Chor-Mikrofone für PA

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Moin,
erstmal zur Ausgangsbasis:

Bühne, Raum und Speaker:
***

Chor-Setups aus der Vergangenheit (direkt an der Bühnenkante weil die Bühne akustisch ziemlich "tot" ist und der Chor sich da nicht wohl fühlt):
***

Natürlich sind das keine ausgebildeten Stimmen - und richtig laut singen sie auch nicht immer. Dennoch muss ich die Stimmen sinnvoll verstärken.
Unter anderem hatte ich an die Verwendung von vielen Gesangsmikros gedacht, so wie im folgenden Beispiel (dort singen ca. 60 Sänger jeweils zu zweit in ein Mikrofon, zwei Mikros werden per einfachem Y-Kabel auf einen Input gelegt). Die Chorleitung möchte aber nicht so viele Mikros da rumstehen sehen:


Nun suche ich also nach vier Supernieren, die ich nutzen möchte, um mit passender Aufstelltung das Übersprechen der Toplautsprecher (EV QRx 112) zu verringern bzw. Feedback zu vermeiden. Mit den 120°-Minima der Supernieren verspreche ich mir größeren Erfolg als von normalen Nierenmics.

Die Suche ergab bislang folgendes Ergebnis:
Neumann KM 185.jpg Neumann KMS 105.jpg Schoeps MK41.jpg Sennheiser e 614.jpg Sennheiser e 865.jpg Shure Beta 27.jpg Shure Beta 87C.jpg

Das Schoeps fliegt schonmal raus, weil es einfach zu teuer ist. Das KM185 hat die gleichmäßigste Richtwirkung für alle Frequenzen, aber die Rückwärtsdämpfung insgesamt scheint beim KMS105 und beim Sennheiser e865 noch besser zu sein - aber auch das Beta 87C macht selbst als Niere eine erstaunlich gute Figur (recht enge Bündelung für eine Niere) - nur ein Frequenzbereich will sich nicht ganz fügen. Das e614 gibt's grade äußerst günstig - wwar brechen die 16kHz bei dem Mic ziemlich aus - aber ob das von größerer Relevanz ist, wage ich zu bezweifeln (diese Frequenzen werden ja sowieso stark von den Tops in den Raum gerichtet abgestrahlt - und die QRx geben diesen Frequenzbereich sowieso nur noch eher müde ab).

Fein fände ich, wenn man die Mics auch noch als hochwertige Solo-Mikrofone einsetzen könnte - das ist mir "Stäbchen" ja nicht so toll. Daher interessieren mich gerade die "normalen" Gesangsmics. Vom KMS105 habe ich - u.a. hier im Forum - aber auch Berichte von starker Feedbackanfälligkeit gelesen. Kann ich mir eigentlich bei dem Polardiagramm kaum vorstellen (außer man hat den Monitor blöd aufgestellt).

Also: Gesucht werden
  • ein feedbackunempfindliches Mikrofon
  • mit guter Rückwärtsdämpfung (Superniere - aber ohne "fette Rückwärtskeule" oder Niere mit engerer Bündelung)
  • Praxiserfahrungen von Usern, welche die Mikrofone aus der Praxis kennen (Datenblätter kann ich nämlich lesen)
    (=> Leider kann ich die Mics für die Schule nicht einfach bestellen und dann wieder zurücksenden - das macht die Buchhaltung der Behörde nicht mit!)
 
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Die Rode NT5 (für ca. 249 EUR pro gematchtem Stereopaar) ist ein gutes und recht feedbackunanfälliges Chormikro. Als Solistenmikro taugt es eher nichts. Meine eigenen Chormikros (Line Audio CM 3) sind da leider viel empfindlicher, was Feedback angeht. Wir haben das mal in einer Kirche verglichen.

Dass die Topteile bei Euch so weit seitlich hängen, ist für die Feedbackvermeidung ein Vorteil.

Beim Sennheiser e865 ist es umgekehrt - ein ordentliches Solistenmikro (Klaus Meine von den Scorpions nutzt es, denke ich, und der kann sich nun wirklich alles leisten), und weil es so weit in den Raum hineinreicht, kann man es zur Not auch als Chormikro missbrauchen. Das habe ich mal auf einer Beschallung leidvoll erfahren, als ein einziges e865 metertief die Bühne übertragen hat (was es nicht hätte tun sollen). Und diesen Effekt könnt Ihr eben für Euch nutzen. Nur ist man da preislich in einer anderen Liga, ein einzelnes e865 kostet fast soviel wie ein Paar Rode NT5.

