GreenTelecaster
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Herzlich Willkommen zu meinem allerersten Review!
Wer sich rein für die Gitarre und nicht für die Vorgeschichte interessiert kann den ersten Abschnitt überspringen und direkt in den Zahlen, Daten und Fakten einsteigen. Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen!
Wie kam die Idee zur Custom Gitarre?
Ich bin nicht, wie man vielleicht denken könnte, über das Musiker Board auf Rainer Buschmann und seine Gitarren aufmerksam geworden, sondern habe vor ein paar Jahren ein Status Quo Cover Video auf YouTube gesehen. Der Gitarrist dieser Band spielte einen RBC Francis Rossi Telecaster Nachbau. Ich bin mir nichtmehr sicher ob ich ihn damals angeschrieben, oder selber die Google Suche bemüht habe, jedenfalls fiel mir „RBC Guitars“ da zum ersten Mal auf.
Aber wie kam ich nun auf die Idee mir eine Gitarre bauen zu lassen? Nunja, ich habe viele Gitarrenformen ausprobiert; Anfangs, als ich noch überwiegend klassische Gitarre spielte, hatte ich nur eine günstige Stratocaster. Damals konnte ich die Telecaster-Form überhaupt nicht leiden obwohl einige meiner Lieblingskünstler eine spielten. Nach einer Les Paul, mehreren Stratocasters, einer Jackson und diverse anderen Bauformen habe ich immer mal wieder verschiedene Telecasters in die Hand genommen – von da an hat sich meine Meinung zu der Bauform stark gewandelt. Ich habe die Les Paul gegen eine G&L ASAT Tribute Deluxe ausgetauscht, da mir die Tele-Form letztlich doch mehr zusagte. Mittlerweile zählt die Tele zu meinen absoluten Favoriten. Die G&L ist eine hervorragende Gitarre, aber in den letzten beiden Bands, in denen ich spielte, merkte ich umso mehr wie wichtig eine flexible Gitarre mit verschiedenen Sounds für mich ist. Ich habe dann immer häufiger live meine HSS Stratocasters gespielt – hier war seitens des Sounds von Funky bis Bretthart alles drin. Nur das Tremolosystem der Stratocasters gefiel mir nie so gut wie zum Beispiel ein Bigsby, welches in bei MP ein paar Mal angespielt habe.
Ich machte mich also auf die Suche:
Eine Tele mit HSS Tonabnehmer Bestückung – das alleine ist schon eine Rarität und auf dem normalen Markt nur schwer zu finden. Wenn man allerdings auch noch ein Bigsby-Style Tremolo haben möchte, und dazu noch wert auf besondere Holzkombinationen legt, hat man so gut wie gar keine Auswahl mehr. Neben der Tonabnehmerkonfiguration und dem Bigsby war mir noch wichtig dass die Gitarre einen Hals aus Vogelaugenahorn und einen Sumpfesche Korpus mit Riegelahorndecke und Doppelbindings bekommt.
Wie zu erwarten ergab die Suche dass es kein passendes Instrument „von der Stange“ für mich gab – ich hab mich also mal bei diversen Gitarrenbauern umgeschaut, und bin dann wieder bei RBC gelandet. Die Referenzen auf der Website sahen hervorragend aus, die Community im Musiker Board war mehr als angetan, und ich fing an meine Gedanken zusammenzufassen und eine Anfrage bei Rainer zu stellen.
