Relativhörer vs. Absolutsänger?

Steckt vielleicht in jedem Menschen - oder zumindest in jedem Sänger - ein potentieller Absoluthörer?
Bei vielen ist das tatsächlich so. Wenn man das nur lang genug und oft genug macht, hört man auf einmal absolut. BÄHMMM! Auf einmal ist jedes Stück, welches der Chorleiter für die Sänger einen Halbton nach unten transponiert, seltsam. Da paßt irgendwas nicht. Und was paßt nicht? Die gedachte Note stimmt nicht mehr mit der gesungenen Note überein.
Nach genügend verstrichener Zeit verschwindet das auch wieder.

Ich hatte eine Zeit lang ein absolutes Gehör, als ich mich als Jugendliche sehr intensiv mit Musik beschäftigt habe. Ich meine, das ist Trainingssache. Und bei mir ist es auch annähernd wieder verschwunden.
Nur im Chor kann ich manchmal bei transponierten Sachen nicht wirklich singen, oder ich singe falsch. Denn beim Notenlesen kann ich nicht so schnell denken, dass ich alles einen halben Ton tiefer setzen muss ...
 
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Hallo,

...von mir auch ein wenig aus der Chorsängerpraxis ;) ... Ich bin weder Blattsänger noch habe ich ein absolutes Gehör. Was sich aber trainiert hat, ist so eine Art "musikalisches Gedächtnis", so daß ich "gängige" Stücke beim Üben auch ohne Tonangabe meist in der richtigen Höhe beginnen kann. Hilfreich finde ich Übungen zur Gehörbildung - wenn man einfach "weiß", wie die Intervalle klingen und sich anfühlen, wird auch das Singen "vom Blatt" durchaus einfacher...

Ob ein absolutes Gehör immer von Vorteil ist, würde ich mal bezweifeln wollen... vor vielen Jahren zu Ostern erlebt: Aushilfe bei einem Chor, dessen Leiter wirklich ein absolutes Gehör hat. Es gab sogar noch in der Generalprobe massive Intonationsprobleme der "Stammbesatzung", was dem Chorleiter wirklich schmerzhafte Grimassen abnötigte, obwohl er sich tapfer bemühte, seine Züge zu beherrschen. Vorsichtige Nachfrage nach der Probe ergab die Antwort "Ja, das hat wirklich weh getan..." - und das nahm ich ihm auch ab.

Das stark unterschiedliche Körpergefühl, wenn man in einem Stück absackt oder steigt, kann ich ebenfalls bestätigen... wir haben für unser aktuelles Konzertprogramm bei einer Probe mal das "Agnus Dei" von Barber einen halben und einen ganzen Ton tiefer begonnen, um die Unterschiede zu fühlen, sollten wir im Konzert durchsacken. Der Unterschied war beträchtlich - abgesehen davon, daß bei dieser Nummer bei einem ganzen Ton tiefer unser Baß 2 in die allergrößte Bedrängnis kam :D

Viele Grüße
Klaus
 
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was passiert mit einem absoluthörer, wenn zb. ein orchester eine alternative stimmung verwendet, zb. 432hz.
dann wäre das komplette musikstück für ihn "flat", wenn sein absolutes gehör auf 440hz geeicht ist?
Ich habe tatsächlich schon gelesen, dass sich Absoluthörer sehr schwer tun mit transponierten Stücken
das absolute Gehör ist vor dem relativen vorhanden, weil es "einfacher" zu verarbeiten wäre, aber dann kommt unsere Sprache
Die Spracher verdrängt das absolute Hören von Tonhöhen? Intressanter Ansatz.
bei mir ist das Singen eine rein PRAKTISCHE Angelegenheit. Und diese Diskussion scheint mir doch eine sehr fachstezifische, wenn nicht gar akademische zu sein...
Keine Sorge, bei mir schon auch. Und glaub mir, das ist auch keine Tread von Sorte "Hey ich hab da ein Problem beim Singen und ich bin sicher ich kann es nur lösen indem ich Absoluthörer werde"; es ist rein akademisch. Ich bin einfach über die Tatsache gestolpert das Singen - auch das reine Nachsingen - eingentlich per Defintion etwas Absolutes hat, während ... naja siehe oben. :D
Es irritiert mich, wenn bei einer Probe ein Lied höher oder tiefer gesungen wird als notiert, ohne dass ich das vorher gesagt bekomme. Ich bin mir aber nicht sicher, ob es mich auch am Anfang einer Probe irritieren würde.
Ja, das kann ich bestätigen.

