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AKG K-872 vs. AKG K-812 oder welcher für welchen Kopf !?
Ich suche (besser gesagt: suchte – denn einer der beiden Probanten ist es zum Schluss schließlich geworden ) einen Kopfhörer für meine alltäglichen Mixing & Mastering Arbeiten.
Ich sage bewusst Mixing. Denn für den „normalen“ Hausgebrauch, für`s entspannte Musikhören auf dem Sofa oder im Garten bin ich mit einem Bose Produkt bereits versorgt.
Das heißt der Kopfhörer muss (für mich) vor allem in einer Mixing Anwendung überzeugen.
Warum diese beiden Modelle aus dem Hause AKG ?
Ich hatte mich im Vorfeld mit einigen Testberichten, Reviews usw… informiert. Auch die beiden sehr informativen Reviews aus dem Musiker Board von den den geschätzten Usern exoslime: https://www.musiker-board.de/threads/review-th-900-mk2-kopfhoerer.685917/#post-8683190 und
hack_meck: https://www.musiker-board.de/threads/was-auf-die-ohren-fostex-hpa8mk2-th900.684344/#post-8658044
zu den Produkten von Fostex habe ich gründlich studiert.
Da ich aber in der Vergangenheit sehr gute Erfahrungen über lange Jahre mit AKG gemacht habe, entschied ich mich, die 2 Referenzhörer dieser Marke zu bestellen und ausgiebig zu testen.
Ab zum Test:
Unboxing as it`s best!
Eingepackt sind beide Probanten schon mal ziemlich opulent. Als das Thomann Paket ankam, könnte man fast glauben man hat eine PA Anlage bestellt.
Der K-812 kommt in einer etwas „kleineren“ Verpackung als der K-872.
Soll aber nicht heißen, weniger luxeriös. Die beiden in schlichtem schwarz gehaltenen Verpackungen sind qualitativ hochwertig. Nach Herausziehen der Pappbanderole kommen edle Aufbewahrungsboxen zum Vorschein die in schwarzes Leinen eingebunden scheinen. Beide Boxen haben Magnetverschluss. Respekt – das Auspacken lässt hier schon mal auf Qualität schließen.
Dem K-812 liegt neben dem Kopfhörer, Hangtags, Kabel, Klinkensteckeradapter noch ein schicker Aufsteller anbei. Der kunstvoll gebogene Aufsteller ist aus Multiplexholz und ziert ein schön gemasertes Walnussfurnier. Bravo !
Bei dem K-872 ist es etwas anders, neben oben genannten Zubehör bekommt man bei diesem Kopfhörer eine sehr stabile und ansehnliche Transportbox mitgeliefert. Der Aufsteller aus Holz aber fehlt.
Wenn man sich für den K-812 entscheidet und diesen standesgemäß transportieren möchte, könnte man sich die Transportbox des K-872 separat bestellen: https://www.thomann.de/at/akg_k_872_case.htm
Nun aber genug von Verpackungen und Aufstellern – jetzt wollen wir sehen was die 2 Herren können.
Haptik und Äußerlichkeiten:
Beide Kopfhörer sehen sich ziemlich ähnlich. Der K-812 ist die offene Ausführung und der K-872 die Geschlossene. Aber so simple lassen sich die 2 Herrschaften nicht klassifizieren.
Der K-812 kommt mir vom Gewicht einen Hauch leichter vor. Herstellerangabe: 390 Gramm bei 812er und 872er ohne Kabel ?! Ich müsste mich schon sehr täuschen wenn der 812er nicht leichter wäre, aber bitte.
Meine Küchenwaage sagt: 812er: 385 Gramm & 872er 392 Gramm
Beide Hörer sind erwartungsgemäß sehr gut bis hervorragend verarbeitet. Ich hatte versucht irgendwelche Verarbeitungsfehler zu erkennen, aber nix gefunden. Sehr gut - so wollen wir das / Bei diesem Preissegment erwarte ich aber auch nichts anderes.