Zahlen, Daten, Fakten
- Bauform: Telecaster
- Korpus: Sumpfesche mit 2 Hohlkammern, Doppelbinding (Pearl)
- Decke: Riegelahorn 3AAA
- Hals: Vogelaugenahorn
- Griffbrett: Indisches Palisander
- Tremolo / Brücke: Düsenberg Göldo Bigsby Tremolo, ABM Rollerbridge
- Hardware: Chrome, Ashtray Telecaster Plate, Telecaster Potiknöpfe,
- Tuners: Kluson Backlock Mechaniken
- Bünde: 22 Medium Jumbo
- Schlagbrett: Pearl, 3-Lagig
- Tonabnehmer: Häussel Single Coil Keramik (Neck),
Häussel Single Coil Keramik Reversed (Middle),
Häussel Klinge Hot (Bridge)
- Schaltung: Standard Strat – mit Splitfunktion
- Potis: Japan 250er
- Sattel: Rinderknochen
Beratung und Service:
Wenn man sich eine Gitarre bauen lässt kommen mit der Zeit fragen auf – egal wie genau die eigenen Vorstellung bereits sind. Umso wichtiger ist eine gute und kompetente Beratung – und die bekommt man bei RBC Guitars. Ich bin sicherlich nicht der einfachste Kunde; Ich habe klare Vorstellungen und hohe Ansprüche, doch bei einigen Punkten waren Rainers Erfahrungen und Empfehlungen genau das richtige. Mir war klar dass ich eine HSS Tonabnehmerbestückung brauche, da ich aber keine Lieblings-Tonabnehmer habe wusste ich nicht welche ich nehmen sollte. Rainer hat mir die Häussel Tonabnehmer empfohlen, mit denen er stets gute Erfahrungen gemacht hat. Auch bei dem Bigsby konnte er mir das Düsenberg Göldo Modell empfehlen: Es ist von hoher Qualität und bietet Vorteile wie einen in der Höhe und Länge arretierbaren Tremolohebel. Für meine teils detaillierten und häufigen Fragen zur Gitarre oder dem Gitarrenbau an sich hat er sich immer Zeit genommen und mir bei der Abholung der Gitarre noch einige hilfreiche Tipps mitgegeben. Ein paar Holzarten möchte er aufgrund der schwierigen Beschaffenheit und Eigenschaften nichtmehr verarbeiten, was ich gut nachvollziehen kann. In so einem Fall hat er gute Alternativen parat, die perfekt zum Instrument passen. Man muss dazu sagen dass ein paar meiner Vorgeschlagenen Holzsorten sehr, sehr exotisch, und kaum zu beschaffen sind. Der Service und die Beratung waren immer Top und ich würde jederzeit wieder Arbeiten von ihm durchführen lassen. Er hat im Zuge der Abholung noch ein paar Änderungen an einer meiner Strat durchgeführt – auch hier wurde alles zu erwarten gut erledigt.
Erster Eindruck
Vor circa einem Monat bin ich nach Minden gefahren und habe meine Gitarre abgeholt. In der kleinen aber feinen Werkstatt konnte ich sie erstmals spielen: Wow – was für ein Instrument! Die Optik fällt direkt auf, die Kombination aus dem etwas helleren Palisandergriffbrett, der grün lackierten Riegelahorn Decke und dem VAA Hals macht schon viel her, die doppelten Pearl-Bindings und das Pearl Schlagbrett runden die Optik zusätzlich ab. Die Farbe „Smaragd Grün“, angelehnt an Francis Rossis neuer Status Gitarre, war die richtige Wahl. Was mir direkt auffiel ist, dass die Gitarre auch ohne Verstärker relativ laut ist und gut klingt - bei einigen meiner anderen Gitarren hört man da weniger. Doch auch angespielt über den (fremden und unbekannten) Fender Verstärker macht die Gitarre eine gute Figur. Trotz dass ich kräftige Gitarrenhälse u.a. von meiner Red Special gewohnt bin und wusste dass Rainers Gitarrenhälse ziemlich kräftig gebaut sind, musste ich mich erst mal an den neuen Hals gewöhnen.
Wieder zu Hause in Bremen angekommen habe ich die Gitarre dann über meine gewohnte Anlage gespielt. In Kombination mit meinen BOSS ME-80 und den Blackheart und Engl Verstärkern zeigen sich die Unterschiede zu meinen bisherigen Gitarren. Der gute Eindruck wird weiter bestärkt und nach einer kurzen Eingewöhnungszeit komme ich sehr gut mit dem kräftigen Gitarrenhals klar.