Vielen Dank an euch alle für die erhellenden Einsichten.

LG Robert
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Ob ein absolutes Gehör immer von Vorteil ist, würde ich mal bezweifeln wollen
Kann ich mir vorstellen. Das relative Gehör ist ja eigentlich von Vorteil: selbst Gelegeheitssänger haben kein Problem damit, wenn man die Begleitung einfach einen Halbton tiefer spielt. Sie singen es dann einfach einen Halbton tiefer. Sag bei einem schwierigen Stück mal zu einem wenig versierten Pianisten: "ach, spiels doch mal einen Halbton tiefer".
 
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selbst Gelegeheitssänger haben kein Problem damit, wenn man die Begleitung einfach einen Halbton tiefer spielt.
Wenn man aber wiederum oft singt, dann sind manche Töne rein körperlich verbunden.
Ein Halbton höher oder tiefer hat eine andere Konnektivität.
 
Aber ob die vom Blatt gesungene Melodie dann tatsächlich in der selben Tonart wie notiert gesungen wird, ist ja unerheblich. Wichtig ist, daß die Melodie "in sich" stimmt.
Das ist natürlich richtig. Deshalb habe ich die Hoffnung immer noch nicht aufgegeben, irgendwann mal "prima vista" vom Blatt singen zu können, auch wenn ich kein Absoluthörer bin.
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Wenn man aber wiederum oft singt, dann sind manche Töne rein körperlich verbunden.
Das ist richtig und man wird den Song in der neuen Tonart üben müssen bis er so überzeugend klingt wie in der gewohnten Tonart.
 
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Ich hatte das so verstanden, dass jemand, der aktiv absolut hört, einen Ton hört und sagt "Das ist ein a" und eine Note sieht, oder gesagt bekommt, "singe ein c" und das dann tut.

Das wäre relatives Gehör und ist, wie schon gesagt, Musikers täglich Brot.

Das könnte auf absolutes Gehör hindeuten.

Zum Thema: Ich glaube nicht, dass ich ein absolutes Gehör habe. Ich glaube aber, dass ich im Lauf der Jahre über das Köpergefühl, das ein Ton hat/erzeugt, näher rangekommen bin. Es irritiert mich, wenn bei einer Probe ein Lied höher oder tiefer gesungen wird als notiert, ohne dass ich das vorher gesagt bekomme. Ich bin mir aber nicht sicher, ob es mich auch am Anfang einer Probe irritieren würde. Und leider sinke ich durchaus auch, ohne es zu merken, wenn ich müde/nicht fit bin. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Absolutheit des Gehörs auch Tagesform-abhängig ist.
Ich kann dir zu der erwähnten falschen Tonlage auch ein Beispiel erzählen:
Ich habe, wie bereits schon erzählt, für einen Freund zu seinem Geburtstag ein bestimmtes Lied einstudiert. Und ich habe dieses Lied zu Hause a capella zigmal gesungen und geübt - ich konnte es also hundertpro.
Und hab dann ein paar befreundete Musiker ersucht, mich zu begleiten - einen Gitarristen, einen Baß und ein Schlagzeug, alles langjährige Bandmitglieder. Und wir haben uns (ohne das Schlagzeug) vor dieser Feier, wo es gesungen werden sollte, genau EINMAL für ca. 1 Stunde getroffen, um es zu üben. Ich hab ihnen vorher meine à capella gesungene Version geschickt, damit sie meine Tonlage, die Geschwindigkeit, etc. schon einmal hören.

