschätzt habe, bzw. zu unrecht Vorurteile hatte.
Genauere Betrachtung:
Verarbeitung / Wertigkeit gesamt:
Ich muß echt sagen, für diese Preisklasse finde ich die Verarbeitung erstaunlich gut. Wirklich grobe Mängel konnte ich nicht feststellen, höchstens kleinere, optische Unschönheiten:
An manchen Bundenden sind kleine Schleifkerben im Griffbrett (siehe Foto), die zwar beim Spielen nicht stören, aber doch schon auffallen.
Der Sattel (42mm breit) sitzt nicht ganz perfekt (Foto).
Der Lack scheint makellos, nur an einer winzigen Stelle am Übergang Korpus/Hals konnte ich ein Mäkelchen erkennen (Foto).
Die Bauteile sind mit Sicherheit nicht besonderes hochwertig, machen aber auch keinen billigen Eindruck. Das Material fasst sich gut an, alle Schrauben sind gut zugänglich und beweglich, nichts ist locker, nichts klappert - passt.
Kopf & Mechaniken:
Ich hatte im Vorfeld etwas Sorge um die Mechaniken, denn an Instrumenten im unter(st)en Preissegment findet man häufig Teile die Schwierigkeiten machen. Diese hier sind jedoch leichtgängig und halten die Stimmung erstaunlich gut, auch über längere Zeit. Ich muß hier nicht mehr bzw. öfter nachstimmen, als bei meinen Großen. Bin hier sehr positiv überrascht. Die Kopfplatte ist leicht nach hinten geneigt und beitet, außer der Abdeckung für die Einstellschraube, keine Besonderheiten. Diese Abdeckung fehlt leider auf den Fotos, weil ich sie nach den letzten Einstellarbeiten vergessen habe drauf zu machen und sie jetzt "irgendwo" liegt.
Hals:
Der geschraubte Ahornhals ist sehr angenehm anzufassen und klebt nicht beim Spielen an der Hand fest. Schnelle Riffs und Lagewechsel sind problemlos möglich. Die letzten Bünde erreicht man auch noch relativ gut, für mich zwar schon grenzwertig aber ich gehe auch selten bis ganz so weit.
Von Kauf an war der Hals stark gekrümmt, was eine "sehr hohe" Saitenlage zu folge hatte (spielbar, aber unangenehm). Nach einigen Tagen Wartezeit habe ich mich des Problems angenommen und den Hals gerader gestellt - es waren 2 ganze Umdrehungen an der Schraube nötig. Nun passt die Saitenlage und kommt fast an die meiner Haupt-Gitarren dran.
Korpus:
Der winzige Korpus aus Linde hat eine wie ich finde sehr gute Größe. Klein genug um kompakt und leicht zu sein, aber groß genug für die Potis und zur Abstützung. Letzteres ist einer der Punkte, weshalb ich die Shorty der Anygig vorgezogen habe - gänzlich ohne Korpus, wie bei der Anygig, hat man nichts oder sehr wenig um die Hand abzustützen. Ebenso lässt sich der Korpus gut an den Körper andrücken und kontrollieren. Dieses Bisschen Korpus ist für mich also entscheidend für eine gute Spielbarkeit.
Brücke:
Einfach gehalten, aber auch völlig ausreichend. Mit Pins für die Höhe und Schrauben für Abstand, dazu auch Saitenreiter, hat man diverse Einstellungsmöglichkeiten.
Die Ab-Werk Einstellung der Saitenlage war mir persönlich etwas zu hoch, daher habe ich sie nachstellen "müssen". Die Oktavenreinheit ist von Werk aus schon ganz ok - für mich fürs erste gut genug. Werde hier dennoch versuchen etwas mehr rauszuholen, wenn ich die Zeit dafür finde.
Pickup & Klang:
Der verbaute Höfner Humbucker produziert im Großen und Ganzen einen recht guten Sound, finde ich. Er wird sicher nicht in die Top Ten kommen, aber man kann schon ziemlich viel damit anstellen. Mit der Lage direkt an der Brücke ist es schwer einen sehr warmen und trotzdem vollen Klang zu erreichen und im Overdrive fehlt ihm etwas Biss - er klingt nicht so "dreckig" wie ich es von meinen anderen Humbuckern gewohnt bin. Dennoch macht es Spaß hier diverse Sounds herauszuzaubern und es bleibt noch viel auszuprobieren. Insbesondere im cleanen Bereich war ich erstaunt, wie gut dieses Teil klingt. Auch überraschend gut ist der Sustain, habe hier eigentlich mit wenig bis kaum gerechnet.