Oberflächen und Materialien wirken sehr edel. Die kardanischen Muschelhalterungen bestehen aus Metall und passen sich automatisch und komfortabel der jeweiligen Kopfform an. Der Kopfbügel ist aus Federstahl und das Kopfband aus echtem Leder sowie auch die Memory-Foam Polster sind mit echtem Leder überzogen.
Die Justierung der beiden Seiten wird eher AKG untypisch einzeln durchgeführt. Ich hatte den Eindruck, dass die Justierung etwas fummelig ist, aber dies war klar ein Anwenderfehler meinerseits. Hat man den Dreh raus, dann genügt ein leichter „Push“ mit dem Finger auf das AKG Logo oberhalb der Ohrmuschel und nun kann man bequem die Tragehöhen einstellen. Den Tragekomfort würde ich als ausgezeichnet beurteilen – bei beiden Hörern.
Das relativ hohe Gewicht wird sehr gut abgefedert. Headbanger werden keine Freude haben - Die Hörer sitzen sehr gut, aber übertriebenes rumshütteln befördert auch den Kopfhörer vom Kopf (z.B. im Tracking Room beim Gitarre aufnehmen). Die Ohrmuscheln selbst sind sehr groß. Das Ohr wird wunderbar umschlossen und steht nirgends an. Der Memory-Foam Polster übt wenig Druck um das Ohr aus und das ist gut so. Ich hatte oft Probleme bei langen Sessions mit „drückenden“ Ohrhörern. Das Innenleben der Kopfhörermuscheln wird durch eine feinmaschige Schicht Meshgewebe vor Staub und Schmutz geschützt.
Beide Kontrahenten verfügen über ein einseitig geführtes Kabel, dass über einen hochwertig verarbeiteten LEMO-Stecker angebracht wird. Befestigt wird an der linken Ohrmuschel. Am anderen Ende des 3 Meter langen Kabel befindet sich ein 3,5 mm Miniklinkenstecker – ein Adapter auf große Klinke ist im Lieferumfang enthalten. Klinkensteckerverbindungen sind vergoldet. Das Kabel ist glatt und somit sind unangenehme Kabelgeräusche nicht vorhanden.
Im Inneren der Kopfhörermuschel sitzt ein dynamischer Breitband-Treiber mit üppigen 53 Millimeter Membrandurchmesser. Angetrieben wird er von einem kräftigen Neodym-Magneten, der, wie auch das im Inneren des K812 und des K872, eine für Kopfhörer überdurchschnittlich hohe magnetische Flussdichte von 1,5 Tesla liefert. Auch die Schwingspule folgt dem Konzept und ist aus leichtem, gut leitendem kupferbeschichtetem Aluminium gefertigt.
Der K872 und K812 haben vergleichsweise niedrige Eingangsimpedanzen von 36 Ohm, so dass sie auch am Smartphone oder Laptop zum Einsatz kommen können.
Ich habe in anderen Tests von hoher Wärmeentwicklung im Betrieb gelesen, das kann ich NICHT bestätigen. Weder der 872 noch der 812 wurden bei mir unangenehm warm – auch nach Stunden von Mixing Sessions.
Der K812 arbeitet mit offenen Schallwandlersystemen. Die 53-mm-Membranen sind nach AKGs patentiertem VarimotionPrinzip aus mehreren Lagen Kunststoff gefertigt, die außen dünner sind als in der Mitte um ein optimales kolbenförmiges Schwingverhalten sicherzustellen und Verzerrungen durch Partialschwingungen zu reduzieren. Neuartige Zweischicht-Schwingspulen sollen die Impulswiedergabe verbessern, während extrem leistungsstarke Neodym-Magnete für einen hohen Schalldruck von 110 dB re 1V sorgen. Der K 872 ist in seiner mechanischen Konstruktion nahezu identisch mit dem K 812.