Und bei dieser Probe kam ich nicht und nicht in die Melodie rein - ich hab für mein Gefühl immer FALSCH gesungen. Die Musiker haben aber gemeint, es wär eh alles okay, das passt.
GsD hatte ich danach noch eine Gesangsstunde bei meiner Lehrerin und hab ihr die aufgenommene Probe vorgespielt und ihr gesagt, dass ich nicht wüsste, WIESO ich das nicht problemlos singen konnte - ich hatte es ja zigmal geübt und KONNTE es.

Und sie hat mir dann gesagt, das wäre die falsche Tonlage gewesen - die Musiker haben schlicht und ergreifend die falsche Tonlage gespielt. Und nachdem wir uns dann nicht mehr getroffen haben vor dem Auftritt, musste ich das Lied dann bis zur Feier noch einmal (allein) eine Tonlage tiefer einüben...
Wieso haben die das nicht gehört - ich aber schon?
 
Ich hatte das so verstanden, dass jemand, der aktiv absolut hört, einen Ton hört und sagt "Das ist ein a" und eine Note sieht, oder gesagt bekommt, "singe ein c" und das dann tut.
Genau das ist damit gemeint. Alle meine Musiker-Kollegen, die Absolut-Hörer sind (das ist allerdings die Minderheit, die Mehrheit sind Relativ-Hörer), können einen x-beliebigen gespielten oder gesungenen Ton exakt mit seinem Tonnamen und normalerweise auch der Oktavlage benennen (z.B. C´´´usw.). Sie können auch einen benannten Ton treffsicher auf der korrekten Tonhöhe singen, wenn er in ihren Stimmumfang passt (z.B. "singe bitte mal ein Ab´ usw.).

was passiert mit einem absoluthörer, wenn zb. ein orchester eine alternative stimmung verwendet, zb. 432hz. dann wäre das komplette musikstück für ihn "flat", wenn sein absolutes gehör auf 440hz geeicht ist?
432 zu 440 Hz ist allerdings deutlich mehr als nur "flat", das ist schon rund 1/4-tel Ton. Aber es geht noch ´schlimmer´. In meiner Schulzeit habe ich einen pensionierten Professor kennengelernt, der ein regelrecht auf 440 Hz ´geeichter´ Absoluthörer war. Er hatte eine umfangreiche Schallplattensammlung, aber als etwa zu Beginn der 70-er Jahre die Orchester immer höher stimmten, bis auf über 445 Hz, konnte er sich keine neuen Aufnahmen mehr kaufen, da sie für ihr sehr unangenehm zu hoch gestimmt klangen. Für ihn war das eine regelrechte Qual! Dann bekam er aber irgendwann von einem Bekannten den Tip, sich einen neuen Schallplattenspieler zu kaufen da damals Plattenspieler auf den Markt kamen, wo man die Umdrehungsgeschwindigkeit regeln konnte ("Pitch"). Mit so einem Spieler konnte er sich dann neue Einspielungen wieder anhören, indem er sie sich sozusagen "stimmte" mit dem Pitch-Regler. Dass sie dann etwas langsamer liefen, war für ihn zu verschmerzen, die hohe Stimmung nicht.

Das Thema "Absolut Hören" wird aber sehr überbewertet. Die damit verbundenen Probleme wurden ja schon angesprochen, mein Beispiel bringt dazu nur eine noch extremere Variante.
Dann muss man aber auch bedenken, dass es für Spieler transponierender Instrumente normalerweise definitiv nicht hilfreich ist, absolut hören zu können. Die Klarinette z.B. ´verschiebt´ jeden gegriffenen Ton um einen Ganzton nach unten, aus einem gelesenen und gegriffenen C wird also ein Bb (daher der Name Bb-Klarinette). Ein Absolut-Hörer wird nun immer den Ganzton in seiner Vorstellung real mithören, der zwischen dem gelesenen Ton und dem erklingenden Klarinettenton existiert. Ziemlich ungünstig und verwirrend. Die Absolut-Hörer, die ich kenne, sind tatsächlich auch alle Streicher oder Sänger.
Wenn man ein transponierendes Instrument spielt oder sogar mehrere verschieden transponierende (Sax in Eb, Sax in Bb), dann wird man in der Regel kein absolutes Gehör entwickeln bzw. eine womöglich bestehende Anlage dazu kaum weiter entwickeln.