Die Hölzer
Fangen wir mal oben ab: Die 3AAA Riegelahorndecke hat eine schöne gleichmäßige Maserung und wird durch das Transparente grün sehr schön hervorgehoben. Auch die Seiten des zweiteiligen Korpus aus Sumpfesche sind grün transparent lackiert und geben den Blick auf die Holzstruktur frei. Der Sumpfeschekorpus hat zwei Hohlkammern die für mehr Sustain und leichteres Gewicht sorgen. Der Hals aus Vogelaugenahorn weist eine starke Maserung auf. Er ist, nicht zuletzt vielleicht auch durch das verwendete Hartwachsöl, etwas dunkler als die meisten Ahornhälse und ist nahezu komplett mit „Vogelaugen“ übersät. Die wenigen dunklen/schwarzen Färbungen sind durch die Natur des Holzes bedingt und fallen nicht stark auf. Sie zeigen die Individualität des Holzes. Ein VAA hals in der Qualität ist wahrscheinlich ohne Färbung kaum zu bekommen oder unbezahlbar teuer. Man darf nicht vergessen dass es sich bei den Hölzern um ein Naturprodukt handelt - ich bin immer wieder erstaunt wie viele Arten und Maserungen es gibt. Das Griffbrett ist aus indischem Palisander und in einem vergleichsweise hellen Braunton, der sehr gut mit dem grünen Korpus und dem dunklen Vogelaugenahorn harmoniert. Aus der Nähe erkennt man die für Palisander typischen dunkelbraunen streifen. Im Vergleich zu meinen anderen Gitarren fällt auf dass hier ein massives und dickes Griffbrett verbaut wurde, es misst in der Höhe bestimmt ca. 6 mm.
Die Verarbeitung
Die Gitarre ist sehr gut verarbeitet, auch bei genauerem hinsehen konnte ich keine Auffälligkeiten in der Lackierung, am Binding oder an anderen Stellen erkennen. Die Dots im Griffbrett sitzen an der richtigen stellen und auch hier sind keine Spalte oder ähnliches zu erkennen. Die Bünde sind gut abgerichtet und an den Saiten abgerundet, so dass sich alles weich anfühlt und gut bespielbar ist. Der Übergang zum Korpus ist sauber gearbeitet und durch 6 Schrauben (2 unter der Metallplatte und 4 sichtbaren) verbunden. Die Potis und Schalter laufen sauber und ohne Knacken, die Klingenbuchse und alle Schrauben sitzen fest und da wo sie hingehören. Das Bigsby und die Roller Bridge sind eingestellt und die Saitenhöhe bedarf keiner weiteren Justierung. Ich spiele, so wie auf fast allen meiner E-Gitarren, .009er Saiten. Alles sieht sehr hochwertig und präzise aus und fühlt sich auch so an.
Hardware
Auf den Punkt Hardware gehe ich insbesondere in Hinblick auf das verbaute Düsenberg Bigsby separat ein. Es lässt sich sehr weich und gut bewegen, man kann die Tonhöhe sowohl nach oben als auch nach unten modulieren und schöne Effekte und Vibrato erzeugen. Ich persönlich ziehe dieses Tremolo einem normalen Stratocaster Tremolo oder einem Floyd Rose vor. In Kombination mit der ABM Rollerbridge, dem Knochensattel und den Roller-Saitenniederhalter arbeitet das Tremolo sehr stimmstabil und zuverlässig. Im Gegensatz zu manchen Stratocaster Tremolos kann ich auch keine Tonhöhenveränderung der anderen (nicht gebendeten) Saiten bei Bendings feststellen, was bei manchen Country-Licks sehr hilft. Ein großer Vorteil an dem Düsenberg-Tremolo ist die Möglichkeit, den Hebel in der Länge und Höhe zu arretieren. Man kann den Hebel auf die persönlichen Präferenzen einstellen und er bleibt (im Gegensatz zu manchen Schraub-Tremolos) immer in der Position wo er „hingeschoben“ wird. Anders als bei dem originalen Bigsby werden die Saiten nicht auf kleine Metallstifte, sondern durch einen Metallblock an der hinteren Rolle gezogen. Das erleichtert den Saitenwechsel und ist weniger „fummelig“ als beim original. Doch einen Nachteil hat das Düsenberg / Göldo Bigsby: Der Tremolohebel wird mit zwei Madenschrauben festgezogen. Die Enden dieser Madenschrauben sind leider nicht abgerundet und schneiden somit leicht in das Metall des Hebels ein. Man sieht nach mehrmaligem Gebrauch kleine Spuren an dem Tremolohebel. Besser wäre hier ein System, dass es ermöglicht den Hebel ohne Werkzeug zu lösen oder zu montieren. Vielleicht indem man das Prinzip von Schlagzeug-Beckenständern aufgreift, hier gibt es zwei Metallteile, mit einer Aussparung für den Hebel, die mittels kleiner Flügelschraube oder ähnlichem zusammengezogen werden können und so den Hebel dazwischen festhalten. Das Problem wurde aber auch vom Gitarrenbauer erkannt und an Göldo, zusammen mit einem Verbesserungsvorschlag, weitergegeben – schauen wir mal ob und wie die nächste Version dieses sonst sehr soliden Tremolos aussehen wird.
