[AMP] George Dennis The Blue 100H

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The_Blue_Tube_at_work_2.jpg

Hallo Mitforisten,


Ich möchte euch gern den George Dennis The Blue 100Head vorstellen. Natürlich stellt sich die Frage was ein Review eines fast 20 Jahre alten Amps überhaupt soll, aber da die Verstärker hin und wieder mal gebraucht auftauchen im deutschsprachigen Raum nahezu garnichts über sie zu finden ist dachte ich mir
wird es mal Zeit für eine kleine Vorstellung.

Vorgeschichte (wen es nicht interessiert bitte einfach überspringen)

Ich kam zu dem Verstärker wie die Jungfrau zum Kinde. Der Gitarrist der Band eines Freundes hatte den schon eine Weile. Allerdings nutzte er nur den Clean-Channal und sein Rack mit Effekten und hatte auch keine Lust mehr das schwere Teil immer zu schleppen.
Also fragte er mich ob ich das Set inkl. Box haben möchte.
Die Tatsache das ein Halfstack für mich völlig übertrieben war/ist und ich ohne Auto und Führerschein den eh nur zu Hause stehen haben würde spielt gar keine Rolle. Der Hersteller war mir neu...aber ein Vollröhrentop...welcher Jugendliche kann da schon nein sagen...und zumindest der Bekannte klang über den verdammt gut. Das fehlende Geld hat mir mein Vater damals vorgestreckt sonst hätte ich's mir nicht leisten können,rückwirkend eigentlich wirklich stark von ihm, denn so dicke hatte er es auch nicht. So kam es dann das ich die sackschwere blaue Kiste auf den Fahrradsattel gestellt und das Rad bis nach Hause geschoben habe. Ich glaub ich hab den ganzen Heimweg ein breites grinsen im Gesicht gehabt obwohl ich eigentlich gaaanz cool sein wollte. Wie die Box den Weg zu mir gefunden hat, und was ich mit meinem alten Marshall MG30 gemacht habe weiß ich bis heute nicht.
Der George Dennis wurde noch fast 2 Jahre im Bandbetrieb mit einigen wenigen Live-Auftritten genutzt und ich hatte außer eine defekte Röhre keine Problem damit. Dann hab ich erst mal das Instrument an den Nagel gehangen, konnte mich aber nie so recht von dem Half-Stack trennen. Des öfteren habe ich mit dem Gedanken gespielt den zu verkaufen. Aber Dinge die man günstig bekommt weil sie niemand kennt kann mal halt auch nur schwer verkaufen. Und so brachte ich es einfach nicht fertig den einfach so zu verscherbeln. Sind ja auch Erinnerungen mit dem Zeug verbunden. Letztlich habe ich vielleicht auch deswegen wieder den Weg zur Gitarre gefunden.



Über George Dennis:
George Dennis ist als Hersteller für Effektgeräte dem ein oder anderen bekannt. Das die kleine Firma, mit dem Sitz in Tschechien genauer gesagt Terlicko, auch Verstärker und Boxen im Programm hatten wissen viele aber nicht.Meines Wissens nach werden aber derzeit keine Verstärker mehr gebaut, es gibt wohl noch Restbestände.
Die Effektgeräte und die Amps sind handverdrahtet und machen einen hochwertigen und robusten Eindruck.
Als äußerst positiv möchte ich an dieser Stelle den Service hervorheben, zwar teilweise mit ein paar Tagen Wartezeit werden E-Mail Anfragen zu Informationen,Schaltplänen und teilweise auch Detailinfos von George beantwortet. Wenn es noch was gibt bekommt man auch Ersatzteile noch bei ihm.
Die E-Mails werden in Deutsch beantwortet was die Kommunikation deutlich vereinfacht, bei einem Hersteller aus dem Ausland aber keine Selbstverständlichkeit ist.

