Aufarbeitung Linde-Korpus - Fragen zu Unebenheiten und Finish

[Bassturmator]

Was hältst Du von der Idee, mit einem Auftrag Leinöl "anzufeuern" und den Rest mit anderen Ölen zu machen?

Probiere es aus wenn Du willst. Ich selbst erziele mit Leinöl und Balsamterpentin genau das Resultat das ich will wenn ich überhaupt ölen will. Tatsächlich kommt das bei mir sogar alle paar Tage vor, wenn es auch manchmal nur ein Werkzeuggriff ist. Eine Gitarrenkorpus würde ich immer lackieren und auf einem Cello oder einer Violine würde ich immer echten Schellack auftragen.

 

[chrima]

... Balsamterpentin ...

Oh nein, nicht noch eine Option!

 

[Bassturmator]

Keine Sorge, Du kannst das auch weglassen. Es erleichtert aber erheblich den Auftrag und riecht sehr lecker was man von Leinöl nicht gerade behaupten kann. Ich mache es nicht mehr ohne.

 

[chrima]

Kann man irgendwo Beispiele für "selbstgemachte" Öl-/Hartöl-/Wachs-Finishes in Augenschein nehmen?

 

[Stratspieler]

Kann man irgendwo Beispiele für "selbstgemachte" Öl-/Hartöl-/Wachs-Finishes in Augenschein nehmen?

Ja. Hier bearbeitete ich ein Radiogehäuse.

Im Sonnenlicht - Abgeschliffen und unbehandelt:

und hier mit Clou Hartöl:

Oder hier ein anderes Radiogehäuse mit anderen Hölzern (anderes Furnier!):

Im Schatten - Wieder abgeschliffen. Vorher:

Nachher:

Das Furnier dunkelt nach und die Maserung wird zusammen mit einem matten Glanz effektvoll "befeuert".
Der Glanzgrad wird mit der Menge des Auftrages gesteuert. Das Auftragen des Hartöles ist allerdings nicht trivial.

 

[prover]

... zwischenzeitlich habe ich den Body abgeschliffen. Ging recht fix. Ich bin vom Ergebnis bereits begeistert! (siehe Foto) Die Maserung würde ich gerne betonen. Auch wäre mir daran gelegen, wenn das Ergebnis nicht zu dunkel würde.

Auch hätte ich gegen (Hoch-)Glanz nix einzuwenden. Kann man diesen irgendwie steigern, so dass es am Ende einer Lackierung ähnelt?

Wird das Holz durch die genannten Produkte dunkler? Das Osmo hatte ich bereits im Auge, gibt's bei Obi ...

Sorry ich habe den Thread zu spät entdeckt, der Body sieht nach Linde aus, da Du es als weich bezeichnest kann es keine Esche sein. Die Maserung von Esche und Linde sind durchaus vergleichbar. Was ich aber auf dem Photo erkenne ist, dass der Body noch Reste von der Lackierung bzw. Vorbehandlung aufweist. Es ist defintiv zu dunkel und die Maserung zu sichtbar. So müsste normalerweise das aussehen nach dem Schliff:

Aus meiner Sicht müsstest Du noch weiter schleifen bis der ganze Kotter vom alten Füller runter ist, sonst wird es nichts mit einer Hartwachsöl Behandlung.

Cheers!
prover

 

[chrima]

... Was ich aber auf dem Photo erkenne ist, dass der Body noch Reste von der Lackierung bzw. Vorbehandlung aufweist ...

Das (übereilte) Foto wurde nach dem ersten Grobschliff gemacht. Mittlerweile sind alle Flächen, die neu behandelt werden sollen, mehrfach geschliffen und deutlich heller als auf dem Foto. Der Unterschied ist mit danach auch aufgefallen. Das Holz ist jetzt auffällig heller als vorher. Alle alten Materialien sollten weg sein ...

In Sachen Holz bin ich dennoch für jeden Tipp dankbar. Laut spärlich zu findender Info könnten es beide Holzarten sein.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---

... Radiogehäuse ...

Zwar kein Saiteninstrument, aber was mit diesen Öl-Behandlungen möglich zu sein scheint, beeindruckt mich immer wieder!

