TAMA TG 80
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Wenn Dreistigkeit einen Namen hätte ... könnte ich als Europäer ihn nicht aussprechen. Wenn sie aber eine Gestalt hat, ist's wohl eine, wie diese hier.
Für alle, die's interessiert - hier ein kleiner Erfahrungsbericht.
Begrüßung und erstes Kennenlernen...
Diese Gitarre gehörte einem verstorbenen Freund des aktuellen Besitzers und er bekam sie von der Frau des Freundes sozusagen als `Erbstück´ vermacht. Entsprechend hat sie einen hohen ideellen Wert und ich wurde gebeten, die Gitarre neu abzurichten, da sie in den hohen Lagen schnarrte. Dann, als ihr Besitzer sie vorbeibrachte, hab' ich nicht schlecht gestaunt: der Billignachbau einer Martin D 45 mit Aufkleber und Brandstempel(!) auf der Innenleiste, der charakteristischen Raute hinten und dem großen Logo vorne auf der Kopfplatte, und rundherum genauso mit Abalone(?) eingefasst.
Das erinnert mich an die Viehdiebe in den Western, die hatten auch ihre eigenen Brandzeichen. Die Berichterstattung zum Auftreten chinesischer Handelsvertreter auf deutschen Messen und ihr, na sagen wir, schwieriges Verhältnis zum deutschen Copyright und dem Zoll ist ja nichts Neues. Aber das muss man sich erstmal trauen. Sozusagen vor den Augen der ganzen Welt pinkelt man dem Platzhirsch direkt in den eigenen Sandkasten!
Verkohlt? Ja - und grobes Brandzeichen auf groben Klotz. Die unregelmäßige Maserung der Decke weist sofort auf Unstimmigkeiten hin, ebenso das roh behauene Holz im Inneren. Der Korpus besteht zwar aus Palisander, ist aber natürlich laminiert. Vorne schön bunt, hinten ein Fake-Fake, der Besitzer hat die Mechaniken ausgetauscht.
"Freies Verschiffen D Klassische 45 akustische gitarre Dreadnought gitarre natürliche Massive fichtendecke mit Fishman EQ und hardcase logo..." oder auch ohne, zwischen 226 € und über 500 €, wenn man Spaß und Freude an `alternativen Fakten´, sprich Gitarren, hat. Tausende(!) von mehr als halbseidenen D 45-Fakes werden in China angeboten. Den Fotos nach zu urteilen, werden die meisten vom Balkon oder Wohnzimmer aus vertickt und kommen bei uns offensichtlich ohne große Probleme durch den Zoll. Laut Versender handele es sich um Überproduktionen - wer immer auch für so etwas einen regulären Auftrag erteilt haben soll - mit Fehlern.
Das sagt der Lieferant: "hinweis: was sie sehen, was sie erhalten! weil unsere kontinuierlich aktualisierung, sporadisch hat ein wenig mangel an größe oder einzelteil, wir 'll sagen sie in der ersten zeit. für vermeiden außergewöhnliche frage, bitte gewährleisten antworten vor unserem lager. andernfalls wird der auftrag can' t gehen auf rädern. über Uns: ich bin ein lieferant in China, sie wissen, dass China 's belegschaft sehr berühmt sind, billiger und ist sehr strengen, so viele berühmte. wählen China für eine herstellung basis, deshalb kann China haben so viele, sind diese gerade die überproduktion, das ist. so zögern sie nicht auftrag setzen mit uns. In unserer fabrik, die meisten unserer gitarren sind aus mahagoni. es gibt auch einige gitarre sind aus ahorn. die anderen teile und pickups hat import aus Korea, die dichte und breite jedes stück holz ist anders. So, es ist unvermeidlich, dass es einige makel auf die gitarren. wenn verkauf diese art von gitarren, sie verwandeln kann diese nachteil vorteil, sie könnten sagen ihre kunden, dass jeder gitarre hat seinen einzigartigen außerhalb und ton farbe. es wird gut!..."
Ja, sehr sehr lachige Text. Von jedem Modell, das ich mir angesehen habe, sind knapp 1000 Stück sofort verfügbar. Tägliche Überproduktion?! Dem Unwissenden soll dann obendrein erzählt werden, dass er ein Einzelstück, quasi ein Customshop-Modell, erwirbt. Nach ein bißchen Recherche habe ich erfahren, dass ein wie auch immer gearteter Hersteller sich das C.F.Martin© -Trademark für China hat registrieren lassen, dort also als legale, zweite Firma Martin auftritt, weil die chinesische Regierung es erlaubt. In die USA dürfen diese Fakes nicht eingeführt werden, im Rest der Welt sei es aber möglich. Das würde immerhin erklären, warum die Teile hier bei uns zu finden sind - und das Wort "Klonkriege" bekommt nochmal eine ganz neue Bedeutung. Wieder `was gelernt!