Mein Rat wäre: Mischen! Vier Rode als Chormikros plus ein oder zwei dynamische Gesangsmikros als Solistenmikros. Und ganz wichtig, da das für eine Schule ist: Die Mikros dürfen KEINE Schalter haben, die sind sonst nämlich IMMER falsch eingestellt. Aus, wenn sie an sein sollen und umgekehrt, PAD oder LoCut an, wenn sie nicht gebraucht werden (und aus, wenn sie dann doch mal gebraucht wird). Das ist meine Beobachtung seit etwa 35 Jahren, ich vermute, es handelt sich hierbei um ein universales Gesetz.
 
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Zunächst: Das mit den Schaltern habe ich auch schon häufig leidvoll erfahren - das kommt mir nicht mehr ins Haus (außer es gibt eine Verriegelungsmöglichkeit wie z.B. beim BF531)

Mit dem Rode NT-5 habe ich leider ein intensives Hass-Verhältnis wegen des Höhenbereichs, mit dem ich mich gar nicht anfreunden kann. (Als OH an den Drums klingen hochwertige Becken schnell "billig" - das können die Oktava MK-012 z.B. besser - aber die haben keine frequenzunabhängige Richtwirkung.) Außerdem ist es ja ein Nieren-Mikrofon mit deutlich breiterem Aufnahmebereich - das könnte mir wieder Probleme hinsichtlich der Feedback-Anfälligkeit bringen.

Auf das e865 habe ich schon intensiv mein Auge geworfen, da es immer noch günstig ist und wenn das Verhalten so ist, wie du es beschreibst, dann könnte das eine gute Lösung sein.
Gute dynamische Solistenmikros haben wir schon - dennoch reizt es mich, auch ein paar gute und robuste Kondensator-Mics zu haben, die man flexibel einsetzen kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn das Budget für vier e865 vorhanden ist, warum dann nicht?
 
Das Budget sollte vorhanden sein und deine Erfahrung klingt ermutigend. Ich bin nun allerdings noch einmal ins Grübeln gekommen: Wenn ich die Breite des Chors mit Supernieren abdecken will, dann benötige ich sicher mind. vier Mics. Mache ich das Gleiche mit Nierenmikrofonen, dann sollten auch drei ausreichen. Die Superniere bietet dann zwar im 1:1-Vergleich mehr Gain-before-Feedback (siehe das Sengpiel-Paper), aber wenn ich dann ein Mikrofon mehr einsetzen muss, geht der Vorteil wahrscheinlich gleich wieder verloren.

Vielleicht wären Nieren dann genau so sinnvoll - mit ein wenig gegenläufigem Panning (linkes Mikro auf den rechten Speaker und umgekehrt, nur das mittlere Mic auf beide Seiten) wäre der wirksame Abstand zum Lautsprecher maximiert. Und gute Nieren haben wir eigentlich schon...
 
Ja, gute Idee - bei komplexeren Entscheidungen (und wenn es in diesem Fall auch noch zeitlich sehr drängt, weil der Etatantrag raus muss) suche ich gern die geballte Kompetenz mehrerer Foren.

Bin dank des Inputs nun zum Entschluss gekommen, erstmal mit den vorhandenen Mitteln zu testen und die Entscheidung zu verschieben. Macht ja keinen Sinn, wenn das Geld weg ist und dann deutlich wird, dass eine andere Lösung sinnvoller gewesen wäre. Was wir an der Schule kaufen, das bleibt dann auch für Jahre am Start und ich muss dann damit arbeiten können. Privat kaufe ich gern mal was Gebrauchtes und probiere es gründlich aus - kann ich ja immer wieder verticken, wenn es mir nicht gefällt. Aber bei öffentlichen Einrichtungen läuft das eben anders...
 
Hallo,

ich würde auch noch was von Beyerdynamic in den Raum stellen:


Die 950er wären die Supernieren - ich kenne das Schwestermodell MC930 (Niere) von einigen Einsätzen her, da hat es mir gut gefallen. Vor allem nicht so spitz wie das NT5...
Wären allerdings Stäbchen, die Du ja nicht soo toll fändest bei der möglichen Verwendung als Solomic. Das Neumann KMS 105 habe ich selbst - ich hab's noch nicht zum übermäßigen Feedback bekommen, allerdings war ich damit noch nicht auf WIRKLich lauten Bühnen. Vom Klang her ist das Teil tiptop...