Auffälligster Unterschied beim K 872 gegenüber dem offenen K 812 ist, dass die Muscheln nach außen komplett geschlossen sind, denn der K 872 ist ja ein »Closed back«-Kopfhörer, wie der Engländer sagt.
Die Schallwandler mussten auf die geschlossene Arbeitsweise selbstverständlich angepasst werden. Die Grundparameter sind jedoch ähnlich wie beim offenen K 812: Es kommen hocheffiziente dynamische Wandler mit 53 mm Durchmesser zum Einsatz. Die Sensitivity ist mit 112 dB SPL/V sehr hoch.
Praxis und Klang K-812:
Es fällt nicht leicht, in Worte zu fassen, was den K812 so besonders macht. Die Abbildungsqualitäten eines Kopfhörers lassen sich aber nur sehr bedingt in handfesten Daten erfassen, denn was zwischen Schallwandler und Trommelfell passiert, ist mit Messungen und Simulationen nur sehr unvollständig zu erfassen. Auf mich wirkt das Klangbild des K812 ungeheuer plastisch und dimensional. Die Stereoortung ist äußerst präzise, aber nicht überzogen. Die kopfhörertypische „Im-KopfOrtung“ der Stereomitte ist weniger aufdringlich als bei manch anderem Modell. Wer bevorzugt nachts arbeitet und Rücksicht auf seine Mitmenschen nehmen muss oder wer häufig unterwegs musiziert und mischt, sollte sich unbedingt den K812 anhören − sofern er ins Budget passt −, denn es ist einer der wenigen Kopfhörer, der eine sichere Klang- und Mix-Beurteilung zulässt.
Ich hatte immer wieder den selben Mix laufen und habe immer wieder den Kopfhörer vom Kopf genommen und zum Vergleich meine Monitorboxen abgehört – IMMER DAS GLEICHE ERGEBNIS - aus beiden Quellen !
Wenn ich eine Gesangs oder Gitarrenspur mit einem Plug-In „gepeppt“ habe, dann ist das Ergebnis sofort ortbar und mit dem K-812 erkennbar.
Das habe ich mir immer gewünscht. Den Mix mit meinem Kopfhörer zu bearbeiten und am nächsten Tag das gleiche Ergebnis an meinen Monitor Boxen weiter zu bearbeiten – und wieder umgekehrt - Klasse !!!
Praxis und Klang K-872:
Der K 872 ist der wohl komfortabelste geschlossene Kopfhörer, den ich bisher ausprobieren durfte. Aufgrund des geringen Anpressdrucks kann man den K 872 auch über längere Zeit bequem tragen, ohne dass Druckstellen entstehen. Trotz des geringen Anpressdrucks ist die Schallisolation gut. Außenschall wird vor allem in den oberen Frequenzen stark unterdrückt. Schallemissionen nach außen (z. B. ins Mikrofon des Sängers) sind gering, sodass der K 872 sich bestens fürs Musiker-Monitoring eignet − solange diese sich nicht hyperaktiv bewegen (also nichts für Drummer oder headbangende Gitarristen) wie weiter oben schon geschrieben. Angesichts des Preisniveaus, dürften die primären Anwendungsbereiche aber eher in Mix und Mastering liegen, d. h. bei Aufgaben, für die man normalerweise einen offenen Kopfhörer wählen würde. Ganz normale Stereoaufnahmen vermag der AKG K 872 sehr plastisch darzustellen. Das Stereopanorama wirkt nicht übertrieben in die Breite gezogen, die Tiefenstaffelung ist ausgezeichnet. Die Achillesferse der allgemeinen Kopfhörerwiedergabe, die berüchtigte Im-Kopf-Lokalisation der Stereomitte, ist beim K 872 weniger ausgeprägt als beim 812er. Bei den meisten Aufnahmen scheint die Stereomitte etwas vor dem eigenen Kopf zu liegen. Das ist zwar immer noch nicht ganz das Stereobild, das man von der Lautsprecherwiedergabe kennt, aber man kann sehr gut damit arbeiten, auch über einen längeren Zeitraum. Was mich aber speziell im Mixing stört sind die stärker ausgeprägten Bässe des 872er. Es ist ein EQ nötig um die Bässe zu dezimieren und das Klangbild gegenüber den Monitorboxen anzupassen und das kann ich leider nicht gebrauchen. Nicht falsch verstehen – der 872er ist ein atemberaubender Kopfhörer der einen Genuss bei fertigen Audio Aufnahmen darstellt, den ich so noch nie gehört hatte. Aber für meine ganz persönlichen Vorstellungen (einen Kopfhörer für Mixing) zu verwenden hat meiner Meinung der K-812 gerade in diesem Segment die Nase vorn.