Meine Lieblinge - die 3 von der Fakestelle! Mann bzw. Frau beachte das phantasievoll verfasste Stück Papier, was da 'reingeklebt wurde ... und wieder schön ... lachige Text ... auch!
Wer mit dem Martin-Fake nicht klarkommt, muss sich keine Sorgen machen, ein Gibson J 45-Fake ist auch zu haben, oder eine Hummingbird oder J 200 und noch viele andere. Dass diese Instrumente nicht an die Originale heranreichen können, liegt wohl auf der Hand. Dabei macht dieses auf den ersten Blick nicht mal einen schlechten Eindruck. Die Verarbeitung innen scheint sauber und ordentlich und durchaus dem Standard in der Ein- bzw. Aufsteigerklasse zu entsprechen. Das "Aber" kommt, sobald wir ein genaueren Blick auf bzw. in diesen Klon werfen. Schnell wird klar, dass hier mit ziemlich heißer Nadel gestrickt wurde.
Man kommt sich näher...
Unterhalb des Griffbrettansatzes ist der obere Schallochrand verdellt, der Trussrod klappert ziemlich laut, wenn man mit dem Handballen gegen den Hals schlägt. Der Plastiksattel ist seitlich mittlackiert und wurde mit viel zu viel Kleber eingesetzt, was beim Austausch eine Bearbeitung des Sattelbettes nötig macht. Das Scalloped Bracing ist seitlich nicht angeschrägt, der Halsblock und die Reifchen sitzen nicht exakt, überquellender Kleber, und die Trussrod-Mutter ist tief im Holz versteckt.
Was vergessen? Ja klar - der Übergang vom Hals zur Kopfplatte sieht recht eigentümlich aus, er hat zwei vorstehende Ecken. Dadurch wirkt die Kopfplatte wie aufgeschraubt. Immerhin ist der Hals nicht geschäftet, sondern aus einem Stück.
Wer sich ein bißchen auskennt, fragt sich natürlich sofort, was billige Plastikpins, Plastiksattel (die Stegeinlage besteht wiederum aus Knochen) sowie eine ziemlich streifige Fichtendecke in einer D 45 zu suchen haben, vom rotbunten Pickguard ganz zu schweigen. Das Griffbrett besteht auch nicht aus Ebenholz, die Abalone-Einlagen wurden nicht sauber und bündig eingesetzt.
Vor dem Abrichten muss ich den Hals mit Hilfe des Klinkenlineals exakt ausrichten, das ist hier aber nur bedingt möglich. Die Griffbrettoberfläche ist so ungleichmäßig, dass sich an vielen Stellen Lichtspalten zeigen; außer dem 1. Bund liegt es nur im Bereich der Bünde 7 - 11 richtig auf. Zudem ist der Hals minimal in sich verdreht. Sowas bringt gleich viel Vorfreude, weil sich der tatsächliche Erfolg des Abrichtens erst ganz am Ende, nach dem kompletten Setup, offenbart. Wirklich auffällig sind auch die Bundenden. Sie sind dermaßen scharf, dass man sich beim Spielen gleich die Nägel mitschneiden kann.
Auch eine meiner Lieblingsstellen - die Terasse mit Sitzecke(!) für den Sattel.
Beziehung auf Zeit...
Ich habe die Gitarre aus rein handwerklicher und qualitativer Sicht beschrieben. Dieses Instrument hat aber, wie breits gesagt, für den Besitzer einen hohen, persönlichen Wert, und das rechtfertigt Aufwand und Mühe. Ich habe sie gut wie möglich überarbeitet und inzwischen ist sie wieder zurück in der Ursprungsfamilie. Für mich war's auf jeden Fall eine neue Erfahrung, schaun mer mal, was da in der Zukunft noch alles so kommt.
Ich erinnere mich daran, als sich vor einigen Jahren, mit Bandmaß und Notizbuch bewaffnete, chinesische Messebesucher über die neuesten deutschen Automodelle hermachten, um auch noch den kleinsten Abstand und das kleinste Maß und jeden Winkel zu vermessen und peinlich genau zu notieren. Das wurde dann in den heimischen Werken auf die eigenen Modelle übertragen. Am Ende machen mir die chinesischen Einkaufstouren im deutschen Mittelstand und der Industrie dann doch allmählich Sorgen und - ich frage mich, ob man in China auch Präsidenten-Fakes bestellen kann? Das würde so Manches erkären...