Dass es für einen Absolut-Hörer auch mühsam bis unmöglich sein kann, eine Gesangsstimme einfach in der erklingenden Tonart zu verschieben, ohne die Noten in eben dieser Tonart vorliegen zu haben, wurde schon angesprochen.

In der Praxis spielt ein gutes relatives Gehör, das sich sowohl auf verschiedene Stimmungen als auch Tonarten/Transpositionen einstellen kann, meiner Erfahrung nach die wichtigere Rolle.
Eine gute Übung dazu ist, ein Lied, das man gut kennt, ohne Begleitung in verschiedenen Tonarten transponiert zu singen. Den Anfangston oder, je nachdem, Grundton, soll man sich dazu vorher von einer A-Stimmgabel ableiten. So machen es gute und routinierte Chorleiter.
 
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die Musiker haben schlicht und ergreifend die falsche Tonlage gespielt
Na ja, "falsche" Tonarten gibt es ja nicht, es war halt eine andere
Wieso haben die das nicht gehört - ich aber schon?
Du scheinst tatsächlich Absoluthörer zu sein. Ich glaube aber nicht das deine Mitmusiker nicht gehört haben dass sie in einer anderen Tonart spielen als dein Acapella. Ich vermute, sie haben es nur nicht als so wichtig erachtet. Für einen Instrumentalisten kann die Verschiebung der Tonart den Song plötzlich unspielbar machen. Vielleicht haben sie ihn einfach auf die näheste, gut spielbare Tonart verschoben. Absoluthörer sind so selten, dass kein Instrumentalist auf die Idee kommt, dass es eine(n) Sänger(in) stören könnte, solange der Ambitus der Melodie in seine/ihre Komfortlage passt. Auch ich fühle es wenn ich einen Song in einer anderen Tonart singe als gewohnt, aber es kommt mir wie gesagt nicht falsch vor sondern nur ungewohnt.
Die Absolut-Hörer, die ich kenne, sind tatsächlich auch alle Streicher oder Sänger.
Interessant. Beides "Instrumente" wo die Intonation nicht einfach durch vorab richtiges Stimmen sichergestellt werden kann, sondern bei jedem Ton beachtet werden muß.
In der Praxis spielt ein gutes relatives Gehör, das sich sowohl auf verschiedene Stimmungen als auch Tonarten/Transpositionen einstellen kann, meiner Erfahrung nach die wichtigere Rolle.
Daran bestand nie ein Zweifel.

Danke auch euch für euren Input.

LG Robert
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Und ich habe dieses Lied zu Hause a capella zigmal gesungen und geübt
Eine Frage noch: weiß du noch, wie weit die Tonarten von deinem Acapella und der begleiteten Version auseinander waren? Wenn das über eine kleine Terz hinausgeht, muß man die Melodie in komplett anderen Registern singen. Das ist natürlich eine herbe Umstellung unter der nicht nur Absoluthörer leiden.
 
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Dass es für einen Absolut-Hörer auch mühsam bis unmöglich sein kann, eine Gesangsstimme einfach in der erklingenden Tonart zu verschieben, ohne die Noten in eben dieser Tonart vorliegen zu haben, wurde schon angesprochen.
Ich frage mich nur, ob die das nicht auch trainieren können. Ich sang bei einer Aufführung, da war einer dabei. Er wurde vorgewarnt "Wundere Dich nicht, das ist etwas tiefer". Er schien das aber locker zu sehen, bzw. seinem Gesichtsausdruck nach schien ihn das gar nicht zu jucken und da ich nun auch vorgewarnt war, war ich nicht irritiert :D Die Männerstimmen um ihn herum sangen an diesem Tag aber ungewöhnlich sauber ;)
 
Hier noch ein interessantes Zitat aus Wikipedia:
Eine unter Sängern stärker verbreitete Eigenschaft ist, unbewusst absolut zu hören: Sie können zum Beispiel den Anfangston einer Melodie richtig singen, ohne ihn benennen zu können.
 
