JackIS
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Hallo zusammen,
ich möchte Euch gerne von meiner neuen Anschaffung, der Sigma OMM-ST+ berichten.
Story
Kurz zu meiner Person: ich bin schon ein etwas älteres Semester, und spiele seit meinem "Wiedereinstieg" vor etwa sechs Jahren regelmäßig klassische Gitarre sowie Steelstring in Fingerstyle-Technik.
Zusätzlich zu meiner Hauptgitarre, einer Santa Cruz 000 wollte ich mir ein günstiges Instrument anschaffen, das man problemlos im Zimmer herumstehen lassen und überall hin mitnehmen kann. Da ich schon einmal eine Sigma 000M-15 mein Eigen nannte, bin ich auf diese neuere OM aufmerksam geworden, und ich muss sagen, die beeindruckt mich doch sehr. Für etwa 250 EUR bekommt man hier ein richtig ernst zunehmendes Instrument. Wie ihr wahrscheinlich wisst, war Sigma ursprünglich eine Marke der Firma Martin, unter der amerikanische Traditionshersteller japanische Kopien der eigenen Modelle verkauft hatte. Vor einigen Jahren hat dann der deutsche Martin-Vertrieb, die Firma AMI aus München, diese Marke gekauft und bietet seitdem eine große Palette von preiswerten Kopien der bekannten amerikanischen Marken an, die in China gefertigt werden, soweit ich weiß, in der Cort-Factory.
Äußerliches
Diese Gitarre müsste eine der günstigsten im Angebot von Sigma sein. Um diesen Preis zu erreichen, wurde sozusagen alles weggelassen, auf das man notfalls verzichten kann. Sie hat ein absolut schlichtes Äußeres, keinerlei Bindings oder Verzierungen, und einen hauchdünnen matten Lack. Electronics natürlich auch keine, bei dem Preis. Der Korpus ist aus laminierten Mahagoni, der Hals aus massivem Mahagoni. Griffbrett und Steg sind aus Micarta, das ist ein Verbundmaterial aus Kunststoff und Natur(?) Fasern. Auf den ersten Blick sieht es aus wie Ebenholz. Ich glaube, das ist jetzt nicht unbedingt eine Sparmaßnahme, da Sigma fast alle ihre Gitarren neuerdings damit ausstattet, erkenntlich an dem 'plus' im Namen. Es geht dabei wohl eher darum, komplett Palisander-freie Gitarren zu bauen. Ob man dazu unbedingt ein 'künstliches' Material nehmen muss, ist sicherlich Geschmackssache. Mich persönlich stört es nicht, und die klanglichen Eigenschaften sind einwandfrei.
Nicht gespart wurde dann an den Dingen, die sich deutlich auf den Klang auswirken: die Decke ist aus massiver Fichte, der Hals ist über eine Schwalbenschwanzverbindung mit dem Korpus verbunden, und Steg und Sattel sind aus Knochen. Und die Verarbeitung ist absolut perfekt. Von der Form her ist die Gitarre übrigens ein klassisches OM-Modell nach Martin-Vorbild mit langer Mensur (645mm) und 45mm Halsbreite, was ich sehr zu schätzen weiß, das kommt dem Fingerstyler doch sehr entgegen. Die meisten Gitarren in dieser Preisklasse haben eher 43mm Halsbreite. Übrigens ist die Gitarre auch angenehm leicht.
Bespielbarkeit
Wie gerade erwähnt, ist die Gitarre durch den 45mm Hals und ein großzügiges Stringspacing geradezu prädestiniert für Fingerstyle, und das geht auf ihr richtig gut. Die Halsform ist dabei übrigens ein modernes flaches C, was sich ebenfalls sehr angenehm spielt. Die Saitenlage war im Laden sehr niedrig, allerdings haben die Saiten etwas geschnarrt, so dass ich den Halsstab etwas lockern ließ. Jetzt klingt sie absolut sauber, aber die Saiten sind mir in den höheren Lagen einen Tick zu hoch, ich denke, da muss man noch einen Kompromiss finden. Ich will sie jetzt aber erst mal einspielen, und dann nochmal mit ihr zum Setup gehen.
Klang
Die große Überraschung ist bei dieser Gitarre in der Tat der Klang. Der ist richtig ausgewogen, resonant, silbrig und durchaus obertonreich. Und auch laut. Besonders begeistert mich an der Sigma, dass der Klang beim Spielen unglaublich gut auf die Anschlagstechnik reagiert. Man kann auch wirklich mit hartem und weichem Klang 'spielen', je nachdem wo man anschlägt, also eher am Steg oder eher am Griffbrett. Das findet man in dieser Ausprägung eher bei wesentlich teureren Gitarren. Bässe sind ausreichend vorhanden und schön klar. Aber natürlich ist so eine OM nicht so eine bassstarke Wumme wie z.B. eine Dread. Auch die Höhen sind toll, nicht zu hart, und wie schon erwähnt richtig schön 'silbrig', was fast schon ein wenig Martin-Feeling aufkommen lässt.