Die Aufarbeitung
Um die Gitarre in einen ansprechenden Zustand zu versetzen, war schon ein bißchen Arbeit nötig. Am aufwendigsten geriet natürlich das Abrichten der Bünde, das Befeilen der Bundkrone und das Entgraten der Bundenden. Das Schöne ist, am Ende sieht man kaum etwas vom ganzen Aufwand - nur die Gitarre, die gut dasteht.
Vorfreude ist die schönste Freude, dann aber ...
Der Schallochrand war rauh und an ein paar Stellen ohne Lack. Den brauchte man, um die Innenseite vollzukleckern; also...
- ordentlich glätten, verrunden und wieder mit Lack verschließen
- Sattelbett von Lack- und Kleberesten befreien und glätten, Bundenden entgraten, Griffbrett grundreinigen(!) und später einölen
- Steg glätten; Löcher ansenken, auf die Stegpins anpassen und diese markieren
- Stringramps und -slots einarbeiten; Stegeinlage anpassen und kompesieren - da der Halswinkel nicht optimal ausgelegt ist, fällt sie sehr flach aus ...
- Sattel auf entsprechende Größe zurechtstutzen und Einkerben
Um mal zu verdeutlichen, wie miserabel ein Gitarrenhals bundiert sein kann, habe ich während des Abrichtens eine Reihe von Fotos gemacht. Wer diese Bünde eingeschlagen hat, gehört selbst geschlagen. So etwas Krummes und Unterschiedliches habe ich bisher noch nicht gesehen. Ganz extrem sind die Bundstäbchen ab dem 12. Bund. Während andere bereits abgeflacht waren, wurden sie dort in der Mitte nicht mal angekratzt. Kein Wunder, dass die Saiten ab da, selbst bei erhöhter Saitenlage, immer geschnarrt haben. Gleichzeitig zeigt das Schleifbild, dass die Bünde mal auf der einen, mal auf der anderen Seite stärker abgetragen wurden. Wegen des so unterschiedlichen Abrichtbildes habe ich drei verschiedene Bundfeilen eingesetzt, um zu einem vernünftigen Ergebnis zu kommen.
Direkter Vergleich - erst zu Beginn des Abrichtens, dann zum Ende hin...
Weiter geht's im nächsten Post, hier ist erstmal jede Geduld erschöpft.
bis gleich, TAMA
Für alle, die's interessiert - hier ein kleiner Erfahrungsbericht.
Begrüßung und erstes Kennenlernen...
Diese Gitarre gehörte einem verstorbenen Freund des aktuellen Besitzers und er bekam sie von der Frau des Freundes sozusagen als `Erbstück´ vermacht. Entsprechend hat sie einen hohen ideellen Wert und ich wurde gebeten, die Gitarre neu abzurichten, da sie in den hohen Lagen schnarrte. Dann, als ihr Besitzer sie vorbeibrachte, hab' ich nicht schlecht gestaunt: der Billignachbau einer Martin D 45 mit Aufkleber und Brandstempel(!) auf der Innenleiste, der charakteristischen Raute hinten und dem großen Logo vorne auf der Kopfplatte, und rundherum genauso mit Abalone(?) eingefasst.
Das erinnert mich an die Viehdiebe in den Western, die hatten auch ihre eigenen Brandzeichen. Die Berichterstattung zum Auftreten chinesischer Handelsvertreter auf deutschen Messen und ihr, na sagen wir, schwieriges Verhältnis zum deutschen Copyright und dem Zoll ist ja nichts Neues. Aber das muss man sich erstmal trauen. Sozusagen vor den Augen der ganzen Welt pinkelt man dem Platzhirsch direkt in den eigenen Sandkasten!
Verkohlt? Ja - und grobes Brandzeichen auf groben Klotz. Die unregelmäßige Maserung der Decke weist sofort auf Unstimmigkeiten hin, ebenso das roh behauene Holz im Inneren. Der Korpus besteht zwar aus Palisander, ist aber natürlich laminiert. Vorne schön bunt, hinten ein Fake-Fake, der Besitzer hat die Mechaniken ausgetauscht.