Der Sound
Als erstes fiel mir auf, dass der Output der Tonabnehmer geringer ist als der meiner Fender HSS Stratocaster. Die Tonabnehmer klingen aber insgesamt etwas wärmer und runder als die der Fender. Die Häussel Klinge Hot eignet sich hervorragend für Blues und Rocksounds, gesplittet kommt er dem Bridge-Tonabnehmer einer Telecaster sehr nahe und kommt bei mir für Country-Leadsounds und Status Quo ähnliche Rocksounds zum Einsatz. In der Zwischenposition zusammen mit dem Middle-Pickup klingt die Gitarre mit gesplittetem Klingen Humbucker nach einem Stratocaster Bridge Pickup, etwas weniger „Twangy“ bzw. „direkt“. Die anderen Positionen (Mitte, Mitte + Neck und Neck) sind hervorragend für cleane Rhytmusgitarrensounds geeignet. Die Positionen Neck sowie Neck + Middle eignen sich wie bei einer Stratocaster für Funk-Sounds und melodische Leadparts im Mark Knopfler Stil.
Zusammenfassend bietet die Gitarren von Hardrock bis weichen Popsounds alles was man als Gitarrist gebrauchen kann. Das Coil Splitting bringt nochmal ein paar zusätzliche Möglichkeiten und funktioniert mit dem Häussel Tonabnehmer sehr gut. Insgesamt klingt die Gitarre wärmer und mittenreicher als meine Stratocaster, ohne dabei Höhen einzusparen. Auch die Tiefen kommen druckvoll rüber und die Tonabnehmer reagieren dynamisch auf mein Spiel.
Fazit
Für mich hat sich die Wartezeit gelohnt, und die Gitarre ist jeden Cent wert. Ich bin in jeder Hinsicht sehr zufrieden und habe bisher noch nichts Vergleichbares gespielt – der Abstand zu meinen anderen Gitarren ist doch spürbar hoch, die Qualität weit über dem Standard. Für mich ist das die beste E-Gitarre die ich bisher in der Hand hatte. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist einmalig gut und auch das „Feeling“ eine Gitarre aus Handarbeit zu spielen ist ein ganz anderes. Hinter der Gitarre und der Firma „RBC Guitars“ steht Rainer Buschmann den ich als sehr freundlichen, kompetenten Menschen mit interessanter Geschichte kennengelernt habe. Ich würde mir jederzeit wieder eine Gitarre von Rainer bauen lassen, und gerne eine weitere RBC Gitarre spielen können. Ich weiß aber, dass Rainer etwas kürzer treten möchte und derzeit seinen Bestand reduziert.
Hörbeispiele
Vielleicht werde ich in Zukunft noch ein paar Hörbeispiele aufnehmen – ich finde es aber immer schwierig diese so zu gestalten, dass man wirklich einen Eindruck vom Klang der Gitarre bekommt. Es gibt doch sehr viele Faktoren die bei der Aufnahme eine Rolle spielen, sei es der Verstärker, die Effekte, das Mikrofon oder die verwendete DAW und AD Wandler.
Bilder
Vielen Dank an @S.G.K. für die Fotos!
(Auf das Bild klicken zum Vergrößern)
Danke für das lesen meines Reviews. Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Eindruck über die Gitarre und die Leistungen von RBC Guitars vermitteln. Fragen und Kommentare sind natürlich herzlich Willkommen!