Viele Grüße
Klaus
 
Klanglich soll das MC-930 ja ganz gut klingen (manche sprechen sogar davon, es würde sie an das KM84 erinnern) und auch das Polardiagramm sieht gut aus. Das MC-950 hat leider zwei kräftige Ausreißer bei 4k und 8k (und vermutlich auch drum herum) - das sind zwei Frequenzen, die gern mal zum Feedback neigen, daher kommt das Mic aus meiner Sicht leider eher nicht in Frage - dennoch vielen Dank für den Vorschlag. Wir haben schon so einige Mikrofone, die normalerweise mit den Bläsern zum Einsatz kommen (Oktava MK-012, Oktava MK-103, Shure SM-81) - diese könnten wir auch mal am Chor ausprobieren - ach ja, ein paar Rode NT5 gibt's auch noch (ursprünglich für OH und HH angeschafft) - vielleicht klingt das ja am Chor doch richtig gut, wer weiß? Am besten mal testen... :)
 
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Nochmal auch hier: Mach dich endlich frei von Polardiagrammen. Diese kannst du dann im Speziellen, wenn es darum geht das leztte Quäntchen heraus zu kitzeln befragen. Auch wird dir jeder Raum die Aufnahmesituation individuell verbiegen und es gibt bei guten Mikros nichts, was man auch mit einem guten vollparametrischen EQ gerade ziehen könnte. Also keine Scheu davor und Probier einfach mal ein paar Mikros aus. Frag mal bei den Vermietbuden in der Umgebung an, was die so nutzen/am Lager haben und wenn du dem einen oder anderen zu verstehen gibst, dass du die Dinger dann bei ihm kaufst, kommt evtl. gar der Azubi mal mit einer Kofferladung an Mikros vorbei und du schiebst was unverbindlich in die Kaffeekasse. Leben und leben lassen.

Die MC930 sind super. Wir haben selbst einen Schwung voll von den Dingern am Lager und sind jedes mal happy damit. Ansonsten gibt es eben Alltagskost: AKG C1000 S.

Wie ich schon im PA Forum schrieb: Erlaubt ist was gefällt und dich und das Projekt nach vorne bringt. Und wenn es ein SM57/beta57 tut, dann eben auch das.
 
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Wenn es bei der Aufstellung des Chores an der Bühnenfront bleibt, dann geht es schon von Anfang an darum, das letzte Quäntchen an GbF herauszukitzeln. Aber auch in anderen Fällen finde ich diese "Ausbrecher" im Polardiagramm grausam (schließlich klingt der außerhalb der Achse einfallende Schall dann entsprechend verfärbt). Erklär mir gerne einmal, wie du einen fetten Peak
außerhalb der Hauptaufnahmeachse(mit 5-15dB beim MC-950 bei den genannten Frequenzen zwischen 90 und 180°) mit einem EQ glattbügeln willst... das geht natürlich nicht. Warum sollte ich denn mit einem Werkzeug arbeiten, das schon mit gewissen Mängeln behaftet ist, wenn ich möglicherweise auch ein anderes nutzen kann, das dieses Problem nicht hat?

Wie du weißt, habe ich auch bei der Suche nach geeigneten Topteilen viel mit Hilfe des EASE GLL-Viewers recherchiert, um eine sinnvolle Vorauswahl zu treffen. Wenn man diese Daten (falls nicht zu stark geglättet) zu interpretieren weiß, dann ist das geradezu ein offenes Buch. Das was ich dort herausfinden konnte, war auch praktisch eindeutig nachvollziehbar und was mir beim Hören aufgefallen war, das konnte ich später auch anhand der Daten verifizieren - und einige Boxen brauchte ich gar nicht erst testen, weil schnell klar war, dass deren Mängel sie als ein geeignetes Werkzeug disqualifizieren. Ähnliches gilt bei Mikrofonen.