Fazit:
Ein Vorredner aus einem Testbericht zum K-812 meinte: „Der K812 ist ein Kopfhörer, der Maßstäbe setzt. Es kommt selten vor, dass mich ein Testgerät wirklich aus den Socken haut, aber AKGs neues Spitzenmodell entfaltet einen so betörenden Realismus, dass mir förmlich die Kinnlade runterklappte, weil ich an alten Aufnahmen ganz neue Seiten entdeckte. Etwas
nüchterner betrachtet ist es einer der ganz wenigen Kopfhörer, mit dem man einen Song mischen kann, ohne nachher unangenehme Überraschungen zu erleben. Der AKG K812 ist ganz klar der beste Kopfhörer, den ich je gehört habe.“
Das kann ich unterschreiben !
Der K-872 hat in Sachen Hörgenuss im Hi-Fi Bereich die Nase vorn, aber ich suchte einen Partner fürs Leben in Sachen Mixing und Mastering.
Der K-812 hat mich gerade dort voll überzeugt und bleibt somit bei mir.
Ich hoffe euch hat das Review gefallen. Für Anmerkungen und Kommentare bin ich dankbar. Fragen die noch bei euch auftreten könnten werde ich natürlich nach besten Wissen und Gewissen beantworten.
Liebe Grüße
Alex
Ich suche (besser gesagt: suchte – denn einer der beiden Probanten ist es zum Schluss schließlich geworden ) einen Kopfhörer für meine alltäglichen Mixing & Mastering Arbeiten.
Ich sage bewusst Mixing. Denn für den „normalen“ Hausgebrauch, für`s entspannte Musikhören auf dem Sofa oder im Garten bin ich mit einem Bose Produkt bereits versorgt.
Das heißt der Kopfhörer muss (für mich) vor allem in einer Mixing Anwendung überzeugen.
Warum diese beiden Modelle aus dem Hause AKG ?
Ich hatte mich im Vorfeld mit einigen Testberichten, Reviews usw… informiert. Auch die beiden sehr informativen Reviews aus dem Musiker Board von den den geschätzten Usern exoslime: https://www.musiker-board.de/threads/review-th-900-mk2-kopfhoerer.685917/#post-8683190 und
hack_meck: https://www.musiker-board.de/threads/was-auf-die-ohren-fostex-hpa8mk2-th900.684344/#post-8658044
zu den Produkten von Fostex habe ich gründlich studiert.
Da ich aber in der Vergangenheit sehr gute Erfahrungen über lange Jahre mit AKG gemacht habe, entschied ich mich, die 2 Referenzhörer dieser Marke zu bestellen und ausgiebig zu testen.
Ab zum Test:
Unboxing as it`s best!
Eingepackt sind beide Probanten schon mal ziemlich opulent. Als das Thomann Paket ankam, könnte man fast glauben man hat eine PA Anlage bestellt.
Der K-812 kommt in einer etwas „kleineren“ Verpackung als der K-872.
Soll aber nicht heißen, weniger luxeriös. Die beiden in schlichtem schwarz gehaltenen Verpackungen sind qualitativ hochwertig. Nach Herausziehen der Pappbanderole kommen edle Aufbewahrungsboxen zum Vorschein die in schwarzes Leinen eingebunden scheinen. Beide Boxen haben Magnetverschluss. Respekt – das Auspacken lässt hier schon mal auf Qualität schließen.