Ein schönes Wochenende wünscht
GreenTelecaster
Wer sich rein für die Gitarre und nicht für die Vorgeschichte interessiert kann den ersten Abschnitt überspringen und direkt in den Zahlen, Daten und Fakten einsteigen. Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen!
Wie kam die Idee zur Custom Gitarre?
Ich bin nicht, wie man vielleicht denken könnte, über das Musiker Board auf Rainer Buschmann und seine Gitarren aufmerksam geworden, sondern habe vor ein paar Jahren ein Status Quo Cover Video auf YouTube gesehen. Der Gitarrist dieser Band spielte einen RBC Francis Rossi Telecaster Nachbau. Ich bin mir nichtmehr sicher ob ich ihn damals angeschrieben, oder selber die Google Suche bemüht habe, jedenfalls fiel mir „RBC Guitars“ da zum ersten Mal auf.
Aber wie kam ich nun auf die Idee mir eine Gitarre bauen zu lassen? Nunja, ich habe viele Gitarrenformen ausprobiert; Anfangs, als ich noch überwiegend klassische Gitarre spielte, hatte ich nur eine günstige Stratocaster. Damals konnte ich die Telecaster-Form überhaupt nicht leiden obwohl einige meiner Lieblingskünstler eine spielten. Nach einer Les Paul, mehreren Stratocasters, einer Jackson und diverse anderen Bauformen habe ich immer mal wieder verschiedene Telecasters in die Hand genommen – von da an hat sich meine Meinung zu der Bauform stark gewandelt. Ich habe die Les Paul gegen eine G&L ASAT Tribute Deluxe ausgetauscht, da mir die Tele-Form letztlich doch mehr zusagte. Mittlerweile zählt die Tele zu meinen absoluten Favoriten. Die G&L ist eine hervorragende Gitarre, aber in den letzten beiden Bands, in denen ich spielte, merkte ich umso mehr wie wichtig eine flexible Gitarre mit verschiedenen Sounds für mich ist. Ich habe dann immer häufiger live meine HSS Stratocasters gespielt – hier war seitens des Sounds von Funky bis Bretthart alles drin. Nur das Tremolosystem der Stratocasters gefiel mir nie so gut wie zum Beispiel ein Bigsby, welches in bei MP ein paar Mal angespielt habe.
Ich machte mich also auf die Suche:
Eine Tele mit HSS Tonabnehmer Bestückung – das alleine ist schon eine Rarität und auf dem normalen Markt nur schwer zu finden. Wenn man allerdings auch noch ein Bigsby-Style Tremolo haben möchte, und dazu noch wert auf besondere Holzkombinationen legt, hat man so gut wie gar keine Auswahl mehr. Neben der Tonabnehmerkonfiguration und dem Bigsby war mir noch wichtig dass die Gitarre einen Hals aus Vogelaugenahorn und einen Sumpfesche Korpus mit Riegelahorndecke und Doppelbindings bekommt.
Wie zu erwarten ergab die Suche dass es kein passendes Instrument „von der Stange“ für mich gab – ich hab mich also mal bei diversen Gitarrenbauern umgeschaut, und bin dann wieder bei RBC gelandet. Die Referenzen auf der Website sahen hervorragend aus, die Community im Musiker Board war mehr als angetan, und ich fing an meine Gedanken zusammenzufassen und eine Anfrage bei Rainer zu stellen.