Und was unterscheidet sie jetzt klanglich von den teureren Gitarren? Im Direktvergleich mit einer ähnlichen, aber dreimal so teuren Mexico-Martin fiel mir auf, dass letztere schon deutlich "voller" und "runder" klingt, ich würde sagen, etwas mehr Druck aus den Mitten und kräftigere Bässe. Aber andererseits hat mir persönlich das "filigrane" der Sigma fast besser gefallen, und vor allem auch diese tolle Ansprache. Bei der Sigma schwingen bei jedem Ton die anderen Saiten schön mit, und geben dem Klang dadurch mehr Obertöne, und ach ja - das Sustain ist einfach phänomenal. Ich muss sagen, ich habe schon einzelne erheblich teurere Gitarren von den bekannten amerikanischen, deutschen und tschechischen Edel-Fabriken angespielt, die klangen stumpf und 'tot' im Vergleich zu dieser 'billigen' China-Gitarre.
Auffällig ist vielleicht nur, dass die tiefe E-Saite in den höheren Lagen schon eher 'stumpf' klingt, das ist ein deutliches Merkmal, dass wir es hier eben doch mit einer äußerst preiswerten Gitarre zu tun haben.
Und anstatt noch allzu viele Worte über den Klang zu verlieren, habe ich euch ein Video aufgenommen, urteilt also einfach selbst.
Fazit
Hut ab, Sigma - was ihr da für kleines Geld anbietet, ist ein echter Knaller. Zumindest für mich, weil ich eine günstige Zweitgitarre mit Fingerstyle-Eignung gesucht habe. Und das ist bei der Sigma OMM-ST+ absolut gegeben, auch das etwas breitere Griffbrett kommt mir da sehr entgegen. Für heavy Strummer vielleicht nicht die allererste Wahl, da gibt es sicher anderswo noch einen 'fetteren' Sound. Aber für alles andere - auch für Anfänger - finde ich die Gitarre absolut empfehlenswert.
viele Grüße,
Jack
ich möchte Euch gerne von meiner neuen Anschaffung, der Sigma OMM-ST+ berichten.
Story
Kurz zu meiner Person: ich bin schon ein etwas älteres Semester, und spiele seit meinem "Wiedereinstieg" vor etwa sechs Jahren regelmäßig klassische Gitarre sowie Steelstring in Fingerstyle-Technik.
Zusätzlich zu meiner Hauptgitarre, einer Santa Cruz 000 wollte ich mir ein günstiges Instrument anschaffen, das man problemlos im Zimmer herumstehen lassen und überall hin mitnehmen kann. Da ich schon einmal eine Sigma 000M-15 mein Eigen nannte, bin ich auf diese neuere OM aufmerksam geworden, und ich muss sagen, die beeindruckt mich doch sehr. Für etwa 250 EUR bekommt man hier ein richtig ernst zunehmendes Instrument. Wie ihr wahrscheinlich wisst, war Sigma ursprünglich eine Marke der Firma Martin, unter der amerikanische Traditionshersteller japanische Kopien der eigenen Modelle verkauft hatte. Vor einigen Jahren hat dann der deutsche Martin-Vertrieb, die Firma AMI aus München, diese Marke gekauft und bietet seitdem eine große Palette von preiswerten Kopien der bekannten amerikanischen Marken an, die in China gefertigt werden, soweit ich weiß, in der Cort-Factory.
Äußerliches
Diese Gitarre müsste eine der günstigsten im Angebot von Sigma sein. Um diesen Preis zu erreichen, wurde sozusagen alles weggelassen, auf das man notfalls verzichten kann. Sie hat ein absolut schlichtes Äußeres, keinerlei Bindings oder Verzierungen, und einen hauchdünnen matten Lack. Electronics natürlich auch keine, bei dem Preis. Der Korpus ist aus laminierten Mahagoni, der Hals aus massivem Mahagoni. Griffbrett und Steg sind aus Micarta, das ist ein Verbundmaterial aus Kunststoff und Natur(?) Fasern. Auf den ersten Blick sieht es aus wie Ebenholz. Ich glaube, das ist jetzt nicht unbedingt eine Sparmaßnahme, da Sigma fast alle ihre Gitarren neuerdings damit ausstattet, erkenntlich an dem 'plus' im Namen. Es geht dabei wohl eher darum, komplett Palisander-freie Gitarren zu bauen. Ob man dazu unbedingt ein 'künstliches' Material nehmen muss, ist sicherlich Geschmackssache. Mich persönlich stört es nicht, und die klanglichen Eigenschaften sind einwandfrei.