 

[prover]

Das (übereilte) Foto wurde nach dem ersten Grobschliff gemacht. Mittlerweile sind alle Flächen, die neu behandelt werden sollen, mehrfach geschliffen und deutlich heller als auf dem Foto. Der Unterschied ist mit danach auch aufgefallen. Das Holz ist jetzt auffällig heller als vorher. Alle alten Materialien sollten weg sein ...

In Sachen Holz bin ich dennoch für jeden Tipp dankbar. Laut spärlich zu findender Info könnten es beide Holzarten sein.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---

Wenn es weich ist, ist es Linde, Esche ist hart, richtig hart, kann man gar nicht verwechseln!

Cheers!
prover

 

[chrima]

Nach einer finalen "Schleiforgie" stellen sich mir jetzt folgende Fragen:

Könnte/ sollte man vor einer Öl-Behandlung noch andere vorbereitende Maßnahmen treffen (Füller, Grundierung)?

 

[Bassturmator]

Nein, sollte man nicht.

 

[Tomcat]

Gibt es Erfahrungen mit Danish Oil und Tru Oil?

Ich habe mal einen Ahornhals mit Tru-Oil behandelt und bis sehr zufrieden. Gibt tatsächlich einen schönen Glanz (für eine Öl-Behandlung...so wie einen Hochglanz-Lackierung wird es nicht).
Ich kann dazu immer folgendes Video empfehlen:

 

[chrima]

Nein, sollte man nicht.

... dass man nicht grundieren sollte leuchtet mir ein - ich benötige ja keinen Haftvermittler zwischen zwei Materialien. Öl soll ja tief ins Holz einziehen.
Aber wieso keinen Füller? Ein Füller ist doch dazu da, mögliche Unebenheiten, z.B. durch grobe Maserung, zu glätten oder nicht??

 

[Stratspieler]

... Aber wieso keinen Füller?...

Weil es passieren kann (nicht zwangsläufig muss) dass dann das Öl nicht mehr eindringt. Dann würde es ewig schmieren oder je nach Auftrag eines Füllers könnte das fleckig werden.

Beim Hartöl zumindest ist es so, dass Du durch die verschiedenenen Schichten des aushärtenden Öles letztendlich sowohl Füllung als auch den Grad der Glätte (nämlich durch hauchfeines Wiederwegschleifen der jetzt aber ausgehärteten Unebenheiten*) und des Glanzes der Oberfläche selbst bestimmst. Aber ich schrieb das wohl schon - das ist nicht ganz trivial und erforder vor allem eines - viel Geduld.

*Wobei sich das nach meinem Empfinden beißt. Hat man einen farbig deckend lackierten Plastikpanzer drauf, so darf der meinetwegen glatt wie ein Kinderpopo sein. Naturbelassenens Holz ist aber eben Holz - und gerade da ist es oftmals eben nicht sooo prall, wenn man das so superglatt verschließt, denn das lebt ja oftmals auch von Poren und einigen Unebenheiten.

 

[chrima]

...

Okay, klingt alles schlüssig und nachvollziehbar, wieder dazugelernt ...

Um mich an diese Öl-Wachs-was-auch-immer-Thematik heranzutasten und ein Gefühl dafür zu bekommen habe ich mir zunächst farbloses Clou-Hartöl besorgt und einige Regalbretter bearbeitet. Für Möbel scheint das gut geeignet zu sein, die sehen schon ganz ordentlich aus, aber die Gitarre werde ich damit wohl nicht behandeln. Dafür werde ich wohl zunächst tatsächlich Tru-Oil probieren.

Aber wie langwierig das werden kann habe ich bereits festgestellt. Egal, es dauert halt so lange wie es dauern muss ....

 

[Del Pedro]

Hier meine Les Paul Jr. (gebaut von einem Hobbygitarrenbauer) vor und nach Behandlung mit Danish Oil:

Die Haptik des Halses finde ich grandios. Sollte ich mir mal eine Gitarre bauen lassen, wird der Hals definitiv so eine Oberfläche haben.

 

[Stratspieler]

Oh ja, hier sieht man auch sehr gut, wie das Öl das Holz "befeuert". Bei mir wird es demnächst wieder ein Gehäuse eines alten Radioapparates werden, welches "gehartölt" wird.