[Review] LD Systems Mix 6A G3 - Kleinst-PA mit Optimierungs-Potential

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LD Systems Mix 6A G3 - Kleinst-PA mit Optimierungs-Potential

Dieses Jahr war ich an mehreren Events beteiligt, die nur leise Verstärkung für ein Sprachmikrophon oder eine Gitarre benötigten.
Das wurde in diesen Fällen mittels kleiner Würfel von AER erledigt. Dafür sind diese auch gut geeignet.
Manchmal braucht es tatsächlich nicht viel elektrische Leistung. Dann sind andere Eigenschaften wie z.B. Transportfähigkeit stärker gefragt.

Da in meinem Umfeld in diesem Bereich Neuanschaffungen geplant sind, habe ich mir den Markt ein wenig angesehen.

Anforderung sollte sein:
- klein und leicht
- zwei Kanäle (oder mehr)
- einfache Klangregelung
- eingebautes Hallgerät

Also eine Kleinst-PA mit kleinem Mischpult, alles in einem Gerät.
Neben den eher etwas teureren Kandidaten von z.B. AER und Schertler gibt es auch eine Reihe von kleineren Akustik-Verstärkern diverser Marken.
Manche sind tendenziell eher Gitarrenverstärker mit Anschlußmöglichkeit für ein Mikrophon, manche eher eine Mini-PA-Box.
Von LD-Systems sind mir die zwei MIX G3 aufgefallen, einmal mit 6,5-Zoll im Bass, einmal mit 10 Zoll.
Den kleineren habe ich mir bestellt und getestet. Der ist ziemlich günstig, was meine Erwartungen auch nicht sonderlich hoch getrieben hat.
Trotzdem wollte ich wissen, was das Ding so kann.


Vorweg: Ich habe das Gerät wieder zurückgeschickt, es war dann doch zu klein geraten.


Das Gerät

Das Ding ist geradezu putzig klein, kleiner als meine Studio-Monitore. Die Maße waren zwar bekannt, aber es wirkt in natura nochmal kleiner.
Im Bild ein Bergstiefel und eine CD als Größenvergleich. Manche Schuhschachtel ist größer.

mix_6a.jpg

Die Größe scheint mir auch beim Design das Hauptaugenmerk gewesen zu sein. Denn, es ist kein Tragegriff vorhanden.
Ein solcher Tragegriff läßt sich sinnvollerweise nur mit einer Aussparung im Gehäuse realisieren, der hätte nochmal ein paar Kubikzentimeter Innenvolumen gekostet.
Ohne einen Tragegriff ist aber eine solche kleine Box nicht recht sinnvoll, meine ich. Damit ist ein Vorteil einer kleinen Box dahin, denn "schnell hintragen" und auch wieder weg, das ist nicht drin. Man braucht schon zwei Hände zum Transportieren, auch wenn es nur sieben Kilogramm sind. Dann kann man auch gleich eine Aktivbox und ein Mischpult tragen.

Als Bodenmonitor ist das Gehäuse auch nicht vorgesehen, es gibt keinen passenden Winkel zum hochstellen.
Es lohnt sich, die Box auf Augen- bzw. Ohrenhöhe zu haben. Entweder auf einem Ständer, oder auf einer Ablage, z.B. neben einem Keyboard. Dazu kann man die Box auch seitwärts legen, Bedienfeld dann oben.

Aber hübsch sieht sie aus, die Box. Kein Plastikkübel sondern schöner Strukturlack, also einfach eine kleine Schwester einer richtigen PA-Box.

Wie gefordert, hat der Mix 6A ein kleines Mischpult eingebaut. Drei Mono-Kanäle und einen Kanal für Stereo-Signale.
Kanal 1 hat einen Hochimpedanz-Schalter, man kann also direkt eine Gitarre einstecken.

Pro Kanal eine kleine Klangregelung mit Höhen- und Tiefenregler.
Zusätzlich gibt es noch eine Dreiband-Regelung für den Master. Der Mittenregler ist in der Frequenz fixiert und nicht parametrisch.


mix_6a_detail.jpg

Die Bilder bei Thomann sind hier realistischer. Die hellgrauen Klangregler sind deutlich besser ablesbar als es das Photo hier hergibt.

Ein kleines Effektgerät mit 16 Presets ist dabei, mit Hall, Echo, Chorus und passenden Kombinationen davon.
Parameter lassen sich nicht einstellen. Die Effekte sind so, wie sie sind, aber immerhin relativ praxisnah.
Persönlich sind mir die Hallfahnen etwas zu lang, ein kurzer Raumhall fehlt mir.

Das Effektgerät kann man mit einem Mute-Knopf abschalten, z.B. für Ansagen ohne Hall.
Praktisch wäre hier eine Buchse für einen Fußschalter, die fehlt hier. Man muß es also direkt am Gerät machen.
Für eine Livesituation finde ich das nicht wirklich gut gelöst, da das Gerät eben sehr klein ist. Beim größeren Mix 10A gibt es eine Fußschalter-Buchse. Es wurde also nur in der kleineren Version nicht eingebaut.

Zwei Endstufen sind verbaut, eine passive Box läßt sich direkt mit einem Klinkenstecker anstecken. Damit können Stereo-Signale auch in Stereo ausgegeben werden.
Von LD Systems gibt es eine dazu passende Passivbox mit denselben Massen.

