Nach der ersten Woche gewöhne ich mich nun langsam daran die Gitarre auf rechtshänder Art zu halten. Den Akkordgriff kriege ich mit der linken Hand zwar immer noch nicht hin .... Aber na ja... ich hoffe das wird noch. Linkshänder griff fühlt sich immer noch besser an... ich wechsele von rechts zu Linkshändergriff nach der Hälfte der Zeit. Zumindest so lange ich mich nicht entscheiden kann. Mit rechts Kriege ich die Akkorde alle sehr leicht gegriffen...
Hallo Nicole.rose - da ich erst gestern Mitglied in diesem Forum geworden bin, kann ich dir leider erst jetzt antworten - und ich tue es deshalb noch, weil es wirklich wichtig für deine instrumentale und mentale Zukunft ist.
Falls sich herauskristallisiert, dass du tatsächlich Linkshänderin bist, was ich auch vermute gemäß deiner Erklärungen, dann solltest du unbedingt die Gitarre wie eine Linkshänderin halten. Ich bin Gitarrenlehrer und hatte im Laufe meines Lebens schon so manche Linkshänderin, die von einem anderen Lehrer zu mir kam und auf Rechtshänderin gelernt hatte. Ich habe sehr schnell gemerkt, dass es ihr einfach nicht leicht und natürlich von der Hand gehen will. Dafür kann es natürlich auch andere Gründe geben, als eine erzwungene Rechtshändigkeit - aber ich sprach mit ihnen darüber und sie ließen sich tatsächlich darauf ein, auf links umzustellen, obwohl sie teilweise schon 3 Jahre lang spielten. Die Schülerin mit den 3 Jahren war bereits nach einem Vierteljahr technisch auf dem Stand, den sie zuvor erst nach 3 Jahren erreicht hatte - und danach ging alles andere und neue aber viel schneller - und vor allem lustbetonter voran.
Die Argumentation, dass man beim Gitarrespielen letztendlich sowieso mit beiden Händen geschickt sein muss und es daher egal sei, wie man diese dann hält, ist viel zu oberflächlich und trifft den psychophysischen Kern der Sache nicht. Es kommt darauf an, welche Hand vorwiegend für den e m o t i o n a l e n Ausdruck beim Spielen zuständig ist. Dies ist bei der Gitarre stets die Anschlagshand - bei Streichern die Hand, welche den Bogen führt.
Von d i e s e r Perspektive aus hast du den richtigen Anhalt dafür, welche die richtige Haltung dann deine werden muss. Wenn man ein Instrument lernt, laufen da sehr komplexe Dinge im Gehirn ab - Emotionen vernetzen sich mit Intellekt und den Hirnbereichen, welche für die Bewegung zuständig sind. Das beste und gesündeste, das ein Mensch für sich beim Musizieren herausholen kann, ist immer nur möglich, wenn er sich vollkommen mit seinen natürlichen Anlagen bezüglich der Motorik und des emotionalen Ausdrucks bedient. Alles andere führt letztendlich nicht weit und verursacht im Laufe der Jahrzehnte nur Probleme - man spannt sich quasi immer mehr selbst an, weil man permanent gegen seine Natur handelt. Auch dies ist ein wichtiger Aspekt, weshalb es wichtig ist für dich, die Gitarre gemäß deiner Natur zu spielen - im Grunde ist der noch wichtiger, als ein Instrument gut zu lernen, denn deine Gesundheit ist deine Lebensgrundlage!
Du musst, um dir deiner Natur in dieser Hinsicht bewusst zu werden, also herausbekommen, welche deiner Hände deine Gefühle ausdrückt. Und dazu kann ich dir ein paar Hinweise geben, wie du das herausbekommen kannst:
Beobachte dich, mit welcher Hand du vielleicht deinen Partner streichelst - oder auch eine Katze, die du süß findest oder einen Hund.
Die Hand, welche sich diesen Lebewesen unwillkürlich nähert und ihre Gefühle dabei rüberbringen will, das ist deine emotionale Hand. Aber wenn die Katze ganz seitlich von links kommt, zählt die linke Hand nicht - sie muss natürlich ziemlich mittig von vorne kommen, denn es darf nicht aus einer Notwendigkeit heraus eine bestimmte Hand dazu verleitet werden, sich zu nähern.
Weiterhin solltest du beobachten, mit welcher Hand du deine Wut ausdrückst - mit welcher haust du am liebsten auf den Tisch oder in die Luft, wenn dir die Hutschnur platzt? Mit welcher schmeißt du die Türe zu oder würdest am liebsten dem Übeltäter etwas nachwerfen?
Welche Hand ist die, mit der du jemand berühren willst, wenn du jemanden trösten willst?
Welche Hand nimmst du, wenn du einem Kind begegnest, dass sich weh getan hat und du ihm die Hand heilsam auf die Stelle legen willst?
Welche Hand geht zu deinem Herzen oder an eine andere Körperstelle, falls dir da etwas weh tut - oder du dir auch etwas Gutes tun willst?
Mit welcher Hand würdest du dich verteidigen und in Gegenwehr zuschlagen, wenn dich jemand angreifen würde?
Mit welcher Hand fasst du dir vielleicht manchmal an den Kopf, wenn du nachdenkst.
Mit welcher Hand zeigst du jemand den erhobenen Zeigefinger - oder noch eindeutiger, den Mittelfinger? ;-) ...oder den anerkennenden Daumen?
Wenn du dir diese Fragen beantworten kannst - es müssen nicht einmal alle sein - dann weißt du, welche Hand deine emotionale ist.
Und genau d i e sollte deine Anschlagshand werden - dann spielst du gemäß deiner Natur und es läuft auch am besten.
Die Sache mit dem Praktischen, dass man als Rechtshänder natürlich viel leichter eine Gitarre kaufen kann oder auf fast jeder spielen kann, die du dann irgendwo im Leben herumliegen siehst, wiegt niemals diesen Vorteil auf, wenn du deiner Wesensbestimmung nach Gitarre spielst. Ein Pferd läuft auch nicht auf zwei Beinen, weil die meisten Menschen damit besser zurecht kommen - ein Pferd läuft optimalerweise auch in der Gangart, die seiner Natur entspricht - mit vier Beinen. So fühlt es sich wohl - mit zwei Beinen zu gehen, würde es auf Dauer Schaden nehmen.
Und deshalb ist es wichtig, dass du das auch für dich herausbekommst. Auch, falls du mit der falschen Haltung nun schon begonnen haben solltest, es wäre überhaupt kein Problem, im jetzigen noch kurzen Stadium wieder umzuschwenken. Führe dir einfach noch einmal die Fragen zu Gemüte, die ich dir auflistete - und d a n n entscheide!
Mich würde ja schon interessieren, was bei deinen Nachforschungen herauskommt - und wie es sich denn bis jetzt weiterentwickelt hat.