Dem K-812 liegt neben dem Kopfhörer, Hangtags, Kabel, Klinkensteckeradapter noch ein schicker Aufsteller anbei. Der kunstvoll gebogene Aufsteller ist aus Multiplexholz und ziert ein schön gemasertes Walnussfurnier. Bravo !
Bei dem K-872 ist es etwas anders, neben oben genannten Zubehör bekommt man bei diesem Kopfhörer eine sehr stabile und ansehnliche Transportbox mitgeliefert. Der Aufsteller aus Holz aber fehlt.
Wenn man sich für den K-812 entscheidet und diesen standesgemäß transportieren möchte, könnte man sich die Transportbox des K-872 separat bestellen: https://www.thomann.de/at/akg_k_872_case.htm
Nun aber genug von Verpackungen und Aufstellern – jetzt wollen wir sehen was die 2 Herren können.
Haptik und Äußerlichkeiten:
Beide Kopfhörer sehen sich ziemlich ähnlich. Der K-812 ist die offene Ausführung und der K-872 die Geschlossene. Aber so simple lassen sich die 2 Herrschaften nicht klassifizieren.
Der K-812 kommt mir vom Gewicht einen Hauch leichter vor. Herstellerangabe: 390 Gramm bei 812er und 872er ohne Kabel ?! Ich müsste mich schon sehr täuschen wenn der 812er nicht leichter wäre, aber bitte.
Meine Küchenwaage sagt: 812er: 385 Gramm & 872er 392 Gramm
Beide Hörer sind erwartungsgemäß sehr gut bis hervorragend verarbeitet. Ich hatte versucht irgendwelche Verarbeitungsfehler zu erkennen, aber nix gefunden. Sehr gut - so wollen wir das / Bei diesem Preissegment erwarte ich aber auch nichts anderes.
Oberflächen und Materialien wirken sehr edel. Die kardanischen Muschelhalterungen bestehen aus Metall und passen sich automatisch und komfortabel der jeweiligen Kopfform an. Der Kopfbügel ist aus Federstahl und das Kopfband aus echtem Leder sowie auch die Memory-Foam Polster sind mit echtem Leder überzogen.
Die Justierung der beiden Seiten wird eher AKG untypisch einzeln durchgeführt. Ich hatte den Eindruck, dass die Justierung etwas fummelig ist, aber dies war klar ein Anwenderfehler meinerseits. Hat man den Dreh raus, dann genügt ein leichter „Push“ mit dem Finger auf das AKG Logo oberhalb der Ohrmuschel und nun kann man bequem die Tragehöhen einstellen. Den Tragekomfort würde ich als ausgezeichnet beurteilen – bei beiden Hörern.
Das relativ hohe Gewicht wird sehr gut abgefedert. Headbanger werden keine Freude haben - Die Hörer sitzen sehr gut, aber übertriebenes rumshütteln befördert auch den Kopfhörer vom Kopf (z.B. im Tracking Room beim Gitarre aufnehmen). Die Ohrmuscheln selbst sind sehr groß. Das Ohr wird wunderbar umschlossen und steht nirgends an. Der Memory-Foam Polster übt wenig Druck um das Ohr aus und das ist gut so. Ich hatte oft Probleme bei langen Sessions mit „drückenden“ Ohrhörern. Das Innenleben der Kopfhörermuscheln wird durch eine feinmaschige Schicht Meshgewebe vor Staub und Schmutz geschützt.
Beide Kontrahenten verfügen über ein einseitig geführtes Kabel, dass über einen hochwertig verarbeiteten LEMO-Stecker angebracht wird. Befestigt wird an der linken Ohrmuschel. Am anderen Ende des 3 Meter langen Kabel befindet sich ein 3,5 mm Miniklinkenstecker – ein Adapter auf große Klinke ist im Lieferumfang enthalten. Klinkensteckerverbindungen sind vergoldet. Das Kabel ist glatt und somit sind unangenehme Kabelgeräusche nicht vorhanden.
