[Review] Ovation Adamas 1687GT-8

TheByte
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Als bekennender und interessierter Ovation-Fan hatte ich schon lange eine Auge auf die Flaggschiff-Modelle der Adamas-Reihe geworfen. Ein paar mal habe ich sie angespielt, sehr oft bei YouTube bewundert, noch öfter bei Thomann angeklickt und schließlich abgeschrieben, als es damals für Ovation nicht so gut aussah. Durch Zufall (und einen Blick auf's Konto) schwirrten mir die Adamas wieder im Gedächtnis herum. Also erneut auf die Suche nach einer Gelegenheit gemacht und festgestellt, dass mein Lieblingsmodell wieder bei Thomann lieferbar ist ;) Ende der Geschichte: Eine Adamas 1687GT-8 hat ihr neues Zuhause bei mir gefunden.
Adamas.jpg

Mein Fazit zuerst: Die Ovation Adamas 1687GT-8 ist eine gute Gitarre, ihren Preis objektiv gesehen aber nicht wert. Es gibt leider ein paar Dinge, die sie nicht unbedingt zum Preis-Leistungs-Sieger machen.

Technische Daten: (Quelle: www.thomann.de)
  • Carbon Fiber Decke
  • Deep Bowl Non-Cutaway Korpus
  • Walnuss Griffbrett
  • Maple Inlays
  • Walnuss Bridge
  • Preamp: OP Pro Studio 6,3 mm Klinke & XLR Outputs
  • Pickup: Ovation OCP-1
  • Schaller Mechaniken
  • Farbe: Blueburst
  • inkl. Koffer

Erster Eindruck:
Wow! Nach dem Öffnen des Koffers bietet sich für Auge und Nase ein besonderer Eindruck. Ich habe die Gitarre bei schönstem Sonnenschein ausgepackt und die Decke glitzert und schimmert - sehr schön anzusehen! Einen Moment später weht mir ein seltsamer Duft entgegen, der so gar nichts mit dem üblichen Neugitarrenduft gemeinsam hat. Das Aroma geht in Richtung Laminierharz.

Features:

Ein Alleinstellungsmerkmal der Adamas-Reihe ist das für die Decke verwendete Birken- und Kohlefaserlaminat. Was auf dem Papier im Hinblick auf den traditionellen Musikinstrumentenbau erst einmal abschreckend aussieht, hat meiner Meinung nach einen Volltreffer gelandet. Das Resultat ist eine sehr dünne und schwingfreudige Decke, die man nicht wie ein rohes Ei behandeln muss.

Was bei diesem Modell hinzukommt, ist der Non-Cutaway-Korpus, der als Deep-Bowl-Variante ein großes Luftvolumen in Schwingung versetzt. Der Hals mit seinem leichten V-Profil besteht bei meinem Modell aus zwei längsverleimten Stücken Walnuss, auf die ein Griffbrett (ebenfalls aus Walnuss) geleimt ist. Die charakteristische Schnitzerei auf der Kopfplatte ist nochmal separat aufgeleimt und wird umrahmt von Schaller M6-Mechaniken. Der 42mm breite Knochensattel ist einwandfrei bearbeitet und stellt von der E- zur e-Saite einen Abstand von 35mm ein. Ab Werk sind Adamas 1818-Saiten (12-53) aufgezogen, die sich aufgrund der bereits gut eingestellten Saitenlage ohne Kraftaufwand spielen lassen. Bei der Ausstattung hätte Ovation etwas großzügiger sein dürfen, es fehlt der in den Spezifikationen aufgeführte XLR-Anschluss. Ist zwar kein Weltuntergang, soll manchem aber wichtig sein. Als Preamp ist der OP-PRO Studio verbaut und bringt einige Funktionen mit: Gain- und Drive-Regler, einen “Expressor”-Schieber, sowie einen 3-Band-Equalizer.
DeepBowl.jpg Kopf_vorne.jpg Kopf_seitlich.jpg Kopf_hinten.jpg Rueckseite.jpg Preamp.jpg

Sound:
Die Adamas ist und bleibt eine Akustikgitarre, daher zunächst ein paar Worte über den unverstärkten Klang. Durch den eingangs schon erwähnten voluminösen Korpus hat der Sound ein sehr beachtliches Bassfundament, welches durch den typischen Ovationsound ergänzt wird. Manche nennen ihn “Tupperschüsselklang”, Ovation-Fans nennen ihn “einzigartig”. Jedenfalls ermöglicht die sehr dünne und schnell ansprechende Decke den bekannten Klang in überraschend hoher Lautstärke und Brillianz. Auch verstärkt gibt es nichts auszusetzen. Der verbaute Preamp bildet den akustischen Klang sehr neutral ab, bietet aber mit seinen insgesamt fünf Reglern sehr großen Freiraum in der Klangformung.