"Freies Verschiffen D Klassische 45 akustische gitarre Dreadnought gitarre natürliche Massive fichtendecke mit Fishman EQ und hardcase logo..." oder auch ohne, zwischen 226 € und über 500 €, wenn man Spaß und Freude an `alternativen Fakten´, sprich Gitarren, hat. Tausende(!) von mehr als halbseidenen D 45-Fakes werden in China angeboten. Den Fotos nach zu urteilen, werden die meisten vom Balkon oder Wohnzimmer aus vertickt und kommen bei uns offensichtlich ohne große Probleme durch den Zoll. Laut Versender handele es sich um Überproduktionen - wer immer auch für so etwas einen regulären Auftrag erteilt haben soll - mit Fehlern.
Das sagt der Lieferant: "hinweis: was sie sehen, was sie erhalten! weil unsere kontinuierlich aktualisierung, sporadisch hat ein wenig mangel an größe oder einzelteil, wir 'll sagen sie in der ersten zeit. für vermeiden außergewöhnliche frage, bitte gewährleisten antworten vor unserem lager. andernfalls wird der auftrag can' t gehen auf rädern. über Uns: ich bin ein lieferant in China, sie wissen, dass China 's belegschaft sehr berühmt sind, billiger und ist sehr strengen, so viele berühmte. wählen China für eine herstellung basis, deshalb kann China haben so viele, sind diese gerade die überproduktion, das ist. so zögern sie nicht auftrag setzen mit uns. In unserer fabrik, die meisten unserer gitarren sind aus mahagoni. es gibt auch einige gitarre sind aus ahorn. die anderen teile und pickups hat import aus Korea, die dichte und breite jedes stück holz ist anders. So, es ist unvermeidlich, dass es einige makel auf die gitarren. wenn verkauf diese art von gitarren, sie verwandeln kann diese nachteil vorteil, sie könnten sagen ihre kunden, dass jeder gitarre hat seinen einzigartigen außerhalb und ton farbe. es wird gut!..."
Ja, sehr sehr lachige Text. Von jedem Modell, das ich mir angesehen habe, sind knapp 1000 Stück sofort verfügbar. Tägliche Überproduktion?! Dem Unwissenden soll dann obendrein erzählt werden, dass er ein Einzelstück, quasi ein Customshop-Modell, erwirbt. Nach ein bißchen Recherche habe ich erfahren, dass ein wie auch immer gearteter Hersteller sich das C.F.Martin© -Trademark für China hat registrieren lassen, dort also als legale, zweite Firma Martin auftritt, weil die chinesische Regierung es erlaubt. In die USA dürfen diese Fakes nicht eingeführt werden, im Rest der Welt sei es aber möglich. Das würde immerhin erklären, warum die Teile hier bei uns zu finden sind - und das Wort "Klonkriege" bekommt nochmal eine ganz neue Bedeutung. Wieder `was gelernt!
Meine Lieblinge - die 3 von der Fakestelle! Mann bzw. Frau beachte das phantasievoll verfasste Stück Papier, was da 'reingeklebt wurde ... und wieder schön ... lachige Text ... auch!
Wer mit dem Martin-Fake nicht klarkommt, muss sich keine Sorgen machen, ein Gibson J 45-Fake ist auch zu haben, oder eine Hummingbird oder J 200 und noch viele andere. Dass diese Instrumente nicht an die Originale heranreichen können, liegt wohl auf der Hand. Dabei macht dieses auf den ersten Blick nicht mal einen schlechten Eindruck. Die Verarbeitung innen scheint sauber und ordentlich und durchaus dem Standard in der Ein- bzw. Aufsteigerklasse zu entsprechen. Das "Aber" kommt, sobald wir ein genaueren Blick auf bzw. in diesen Klon werfen. Schnell wird klar, dass hier mit ziemlich heißer Nadel gestrickt wurde.
Man kommt sich näher...
Unterhalb des Griffbrettansatzes ist der obere Schallochrand verdellt, der Trussrod klappert ziemlich laut, wenn man mit dem Handballen gegen den Hals schlägt. Der Plastiksattel ist seitlich mittlackiert und wurde mit viel zu viel Kleber eingesetzt, was beim Austausch eine Bearbeitung des Sattelbettes nötig macht. Das Scalloped Bracing ist seitlich nicht angeschrägt, der Halsblock und die Reifchen sitzen nicht exakt, überquellender Kleber, und die Trussrod-Mutter ist tief im Holz versteckt.
Was vergessen? Ja klar - der Übergang vom Hals zur Kopfplatte sieht recht eigentümlich aus, er hat zwei vorstehende Ecken. Dadurch wirkt die Kopfplatte wie aufgeschraubt. Immerhin ist der Hals nicht geschäftet, sondern aus einem Stück.
