Pie-314
Moderator E-Gitarren
Warum dieses Modell?
Ich habe mich für den Origin 20 Head entschieden, weil ich eingefleischter Fan des "britischen" Rock / Hard Rock / Heavy Metal Sounds bin. Aufgewachsen mit der Musik der 80er spiele ich auch heute in einer 80er Coverband. Für diesen Einsatzzweck nutze ich bisher gerne mein großes Rack, mit dem ich eigentlich sehr sehr sehr glücklich bin, was den Sound anbelangt. Aber leider ist die Nutzung eines Racks bei jedem Auftritt mit einer ordentlichen Schlepperei verbunden, und als Musiker
Der Origin 20 Head lockte mich daher mit folgenden Features: Vollröhre (3 x ECC83 und 2 x EL34 laut Handbuch), geringe Abmessungen (Breite ca. 55cm), Leistungsreduktion über drei Stufen (20 Watt, 3 Watt und 0,5 Watt laut Handbuch), wodurch eine schöne Endstufenzerre realisierbar sein sollte, und vor allem: geringes Gewicht. Der Amp wiegt gerade mal 10kg.
Ungewohnt war für mich allerdings der Gedanke, nun einen Einkanaler vor mir zu haben. Bisher verwöhnt vom Marshall JMP-1 mit seinen vier Kanälen (zwei cleane und zwei Drivekanäle) und 99 frei programmierbaren Presets sowie MIDI, bietet das Rack doch die Möglichkeit, alle Stufen von leichtem Drive Sound über satten Crunch bis komprimierenden, singenden Leads bequem zu programmieren und auf Knopfdruck verfügbar zu haben. Nun aber von Clean bis Lead alles über das Volume Poti der Gitarre zu steuern, das bedeutet quasi Neuland für mich. Aber auch eine reizvolle Perspektive.
Das Ziel ist, den Einkanaler mit einem kleinen Multieffekt zu kombinieren, und damit dann mit kleinem Aufwand alles dabei zu haben, was ich so brauche. Als Favorit schwebt mir aktuell der Nux Cerberus dafür vor. Der bietet Overdrive und Distortion zum Anblasen des Origin, sowie Chorus, Reverb und Delay für den seriellen Effektweg des Marshall. Damit sollten meine Bedürfnisse abgedeckt sein.
Gehen wir das Projekt "Downsizing" also doch mal konkret an. :-D
Der erste Eindruck
Schon das Paket, das mir der Postler überreicht, ist angenehm leicht, gemessen an einem Case voller 19" Komponenten.
Ausgepackt zeigt sich ein Verstärker im typischen Marshall Design, schwarzes Tolex, goldene Frontplatte mit den charakteristischen goldenen Potiknöpfen, sowie der unverwechselbare weiße Schriftzug. Alles sauber verarbeitet, keine Schönheitsfehler oder dergleichen zu entdecken.
Die Potis eiern nicht, knacksen auch nicht im Betrieb, und das Gain / Boost Push-Pull Poti gibt angenehm nach. Die Kippschalter aus Metall für Power und Leistungsreduktion wirken sehr stabil.
Rückseitig angebracht bietet der Origin 20 einen DI Out, der laut Handbuch mit einer Speaker Emulation versehen sein soll, Send und Return für den seriellen Effektweg, sowie drei Speaker Out Ausgänge für Mono (16 Ohm) und Stereo (zweimal acht Ohm).
Besonders neugierig bin ich auf den DI mit der Speaker Emulation, da ich mir damit eine bequeme Möglichkeit erhoffe, über mein Interface Aufnahmen auf den PC zu bekommen. Schau ma mal!
Die nähere Betrachtung
Das Aufnahme-Setup war wie folgt:
Origin 20 Head auf mittlerer Leistungsstufe, DI Out -> Native Instruments Komplete Audio 6 Interface -> Win10 Tablet mit Audacity. Ich habe keinerlei weiteren Effekte oder dergleichen verwendet, und auch keine Mikrofonierung. Was man im Folgenden hört, ist rein der Origin über den DI Out aufgenommen.
Das Gitarren-Setup war wie folgt:
Für den ersten Test habe ich meine Gibson Les Paul Standard ausgepackt.
Der Origin läuft Mono über meine 2x12er Marshall 1936.
Die Regler des Origin 20 stehen für das erste Anspielen alle auf 12 Uhr, mittlere Leistungsstufe (3 Watt), Master voll auf, Gain ebenso. Die Presence muss ich etwas reduzieren auf etwa 10 Uhr, sonst ist es zu schrill für meinen Geschmack, und den Tilt Regler, mit dem man zwischen einem dunkleren und einem helleren Voicing überblenden kann, den lasse ich auch auf 12 Uhr. Der Gain Boost wird streckenweise mal getestet, aber ich verwende zunächst keinen Tube Screamer. Ich will erst einmal den reinen Amp Sound haben.
Ungewohnt: Mit Master und Gain auf Vollgas rauscht der Amp doch in einer Größenordnung, die ich von meinem Rack dank HUSH so gar nicht gewohnt bin. Scheint aber für Röhrentops nicht ganz ungewöhnlich zu sein, denn beispielsweise der H&K DuoTone, über den mein Bandkollege spielt, rauscht auch ganz schön, wenn die Ampzerre mit dem OD Pedal kombiniert wird… Vielleicht muss da noch ein Noise Gate her.
