Zuerst mal zur Klärung: Ich habe überhaupt
nichts dagegen, daß Du das alles so schreibst, wie Du das geschrieben hast. Das ist Deine Musik, und wenn das für Dich alles so stimmig ist, ist das für mich völlig ok. Dein Satz vertößt gegen allerlei "Regeln" oder Gepflogenheiten, z.B. Low Intervall Limits, wie setzt man etwas in enger Lage und in weiter Lage etc. Ich habe damit auch überhaupt kein Problem, weil ich selber schon genug Stücke geschrieben und gespielt habe, die gegen alle möglichen Regeln verstoßen, und ich auch gewissermaßen ein Freund von solch "regelverstoßender" Musik bin.
Was mir vor allem nicht klar ist, warum Du, wenn Du einen Satz schreibst, der nich unbedingt regelkonform ist, dann danach fragst, wie eine bestimmte Stelle dieses Satzes nach den Regeln (gegen die Du die ganze Zeit verstößt) einzuordnen ist:
Ich bin mir hier bei dem mittleren Akkord nicht sicher, was das für einer ist und welche Funktion er hat:
Das ist eigentlich das, was ich versucht habe, in meinem obigen Beitrag zum Ausdruck zu bringen: Aus meiner Sicht ist der ganze Satz nicht regelkonform (was, wie gesagt, überhaupt nicht wertend gemeint ist), warum soll jetzt ausgerechnet diese eine Stelle ins Regelsystem eingeordnet werden?
Das liegt hauptsächlich daran, dass der Alt schon so tief ist. Deshalb habe ich den Tenor eher als Verstärkung zum Bass konzipiert anstatt als dritte Melodiestimme, wie ich es in anderen Teilen gemacht habe. Mir fällt auch nicht ein, welche Funktion eine dritte Melodiestimme hier erfüllen könnte.
Um eine dritte Melodiestimme geht es nicht. Der Sopran hat die Melodie, der Bass liefert das Fundament, der Rest dazwischen hat harmonische Bedeutung. Es geht es um klangliche Dinge: Wenn ich es unten zu dick setze, zu eng, dann kippt der Klang leicht um. Je höher ich etwas setze, desto enger kann ich die Intervalle setzen, ohne daß der Klang umkippt. Gut klingt immer: Oben etwas enger setzen, und dann mit etwas Abstand unten einen Basston als Fundament.
Im Notenbild verdeutlicht: Der erste Akkord klingt besser als der zweite:
Der zweite geht zwar auch irgendwie, aber man braucht ziemlich viel Erfahrung, um den Akkord zum Klingen zu bringen.
Ich habe mal in einer Bigband aushilfsweise dirigiert, da saß im Posaunensatz an der ersten Posaune eine etwas schmächtige junge Dame, an der dritten Posaume saß ein korpulenter Mann mit viel Power. Wenn dieliegende Akkorde spielen mußten, klang das immer total matschig und grummelig. Ich mußte dann den korpulenten 3. Posaunisten davon überzeugen, pianissimo zu spielen und die 1. Posaunisten dazu überreden, mit voller Kraft voraus in ihr Horn zu hupen.
Das war nicht ganz einfach, aber es klang besser. Umbesetzen wäre eigentlich angebracht gewesen, aber das stand mir als Aushilfsdirigent nicht zu. Wenn Du im Diskant drei hohe Trompeten eng beieinander hast und tief untendrunter die Tuba
einen tiefen Ton spielt, ist dieses Problem z.B. einfach nicht vorhanden. In Deinem Satz ist unten oft zu viel Gewicht, z.B. sind im Takt 2 drei tiefe Männerstimmen in kräftigster Lage gegen eine Frauenstimme (Alt und Sopran unisono, wobei der Sopran beim tiefen c' wahrscheinlich nicht mehr viel Power hat). Das kann eigentlich nur grummeln. Dagegen ist natürlich nichts einzuwenden, wenn man aus musikalischen Gründen
will, daß es da grummelt. Aber dann ist es halt kein klassischer Satz mehr. Besser ist es, Sopran, Alt und Tenor etwas enger zu setzen und dann mit leichtem Abstand den Bass darunter. Je tiefer der Bass liegt, desto größer sollte der Abstand zum Tenor (oder zum Bass 1) sein.
Was stört Dich daran? Durch die Teilung ergibt sich für mich eine Art Betonung. Die beiden Stimmen klingen als Akkord mächtiger als unisono. Da habe ich absichtlich mit C7 die Dominante zum F davor und danach eingebaut, um die melodiöse Helligkeit zu unterstreichen. Im Original gibt es da keinen Akkordwechsel.
Ich sehe da C6, nicht C7. C7 wäre gut. Dann das e' in den Alt und das a (bzw. b-flat) in den Tenor. Den Akkord vorher auch entsprechend anpassen.
Viele Grüße,
McCoy