Techn. Daten und Allgemeines:

Der The Blue wurde 1998 bereits auf der Musikmesse in Frankfurt vorgestellt war aber erst ab 1999 lieferbar.
Es handelt sich um ein Vollröhrentopteil mit 3 getrennten Kanälen mit je eigener Klangregelung, wobei Kanal 3 nochmal in LEAD A/B unterteilt ist Die auch separat angewählt werden können.
Eine Bedienungsanleitung ist nur auf Englisch zu bekommen.

Technische Daten lt. G&B Testbericht (siehe link bei "Nützliche Infos und Erwerb")

Modell: The Blue 100-H
Herkunftsland: Tschechische Republik
Gerätetyp: E-Gitarrenverstärker, Topteil, 4 Kanäle, Röhrenschaltung (5x AX7, 4x EL34)
Leistung: 100Watt, 4/8/i6 Ohm
Gehäuse: 18 mm Multiplex (Flightcase-Material), blauer Vinyl Bezug, 8 Stahlecken, Lochblech (Rückseite),
Textilfrontbespannung, grosse Gummifüsse, Tragegriff
Anschlüsse: 2x Input (Hi/Lo), 3x Speaker Out 1x 4, 2x 8, 1x 8, 2x 16, 1x 16 Ohm)
sym. DI Out (XLR), Footswitch (4 Kanäle, Reverb on/off), Effects Send und -Return
Effekte: Accutronics-Federhall
Einschleifweg: seriell, mono
Sonstiges: MIDI In/Out optional
Masse: 557 x 273 x 270 (BHT, mm)
Gewicht: 25,5 (kg)
Preis: ca. DM 1990, (inkl. Fufsschalter) -> 1999!


Leistungsaufnahme: 380W

Äußerlichkeiten:


Als erstes fällt,neben den eher geringen Außenmaßen, natürlich die Farbe auf, wie der Name schon sagt: blau, als Material um das aus Multiplex bestehende Gehäuse zu verkleiden wurde Kunstleder genutzt.
Die Front ist mit einem grobmaschigem blauen Stoff bespannt welcher dem einer Jeans etwas ähnelt,auf dem der weiße George Dennis Schriftzug aus Kunststoff zu sehen ist.
Das Top macht einen sehr soliden Eindruck,die Ecken sind mit Schutzkappen aus Metall versehen. Mit den in der Bedienungsanleitung genannten 24,5 kg ist der Amp nicht gerade ein Leichtgewicht.Auf meiner Waage werden sogar 30kg angezeigt...Dafür gibt es einen stabilen 4-fach verschraubten Griff bei dem man auch keine Angst haben muss das er mit dem Gewicht nicht fertig wird.
Ansonsten wird die Front von zahlreichen kleinen Potis,Schaltern und Tastern bestimmt. Je einen Hi und einen Low Eingang auf der linken Seite sowie den Hauptschalter und einen Standby Schalter rechts.

Die Bedienfelder der einzelnen Kanäle sind klar und deutlich aufgeteilt.
Damit auch ein sicherer Stand gewährleistet ist wurde der The Blue mit 4 großen Gummifüßen versehen.
The_Blue_Gesamtansicht.jpg


Wenn man sich die Rückseite anschaut geht es ein wenig übersichtlicher zu. Ein Gitter schützt die Röhren vor unbefugten Zugriff so das sie in Ruhe ihre Arbeit verrichten können.(Schutzgitter wurde für das Foto entfernt)
Die Netzanschlussleitung ist fest angeschlossen und eine kleine Kunststoffklemme dient als Zugentlastung. Erfüllt seinen Zweck aber ein Kaltgerätebuchse mit extra Netzkabel wäre meiner Ansicht nach die bessere Wahl gewesen.
Links findet man einen kleinen Schalter um zwischen 230V und 115V wählen zu können.
Daneben dann die beiden Schmelzsicherungen. Das sind normale Gerätefeinsicherungen, nichts seltenes. Ein FX loop sowie ein Anschluss für den Footswitch und ein symmetrischer DI Out sind auch vertreten.
Gut finde ich das man bezüglich Box die freie Wahl hat zwischen 1x4, 2x4, 1x8, 2x8 und 1x16Ohm da sollte für jeden was dabei sein. Ein Midi-Anschluss ist bei meinem Model zwar lt. Kennzeichnung möglich, aber bei mir nicht verbaut.

