Hi Dirk,
erstmal herzlich willkommen im Forum!
Zu Harps und Amps hast du jetzt ja schon einige Antworten bekommen - zumindest die auf deine ursprüngliche Frage kann ich größtenteils unterschreiben. Solange du dich an Harps namhafter Hersteller (Hohner, Seydel, Lee Oskar, Suzuki...) um die 30 Euro (oder darüber) hältst, kannst du relativ wenig verkehrt machen. Später werden dich vielleicht auch höherwertige und damit teurere Exemplare reizen - nach oben ist, wie immer, alles offen... Billig-Harps (die obengenannte Johnson ist zum Beispiel auch einer von diesen China-Verschnitten) besitze ich aber zum Beispiel auch - die liegen dann im Auto, bei meinem Camping-Zeug, in diversen Gitarrenkoffern und so weiter, damit ich bei Bedarf und "für zwischendurch" was an der Hand habe. Dauerhaft als ernsthaftes Intrument nutzen kann man diese Teile meiner Erfahrung nach aufgrund der meistens schlechten Verarbeitung und Stimmung aber nicht.
Jetzt aber zum Thema Amps und Mikros:
Da ist jede Menge "Zeug" gepostet worden - du kannst davon getrost 99,4 % sofort wieder vergessen...
Das Ganze komplett aufzurollen ist ein mehr als abendfüllendes Thema. Von daher müsstest/solltest du dafür vielleicht einen eigenen Thread eröffnen - es müsste dazu aber auch schon einiges im Forum geben...
Folgendes kann ich dir aber vorab schonmal versichern: Es gibt nicht DAS Equipment für DEN Sound! Viele Wege führen nach Rom und am Ende musst du selbst sehen, welcher dir am besten liegt. Ich spiele z. B. über verschiedene Amps, Multieffektgeräte, spezielle Harpeffekte, oder auch Gesangsmikros direkt in die PA. An Mikros besitze ich eine Menge verschiedene Typen, alte und neue, Hi-Z und Low-Z, Fahrradlampen und Stäbe. Falls du nicht zu weit von mir weg wohnst, kann ich dir gern mal was zeigen bzw. die Unterschiede "am offenen Herzen" demonstrieren. Auf jeden Fall kann ich aber mal ein Paar Sachen relativieren bzw. richtigstellen, die hier aus welchen Gründen auch immer gepostet worden sind und dich am Ende nur Zeit, Nerven und Geld kosten, ohne dass du eine Schritt weiterkommst:
Hi-Z Mic für Bluesrock:
Hi-Z hat mit Bluesrock soviel zu tun, wie eine Kuh mit Schlittschuhlaufen... Das "Hi-Z" bedeutet lediglich, dass das Mikro für hochohmige Anwendungen ausgelegt ist - was zum Beispiel für den Betrieb an Röhrenvorstufen in aller Regel zutrifft. Moderne Vokal-Mikros sind in aller Regel Low-Z - was man durch einen Vorsverstärker oder Impedanzwandler aber auch wieder anpassen kann.
Bass-Amp als ausgezeicheneter Verstärker:
Ich kenne keinen einzigen namhaften Harpspieler, der über einen Bassamp (nehmen wir mal den Fender Bassman raus - der ist ja trotz seines Namens auch früher schon fast ausschließlich als Gitarrenamp eingesetzt worden) spielt - der ist von seiner Auslegung normalerweise ja auch komplett ungeeignent! Alleine die mögliche Klangregelung befindet sich in einem Bereich, in dem eine Harp sich tonal überhaupt nicht aufhält. Abgesehen davon kann man einen bestimmten Typus von Verstärkern sowieso nicht empfehlen - auch bei Gitarrenamps gibt es da beispielsweise himmelweite Unterschiede.
Für Harp ausgelegte Mikros:
Es gibt da einige Kleinserien-Hersteller, die extra Mikros für Harp bauen - die kosten dann aber auch ein Paar Steine. Und vorab ist immer noch zu klären, über welche Art der Verstärkung das Mikro betrieben wird. Nur weil ein Mikro eine Fahradlampenform hat, ist es nicht unbedingt für Harp geeignet - da gibt es auch ganz kuriose und unbrauchbare Fälle. ich bin zum Beispiel weitgehend von den "Kugeln" weg und habe mich auf einen anderen Typ versteift - das ist in dem Fall aber eher Geschmackssache. Wichtig ist, dass du vor dem Mikro-Kauf weißt, welche Art Sound du über welche Kette (Harp, Mikro, Effekte, Verstärker) erreichen willst - dann geht der Spaß erst richtig los...
Wenn mit Röhre, dann ein Harp-Amp:
Nö...
Ich habe viele Gitarrenamps modifizieren lassen, aber auch mit einfachen Mitteln selbst modifiziert - die Ergebnisse kommen nicht an spezielle Harpamps ran, sind aber durchaus brauchbar und vor allem deutlich preisgünstiger. Ob Transe oder Röhre: Da scheiden sich die Geister - die meisten schwören halt auf die "weiche" und "runde" Zerre einer Röhre...
Superlux D112C:
Ein erstaunlich preisgünstiges und wirklich brauchbares Mikro - spiele ich auch hin und wieder.
Am Anfang wird es furchterregend pfeifen:
Das wird es dann, wenn du ungeeigentes und nicht aufeinander abgestimmtes Equipment einsetzt. Natürlich ist die Rückkopplungsgefahr bei einem offenen Mikrobetrieb immer relativ hoch - wenn du aber VOR dem Einschalten bestimmte Regeln beherzigst, kannst du dieses Risiko deutlich minimieren.
Amp und Mic für 400-500 €:
Dafür kannst du was Taugliches kriegen - wenn du nicht einfach drauflos kaufst und hinterher viele Geld für "Korrekturen" nachschießen musst.
Laney cub 10:
Als BASIS für einen Harpamp nach allem was ich weiß gar nicht schlecht.
Modifikationen bei Harpamps im Vergleich zu Gitarrenamps:
"Echte" Harpamps sind keine modifizierten Gitarrenamps, sondern von Grund auf für die Harp aufgebaut. Es gibt aber durchaus Gitarrenamps, die sich von der Auslegung (meistens eher Low-Gain) her und nach mehr oder weiniger kleinen Modifikationen ganz gut eignen. Das obenbeschriebene "Voodoo" bezieht sich zum Beispiel auf Eingriffe ins Tonestack und den Austausch von Vorstufenröhren. Oft kann man mit dem Röhrentausch schon den allergrößten Teil "erschlagen"... und teuer ist das auch nicht...
Effektpedale:
Die gängigen Einzel-Gitarreneffekte sind größtenteils unbrauchbar (Frequenzen, Pegel etc.), spezielle Harpeffekte kosten richtig Geld. Ganz gute Erfahrungen habe ich mit Multieffekten (VOX Tonelab ST, Digitech PP 55) gemacht. Damit hatte ich zwar nie hundertprozentif "meinen Sound" - aber unendlich viele Möglichkeiten, keine Schlepperei und extrem kurze Auf/-Abbau- und Soundcheck-Zeiten.
So, ich denke, das reicht erstmal... - viel Spaß beim Ausprobieren!
Matz