Ja, und dann steht er nun vor mir. Zur Erinnerung: Vorher so
und jetzt so
Man erkennt den Austausch der beiden 50+50uF-Netzteilelkos gegen die kleineren 32+32uF bzw. 16+32uF. Die dicken Pötte resp. die KT66 fallen ohnehin vergleichsweise zu
den schlanken 5881 auf. Die Beschriftung der KT66 zeigt nach innen - mir ist das Wurscht.
In Betrieb
Alles überprüfen, Testlautsprecher anschließen, vorsichtig hochfahren, Bias justieren, Amp ordentlich vor sich hin köcheln lassen, Spannungen kontrollieren, Lauschen auf Einstreuungen, Brummen oder irgendwelcher Schweinereieffekte...
Bei der Erprobung habe ich testweise den Massebus entsprechend der Anordung bei TAD aufgetrennt, um zu hören, ob es eine Änderung im Brummverhalten gibt. Nichts. Keinerlei Änderung. Überhaupt: Brummen. Es brummt nichts. Ich hatte zunächst Bedenken, denn die Steuergitter der beiden Eingangsröhren waren beim RI mit geschirmtem Kabel an die Eingangsbuchsen gelegt - beim Turret Board entfallen diese Strippen. Wird es einstreuen? Jein! Im ausgebauten Zustand, wenn das Chassis mit diesen Anschlüssen offen liegt, hört man logischerweise eine geringe Einstreuung. Ist das Chassis aber im Gehäuse verschraubt, so sorgt die dortige metallische Bodenplatte für die nötige Abschirmung - perfekt.
Zusammen
Ab ins Gehäuse mit dem Chassis und bei dieser Gelegenheit habe ich noch das eine und den andere Anschlußbeinchen der Bauelemente auf dem Turret Board etwas gerade gerückt. Soll ja schließlich alles ordentlich verstaut werden. :-D
Wie schon geschrieben - die Anschlußbeinchen des Kondensators nahe der Verschraubungen liegen diesen nicht zu nahe, sonst hätte ich etwas Schrumpf- bzw. Isolierschlauch spendiert.
Bis auf den Indicator hat sich frontseitig nichts am Amp geändert:
Klang?
Tja. Nichts ist wohl schwieriger, als subjektive Eindrücke eines Klanges wiederzugeben. Eigentlich sollte ich es lassen. Ein sinnvoller Vergleich wäre, diesen Marshall jetzt neben einem Stock-RI mit einem A/B-Umschalter anzuspielen, so dass man gegebenenfalls hörbare Unterschiede unmittelbar notieren kann...
Der zum Mulm neigende, bislang extreme Bass ist nun verschwunden. Der Ton kommt strammer, stringenter, schlanker, die Bässe sind definierter; insbesonders bei gezerrten Powerchords matscht das nun nicht mehr. Vorher musste man bei den Einstellungen diesbezüglich aufpassen, jetzt ist das weniger vonnöten.
Was auffällt, er muss nun etwas weiter aufgedreht werden als vorher. Dem Amp ist seine unbändige Wucht abhanden gekommen - schwer zu beschreiben. Er wirkt jetzt etwas zivilisierter, kann allerdings hinsichtlich seiner Lautstärke ebenso noch zuschlagen. Gefühlt vielleicht minimal anders - weicher, etwas behäbiger, wärmer - nicht mehr so extrem analytisch glasklar.
Eher schmeichelnder. Würde ich schreiben: schmieriger, so wäre das schon wieder übertrieben, aber es geht irgendwie in diese Richtung.
Er bleibt clean, cleeeean bis zum Taub werden, um dann mit Singlecoils dran (bei Humbuckern logischerweise eher) ab etwa Stellung 3:00 Uhr der Loudness-Regler zu verzerren - sahniger, cremiger, aber mit nach wie vor immenser Lautstärke, die der Mittenregler noch dazugeben kann. Gefühlt beginnt sein Zerren nun eher als noch mit den 5881 drin, das alles bei scheinbar (!) geringerem Schalldruck.
Er ist im Grundcharakter noch der JTM45, aber dieser Grundcharakter wirkt (wahrscheinlich psychoakustisch bedingt) jetzt anders. Das spielt sich allerdings alles wirklich erst bei hohem Pegel ab. In Zimmerlautstärke sind diese tonalen Änderungen mehr oder weniger nicht zu hören.
Fazit
Es geht! Und das meiner Meinung auch ohne einen anderen Ausgangsübertrager, denn der RI liefert bereits eine gute Basis. Man muss sich letztendlich immer vor Augen halten, dass die Hersteller der Übertrager auch nur mit Wasser kochen und natürlich preist jeder seinen Trafo als alleiniges Wundermittel an. Klanglich wirklich relevante Änderungen kommen aus dem Gesamtkonzept des Amps, aber die Summe aller Änderungen erscheint nicht als so allzu gewaltig. Und da es DAS Original als Vergleich nicht bzw. nicht mehr gibt, der Rest alles nur Vermutungen und Spekulationen, sowie Erinnerungen mit starker subjektiver Färbung sind - ja und selbst die Röhren und Kleinbauteile heute andere sind als damals - so what.
Der Umbau hat einen Riesenspaß bereitet, mir nun einen individuellen Amp zugeschneidert zu haben.
Hausaufgaben
Den Test hinsichtlich eines Verdrehens des Ausgangsübertragers brauche ich an und für sich nicht zu machen. Es brummt absolut nichts. Es gibt nichts Gutes, was man noch besser machen könnte, aber hier gibt es offenbar nichts mehr zu verbessern.
Was zu tun ist: Es gehören noch ein paar Stücke Schrumpfschlauch in den Amp, um wenigstens die unmittelbare Berührungsgefahr an den naheliegenden HV-Anschlüssen zu elininieren. Bei der Gelegenheit möchte ich, wie schon erwähnt, noch die Notwendigkeit der Brummkompensation testen.
Hier noch die komplette Schaltung des umgebauten Amps (das qualitativ bessere pdf ist im Anhang). Ich habe nicht alle Massefeinheiten dargestellt, ein paar Sachen möchte man ja schließlich noch für sich behalten. ;-)
Vielen Dank für's Lesen und für's Gefallen und an's Board für den Platz für die Fotos.