Im Inneren der Kopfhörermuschel sitzt ein dynamischer Breitband-Treiber mit üppigen 53 Millimeter Membrandurchmesser. Angetrieben wird er von einem kräftigen Neodym-Magneten, der, wie auch das im Inneren des K812 und des K872, eine für Kopfhörer überdurchschnittlich hohe magnetische Flussdichte von 1,5 Tesla liefert. Auch die Schwingspule folgt dem Konzept und ist aus leichtem, gut leitendem kupferbeschichtetem Aluminium gefertigt.
Der K872 und K812 haben vergleichsweise niedrige Eingangsimpedanzen von 36 Ohm, so dass sie auch am Smartphone oder Laptop zum Einsatz kommen können.
Ich habe in anderen Tests von hoher Wärmeentwicklung im Betrieb gelesen, das kann ich NICHT bestätigen. Weder der 872 noch der 812 wurden bei mir unangenehm warm – auch nach Stunden von Mixing Sessions.
Der K812 arbeitet mit offenen Schallwandlersystemen. Die 53-mm-Membranen sind nach AKGs patentiertem VarimotionPrinzip aus mehreren Lagen Kunststoff gefertigt, die außen dünner sind als in der Mitte um ein optimales kolbenförmiges Schwingverhalten sicherzustellen und Verzerrungen durch Partialschwingungen zu reduzieren. Neuartige Zweischicht-Schwingspulen sollen die Impulswiedergabe verbessern, während extrem leistungsstarke Neodym-Magnete für einen hohen Schalldruck von 110 dB re 1V sorgen. Der K 872 ist in seiner mechanischen Konstruktion nahezu identisch mit dem K 812.
Auffälligster Unterschied beim K 872 gegenüber dem offenen K 812 ist, dass die Muscheln nach außen komplett geschlossen sind, denn der K 872 ist ja ein »Closed back«-Kopfhörer, wie der Engländer sagt.
Die Schallwandler mussten auf die geschlossene Arbeitsweise selbstverständlich angepasst werden. Die Grundparameter sind jedoch ähnlich wie beim offenen K 812: Es kommen hocheffiziente dynamische Wandler mit 53 mm Durchmesser zum Einsatz. Die Sensitivity ist mit 112 dB SPL/V sehr hoch.
Praxis und Klang K-812:
Es fällt nicht leicht, in Worte zu fassen, was den K812 so besonders macht. Die Abbildungsqualitäten eines Kopfhörers lassen sich aber nur sehr bedingt in handfesten Daten erfassen, denn was zwischen Schallwandler und Trommelfell passiert, ist mit Messungen und Simulationen nur sehr unvollständig zu erfassen. Auf mich wirkt das Klangbild des K812 ungeheuer plastisch und dimensional. Die Stereoortung ist äußerst präzise, aber nicht überzogen. Die kopfhörertypische „Im-KopfOrtung“ der Stereomitte ist weniger aufdringlich als bei manch anderem Modell. Wer bevorzugt nachts arbeitet und Rücksicht auf seine Mitmenschen nehmen muss oder wer häufig unterwegs musiziert und mischt, sollte sich unbedingt den K812 anhören − sofern er ins Budget passt −, denn es ist einer der wenigen Kopfhörer, der eine sichere Klang- und Mix-Beurteilung zulässt.
Ich hatte immer wieder den selben Mix laufen und habe immer wieder den Kopfhörer vom Kopf genommen und zum Vergleich meine Monitorboxen abgehört – IMMER DAS GLEICHE ERGEBNIS - aus beiden Quellen !
Wenn ich eine Gesangs oder Gitarrenspur mit einem Plug-In „gepeppt“ habe, dann ist das Ergebnis sofort ortbar und mit dem K-812 erkennbar.