Zunächst teste ich, wie man per Volumen Poti zwischen Clean und Overdrive hin- und her blenden kann. Dafür starte ich mit den oben genannten Einstellungen, also Master und Gain voll aufgedreht, mittlere Leistungsstufe, kein Gain Boost.
Die Pickups der Les Paul stelle ich auf Mittelstellung, beide Pickups anfangs auf ca. 3:
https://soundcloud.com/user-619995529/track-01-clean2drive?in=user-619995529/sets/marshall-origin-20-head
Ich versuche, bei diesem Track per Anschlag ein wenig mehr Dreck in den Clean Sound zu bringen. Ab ca. 00:39 schalte ich auf den Hals Pickup und drehe diesen voll auf.
Ich muss sagen, dass ich sehr angenehm überrascht bin. Bisher habe ich ja - wie bereits erwähnt - cleane und verzerrte Sounds nur per Preset Wechsel im Rack erzeugt. Aber die Ansprache des Origin 20 auf das Volume Poti hätte ich nicht erwartet. Gefällt mir sehr!
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An dieser Stelle bietet sich nun der Dynamik Test an, den @peerteer sich gewünscht hat:
https://soundcloud.com/user-619995529/track-02-crunch2drive-1?in=user-619995529/sets/marshall-origin-20-head
Auch hier starte ich wieder mit Pickups in Mittelstellung auf ca. 3. Bei 00:15 versuche ich, mehr Dreck durch den Anschlag zu erzeugen.
Ab 00:32 drehe ich beide Potis auf ca. 6. Bei ca. 00:47 dann beide voll auf.
Ich denke, man kann den Unterschied gut hören. Auch hier bin ich von den Regelmöglichkeiten überaus angetan!
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Im nächsten Track konzentriere ich mich nur auf den Bridge Pickup. Was wäre, wenn ich innerhalb eines Songs zwischen fester verzerrt und clean wechseln müsste?
Als Beispiel habe ich mich grob an Def Leppard - Photograph orientiert:
https://soundcloud.com/user-619995529/track-03-zerrgrad-perpoti-1?in=user-619995529/sets/marshall-origin-20-head
Klappt gut, hätte ich nicht gedacht.
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Nun zum Lead Pickup. Ehrlich gesagt habe ich hier meine favorisierte EQ Einstellung am Origin 20 noch nicht gefunden:
https://soundcloud.com/user-619995529/track-04-neck-lead-1?in=user-619995529/sets/marshall-origin-20-head
Aber es geht mir gar nicht um den richtigen bzw. angenehmen EQ im Sound, sondern darum, dass der Origin 20 mit Gain und Master auf Maximum, und in diesem Soundbeispiel auch mit Gain Boost schon ganz schön singen kann.
Wenn jetzt noch ein OD wie der Tube Screamer dazu kommt... Ich bin echt gespannt.
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Abschließend wollte ich noch einfaches Strumming auf die Dynamik per Anschlag und per Potis testen. Gain und Master auf Maximum, ohne Gain Boost, erst nur über Anschlag, dann Aufdrehen der Potis.
Man hört ja, was was ist. :-D
https://soundcloud.com/user-619995529/track-05-strumming-zerrgrad-1?in=user-619995529/sets/marshall-origin-20-head
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Soweit mal meine Soundfiles zum puren Origin 20.
Überrascht hat mich der DI Out mit Speaker Simulation, es klingt eigentlich ganz brauchbar, was da über das Interface im PC landet. Nicht Qualität der Oberklasse, aber füs so schnelle Aufnahmen wie diese (alles First Takes) recht zufriedenstellend. Zumindest für meine Ansprüche. :-D
Demnächst werde ich weitere Soundfiles nachreichen.
Welche mit Tube Screamer vor dem Origin konnte ich nicht erstellen, weil ich dafür meinen TS Mini extra aus dem Looper des großen Racks ausbauen muss, und dafür fehlt mir momentan die Zeit. Aber jetzt habe ich dann Urlaub, das kommt noch, versprochen. Bald!
Und ich werde auch noch Soundfiles mit Multieffektgerät nachreichen, sobald mein anvisierter Nux Cerberus wieder lieferbar ist.
Reviews im Internet
Beide Videos sind bereits aus dem Marshall Origin Thread aus dem MB bekannt, aber sollen hier der Vollständigkeit halber auch aufgeführt werden.
Außerdem sind sie im Vergleich zu meinem Machwerk hier professionell verfasst und daher mindestens acht Millionen mal hilfreicher. :-D
tl;dr bzw. Fazit
Mir gefällt der Origin wirklich gut, als leicht transportable, kostengünstige und gut klingende Alternative zu meinem großen Rack für die Bühne habe ich ein sehr gutes Gefühl.
Ich hoffe, dieser erste Teil meines Reviews zum Origin 20 Head war interessant und hilfreich für Euch.
Ich freue mich nun auf Eure Kommentare und Anregungen, und sollte mein Review bei Euch Fragen offen gelassen haben, bin ich dafür natürlich jederzeit zu haben.
Bitte schreibt mir, worauf ich noch eingehen soll, ich versuche es dann bei weiteren Beiträgen in diesem Review zu berücksichtigen.
- Eigenschaft
Grund: REC-Konditionen ergänzt
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