Mir persönlich ist eine frequenzunabhängig stabile Richtcharakteristik über die Jahre immer wichtiger geworden. Natürlich kann ein Polardiagramm nicht das letzte Entscheidungsmerkmal sein, aber - wie ich auch schon im anderen Forum schrieb - lassen sich auf diese viele Mikrofone aussortieren, ohne dass ich diese erst ausführlich testen müsste. Meist kann ich gut einschätzen, ob ich vernünftige Messungen vor mir habe (Polardiagramme mit Oktavbändern von 125Hz bis 16k + möglichst Frequenzgänge bei verschiedenen Einfallswinkeln) oder nahezu sinnlose Messungen (Polardiagamm mit 500Hz, 1kHz und 4kHz - wie es Rode macht). Im Bereich Mikrofone kann ich außerdem auf einen langjährigen Erfahrungsschatz zurückgreifen - sie sind quasi mein "Hauptinstrument" und ich kenne viele - vom billigen, aber gar nicht üblen T-Bone MB-78 bis hin zu Vintage-Klassikern wie AKG C24 oder MKH-405 - aus der Praxis.

Tatsächlich hat es sich für mich gezeigt, dass es eine Korrelation zwischen vernünftigen Messdaten (die leider nicht jeder Hersteller zur Verfügung stellt) und dem, was ein Mikrofon hinsichtlich "Klangfarbe" und neutralem Verhalten außerhalb der Hauptachse abliefert. Auch ob es sich für besonders leise oder besonders laute Schallquellen eignet ist anhand von Messdaten gut einschätzbar. Bei anderen Parametern ist das mangels Datenmaterial dagegen kaum möglich (Impulswiedergabe, Klirrverhalten), aber die Polardiagramme helfen mir definitiv bei der Vorauswahl.

Das ist auch unerlässlich, denn die Schulrealität setzt ausführlichen Tests enge Grenzen: Während der Chor probt, leite ich die Bigband und der Veranstaltungsraum wird während der Woche von zahlreichen Kursen genutzt. Vor Konzerten Zeit für Aufbau und Proben chronisch knapp, da bleibt wenig Zeit für Experimente. Und wer ernsthaft glaubt, dass sich der Chor freiwillig für einen Test an einem Samstag für einige Stunden einfindet, dem wünsche ich weiterhin erholsame Träume... ohne eine sinnvolle Vorauswahl sind Tests somit gar nicht möglich.

Die ein staatlich gefördertes Chorprojekt betreuenden Beschallungsfirmen setzen meines Wissens auf hochwertige Stäbchen von Schoeps, Neumann und Sennheiser (MKH-Serie). Das ist aber - bis evtl. auf das KM184/185 - nicht die Liga, die ich finanziell im Schulrahmen durchsetzen könnte.
 
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Eigentlich ist alles gesagt und die Standpunkte sind klar. Bleib in der Theorie und finde heraus, dass die Praxis oftmals gänzlich anders aussieht.
Der Raum und die andere Seite der Schallwandlung spielen eine wichtige Rolle dabe. Selbst wenn der Chor oder sonst was im Raum (Band, Zuschauer) anders Platziert sind, hat dies Einfluss auf das Klangbild und die theoretische Richtcharakteristik. Zudem wird die große Meute der Zuhörer nicht merken ob das nun besser geht oder nicht. Hauptsache ist, dass es nicht piept und man den Chor wohl irgendwie verständlich machen kann. Es ist richtig, dass wenn die Quelle gut ist, dass man auch mit einem schlechten Schallwandler auf der anderen Seite ein "besseres" Ergebnis erhält, doch sollte sich das auch irgendwie die Waage halten. Wenn du da also keine HighEnd Beschallung in der Halle hast, dann bringt ein HighEnd Mikro, welches auf dem Polardiagramm super aussieht auch nicht mehr viel mehr.

Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, dann Schoeps. Was die Dinger können ist sagenhaft. Ansonsten reicht auch ein MC930 oder ein Sennheiser (wie wäre es mit einem MD441 - fällt mir gerade so ein). Wenn es Budget ist, dann eben Rode oder AKG. Nicht ohne Grund findet man diese Mikros immer und immer wieder, ebenso wie ein SM58. Die Dinger funktionieren in den meisten Fällen irgendwie und man kann per EQ und KnowHow schon einiges retten, zumindest Schadensbegrenzung betreiben.

Sei mir nicht böse und es ist auch nicht persönlich gemeint, doch zu viel Theorie kann auch schaden und man kommt nicht vom Fleck.

Die Aussage, dass der Chor keine Zeit hat und dass die Halle hoch frequentiert ist, mag so sein, doch bei einer Entscheidungsfindung sollten alle daran arbeiten und wenn das nicht machbar ist, dann hat man so oder so verloren. Was meinst du wie professionelle Shows gemacht werden. Da ochst man mit den Teilnehmern und der Technikcrew mehrere Wochen bis Monate dran rum, bis alles fix und foxi ist. Da kann sich auch mal ein Schulchor ein Wochende oder einen Samstag zeit nehmen und das mal durchtesten. Sollte nicht zu viel verlangt sein.