Optik:

Neben der auffälligen und in der Gitarrenwelt nicht so weit verbreiteten Blueburst-Lackierung, die einen interessanten Kontrast zu den Hölzern der Schallloch-Epauletten in warmen Brauntönen bildet, ist auch das dreidimensionale Deckenbinding ein besonderes Detail. Ebenso haben die Designer daran gedacht, den Gurtpin-Unterlegscheiben ein Design zu geben, das das Thema des Binding wiederaufnimmt. Die Griffbrett-Inlays sind klassisch im geometrisch-floralen Design ausgeführt. Da ab einer gewissen Preisklasse der Geschmack zunehmend egal wird, finden sich auf der Decke und dem Korpus goldfarbene Glitzerpartikel. Muss man mögen, fällt aber aus ein paar Schritten Entfernung nicht mehr auf. Im Korpus findet sich ein handbeschrifteter Zettel, der Modell, Seriennummer und das obligatorische "Made in U.S.A." trägt.
Inlays.jpg Gurtpin.jpg Soundholes.jpg 1687.jpg

Haptik:
Beim ersten Bespielen merkt man sofort, dass die Decke nicht glatt, sondern texturiert ist. Zusammen mit der guten Ansprache der Decke ist das ein zweischneidiges Schwert: Einerseits sind damit interessante Geräuscheffekte möglich, andererseits produziert man damit aber auch interessante Geräuscheffekte, die man nicht unbedingt beabsichtigt. Der offenporig lackierte Hals vermittelt ein sehr angenehmes Gefühl beim Spielen, genauso wie die perfekt abgerichteten Bünde.

Verarbeitung:
Insgesamt spielt die Verarbeitung der Adamas 1687 auf hohem Niveau. Neben den bereits genannten Bundarbeiten geben auch die Binding-, Schallloch- und Lackierarbeiten keinen Grund zur Beanstandung. Einzig die Brücke mit ihrem Schnitzwerk dürfte genauer bearbeitet werden. Einerseits ist die Oberfläche relativ roh, andererseits ist die Klebefuge auf der Decke stellenweise deutlich sichtbar.
Bruecke.jpg

Ergonomie:
Wie auch alle anderen Deep-Bowl-Modelle von Ovation rollt diese Adamas auf dem individuell ausgeprägten Bauch des Spielers hin und her, sobald sie am Gurt hängt und zeigt eine leichte Kopflastigkeit, die aber nicht wirklich stört, sobald man angefangen hat zu spielen. Im Sitzen gespielt ist der Korpus sehr angenehm, da es auf der Rückseite keine harten Kanten gibt, die sich über die Zeit in die Rippen drücken.

Zubehör:
Der mitgelieferte TKL-Koffer macht einen sehr soliden Eindruck und gibt Sicherheit, dass die Gitarre darin auch unbeschadet transportiert wird. Der Griff ist gut ausbalanciert und gepolstert, sodass das Gewicht von knapp 2kg auch kein Problem darstellt. Desweiteren gehört ein Inbusschlüssel zum Lieferumfang.

Preis:
Bei Thomann aktuell 4990€

Pro/Contra:
⊕ Sehr stimmstabil/geringe Reaktion auf Umgebungsänderungen.
⊕ Lauter und durchsetzungsfähiger Klang.
⊕ Angenehme Haptik.
⊖ Recht kostenintensiv in der Anschaffung.
⊖ Penetranter Neugeruch.
⊖ Verarbeitung entspricht in Details nicht dem Preisniveau.

Soundbeispiel:
https://soundcloud.com/user-328795613/adamas-1687gt
Hier habe ich etwas mit dem Expressor-Regler gespielt.
0:00-0:17: Bässe und Höhen angehoben ("Badewanne"), Expressor auf Minimum
0:17-0:32: Equalizer in Mittelstellung, Expressor auf Minimum
0:32-0:46: Equalizer in Mittelstellung, Expressor auf Maximum


MfG,
TheByte
 
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Wow, schönes Instrument zu einem "schönen" Preis ;) :great:
 

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