The_Blue_Rückseite.jpg

Innere Werte:

Um da einen besseren Einblick zu bekommen muss das rückwärtige Gitter sowie die Zugentlastung entfernt werden. Dann noch 4 Schrauben von oben lösen welche das Stahlblechgehäuse halten in dem alles aufgebaut ist und alles nach hinten vorsichtig herausziehen. Dabei aufpassen, die Leitungen für den Federhall,welche sich im Chassis hinter der Frontbespannung befindet, sind recht kurz und müssen gezogen werden sobald man vorne ran kommt. Das Stahlblechgehäuse wird auf zwei leisten geführt,so das man es nach hinten herausziehen kann ohne die Röhren zu beschädigen. Einmal draußen kann man den Amp einfach auf die nochmal extra mit Stahlblech verkleideten Netz und Ausgangsübertrager stellen.
Um an die Vorstufenröhren zu gelangen muss der Amp,wie eben beschrieben, aus seinem Gehäuse geholt werden, das zwar ist etwas umständlich, aber ja auch keine Maßnahme die man täglich machen muss.
Verbaut sind 5 Vorstufenröhren vom Typ ECC83 (12AX7), werksseitig sind JJ drin, mit GD Logo, vermerkten Messwerten und die Kennzeichnung an welcher Stelle die Röhre verbaut ist. Die Sockel der Vorstufenröhren sind fest auf der großen zentralen Leiterplatte eingelötet.
Im Gegensatz zu den 4 EL34 JJ Endstufenröhren, bei denen sind die Sockel im Metallgehäuse befestigt und frei verdrahtet wurden. Ein Poti zum BIAS einstellen findet man rechts unten auf der Platine.
The_Blue_Innen_1.jpg


The_Blue_Innen_2.jpg


Wie auf den Bildern zu sehen befindet sich eine große Leiterplatte in der Mitte der Trägerplatte. Die Potis und Schalter sind fest in dem Frontblech montiert. Die Verdrahtung macht auf mich einen hochwertigen Eindruck. Wer genau hinsieht erkennt auf der Hauptplatine auch den ein oder anderen IC, diese dienen lediglich der Kanalumschaltung und sind nicht Teil des Signalweges.

Rev_GD_The_Blue_Accutro.jpg


Accutronic 8EB2C1C Federhall, von innen an der Frontplatte montiert. Gut zu erkenne die mit Alufolie beklebte Oberseite des Gehäuses.

Als ich für die Fotos den Verstärker aus seinem Gehäuse geholt hatte ist mir auf der Platine noch ein Poti aufgefallen,welchem ich vorher keiner Beachtung geschenkt hatte. Da stellte sich mir natürlich die Frage wofür dieser da ist. Denn ganz grundlos hat der Hersteller sicher nicht ein Poti verbaut wenn es ein einfacher Festwiderstand auch getan hätte. Da sich mir die Funktion nicht so recht erschließen wollte und mir die Sache zu heiß war um einfach mal daran herumzustellen habe ich George kontaktiert. Und wie gewohnt hat er die Frage beantwortet.
Das Poti ist ein Trimpoti um die Empfindlichkeit des Reverbs einzustellen.
GD_The_Blue_unbekannter Poti.jpg

Die Bedienung:

Schalter sind solide und nicht zu leicht oder schwergängig. Gleiches gilt für die Potenziometer, auch nach fast 19 Jahren und teilweise langer Nichtnutzung kein Kratzen. Es kann gleichmäßig eingestellt werden.
Die Kanalumschaltung kann entweder direkt am Verstärker über die kleinen Taster oder über den Fussschalter erfolgen. Der Schaltvorgang geht zügig von statten, sowohl über die Taster als auch mit dem Fußschalter. Welcher Kanal aktiv ist erkennt man an der gut sichtbaren LED im entsprechenden Bedienfeld.