Ich glaube echt nicht, dass die Mikros an sich hier das Problem sind, sondern einfach der Hang nach theoretischer Perfektion, die in der Realität nicht haltbar ist.
 
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hmm. In all den Jahren hatte ich es mit vielerlei Chorabnahmen zu tun. Meiner Erfahrung nach ist der Beitrag der verwendeten Mikros am Endergebnis oftmals überschätzt. Den Unterschied zwischen Mikros unter 400-500€ und über 1500€ das Stück macht sich meist nur bemerkbar wenn alles andere stimmt. Hauptanteil am Ergebnis hat immer noch die Aufstellung des Chors und wie das Beschallungssystem dazu positioniert ist. Man kann noch so viele Polardiagramme studieren und herumtheoretisieren, das bringt vielleicht da oder dort noch einige dB mehr GbF. Nur was bringt das wenn man dadurch von „überhaupt nicht zu hören“ auf „ah, jetzt hört man zumindest dass da ein Chor sein soll“ kommt. Dasist jetzt überspitzt gesagt, sollte aber die Tendenz verdeutlichen.
Bezüglich Niere vs. Superniere. Auch wenn hier die Unterschiede in der Praxis meist gar nicht so groß sind wie es von der Papierform sein sollte, so tendiere ich doch in der Regel in Richtung breite Niere bei Chorabnahmen. Damit braucht man weniger Mikros, kann eventuell auch etwas näher an den Chor gehen und bekommt ein natürlicheres Klangbild. Die MXL603er oder auch die CM3 gehen da auch schon recht gut (imho besserals die KM184, die ich ohnehin weniger mag).
Wichtig ist mir die Position der Beschallungsanlage. Gut ist es wenn man die deutlich vor den Chor bringt. Wenn die fix montiert sind muss man eben versuchen den Chor nach hinten zu bringen. Auch strategisch gut platzierte Delaylines helfen die Energie gleichmäßiger im Raum zu verteilen.
Zu guter Letzt frage ich mich was ihr im Norden für Diven als Chorleiter habt. Bei uns hier „deep in the south“ ist unseren Chören und deren Leitern klar dass all deren Proberei nichts bringt wenn man sie dann beim Auftritt nicht hört. Da ist eine konstruktive Zusammenarbeit von beiden Seiten gewünscht und auch umsetzbar. Aufstellungskonzepte die extrem kontraproduktiv wären lassen sich dann auch gemeinsam korrigieren.
Sodala, das war jetzt mein Senf zum Thema;-)
Ach und noch was. Mich persönlich haben Polardiagramme nie wirklich interessiert und schon gar nicht in meiner Kaufentscheidung beeinflusst.
 
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Die Standpunkte sind tatsächlich klar und ich habe kein Problem damit. Ein letztes Mal:
  • Ausgangspunkt meiner Frage war die Gegebenheit, dass der Chor an der Bühnenkante auf Höhe bzw. leicht vor der Höhe der Topteile steht - und ich davon ausgegangen bin, dass mir dann Supernieren helfen, das nötige GbF zu bekommen (ja, da geht es um jedes dB). Profis nehmen einfach Schoeps und gut ist - nur kann sich das eben nicht jeder leisten.
  • Schon seit Post #5 kennt der geneigte Leser meine Überlegung, dass hinsichtlich des Ziels GbF aus guten Gründen drei Nieren genau so gut funktionieren könnten wie 4 Supernieren - und dass wir bereits über gute Nieren verfügen (also kein Bedarf in dieser Hinsicht).
  • Wenn ich den Chor nach hinten kriege, dann löst sich vieles von alleine (das ist doch glasklar, aber das war hier nicht die Frage).
    Für dieses Setup haben wir aber sowieso schon geeignete Mikros und brauchen keine neuen mehr (in Post #9 kann man lesen, welche das u.a. sind)
  • In Post #7 kann jeder lesen, dass wir in jedem Fall noch einmal mit den vorhandenen Mics testen wollen, bevor wir igendeine Entscheidung treffen.
    Zu ausführlichen Tests gibt's im Schulalltag aber wenige Gelegenheiten (da haben wir echt GANZ andere Sorgen).
  • Dass Aufstellung, Raumakustik etc. pp. eine herausragende Rolle spielen, das müsst ihr jemand, der schon seit 30 Jahren live und im Studio unterwegs ist (wenn auch nur zeitweise professionell) nun wirklich nicht erklären.
  • Nützliche Hinweise zu meiner Frage nach konkreten Empfehlungen zu meiner Vorauswahl von Kondensator-Supernieren kamen von mix4munich (Praxiserfahrungen zum e865) und als Alternative der Tipp vom Basselch (mit dem MC950) - Dank dafür. Warum ich aber ein NT5, ein MC930 (beides Nieren) oder die üblichen "Hamwahalt" (SM57/58) als "Gehtirgendwieimmer" empfohlen bekomme, entzieht sich meiner Kenntnis. Das C1000 als "bi-Variante" (Niere/Hyperniere mit Adapter) habe ich vor Urzeiten in der ersten Version mal getestet und fand es "Nicht Fisch nicht Fleisch" - hat mich nicht gerade umgehauen.
Schlussendlich mag jeder tun und lassen was er will, insofern er erfolgreich gute Ergebnisse damit erzielt. Nur schade, dass so wenige Posts tatsächlich auf meine Ausgangsfrage eingegangen sind.