Wer sich ein bißchen auskennt, fragt sich natürlich sofort, was billige Plastikpins, Plastiksattel (die Stegeinlage besteht wiederum aus Knochen) sowie eine ziemlich streifige Fichtendecke in einer D 45 zu suchen haben, vom rotbunten Pickguard ganz zu schweigen. Das Griffbrett besteht auch nicht aus Ebenholz, die Abalone-Einlagen wurden nicht sauber und bündig eingesetzt.
Vor dem Abrichten muss ich den Hals mit Hilfe des Klinkenlineals exakt ausrichten, das ist hier aber nur bedingt möglich. Die Griffbrettoberfläche ist so ungleichmäßig, dass sich an vielen Stellen Lichtspalten zeigen; außer dem 1. Bund liegt es nur im Bereich der Bünde 7 - 11 richtig auf. Zudem ist der Hals minimal in sich verdreht. Sowas bringt gleich viel Vorfreude, weil sich der tatsächliche Erfolg des Abrichtens erst ganz am Ende, nach dem kompletten Setup, offenbart. Wirklich auffällig sind auch die Bundenden. Sie sind dermaßen scharf, dass man sich beim Spielen gleich die Nägel mitschneiden kann.
Auch eine meiner Lieblingsstellen - die Terasse mit Sitzecke(!) für den Sattel.
Beziehung auf Zeit...
Ich habe die Gitarre aus rein handwerklicher und qualitativer Sicht beschrieben. Dieses Instrument hat aber, wie breits gesagt, für den Besitzer einen hohen, persönlichen Wert, und das rechtfertigt Aufwand und Mühe. Ich habe sie gut wie möglich überarbeitet und inzwischen ist sie wieder zurück in der Ursprungsfamilie. Für mich war's auf jeden Fall eine neue Erfahrung, schaun mer mal, was da in der Zukunft noch alles so kommt.
Ich erinnere mich daran, als sich vor einigen Jahren, mit Bandmaß und Notizbuch bewaffnete, chinesische Messebesucher über die neuesten deutschen Automodelle hermachten, um auch noch den kleinsten Abstand und das kleinste Maß und jeden Winkel zu vermessen und peinlich genau zu notieren. Das wurde dann in den heimischen Werken auf die eigenen Modelle übertragen. Am Ende machen mir die chinesischen Einkaufstouren im deutschen Mittelstand und der Industrie dann doch allmählich Sorgen und - ich frage mich, ob man in China auch Präsidenten-Fakes bestellen kann? Das würde so Manches erkären...
Die Aufarbeitung
Um die Gitarre in einen ansprechenden Zustand zu versetzen, war schon ein bißchen Arbeit nötig. Am aufwendigsten geriet natürlich das Abrichten der Bünde, das Befeilen der Bundkrone und das Entgraten der Bundenden. Das Schöne ist, am Ende sieht man kaum etwas vom ganzen Aufwand - nur die Gitarre, die gut dasteht.
Vorfreude ist die schönste Freude, dann aber ...
Der Schallochrand war rauh und an ein paar Stellen ohne Lack. Den brauchte man, um die Innenseite vollzukleckern; also...
- ordentlich glätten, verrunden und wieder mit Lack verschließen
- Sattelbett von Lack- und Kleberesten befreien und glätten, Bundenden entgraten, Griffbrett grundreinigen(!) und später einölen
- Steg glätten; Löcher ansenken, auf die Stegpins anpassen und diese markieren
- Stringramps und -slots einarbeiten; Stegeinlage anpassen und kompesieren - da der Halswinkel nicht optimal ausgelegt ist, fällt sie sehr flach aus ...
- Sattel auf entsprechende Größe zurechtstutzen und Einkerben
Um mal zu verdeutlichen, wie miserabel ein Gitarrenhals bundiert sein kann, habe ich während des Abrichtens eine Reihe von Fotos gemacht. Wer diese Bünde eingeschlagen hat, gehört selbst geschlagen. So etwas Krummes und Unterschiedliches habe ich bisher noch nicht gesehen. Ganz extrem sind die Bundstäbchen ab dem 12. Bund. Während andere bereits abgeflacht waren, wurden sie dort in der Mitte nicht mal angekratzt. Kein Wunder, dass die Saiten ab da, selbst bei erhöhter Saitenlage, immer geschnarrt haben. Gleichzeitig zeigt das Schleifbild, dass die Bünde mal auf der einen, mal auf der anderen Seite stärker abgetragen wurden. Wegen des so unterschiedlichen Abrichtbildes habe ich drei verschiedene Bundfeilen eingesetzt, um zu einem vernünftigen Ergebnis zu kommen.
Direkter Vergleich - erst zu Beginn des Abrichtens, dann zum Ende hin...
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