Zahlen, Daten, Fakten
- Bauform: Telecaster
- Korpus: Sumpfesche mit 2 Hohlkammern, Doppelbinding (Pearl)
- Decke: Riegelahorn 3AAA
- Hals: Vogelaugenahorn
- Griffbrett: Indisches Palisander
- Tremolo / Brücke: Düsenberg Göldo Bigsby Tremolo, ABM Rollerbridge
- Hardware: Chrome, Ashtray Telecaster Plate, Telecaster Potiknöpfe,
- Tuners: Kluson Backlock Mechaniken
- Bünde: 22 Medium Jumbo
- Schlagbrett: Pearl, 3-Lagig
- Tonabnehmer: Häussel Single Coil Keramik (Neck),
Häussel Single Coil Keramik Reversed (Middle),
Häussel Klinge Hot (Bridge)
- Schaltung: Standard Strat – mit Splitfunktion
- Potis: Japan 250er
- Sattel: Rinderknochen
Beratung und Service:
Wenn man sich eine Gitarre bauen lässt kommen mit der Zeit fragen auf – egal wie genau die eigenen Vorstellung bereits sind. Umso wichtiger ist eine gute und kompetente Beratung – und die bekommt man bei RBC Guitars. Ich bin sicherlich nicht der einfachste Kunde; Ich habe klare Vorstellungen und hohe Ansprüche, doch bei einigen Punkten waren Rainers Erfahrungen und Empfehlungen genau das richtige. Mir war klar dass ich eine HSS Tonabnehmerbestückung brauche, da ich aber keine Lieblings-Tonabnehmer habe wusste ich nicht welche ich nehmen sollte. Rainer hat mir die Häussel Tonabnehmer empfohlen, mit denen er stets gute Erfahrungen gemacht hat. Auch bei dem Bigsby konnte er mir das Düsenberg Göldo Modell empfehlen: Es ist von hoher Qualität und bietet Vorteile wie einen in der Höhe und Länge arretierbaren Tremolohebel. Für meine teils detaillierten und häufigen Fragen zur Gitarre oder dem Gitarrenbau an sich hat er sich immer Zeit genommen und mir bei der Abholung der Gitarre noch einige hilfreiche Tipps mitgegeben. Ein paar Holzarten möchte er aufgrund der schwierigen Beschaffenheit und Eigenschaften nichtmehr verarbeiten, was ich gut nachvollziehen kann. In so einem Fall hat er gute Alternativen parat, die perfekt zum Instrument passen. Man muss dazu sagen dass ein paar meiner Vorgeschlagenen Holzsorten sehr, sehr exotisch, und kaum zu beschaffen sind. Der Service und die Beratung waren immer Top und ich würde jederzeit wieder Arbeiten von ihm durchführen lassen. Er hat im Zuge der Abholung noch ein paar Änderungen an einer meiner Strat durchgeführt – auch hier wurde alles zu erwarten gut erledigt.
Erster Eindruck
Vor circa einem Monat bin ich nach Minden gefahren und habe meine Gitarre abgeholt. In der kleinen aber feinen Werkstatt konnte ich sie erstmals spielen: Wow – was für ein Instrument! Die Optik fällt direkt auf, die Kombination aus dem etwas helleren Palisandergriffbrett, der grün lackierten Riegelahorn Decke und dem VAA Hals macht schon viel her, die doppelten Pearl-Bindings und das Pearl Schlagbrett runden die Optik zusätzlich ab. Die Farbe „Smaragd Grün“, angelehnt an Francis Rossis neuer Status Gitarre, war die richtige Wahl. Was mir direkt auffiel ist, dass die Gitarre auch ohne Verstärker relativ laut ist und gut klingt - bei einigen meiner anderen Gitarren hört man da weniger. Doch auch angespielt über den (fremden und unbekannten) Fender Verstärker macht die Gitarre eine gute Figur. Trotz dass ich kräftige Gitarrenhälse u.a. von meiner Red Special gewohnt bin und wusste dass Rainers Gitarrenhälse ziemlich kräftig gebaut sind, musste ich mich erst mal an den neuen Hals gewöhnen.
Wieder zu Hause in Bremen angekommen habe ich die Gitarre dann über meine gewohnte Anlage gespielt. In Kombination mit meinen BOSS ME-80 und den Blackheart und Engl Verstärkern zeigen sich die Unterschiede zu meinen bisherigen Gitarren. Der gute Eindruck wird weiter bestärkt und nach einer kurzen Eingewöhnungszeit komme ich sehr gut mit dem kräftigen Gitarrenhals klar.