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Genau das ist damit gemeint. Alle meine Musiker-Kollegen, die Absolut-Hörer sind (das ist allerdings die Minderheit, die Mehrheit sind Relativ-Hörer), können einen x-beliebigen gespielten oder gesungenen Ton exakt mit seinem Tonnamen und normalerweise auch der Oktavlage benennen (z.B. C´´´usw.). Sie können auch einen benannten Ton treffsicher auf der korrekten Tonhöhe singen, wenn er in ihren Stimmumfang passt (z.B. "singe bitte mal ein Ab´ usw.).

Möchte ich widersprechen.
Dein "genau das....ist gemeint" funktioniert bzw passt nur, wenn jemand auch musikalische Erziehung und/oder Musiktheorie inne hat.
Absoluthörer müssen aber nicht zwangsweise auch Noten(namen) usw kennen bzw zuordnen können.

In der menschlichen Entwicklung sind wir als (Klein)kinder alle "absolute Hörer", wie auch schon ein anderer User es nannte.
Wir "verlernen" es aber eben im Laufe der Zeit in unserer Gesellschaft, weil wir weder eine Tonalsprache haben, und auch nicht mehr darauf angewiesen sind (siehe Jagd und Überleben in der Wildnis). Also entwickelt sich das Gehör zum Relativen Hören.
Aber, man kann es zurücklernen bzw wieder trainieren.

Ich habe einen Gehörtest machen lassen, mit Ergebnis "passiv absolutes Gehör mit mittlerer Tendenz zum Obertongehör".
Ich bin zwar weniger begnadet als Sänger (wenn dann im Bereich Guttural oder Unterton/ Obertongesang u.ä.), aber im Allgemeinen ist es (für mich) oft nicht einfach, damit auch umzugehen, weil einem kleinste Tonabweichungen oder Gefälle bereits massiv auffallen; Oder, ich höre das "flackern" der Steckdose wenn der Strom pulsiert.
Im Alltag in einer Großstadt.... völlige akustische Überflutung.
Das sind dann die Schattenseiten.

Ich meine auch, dass für die Gesangspraxis ein gutes relatives Gehör meist mehr Sinn bringt, als nun die "Suche nach dem goldenen Ton", aka Absolutgehör.
Das kommt allein schon durch regelmässiges Singen irgendwann (meist passiv) wieder durch.
 
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Na ja, "falsche" Tonarten gibt es ja nicht, es war halt eine andere

Du scheinst tatsächlich Absoluthörer zu sein. Ich glaube aber nicht das deine Mitmusiker nicht gehört haben dass sie in einer anderen Tonart spielen als dein Acapella. Ich vermute, sie haben es nur nicht als so wichtig erachtet. Für einen Instrumentalisten kann die Verschiebung der Tonart den Song plötzlich unspielbar machen. Vielleicht haben sie ihn einfach auf die näheste, gut spielbare Tonart verschoben. Absoluthörer sind so selten, dass kein Instrumentalist auf die Idee kommt, dass es eine(n) Sänger(in) stören könnte, solange der Ambitus der Melodie in seine/ihre Komfortlage passt. Auch ich fühle es wenn ich einen Song in einer anderen Tonart singe als gewohnt, aber es kommt mir wie gesagt nicht falsch vor sondern nur ungewohnt.

Interessant. Beides "Instrumente" wo die Intonation nicht einfach durch vorab richtiges Stimmen sichergestellt werden kann, sondern bei jedem Ton beachtet werden muß.

Daran bestand nie ein Zweifel.

Danke auch euch für euren Input.