Potis:
Die Potis sind griffig und leichtgängig. Der Volumepoti tut was er soll; der Tone-Poti geht auf der Tiefen Einstellung schon sehr weit ins Dumpfe und Matschige. Das dumpfeste und tiefste meiner anderen Gitarren ist hier schon bei Einstellung ca. 3/4 erreicht (4/4 = tiefste). Aber er gibt genügend Spielraum um viele Klangfarben zu bekommen.
Haltung und Problem Kopflastigkeit:
Im Stehen mit Gurt: Bauartbedingt ist die Shorty im hängenden Zustand stark kopflastig, d.h. der Kopf zieht konstant richtung Boden. In den ersten Stunden ist mir das extrem aufgefallen und hat mich auch im Spielfluss massiv gestört. Ich habe einen Nylon-Gurt; Berichten zu folge wäre es mit einem Ledergurt weniger spürbar, habe ich aber noch nicht getestet. Seltsamerweise gewöhnt man sich so schnell daran, dass man automatisch irgendwie gegen hält - d.h. inzwischen merke ich die Kopflastigkeit so gut wie gar nicht mehr, außer ich nehme beide Hände von der Gitarre. Hinzu habe ich festgestellt, dass es günstiger ist zum spielen ein "griffiges Oberteil" an zu haben, was das Gurtrutschen deutlich vermindert. Hier z.B. ein glattes Softshell als schlechteste Option und ein Baumwollpulli/T-Shirt als beste Option. Ebenso begünstigt der "Mini-Korpus" die Kontrolle über die Gitarre und verbessert so die Haltung.
Long story short: man gewöhnt sich sehr schnell dran und lernt es (unterbewusst) auszugleichen.
Im Sitzen: Ich spiele sehr selten im Sitzen (ich brauche immer Auslauf), habe es dennoch, insbesondere zum Kennenlernen, am Anfang gemacht. Im Sitzen mit Gurt geht es ganz gut, ich fand es angenehmer den Korpus auf dem Linken Bein anzulehnen und steil zu stellen, als auf dem rechten Bein und flacher. Für die Position "links und steil" ist die Kabelbuchse allerdings etwas blöd platziert - ich benutze jedoch immer Winkelstecker, also ging es.
Generell wird auch vorgeschlagen das halsseitige Gurtende nicht am Korpus sondern am Kopf zu befestigen - ich habe es ausprobiert, fand aber, dass dann wiederum die Korpus-Seite nach unten zieht, was für mich eher noch unangenehmer war.
Fazit:
Für (sehr) wenig Geld ein sehr brauchbares Instrument, das auch schon out-of-the-box mit Sicherheit zu mehr taugt als rein fürs Üben. Mit einem guten Setup ist auf jeden Fall noch mehr herauszuholen. Wer sich an der Kopflastigkeit nicht stört bzw. sich daran gewöhnen kann wie ich, kann mit der Shorty sehr viel Spaß haben. Ich jedenfalls habe mit viel weniger gerechnet und viel mehr bekommen. Habe bei dem Preis klare Vorurteile gehabt, die sich aber alle nicht erfüllt haben.
Pro&Kontra:
+ sehr kompakt (82cm)
+ "Mini-Korpus" für Handauflage und Kontrolle
+ Stimmstabil
+ Mensur 628mm ("Gibson Mensur")
+ recht vielseitiger Humbucker, insb. clean
+ Einstellmöglichkeiten Brücke / Saitenreiter / Hals
+ Preis / Leistung: top
- Kopflastigkeit kann zum Problem werden (individuell)
- ???
Ich kann die Shorty als Unterwegs-E-Gitarre eigentlich nur empfehlen. Insbesondere mit sowas wie einem Amplug und Kopfhörern eine perfekte Unterwegslösung.
Wie stark die Kopflastigkeit ins Gewicht fällt, muss jeder individuell entscheiden - ich habe mich schnell daran gewöhnt. Um das dauerthaft zu lösen, werde ich in naher Zukunft einen kleinen Umbau vornehmen und davon natürlich berichten.
Ansonsten hoffe ich, dass dieses Review hilfreich ist und sollte ich etwas vergessen haben, oder es andere Fragen noch geben, nur zu
- Eigenschaft