Der Fußschalter:

The_Blue_Footswitch.jpg


Das blau lackierte Gehäuse des Fußschalters besteht aus 1,5mm Stahlblech und darf als sehr stabil bezeichnet werden. 4 Gummifüße sorgen für einen sicheren halt. Die Beschriftung ist recht groß und auch auf dunklen Bühnen eigentlich ganz gut zu erkennen. Die LED der einzelnen Kanäle haben die gleiche Farbe wie am Topteil. Die Taster sind womöglich für manche etwas schwergängig,und der Schaltvorgang ist zumindest mechanisch zu hören. Allerdings wirklich nur ein "Klack",das wird vom Verstärker auch bei Wohnzimmerlautstärke bereits übertönt.
Die Verbindung zum Topteil besteht über ein Stereoklinkenkabel. Sowohl im FS als auch im Top ist daher ein Prozesser. Dabei ist zu beachten das es da Änderungen innerhalb der Baureihe gab,also nicht jeder FS an jedem Verstärker funktioniert.

Nun jedoch zum wichtigsten, der Geräuscherzeugung:

Wie bereits gesagt bringt der The Blue 3 bzw. 4 Kanäle mit auf die ich gern ein wenig näher eingehen würde.

Clean Kanal:

the_Blue_Clean.jpg


Ist der Kanal aktiv leuchtet die sehr helle blaue LED, in dunklen Räumen fast schon etwas grell.
Wie jeder Kanal hat man hier erstmal einen extra Volumenpoti ansonsten die üblichen Möglichkeiten über Treble,Middle und Bass. Nicht so häufig trifft man den Dynamic Presence Regler sowie den Sweep Schalter an. Letzterer ist ein Art Boostschalter und für die Mitten zuständig. Da es immer schwer ist Klang in Worte zu fassen und jeder auch etwas anderes darunter versteht habe ich mir einfach mal den Dynamic-Presence Poti herausgepickt für ein Soundvergleich.

Instrument: Ibenaz DT50, Hals PU (SH6)
Erstmal nur zum Vergleich bei unterschiedlichen Potistellungen. Bei jedem Anschlag wurde der Poti um 2 höher gedreht. Also 0 - 2 - 4 - 6 - 8 - 10
EQ: Volume: 3 Treble: 7 Middle: 7,5 Bass: 4 Dynamic Presence: 0 -> 10



kleines Beispiel. Einstellung unverändert. Dyn. Pres. Poti auf 8






In dem Testbericht von G&B wird geschrieben:
Es empfiehlt sich, bei Verwendung von Humbuckern oder anderen leistungsstarken Pickups unbedingt den Lo-Input des
VA100-H zu benutzen, da sich der Clean Channel nicht allzu übersteuerungsfest zeigt. Aber selbst dann sind dem ersten
Kanal völlig verzerrungsfreie Sounds nur bis maximal Position 7 des Volume-1-Potis zu entlocken.
Das stimmt doch gar nicht, dachte ich im ersten Moment,ich nutze immer den High Eingang und habe fast nur Gitarren mit HB....oder ist da doch etwas dran.:gruebel: Um der Sache auf den Grund zu gehen wollte ich es noch einmal testen.Auch wenn ich es erst nicht glauben wollte, wenn man das Volumen von Kanal 1 weit genug aufdreht,ist es vorbei mit dem wie ich beschreiben würde, warmen und runden Clean Sound und geht schon ins crunchige über,dabei kann der ein oder andere über die Spieltechnik noch den Zerrgrad beeinflussen.
Ich versuche das mal in einem Soundbeispiel rüber zu bringen. Anmerken möchte ich das dabei,in Abhängigkeit vom PU und MV, schon eine Lautstärke erreicht wird wo an als Geräuscherzeugender denkt..."ach da geht noch was"...andere im Haushalt lebende Personen und Tiere es aber zunehmend als Krach empfinden .