LG Robert
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Eine Frage noch: weiß du noch, wie weit die Tonarten von deinem Acapella und der begleiteten Version auseinander waren? Wenn das über eine kleine Terz hinausgeht, muß man die Melodie in komplett anderen Registern singen. Das ist natürlich eine herbe Umstellung unter der nicht nur Absoluthörer leiden.
Natürlich war die Tonart für das Lied selbst nicht falsch - nur halt für mich. Und die Musiker haben ja herumgerätselt, WELCHE Tonart die richtige wäre und waren dann beim Spielen zufrieden damit.
Und ich habe es ja artikuliert, dass ich in die Melodie nicht reinkomme. Aber das haben sie nicht "bemerkt" oder "ernstgenommen".
Ich kann nicht sagen, um wieviel es zu tief war, hab ja nicht viel Ahnung von Musiktheorie, also Tonhöhen, usw.
Es war nicht so, dass die Tonlage "ungewohnt" war, ich konnte damit einfach die Melodie nicht singen - weil ich immer zu hoch war und das überhaupt nicht gepasst hat - ich hab tatsächlich für meine Begriffe immer "falsch" gesungen. Und ich wusste nicht, WARUM es so war.
Sie hätten mir ja theoretisch auch sagen können, ich soll es einfach tiefer singen - haben sie aber nicht, sondern gemeint, es passt eh so.
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Möchte ich widersprechen.
Dein "genau das....ist gemeint" funktioniert bzw passt nur, wenn jemand auch musikalische Erziehung und/oder Musiktheorie inne hat.
Absoluthörer müssen aber nicht zwangsweise auch Noten(namen) usw kennen bzw zuordnen können.

Ich habe einen Gehörtest machen lassen, mit Ergebnis "passiv absolutes Gehör mit mittlerer Tendenz zum Obertongehör".
Ich bin zwar weniger begnadet als Sänger (wenn dann im Bereich Guttural oder Unterton/ Obertongesang u.ä.), aber im Allgemeinen ist es (für mich) oft nicht einfach, damit auch umzugehen, weil einem kleinste Tonabweichungen oder Gefälle bereits massiv auffallen; Oder, ich höre das "flackern" der Steckdose wenn der Strom pulsiert.
Im Alltag in einer Großstadt.... völlige akustische Überflutung.
Das sind dann die Schattenseiten.

Ich meine auch, dass für die Gesangspraxis ein gutes relatives Gehör meist mehr Sinn bringt, als nun die "Suche nach dem goldenen Ton", aka Absolutgehör.
Das kommt allein schon durch regelmässiges Singen irgendwann (meist passiv) wieder durch.
Dem möchte ich auch beipflichten - es ist für das Gehör völlig unerheblich, WIE jetzt eine bestimmte Note/Tonhöhe heißt - ob ich sie akustisch erkenne, hängt ja nicht davon ab, ob ich jetzt weiß, ob dieser Ton jetzt ein E oder G ist.... HÖREN tu ich es ja trotzdem.
Ob jetzt mein Gehör tatsächlich ein ABSOLUTES ist, kann ich nicht beurteilen - was die angeführten Alltagsgeräusche anbelangt, da bin ich jetzt nicht so hellhörig, aber, wie gesagt, ich höre es auch sofort, wenn etwas, was ich kenne, irgendwie anders gesungen wird, wie beschrieben. Oder wenn ich selbst etwas irgendwie abweichend singe.
Es soll ja Leute geben, die gern singen, aber selbst nicht mitkriegen, wie grottenfalsch sie dabei singen.
 
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Dem möchte ich auch beipflichten - es ist für das Gehör völlig unerheblich, WIE jetzt eine bestimmte Note/Tonhöhe heißt - ob ich sie akustisch erkenne, hängt ja nicht davon ab, ob ich jetzt weiß, ob dieser Ton jetzt ein E oder G ist.... HÖREN tu ich es ja trotzdem.
Das "Ton zuordnen" bzw "1:1 Ton wiedergabe Verständnis wir ja nur in der reinen musikalischen (Aus)Bildung fokussiert.
(Notennamen benennen nach Gehör, oder exaktes Ton wiedergeben usw). Genau genommen ist das dann eine Spezifizierung die möglich ist, WEIL man absolutes Gehör hat. Sprich, es ist eine reine Lern-Fähigkeit.