Nicht gespart wurde dann an den Dingen, die sich deutlich auf den Klang auswirken: die Decke ist aus massiver Fichte, der Hals ist über eine Schwalbenschwanzverbindung mit dem Korpus verbunden, und Steg und Sattel sind aus Knochen. Und die Verarbeitung ist absolut perfekt. Von der Form her ist die Gitarre übrigens ein klassisches OM-Modell nach Martin-Vorbild mit langer Mensur (645mm) und 45mm Halsbreite, was ich sehr zu schätzen weiß, das kommt dem Fingerstyler doch sehr entgegen. Die meisten Gitarren in dieser Preisklasse haben eher 43mm Halsbreite. Übrigens ist die Gitarre auch angenehm leicht.
Bespielbarkeit
Wie gerade erwähnt, ist die Gitarre durch den 45mm Hals und ein großzügiges Stringspacing geradezu prädestiniert für Fingerstyle, und das geht auf ihr richtig gut. Die Halsform ist dabei übrigens ein modernes flaches C, was sich ebenfalls sehr angenehm spielt. Die Saitenlage war im Laden sehr niedrig, allerdings haben die Saiten etwas geschnarrt, so dass ich den Halsstab etwas lockern ließ. Jetzt klingt sie absolut sauber, aber die Saiten sind mir in den höheren Lagen einen Tick zu hoch, ich denke, da muss man noch einen Kompromiss finden. Ich will sie jetzt aber erst mal einspielen, und dann nochmal mit ihr zum Setup gehen.
Klang
Die große Überraschung ist bei dieser Gitarre in der Tat der Klang. Der ist richtig ausgewogen, resonant, silbrig und durchaus obertonreich. Und auch laut. Besonders begeistert mich an der Sigma, dass der Klang beim Spielen unglaublich gut auf die Anschlagstechnik reagiert. Man kann auch wirklich mit hartem und weichem Klang 'spielen', je nachdem wo man anschlägt, also eher am Steg oder eher am Griffbrett. Das findet man in dieser Ausprägung eher bei wesentlich teureren Gitarren. Bässe sind ausreichend vorhanden und schön klar. Aber natürlich ist so eine OM nicht so eine bassstarke Wumme wie z.B. eine Dread. Auch die Höhen sind toll, nicht zu hart, und wie schon erwähnt richtig schön 'silbrig', was fast schon ein wenig Martin-Feeling aufkommen lässt.
Und was unterscheidet sie jetzt klanglich von den teureren Gitarren? Im Direktvergleich mit einer ähnlichen, aber dreimal so teuren Mexico-Martin fiel mir auf, dass letztere schon deutlich "voller" und "runder" klingt, ich würde sagen, etwas mehr Druck aus den Mitten und kräftigere Bässe. Aber andererseits hat mir persönlich das "filigrane" der Sigma fast besser gefallen, und vor allem auch diese tolle Ansprache. Bei der Sigma schwingen bei jedem Ton die anderen Saiten schön mit, und geben dem Klang dadurch mehr Obertöne, und ach ja - das Sustain ist einfach phänomenal. Ich muss sagen, ich habe schon einzelne erheblich teurere Gitarren von den bekannten amerikanischen, deutschen und tschechischen Edel-Fabriken angespielt, die klangen stumpf und 'tot' im Vergleich zu dieser 'billigen' China-Gitarre.
Auffällig ist vielleicht nur, dass die tiefe E-Saite in den höheren Lagen schon eher 'stumpf' klingt, das ist ein deutliches Merkmal, dass wir es hier eben doch mit einer äußerst preiswerten Gitarre zu tun haben.
Und anstatt noch allzu viele Worte über den Klang zu verlieren, habe ich euch ein Video aufgenommen, urteilt also einfach selbst.
Fazit
Hut ab, Sigma - was ihr da für kleines Geld anbietet, ist ein echter Knaller. Zumindest für mich, weil ich eine günstige Zweitgitarre mit Fingerstyle-Eignung gesucht habe. Und das ist bei der Sigma OMM-ST+ absolut gegeben, auch das etwas breitere Griffbrett kommt mir da sehr entgegen. Für heavy Strummer vielleicht nicht die allererste Wahl, da gibt es sicher anderswo noch einen 'fetteren' Sound. Aber für alles andere - auch für Anfänger - finde ich die Gitarre absolut empfehlenswert.
viele Grüße,
Jack
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