Die Hölzer
Fangen wir mal oben ab: Die 3AAA Riegelahorndecke hat eine schöne gleichmäßige Maserung und wird durch das Transparente grün sehr schön hervorgehoben. Auch die Seiten des zweiteiligen Korpus aus Sumpfesche sind grün transparent lackiert und geben den Blick auf die Holzstruktur frei. Der Sumpfeschekorpus hat zwei Hohlkammern die für mehr Sustain und leichteres Gewicht sorgen. Der Hals aus Vogelaugenahorn weist eine starke Maserung auf. Er ist, nicht zuletzt vielleicht auch durch das verwendete Hartwachsöl, etwas dunkler als die meisten Ahornhälse und ist nahezu komplett mit „Vogelaugen“ übersät. Die wenigen dunklen/schwarzen Färbungen sind durch die Natur des Holzes bedingt und fallen nicht stark auf. Sie zeigen die Individualität des Holzes. Ein VAA hals in der Qualität ist wahrscheinlich ohne Färbung kaum zu bekommen oder unbezahlbar teuer. Man darf nicht vergessen dass es sich bei den Hölzern um ein Naturprodukt handelt - ich bin immer wieder erstaunt wie viele Arten und Maserungen es gibt. Das Griffbrett ist aus indischem Palisander und in einem vergleichsweise hellen Braunton, der sehr gut mit dem grünen Korpus und dem dunklen Vogelaugenahorn harmoniert. Aus der Nähe erkennt man die für Palisander typischen dunkelbraunen streifen. Im Vergleich zu meinen anderen Gitarren fällt auf dass hier ein massives und dickes Griffbrett verbaut wurde, es misst in der Höhe bestimmt ca. 6 mm.
Die Verarbeitung
Die Gitarre ist sehr gut verarbeitet, auch bei genauerem hinsehen konnte ich keine Auffälligkeiten in der Lackierung, am Binding oder an anderen Stellen erkennen. Die Dots im Griffbrett sitzen an der richtigen stellen und auch hier sind keine Spalte oder ähnliches zu erkennen. Die Bünde sind gut abgerichtet und an den Saiten abgerundet, so dass sich alles weich anfühlt und gut bespielbar ist. Der Übergang zum Korpus ist sauber gearbeitet und durch 6 Schrauben (2 unter der Metallplatte und 4 sichtbaren) verbunden. Die Potis und Schalter laufen sauber und ohne Knacken, die Klingenbuchse und alle Schrauben sitzen fest und da wo sie hingehören. Das Bigsby und die Roller Bridge sind eingestellt und die Saitenhöhe bedarf keiner weiteren Justierung. Ich spiele, so wie auf fast allen meiner E-Gitarren, .009er Saiten. Alles sieht sehr hochwertig und präzise aus und fühlt sich auch so an.
Hardware
Auf den Punkt Hardware gehe ich insbesondere in Hinblick auf das verbaute Düsenberg Bigsby separat ein. Es lässt sich sehr weich und gut bewegen, man kann die Tonhöhe sowohl nach oben als auch nach unten modulieren und schöne Effekte und Vibrato erzeugen. Ich persönlich ziehe dieses Tremolo einem normalen Stratocaster Tremolo oder einem Floyd Rose vor. In Kombination mit der ABM Rollerbridge, dem Knochensattel und den Roller-Saitenniederhalter arbeitet das Tremolo sehr stimmstabil und zuverlässig. Im Gegensatz zu manchen Stratocaster Tremolos kann ich auch keine Tonhöhenveränderung der anderen (nicht gebendeten) Saiten bei Bendings feststellen, was bei manchen Country-Licks sehr hilft. Ein großer Vorteil an dem Düsenberg-Tremolo ist die Möglichkeit, den Hebel in der Länge und Höhe zu arretieren. Man kann den Hebel auf die persönlichen Präferenzen einstellen und er bleibt (im Gegensatz zu manchen Schraub-Tremolos) immer in der Position wo er „hingeschoben“ wird. Anders als bei dem originalen Bigsby werden die Saiten nicht auf kleine Metallstifte, sondern durch einen Metallblock an der hinteren Rolle gezogen. Das erleichtert den Saitenwechsel und ist weniger „fummelig“ als beim original. Doch einen Nachteil hat das Düsenberg / Göldo Bigsby: Der Tremolohebel wird mit zwei Madenschrauben festgezogen. Die Enden dieser Madenschrauben sind leider nicht abgerundet und schneiden somit leicht in das Metall des Hebels ein. Man sieht nach mehrmaligem Gebrauch kleine Spuren an dem Tremolohebel. Besser wäre hier ein System, dass es ermöglicht den Hebel ohne Werkzeug zu lösen oder zu montieren. Vielleicht indem man das Prinzip von Schlagzeug-Beckenständern aufgreift, hier gibt es zwei Metallteile, mit einer Aussparung für den Hebel, die mittels kleiner Flügelschraube oder ähnlichem zusammengezogen werden können und so den Hebel dazwischen festhalten. Das Problem wurde aber auch vom Gitarrenbauer erkannt und an Göldo, zusammen mit einem Verbesserungsvorschlag, weitergegeben – schauen wir mal ob und wie die nächste Version dieses sonst sehr soliden Tremolos aussehen wird.