Im Kern bedeutet Absoluthören eigentlich: "filterfreies akustisches Wahrnehmen", sämtlicher (möglicher hörbarer) Töne, Frequenzen usw.
Es wird halt oft ein halbes Mysterium darum aufgebauscht.
Wer zB lange Zeit in den Wäldern oder allgemein abseits der Zivilisation ist, wird recht schnell wieder "absoluter" Hören, einfach weil das Leben dann davon abhängig ist. Ähnlich wie beim periphären Sehen.
 
Ich kann nicht sagen, um wieviel es zu tief war, hab ja nicht viel Ahnung von Musiktheorie
Na ja, auch ohne Musiktheorie kannst du sagen ob es "a bisserl tiefer" oder "viel tiefer" war. Ob das nun eine kleine, große, verminderte, übermäßige Terz, Quart, Sekunde .... war, ist ja nicht so wichtig.
Falls die Kapelle dich weit weg transponiert hat ("What? As-Moll? :rofl: Ne du, mach ma' D-Moll, sonst kann ich keine open-string-voicings spielen" ) wäre das auch für einen Relativhörer krass, weil du dann wie gesagt in ganz anderen Registern singst. Was in einem höheren Register kraftvoll wirkt klingt im tieferen Register dann schlapp. Da nutzt es auch wenig, dass man die Melodie als "relativ richtig" (zur Tonart) empfindet und aus dem "ungewohnt sein" wird ein "Unwohlsein".

Noch ein Tipp zum Zitieren: Wenn du mit der Maus eine Textpassage markierst erscheint ein Popupmenü welches dir zitieren anbietet. Dann brauchst du nicht immer den ganzen Post zitieren.
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Oder, ich höre das "flackern" der Steckdose wenn der Strom pulsiert.
Im Alltag in einer Großstadt.... völlige akustische Überflutung
Das hat für mich jetzt weniger mit einem absoluten Gehör (im musikalischen Sinne) zu tun, sondern eher mit einem sehr guten Gehör. Ich könnte mir aber vorstellen, dass beides durchaus korreliert ist.
 
Das hat für mich jetzt weniger mit einem absoluten Gehör (im musikalischen Sinne) zu tun, sondern eher mit einem sehr guten Gehör. Ich könnte mir aber vorstellen, dass beides durchaus korreliert ist.
Fürs musikalische werden halt Teilbereiche des "absoluten Hörens" forciert, bzw ihnen Wert gegeben.
Deshalb haben wir in Mitteleuropa ja diese Vorstellung: "Absolutes Gehör = Notenname benennen können ohne Vergleichston.... oder Ton wiedergabe Fähigkeit". Das sind aber nur Teilbereiche die (für die Musik in unserer Tabellenvorstellung) da dann als relevant gelten.

Macht man zB mal mit indischen Musikern zusammen Musik, die auch alle ein Absolute Gehör haben (schon aufgrund der Sprachen dort, also Tamil, Sanskrtan; Punjab...) funzt unsere Vorstellung davon nicht mehr, oder nur noch begrenzt.

Ich weiß auch nicht, wo jetzt Grenzen liegen, von einem "sehr guten Gehör" zu einem "absoluten Gehör" oder sonstwas.
Ich meine eher, es sind fliessende Übergänge und die Vielfalt an absolutem Gehör ist genauso individuell, wie jeder Mensch, jedes Lebewesen überhaupt, auch ist.
 
Ich kann nicht sagen, um wieviel es zu tief war, hab ja nicht viel Ahnung von Musiktheorie

Es kann sein, dass dir durch die ungewohnte Intrumentierung/das Arrangement die richtige Orientierung fehlte. Sowas ist nicht ungewöhnlich und passiert auch nicht nur Neulingen. Manche auch erfahrenen (Rock)BandsängerInnen finden zB ihren Einstiegston nicht, wenn sie den Bass nicht hören.

