Also zielt meine Frage darauf ab: Wenn die Kinder nach der MFE (also mit 6-7 Jahren, wenn sie also mit "richtigem" Musikunterricht anfangen) je nach Interessensgebiet ohnehin laute Instrumente spielen, gibt es dann ein ernsthaftes Problem, wenn man den den Kindern schon im Vorschiulalter ab und zu mal in die Hand drückt?
Von meiner Seite aus ist dazu eigentlich alles gesagt. Kommen wir zum
Schlussplädoyer.
Ein generelles "ohnehin" gibt es für mich nicht. Denn es gibt immer eine sinnvolle Alternative.
Du wirst von mir keine Antwort auf diese Frage bekommen, die das Musizieren mit sehr lauten Instrumenten (auch nur ab und zu mal) befürwortet.
Kinder einer Beschallung auszusetzen, die deren Gehör gefährden kann, kommt in meinen Augen einer
Kindeswohlgefährdung gleich.
Die medizinischen Aspekte/Gefahren hinsichtlich Gehörschädigung wurden in der vorausgegangenen Diskussion zur Genüge herausgestellt.
Welche wissenschaftlichen Untersuchungen es zu den psychischen Auswirkungen gibt, habe ich bislang nicht umfassend recherchiert. Mir reichen die grundlegenden bereits genannten Erkenntnisse.
Vorschulkinder sind noch nicht in der Lage, die Tragweite ihres Handelns in voller Konsequenz zu ermessen. Bei Grundschüleren wächst diese Fähigkeit mehr und mehr, ist aber mangels Lebenserfahrung immer noch nicht vollständig. Daher tragen die beaufsichtigenden Erwachsenen die Verantwortung für deren Handeln und sind verpflichtet Gefährdungen zu verhindern. Mickeymäuse überstülpen und gut?
Das reicht nicht!
Das Tragen von Kapselgehörschutz in gefährlich lauter Umgebung ist für sich allein kein ausreichender Schutz. Der beaufsichtigende Erwachsene muss darüber hinaus jede Sekunde, also ununterbrochen darüber wachen, dass der Gehörschutz
perfekt sitzt. Das bedeutet unter anderem
stramm anliegend. Und das mögen die wenigsten Kinder.
Der perfekte Sitz des Gehörschutzes ist von der Aufsichtsperson um so schlechter zu garantieren, je jünger die Kinder sind. Zum einen kann nur derjenige, der den Effekt des Gehörschutzes mit den eigenen Ohren erlebt, beurteilen, wie gut er am
eigenen Kopf sitzt und dämpft. Einer anderen Person kann man nur erklären, wie der Gehörschutz sitzen muss und muss sich dann darauf verlassen, dass die Person versteht, was man ihr erklärt und dann entsprechend handelt. Zum anderen reißen sich jüngere Kinder auch gerne mal spontan eine Mütze, Kappi, Haarband oder was auch immer vom Kopf runter. Etc. etc. Worst Case Szenarien ? ... Eher wohl Alltag... Und der Bruchteil einer Sekunde reicht ... .... oder salopp ausgedrückt ... Der Teufel ist ein Eichhörnchen ...
Es gibt genügend Instrumente, die so ausgelegt sind, dass sie mit Sinn und Verstand genutzt keine Gehörschädigung verursachen, sogar ohne Gehörschutz. Schlagzeugunterricht an einem richtigen Set gibt es bei mir ausschließlich für Kinder, die einsichtig genug sind, wirklich gut anliegenden Kapselgehörschutz zu tragen, der auf ihre Kopfgröße abgestimmt ist und deren Eltern bereit sind, dafür gutes Geld zu investieren. Und zwar sofort, und nicht erst irgendwann, wenn man das Gefühl hat, das Interesse der Kinder könne tatsächlich von Dauer sein.
Warum nun ein Kind im Kindergarten- und Schulalter partout mit Instrumenten konfrontiert werden soll, die das Potential zur Gesundheitsschädigung haben, will mir angesichts guter Alternativen absolut nicht in den Kopf!
Die Ausgangsfrage: Früherziehung - Lautere Instrumente ab welchem Alter?
beantworte ich zusammenfassend mit
Instrumente, deren maximale Lautstärke das Potential haben das Gehör zu schädigen, gehören nicht in Kinderhände (zumindest nicht ohne Aufsicht, die dafür sorgt, dass die
Lautstärke nicht komplett ausgereizt wird).
Der Einwand, es gehe nicht um Gruppenunterricht, sondern um eine häusliche Situation, um gelegentliches Spaß haben etc. ... kann meine Meinung nicht ändern. Die Gefährdung ist auch in solchen Fällen akut und bedarf einer sehr sorgfältigen Beaufsichtigung und dem Ergreifen von Schutzmaßnahmen, deren Effektivität insbesondere bei Vorschulkindern nur schwer zu gewährleisten ist.
Darüber hinaus ist es für Nachbarn eine Zumutung, einen Geräuschpegel aushalten zu müssen, der so hoch ist, dass die Verursacher Gehörschutz tragen müssen. Selbst dann, wenn der Krawall nur einen kurzen Moment dauert.
Was Erwachsene mit ihren Ohren machen, ist deren Problem. Kindeswohlgefährdung ist dagegen etwas, was angezeigt gehört. Sie ist strafbar.
Wenn beim Musizieren nur noch dann Spaß empfunden werden kann, wenn sie so laut ist, dass sie einen taub macht, ... wie es dazu kommt und warum, darüber hätte ich gerne mal eine wissenschaftliche Abhandlung. Das gehört dann wohl in den Psychologie-Bereich. Thema "Agressionsabbau" ? Mit Musikerziehung im Allgemeinen und mit Früherziehung im Speziellen hat das dann wohl nichts zu tun, sondern eher mit Musiktherapie. Doch das ist ein anderes Thema. Da mische ich mich nicht ein. Und das war auch nicht die Frage.
+++++++++ FIN +++++++++
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