Zuerst mal zur Klärung: Ich habe überhaupt nichts dagegen, daß Du das alles so schreibst, wie Du das geschrieben hast.
Ja, so ist die nette Mozart-Anekdote bei mir auch angekommen. Ich schreibe oft sehr sachlich, was leider teilweise unfreundlich wirkt. Ihr könnt gerne alles von mir kritisieren oder Fehler finden. Verbesserungsvorschläge sind willkommen, solange ihr nicht drauf besteht, dass ich sie auch besser finde. Wenn jemand etwas (wirklich) besser weiß, freue ich mich, etwas dazugelernt zu haben.
Was mir vor allem nicht klar ist, warum Du, wenn Du einen Satz schreibst, der nich unbedingt regelkonform ist, dann danach fragst, wie eine bestimmte Stelle dieses Satzes nach den Regeln (gegen die Du die ganze Zeit verstößt) einzuordnen ist:
Das ist eigentlich das, was ich versucht habe, in meinem obigen Beitrag zum Ausdruck zu bringen: Aus meiner Sicht ist der ganze Satz nicht regelkonform (was, wie gesagt, überhaupt nicht wertend gemeint ist), warum soll jetzt ausgerechnet diese eine Stelle ins Regelsystem eingeordnet werden?
Ich habe mir an dieser Stelle gedacht, dass da die Dominante angebracht wäre. Das wäre A. Dem Bass wollte ich aber nicht das A geben, weil er das kurz vorher schon hat. Also habe ich es mit der Terz darüber probiert. Die Dur-Terz C# klang nicht gut, die Moll-Terz C aber schon. Das Ergebnis fand ich gut, aber ich habe es nicht verstanden und würde es gerne verstehen.
Für mich ist die Harmonielehre sehr hilfreich dabei, zu verstehen, warum etwas so klingt wie es klingt. Deshalb versuche ich, alle interessanten Klänge in die Harmonielehre einzuordnen. Dabei habe ich immer wieder den Eindruck, dass die besten Stellen oft genau deshalb so gut klingen, weil sie von dem, was man erwartet, etwas abweichen. Der für mich sinnvolle Schluss daraus ist, dass ich die Regeln kennen sollte, um sie bei Bedarf überschreiten zu können. Mit kreativem Chaos kann ich dagegen nicht so viel anfangen.
Je höher ich etwas setze, desto enger kann ich die Intervalle setzen, ohne daß der Klang umkippt.
Das sehe ich eigentlich auch so. Als Bassist regt es mich auch regelmäßig auf, wenn die Gitarristen zu viel Tiefen haben oder tiefer stimmen und dann nur noch Tiefenmatsch rauskommt. Ich frage mich aber, wie weit das auf Chöre übertragbar ist. Auf dem E-Bass spiele ich vor allem in der Oktave Kontra-E bis E, denn er klingt ja eine Oktave tiefer, als er notiert wird. Ein Chor-Bass singt eher im Bereich A bis a, also 1 1/2 Oktaven höher. Es gibt ja auch Männerchöre, die haben meines Wissens auch meistens Bass 1 und 2.
Eine größere Spreizung klingt transparenter und theatralischer. In enger Lage klingt ein Chor aber mehr nach einer harmonischen Einheit statt nach mehreren eigenständigen Stimmen. Was man besser findet, ist wohl Geschmacksache. Wir haben dieses Stück im Chor auch schon mit höherem Sopran und tieferem Bass probiert, aber da waren dann Sopran, Alt und Tenor an anderen Stellen sehr hoch (Sopran bis a'', Alt bis d'', Tenor ständig auf e') und der Bass sehr tief. Das klang für mich zu angestrengt.
In Deinem Satz ist unten oft zu viel Gewicht, z.B. sind im Takt 2 drei tiefe Männerstimmen in kräftigster Lage gegen eine Frauenstimme (Alt und Sopran unisono, wobei der Sopran beim tiefen c' wahrscheinlich nicht mehr viel Power hat). Das kann eigentlich nur grummeln. Dagegen ist natürlich nichts einzuwenden, wenn man aus musikalischen Gründen will, daß es da grummelt.
In Takt 2 und 4 soll alles tief und düster klingen, deswegen habe ich am Ende von Takt 2 auch den Tritonus (C#o) eingebaut. Wie hier das d' und das h der Frauen klingt, werden wir wohl am kommenden Wochenende ausprobieren. Falls es zu tief sein sollte, könnte ich das Stück vielleicht noch ein oder zwei weitere Halbtöne nach oben transponieren. Am Ende von Takt 2 soll der Bass durchaus in den Vordergrund kommen, während die anderen Stimmen die Pause zwischen den Phrasen haben. In Takt 3 auf die 1 mache ich nur 2 Männerstimmen, keine dritte.
Ich sehe da C6, nicht C7. C7 wäre gut.
Tatsächlich, das ist C6. Gut, dass Du diesen Fehler gefunden hast! C7 habe ich jetzt ausprobiert und finde es absolut langweilig. Was da so gut klingt, scheint also die 6 zu sein. Das spricht vielleicht dafür, das entsprechende in Takt 3 ebenfalls als b6 zu interpretieren. Takt 3 ist ja in Moll, Takt 1 dagegen in Dur. Wir kommen dem Geheimnis langsam näher.