Das muss dann nicht unbedingt falsch oder schief sein. Ich habe mal jemanden, der eigentlich kein Sänger war, zu "Watermelon Men" begleitet. Im Notenblatt stand D# als erster Melodieton, gefolgt von F G# A#. Er hat aber immer mit dem Grundton F begonnen und von dort mit C D# G weitergemacht. Er hat die kleine Septime einfach nicht wahrgenommen und sich daran orientiert, was naheliegend war. Aber im Grunde nicht falsch, sondern nur anders. Eventuell ist das der Grund, warum deine Sessionmusiker zufrieden waren, dir aber klar war, dass du nicht das singst, was du singen solltest/wolltest.
 
Ich weiß auch nicht, wo jetzt Grenzen liegen, von einem "sehr guten Gehör" zu einem "absoluten Gehör" oder sonstwas.
Nein, ich meinte das in Zusammenhang mit deiner surrenden Steckdose: "sehr gutes Gehör" wie es der HNO definieren würde, also das als "hören sehr leiser Signale".
 
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Man muss sich auch bewusst machen, dass die "Hardware" das Ohr also mehr oder weniger ist wie es ist, es wächst und dann wird es alt, ev. mal hier und dort eine Mittelohreinzündung. D.h. bis auf "gesund bleiben" hab ich nicht wirklich Einfluss darauf. ALLES ANDERE passiert in unserm Kopf (Gehirn), das bereitet das Signal für unsere Zwecke auf. Hab ich einen gefühlten "Gehörschaden" oder einen "gutes Gehör", dann liegt das zu 99,9% an der "Software" und die Software ist (erfreulicherweise) "umprogrammierbar". Das ist oft nicht leicht oder angenehm oder naheliegend aber möglich. Weiß nicht ob jemand schon eine Tomatis-Therapie/Kurs hatte, so in etwa kann man "umprogrammieren", man könnte auch viel im Wald spazieren gehen und sich auf die wahrgenommenen Geräusche konzentrieren bei Regen ebenso die Tropfen hören, den Singvögeln zuhören (jedem einzelnen), dem Wasser, dem Wind, so kann man sich gezielt wieder sensibilisieren und ev. vom Gehirn selbst vorgenommene "Anpassungen" wieder überschreiben.
Ich wage es kaum zu schreiben, aber (andauernd) laute Musik, lauter Bass, programmieren ebenso, "Hintergrundmusik" ist die subtilste (schlimmste) Form, weil sie Botschaften unbewusst transportiert, das wäre dann in eine andere Richtung programmiert. Niemand sollte sich "berieseln" lassen müssen.
 
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Es kann sein, dass dir durch die ungewohnte Intrumentierung/das Arrangement die richtige Orientierung fehlte. Sowas ist nicht ungewöhnlich und passiert auch nicht nur Neulingen. Manche auch erfahrenen (Rock)BandsängerInnen finden zB ihren Einstiegston nicht, wenn sie den Bass nicht hören.

Das muss dann nicht unbedingt falsch oder schief sein. Ich habe mal jemanden, der eigentlich kein Sänger war, zu "Watermelon Men" begleitet. Im Notenblatt stand D# als erster Melodieton, gefolgt von F G# A#. Er hat aber immer mit dem Grundton F begonnen und von dort mit C D# G weitergemacht. Er hat die kleine Septime einfach nicht wahrgenommen und sich daran orientiert, was naheliegend war. Aber im Grunde nicht falsch, sondern nur anders. Eventuell ist das der Grund, warum deine Sessionmusiker zufrieden waren, dir aber klar war, dass du nicht das singst, was du singen solltest/wolltest.
Die Idee mit der falschen Tonlage hatte ja nicht ich, sondern meine Musiklehrerin, und die ist ja ausgebildet.
 

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