P.S.: Hatte gestern noch die Gelegenheit mit der Chorleitung darüber zu sprechen und konnte schon Anzeichen für Flexibilität erkennen - also vielleicht löst sich das doch auf diese Weise (wäre mir persönlich auch am Liebsten). Vor der letzten VA war das noch anders...
 
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Ach, hin und wieder sollte man sich halt auch fragen warum die Antworten so sind wie sie sind. Und ich versteh nicht warum man sich nach 30 Jahren Praxis nicht vehementer auf die Füße stellt und den anderen Beteiligten erklärt warum man Physik nicht ausbremsen kann und dass auch die Technik Zeit für Tests/Proben braucht. oder kommt der Chor selbst komplett ohne Proben aus? Irgendwie habt ihr da wirklich eigenartige Kauze in eurer Gegend (aber gut, da ist wohl nun mal so)

Profis nehmen einfach Schoeps und gut ist
Aber auch nur weil sie in der Regel sich nicht mit unzulänglichen Rahmenbedingungen abgeben. Die packen die Schoeps nur aus wenn alles andere schon passt. Hast du darüber mal nachgedacht?

Supernieren ohne "fetter" Keule kenn ich nicht wirklich, das heisst dann halt meist Niere. aber das Thema Niere Vs. Superniere hat sich ohnehin schon relativiert.
Einen Vorschlag, der allerdings nicht mehr wirklich mit Neuware abzudecken ist (außer vai Restposten), wäre das AKG C535. Das kann man auch ganz gut am Chor oder als Solisten-Mikro benutzen. (und es ist eine Superniere). Wie das neue C636 funktioniert kann ich mangels Erfahrung nicht sagen.
Auch Audiotechnica hat ein paar brauchbare Varianten. Ich kenn das AT4051, AT4053 sowie das AT4041 ganz gut. Auch das sehr günstige AT2010 mach sich beid er Abnahme von Solostimmen und kleinen Chorgruppen ganz gut. Sind halt alle bis auf das 4053 Niere. Aber alle klingen gut und machen bez. Feedback auch recht wenig Streß.
 
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Nicht alles läuft wie gewünscht - vieles aber schon - und wir arbeiten für eine Schule schon auf ziemlich hohem Niveau. Das C535 kenne ich nur als Solisten-Mikro (da mag ich es gerne). Ich selbst habe auch noch ein Pärchen der alten AT 4049/4051/4053-Serie (Speiseteil mit allen drei Kapseln), könnte ich mal ausprobieren (nachdem die Schule allerdings mehr als 10 Jahre aus meinem privaten Mikrofonschrank versorgt wurde, hatte ich keine Lust mehr dazu als u.a. meine MD441er und C414er auf dem Fußboden zwischen rumlaufenden Schülern rumlagen - daher hat die Schule dann selbst einiges angeschafft und so sollte das auch bleiben).