Der Sound
Als erstes fiel mir auf, dass der Output der Tonabnehmer geringer ist als der meiner Fender HSS Stratocaster. Die Tonabnehmer klingen aber insgesamt etwas wärmer und runder als die der Fender. Die Häussel Klinge Hot eignet sich hervorragend für Blues und Rocksounds, gesplittet kommt er dem Bridge-Tonabnehmer einer Telecaster sehr nahe und kommt bei mir für Country-Leadsounds und Status Quo ähnliche Rocksounds zum Einsatz. In der Zwischenposition zusammen mit dem Middle-Pickup klingt die Gitarre mit gesplittetem Klingen Humbucker nach einem Stratocaster Bridge Pickup, etwas weniger „Twangy“ bzw. „direkt“. Die anderen Positionen (Mitte, Mitte + Neck und Neck) sind hervorragend für cleane Rhytmusgitarrensounds geeignet. Die Positionen Neck sowie Neck + Middle eignen sich wie bei einer Stratocaster für Funk-Sounds und melodische Leadparts im Mark Knopfler Stil.
Zusammenfassend bietet die Gitarren von Hardrock bis weichen Popsounds alles was man als Gitarrist gebrauchen kann. Das Coil Splitting bringt nochmal ein paar zusätzliche Möglichkeiten und funktioniert mit dem Häussel Tonabnehmer sehr gut. Insgesamt klingt die Gitarre wärmer und mittenreicher als meine Stratocaster, ohne dabei Höhen einzusparen. Auch die Tiefen kommen druckvoll rüber und die Tonabnehmer reagieren dynamisch auf mein Spiel.
Fazit
Für mich hat sich die Wartezeit gelohnt, und die Gitarre ist jeden Cent wert. Ich bin in jeder Hinsicht sehr zufrieden und habe bisher noch nichts Vergleichbares gespielt – der Abstand zu meinen anderen Gitarren ist doch spürbar hoch, die Qualität weit über dem Standard. Für mich ist das die beste E-Gitarre die ich bisher in der Hand hatte. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist einmalig gut und auch das „Feeling“ eine Gitarre aus Handarbeit zu spielen ist ein ganz anderes. Hinter der Gitarre und der Firma „RBC Guitars“ steht Rainer Buschmann den ich als sehr freundlichen, kompetenten Menschen mit interessanter Geschichte kennengelernt habe. Ich würde mir jederzeit wieder eine Gitarre von Rainer bauen lassen, und gerne eine weitere RBC Gitarre spielen können. Ich weiß aber, dass Rainer etwas kürzer treten möchte und derzeit seinen Bestand reduziert.
Hörbeispiele
Vielleicht werde ich in Zukunft noch ein paar Hörbeispiele aufnehmen – ich finde es aber immer schwierig diese so zu gestalten, dass man wirklich einen Eindruck vom Klang der Gitarre bekommt. Es gibt doch sehr viele Faktoren die bei der Aufnahme eine Rolle spielen, sei es der Verstärker, die Effekte, das Mikrofon oder die verwendete DAW und AD Wandler.
Bilder
Vielen Dank an @S.G.K. für die Fotos!
(Auf das Bild klicken zum Vergrößern)
Danke für das lesen meines Reviews. Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Eindruck über die Gitarre und die Leistungen von RBC Guitars vermitteln. Fragen und Kommentare sind natürlich herzlich Willkommen!
Ein schönes Wochenende wünscht
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