Gitarre: Semi Ibanez ASF80T,Bridge PU
EQ: Vol. (1) : 6 (High Input genutzt) MV auf knapp über 1
Treble : 8 Middle : 7,5 Bass : 4 Dyn. Pres. : 4
Sweep-Schalter : II





Crunch Kanal:
The_Blue_Chrunch.jpg


Wenn der Crunch-Kanal aktiv ist leuchtet die gelbe LED,auch diese ist gut zu erkennen und nicht so grell wie die blaue vom unverzerrten Kanal. Im Vergleich zu dem Clean und Lead Kanal ist die EQ-Regelung hier etwa abgespeckt. Man hat einen Gain Regler,Treble,Bass und wieder extra Volume. Zusätzlich noch einen Boost sowie Mid-Shift Schalter. Wenn der Boost aus ist sollte Gain schon mindestens auf 2 stehen, sonst kommt nicht viel an, bzw. muss man Volumen dann soweit aufdrehen das eine Lautstärkeabstimmung mit den anderen Kanälen unter Umständen schwierig wird. Der Boost Schalter tut das was der Name sagt, er legt nochmal eine ordentliche Schippe drauf. Von Leicht crunchig angezerrt bis
Rock/Hard Rock bietet der Kanal. Der Mid-Shift Schalter betont entweder die Tief oder Hochmitten. Der Einfluss auf den Sound ist schon recht groß, ich persönlich hab den immer auf High stehen, was aber auch von die Wahl der Gitarre abhängt.
Alles in allem hat man doch einige Möglichkeiten auf den Klang Einfluss zu nehmen. Und so vielseitig der Crunch-Kanal auch ist,so richtig warm geworden bin ich mit ihm noch nicht. Da fehlt irgendwie das I-Tüpfelchen, klingt für ich irgendwie etwas bedeckt.

In diesem Kanal hab ich mich für 3 Soundbeispiele entschieden, einmal ohne (erster Teil) und einmal mit Boost.
Bei dem dritten Teil der Aufnahme den Mid-Shift Schalter von low auf hi gestellt,Boost ist dabei aktiv.

Instrument: Ibenaz RG 170 (HSH), SC Dimarzio Red Velvet.
EQ: Gain : 4 Treble : 6,5 Bass: 3




Lead A/B Kanal:
The_Blue_LeadA_B.jpg


Bei dem Lead Kanal hat man eigentlich 2 Kanäle in "einem". Lead A und B teilen sich die Klangregelung und das Volumen haben aber je einen eigenen Gainregler. Auch hier kann man entweder am Amp mittels der Taster oder mit dem Fußschalter auf den gewünschten Kanal umschalten. Ist Lead A aktiv leuchtet eine orange LED, bei Lead B eine rote.
Die EQ Möglichkeiten sind mit Treble,Middle und Bass die üblichen Verdächtigen. Hervorzuheben ist hier der Middel-Sweep Poti. Mit diesem kann die Intensität der Hochmitten einstellen, der Einfluss auf den Klang ist schon als sehr deutlich zu bezeichnen.
Der Einsatzbereich wäre meiner Ansicht nach von klassischem Hardrock bis Heavy Metal.

Wobei bei letzterem die Einschränkung zu machen ist das man bei dem Wunsch nach richtig High Gain etwas nachgeholfen werden muss und wer auf eher modernen Metal steht wohl nicht das finden wird was er sucht.
Aber fangen wir mit dem LEAD A an:

Git. : Ibanez DT 50 (Bridge PU,SH 6)

EQ: Gain: 4,5 Treble: 5 Middle: 5 Mid-Sweep: 2 Bass: 3 Contour: II




Obwohl sich die beiden Kanäle einen EQ teilen finde ich gibt es klanglich einen leichten Unterschied. Ich hoffe man hört es im Beispiel auch heraus. Erste Durchlauf mit Lead A und dann gleich auf Lead B umgeschalten.