Es gibt zwei Ständerflansche, allerdings mit dem eher ungewöhnlichen Durchmesser von 16 mm.
Dazu gibt es als Zubehör passende Stative oder einen Adapter von 35 mm auf 16 mm.


Der Sound

Zuerst habe ich das Gerät mit Konservenmusik gefüttert. Das macht keinen rechten Spaß.
Klar, echten Bass kann man bei 6,5-Zoll nicht erwarten, aber es klingt einfach schnell unangenehm mittig-quäkig.
Da kann dann auch der Mittenregler nicht helfen.
Mit rausgedrehten Bässen und mit einem Subwoofer drunter geht's dann. Dann ist der Mix 6A aber nur noch Hochtöner für den Subwoofer.

Danach habe ich es mit Gitarre und Gesang versucht, das ist wohl auch die eigentliche Zielgruppe des Mix 6A.
Und siehe da, nach etwas vorsichtigem Regeln an den Klangreglern klingt das phasenweise sogar recht schön.
Der Hall klingt ganz ordentlich für's Geld, nur eben mir etwas zu lang, wie oben schon erwähnt.

Ziel also erreicht, könnte man meinen. Prinzipiell kann man ein Duo mit Gitarre und Gesang schon machen, nur stößt man recht schnell an Grenzen.
Die RMS-Leistung ist mit 70 Watt angegeben und mit denen kommt man nicht allzuweit. Zumindest nicht mit den kleinen eingebauten Lautsprechern.
Ich habe dann eine große PA-Box an die zweite Endstufe angeschlossen, da geht dann schon deutlich mehr, aber dann ist ja der Vorteil der kleinen Box weg ...
Schnell kommt man bei der Leistungsanzeige zur gelben LED, die das 0-Dezibel-Level anzeigt. ab dann geht es noch etwas lauter, aber dann werden auch schnell Verzerrungen offenbar und der Sound wird dicht und unscharf.

Ich konnte den Mix 6A auf einer Probe testen, mit einer kleinen Jazzband ohne Schlagzeug. Im kleinen Proberaum war die Leistung gerade ausreichend, ein AER-Würfel hat da aber noch Luft.

Zusätzlich fällt auf, daß grob im Bereich von 300 Hz eine leichte Überhöhung (gefühlt, nicht gemessen) vorliegt, das sorgt dafür, daß die schon erwähnte Konservenmusik relativ unangenehm klingt. Bei Gitarren kommen auch recht schnell Nebengeräusche zum Vorschein, die bei anderen Anlagen nicht so deutlich sind.
Man kann zwar mit der Klangregelung etwas arbeiten, aber auch da stößt man an Grenzen.
Nutzt man ein kleines Mischpult mit besserem EQ, wird der Sound besser, aber dann ist wieder der Vorteil des eingebauten Mischpultes weg ...

Ich habe auch die Position am Boden ausprobiert, als Bühnen-Monitor. Ich kann nun verstehen, daß ein Monitorwinkel nicht vorhanden ist, denn für einen Monitor reicht die Leistung auch nicht wirklich ;-) Mit der Box auf Ohrhöhe ist es ok, aber man darf nicht allzuweit von der Idealposition abweichen.

Fazit

Die Idee des Mix 6A als "all-in-one" Kleinst-PA finde ich eigentlich ganz gut und ich könnte mir auch Einsatzmöglichkeiten dafür vorstellen. Allerdings sind eben die Grenzen für mich zu schnell erreicht. Klanglich und leistungsmäßig.

Für ein kleines Duo in einem Café, bei kooperativ leisem Publikum, oder als Monitor z.B. bei einem Keyboarder wäre es wohl ausreichend. Für einen Monitor wäre aber wieder das Mischpult überflüssig.

Gut vorstellen könnte ich mir das Gerät in einer Schuhgröße mehr, also z.B. mit einem 8-Zoller im Bass, und mit ein paar Watt mehr hinter den Reglern. Dann wäre auch Platz für einen Tragegriff und der Sound wäre satter. Dafür wären bei mir auch ein paar Euronen mehr locker.

Die nächstgrößere verfügbare Version dieses Konzepts ist derzeit der Mix 10G. Der kostet dann auch gleich das Doppelte. Ein Mix 8A wäre für mich eine logische Konsequenz. Vielleicht liest ja jemand von LD Systems hier mit ... ;-)

Der Mix 6A in dieser Form ist jedenfalls wieder auf dem Weg "nach Hause".


der Omnimusicus
 
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Das deckt sich mit meinen Eindrücken. Vor kurzem war ich auf einer Veranstaltung, da hat die Sängerin über diese Box gesungen. Ca. 30 Gäste, kleine Kneipe, gehobene Zimmerlautstärke. Klang gut, aber viel lauter hätte die Box nicht können.

Hier ein Praxistest von mHs und hier ein Review von mir.

Noch eine Anmerkung: es gibt jetzt eine Variante mit 10" und deutlich mehr Dampf.
 
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Auf der Thomann-Seite stand "erhältlich seit August 2018", daher kam ich nicht auf die Idee, hier nach Einträgen zu suchen.
Dann ist das Ding ja doch schon älter ... wenn auch nicht kräftiger ;-)

Wir haben damals die "G2" getestet. Du hattest den Nachfolger, die "G3".
 

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