Als Niere habe ich mal sehr günstig ein ganzes Bündel von eigentlich als Rednermikrofone gedachte Schwanenhalsmikros (Elektret-Kondensator) bekommen, die sind SEHR gut (wenn man mit etwas höherem Grundrauschen leben kann - aber das spielt live überhaupt keine Rolle) => diffus einfallener Schall klingt völlig natürlich (ja, das kann man auch schon anhand des Polardiagramms vermuten, das von 125Hz bis 10k fast so schön aussieht wie die des MK4 - das nur als kleiner Seitenhieb :)) - und auch der Sound auf Achse ist sehr verfärbungsfrei. Einziger Nachteil: sie sind recht fragil. Dennoch setze ich diese aus den genannten Gründen auch immer wieder bei Schulveranstaltungen ein.
 
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Auch schaue mir zuerst die verfügbaren Daten an, wenn ich mich über ein Mikrofon informieren will. Alleine deren Qualität und Aussagekraft gibt meist schon ein aufschlussreiches Bild über die Seriosität des Herstellers. Noch schlimmer, wenn ein Hersteller sehr hochpreisiger Mikrofone aus Prinzip überhaupt keine Daten zur Verfügung stellt, sondern sich nur auf die Ohren als Kriterium beruft.
Dennoch sind die Daten immer nur ein Teil der Wahrheit und wie schon andere schrieben sind in der Praxis in den meisten Fällen ein paar dB mehr oder weniger im Polardiagramm* viel weniger relevant als alle anderen Einflüsse, wie der Raum, die Aufstellung usw.

Aus meinen praktischen Erfahrungen heraus möchte ich de "Blue-Line"-Serie von AKG empfehlen (https://www.akg.com/blueline-series.html?dwvar_BlueLineSeries-_color=Black-GLOBAL-Current#start=1). Diese Mikrofone benutze ich mit verschiedenen Kapseln schon seit vielen Jahren und zwar mit großer Vorliebe für Live-/PA-Anwendungen (akustische Instrumente, Stimmen).
- Klanglich sind sie meiner Erfahrung nach ausreichend neutral, weder dumpf noch harsch, sondern sie bilden die akustische Quelle praktisch unverfärbt ab.
- Sie sind sehr robust gebaut und ideal für den oft etwas ´ruppigen´ Bühneneinsatz
- Klein genug um als Stützen optisch dezent und unauffällig zu bleiben
- Groß genug, um sie auch mal als Hand-held-Mikro für Solisten einzusetzen (die Griffgeräusch-Empfindlichkeit ist auch recht gering)
- Fall mal ein Malheur passiert und die Kapsel geschrottet wird, kann man sie einfach und preiswert ersetzen
- Alle Vorteile eines modularen Systems was die Flexibilität und Anpassung an verschiedene Einsatzbereiche angeht
- Schalter für generelle Pegelabsenkung und Bassabsenkung (der ist aber versenkt und kann nicht mit den Fingern bedient werden - versehentliche Bedienung also ausgeschlossen)

Hier noch der Link zur Hypernieren-Kapsel:
https://www.akg.com/Microphones/mod...0030.html?CK93_color=Dark Grey-GLOBAL-Current
Das Polardiagramm kann man von dieser Seite herunter laden. Schops, Neumann und vergleichbare sehen da sicher auf dem Papier besser aus, aber ich kann nur wiederholen, dass ich im praktischen Gebrauch mit diesem Mikro, auch und gerade mit der Hyperniere nur beste Erfahrungen gemacht habe. Selbst bei der stets Rückkopplung-sensiblen Live-Abnahme von Streichern.

Noch etwas:
Ich nutze die Blue-Line-Mikros auch gerne als Stützen für Aufnahmen/Mitschnitte und auch da machen sie eine gute Figur.


*)
Tatsächlich können die Polardiagramme sogar irreführend sein. Wie ich selber erst vor gar nicht langer Zeit gelernt habe, sind die Kurven dort frequenzunabhängig auf die 0°-Richtung normiert. Dazu zitiere ich den Beitrag von "RainerG" aus dem Tonthemen-Forum (http://tonthemen.de/viewtopic.php?f=5&t=3020&p=27448#p27448):