Das habe ich mir immer gewünscht. Den Mix mit meinem Kopfhörer zu bearbeiten und am nächsten Tag das gleiche Ergebnis an meinen Monitor Boxen weiter zu bearbeiten – und wieder umgekehrt - Klasse !!!
Praxis und Klang K-872:
Der K 872 ist der wohl komfortabelste geschlossene Kopfhörer, den ich bisher ausprobieren durfte. Aufgrund des geringen Anpressdrucks kann man den K 872 auch über längere Zeit bequem tragen, ohne dass Druckstellen entstehen. Trotz des geringen Anpressdrucks ist die Schallisolation gut. Außenschall wird vor allem in den oberen Frequenzen stark unterdrückt. Schallemissionen nach außen (z. B. ins Mikrofon des Sängers) sind gering, sodass der K 872 sich bestens fürs Musiker-Monitoring eignet − solange diese sich nicht hyperaktiv bewegen (also nichts für Drummer oder headbangende Gitarristen) wie weiter oben schon geschrieben. Angesichts des Preisniveaus, dürften die primären Anwendungsbereiche aber eher in Mix und Mastering liegen, d. h. bei Aufgaben, für die man normalerweise einen offenen Kopfhörer wählen würde. Ganz normale Stereoaufnahmen vermag der AKG K 872 sehr plastisch darzustellen. Das Stereopanorama wirkt nicht übertrieben in die Breite gezogen, die Tiefenstaffelung ist ausgezeichnet. Die Achillesferse der allgemeinen Kopfhörerwiedergabe, die berüchtigte Im-Kopf-Lokalisation der Stereomitte, ist beim K 872 weniger ausgeprägt als beim 812er. Bei den meisten Aufnahmen scheint die Stereomitte etwas vor dem eigenen Kopf zu liegen. Das ist zwar immer noch nicht ganz das Stereobild, das man von der Lautsprecherwiedergabe kennt, aber man kann sehr gut damit arbeiten, auch über einen längeren Zeitraum. Was mich aber speziell im Mixing stört sind die stärker ausgeprägten Bässe des 872er. Es ist ein EQ nötig um die Bässe zu dezimieren und das Klangbild gegenüber den Monitorboxen anzupassen und das kann ich leider nicht gebrauchen. Nicht falsch verstehen – der 872er ist ein atemberaubender Kopfhörer der einen Genuss bei fertigen Audio Aufnahmen darstellt, den ich so noch nie gehört hatte. Aber für meine ganz persönlichen Vorstellungen (einen Kopfhörer für Mixing) zu verwenden hat meiner Meinung der K-812 gerade in diesem Segment die Nase vorn.
Fazit:
Ein Vorredner aus einem Testbericht zum K-812 meinte: „Der K812 ist ein Kopfhörer, der Maßstäbe setzt. Es kommt selten vor, dass mich ein Testgerät wirklich aus den Socken haut, aber AKGs neues Spitzenmodell entfaltet einen so betörenden Realismus, dass mir förmlich die Kinnlade runterklappte, weil ich an alten Aufnahmen ganz neue Seiten entdeckte. Etwas
nüchterner betrachtet ist es einer der ganz wenigen Kopfhörer, mit dem man einen Song mischen kann, ohne nachher unangenehme Überraschungen zu erleben. Der AKG K812 ist ganz klar der beste Kopfhörer, den ich je gehört habe.“
Das kann ich unterschreiben !
Der K-872 hat in Sachen Hörgenuss im Hi-Fi Bereich die Nase vorn, aber ich suchte einen Partner fürs Leben in Sachen Mixing und Mastering.
Der K-812 hat mich gerade dort voll überzeugt und bleibt somit bei mir.
Ich hoffe euch hat das Review gefallen. Für Anmerkungen und Kommentare bin ich dankbar. Fragen die noch bei euch auftreten könnten werde ich natürlich nach besten Wissen und Gewissen beantworten.
Liebe Grüße
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