Hallo Kollegen,
Hier muß ich mal ein korrigierendes Wort einlegen: Die Polardiagramme wie sie von den Mikrofonherstellern dargestellt sind, werden von sehr vielen Anwendern falsch interpretiert. Der Frequenzgang im Hochtonbereich scheint dabei nach der Seite hin abzufallen. Dies stimmt so nicht!
Der Grund für diese Mißinterpretation rührt daher, daß die Polardiagramme freuqenzunabhängig auf die 0°-Richtung normiert sind, nicht aber auf den Feldbetriebsübertragungsfaktor bei 1000 Hz aus der 0°-Richtung. Es wird also immer der relative Pegelabfall gegenüber der 0°-Richtung angegeben. Bezieht man aber Frequenzgang eines Druckgradientenempfänges bei seitlichem Schalleinfall auf den Pegel bei 1000 Hz, so steigt der Pegel in den Höhen sogar an. Selbst im "Dickreiter" wird dies falsch dargestellt. Ich wußte dies vor einigen Jahren auch noch nicht, bis es mir Jörg Wuttke mal bei einem privaten Treffen erklärt hat.
Ansonsten bin ich da voll Deiner Meinung: Im Zweifel bei den Diagrammen von Williams bleiben - und die Ohren benutzen!
Grüße
RainerG

Zur genauen Abschätzung der tatsächlichen Pegelverhältnisse des seitlich einfallenden Schalls taugen also die X-Y-Diagramme der Bündelungsmaße besser. Die findet man aber leider nur selten.
 
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Volle Zustimmung und vielen Dank für deinen Efahrungsbereicht mit der Blue-Line-Serie. Die Normierung ist mir bewusst - das Polardiagramm wird daher nur bei einem brettlinearen Mikrofon auch uniform sein, allerdings halte ich diese Darstellung auch für praxisrelevant, da es ja darum geht, wie stark der Klang im Unterschied zum auf der Hauptachse einfallenden Schall verfärbt wird.

Ich freue mich dennoch neben der Darstellung als Polardiagramm auch immer über die (weitgehend ungeglätteten) Frequenzgänge bei verschiedenen Einfallswinkeln, die u.a. Schoeps, Haun, aber z.B. auch Oktava anbieten (Letztere allerdings stark geglättet - die "echte" Kurve bekommt man dann beim Kauf mitgeliefert - die sieht dann nicht mehr so schick aus, ist aber ein toller Service).

Das heißt nicht, dass nicht auch andere Hersteller gute Mikrofone bauen, aber sie veröffentlichen die Daten vermutlich nicht, weil sie den Kunden nicht zutrauen, diese auch angemessen zu interpretieren. Eine schönes Polardiagramm (bei 1kHz) und ein oktavgeglätteter Frequenzgang macht sich in der Verkaufsbroschüre doch auch ganz gut.

P.S.: Haun stellt die Polardiagramme übrigens nicht auf die 0°-Achse normiert dar (Beispiel MBNM 440 - übrigens auch ein gutes Nierenmic)
ka400_polar.gif
 
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... Warum ich aber ein NT5, ein MC930 (beides Nieren) oder die üblichen "Hamwahalt" (SM57/58) als "Gehtirgendwieimmer" empfohlen bekomme, entzieht sich meiner Kenntnis...

Das NT5 hatte ich ja empfohlen. Jetzt nicht grade als Geheimtipp, aber im Direktvergleich zu meinen (ansonsten gut funktionierenden und klingenden) Line Audio CM 3 waren die in einer sehr halligen Kirche eben deutlich weniger feedbackanfällig. Der Chor wurde bei dieser Veranstaltung recht weit vorne, fast auf Linie der PA, positioniert, und die Abnahme gestaltete sich daher recht schwierig. Und mit den NT5 kamen wir pegelmäßig eben deutlich weiter als mit meinen CM 3. Zu technischen Daten kann ich nichts sagen, ich habe eben nur diesen positiven Praxistest.
 
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Gegenüber der doch sehr breiten Niere der CM3 ist das NT5 als anscheinend gut funktionierende Niere sicher im Vorteil. Da wir die ja auch schon mal als Drum-OHs gekauft hatten (an denen sie mir ja im Höhenbereich nicht so gefielen), werde ich die gern am Chor ausprobieren. Vielleicht passt das Mikro da ja einfach gut für die Anwendung - den "aggressiven" Höhenanteil von laut gespielten Becken gibt es bei einem Chor ja nicht.

Warum Rode in den eigenen Datenblättern nur nichtssagende "Marketingkurven" zeigen, kann ich nicht nachvollziehen:
Rode NT5 Prospekt.jpg


Messungen aus Tests bescheinigen den Mics ein ziemlich gutes Verhalten. Hier gibt's online gefundene Grafiken:
Rode-NT5-Freq-Response-1024x343.jpg

Polar_pattern_Cardi.png

Quelle: http://proaudioblog.co.uk/2016/04/microphones-polar-patterns/
 
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