Git. : Ibanez DT 50 (Bridge PU,SH 6)
EQ : Gain: 7 (Lead A und B) Treble: 5 Middle: 5 Middle-Sweep: 2 Bass: 3 Contour: II





Manch einer würde wohl den A Kanal für Rhythmusgeschichten nutzen und den B für Soli oder Leadsound. Die Möglichkeiten sind da vielfältig. Ich habe eigentlich vorrangig den B Kanal genutzt. Und diesen auch mit einer eher etwas ungewöhnlichen Einstellung. Es dauerte etwas bis ich sie gefunden hatte und es trifft sicher nicht jedermanns Geschmack aber MIR gefällt der Sound.
Git. : Ibanez DT 50 (Bridge PU,SH 6)

Git. : Ibanez DT 50 (Bridge PU,SH 6)

EQ: Gain: 9 Treble: 6,5 Middle: 3 Middle-Sweep: 1 Bass: 6 Contour: II




Der Middel-Sweep Poti hat einen ziemlich starken Einfluss auf den Klang, daher möchte ich diesen ein wenig näher betrachten. Mit diesem Poti hat man die Möglichkeit die Frequenzbereich der Mitten bzw. der Hochmitten welche man hervorheben möchte,oder halt auch nicht, einzustellen. Je höher der Einstellwert um so mehr werden die Hochmitten beschnitten. Da dies im Zusammenspiel mit dem normalen Mittenregler passiert sind die zu erzielenden Soundmöglichkeiten sehr vielfältig.Um nur mal den Einfluss des Mid-Sweep Potis zu demonstrieren nehme ich für alle EQ Regler die Mittelstellung (5) und ändere nur den Mid-Sweep. Da sich von 0 - 6 der Einfluss des Mid-Sweep eher marginal ist beginne ich bei Position "0" springe ich gleich auf "6".

Git. : Ibanez DT 50 (Bridge PU,SH 6)
EQ: Gain: 9 Treble: 5 Middle: 5 Middle-Sweep: 0 - 6 - 8 - 10 Bass: 5









Mastervolume und Reverb :
The_Blue_Reverb_Master.jpg

Verbaut ist ein Accutronics Federhall,wie stark diese zur Geltung kommt lässt sich über das Poti einstellen. Dabei kann man noch entscheiden ob eher die Höhen betont werden sollen oder man einen dezenteren Hall haben möchte. Wichtig ist, das der Reverb nur über den mitgelieferten Fußschalter an/aus geschalten werden kann und es am Amp selber auch keine Status LED gibt. Ob der Reverb angeschalten ist oder nicht teilt einem die grüne LED im FS mit. Ich habe mich für einen kleinen Vergleich im cleanen Kanal entschieden. Auch hier sind im unteren Regelbereich des Potis nur geringe Veränderungen merkbar. Der Switch steht dabei auf "high". Die "low" Einstellung ist meiner Ansicht nach zwar ganz nett und hat sicher auch für den ein oder anderen seine Daseinsberechtigung, aber ich habe sie noch nie gebraucht.


Gitarre: Ibanez DT 50,Hals PU (SH6)
EQ: Treble : 7 Middle: 7,5 Bass: 4 Dyn. Pres.: 5 Reverb: 4 - 7 - 10




Der Reverb ist nicht so intensiv wie bei manch anderem Verstärker, aber meiner Ansicht nach zum andicken des Sounds und für Lead oder Soli vollkommen ausreichend.

An der Stelle noch einen kleinen Verbesserungshinweis. Wie im Abschnitt "Innere Werte" bereits erwähnt sind die Leitungen zum Reverb-Tank recht kurz und mit geraden Chinchsteckern versehen. Diese sind leicht geknickt damit sie unter das Stahlblechgehäuse passen. 2 einfache Chinchwinkeladapter lösen das Problem und man kommt auch bei Ausbau besser von vorne ran.


Das Mastervolume hat einen angenehmen Regelbereich und lässt sich auch recht feinfühlig bedienen. Wohnzimmerlautstärke ist kein Glücksspiel. Dazu hat man die Möglichkeit über den CUT-Regler noch Höhen herauszufiltern.Für mein Empfinden leidet der Klang ein wenig bei MV unter 1,5. Wobei das auch im Zusammenspiel mit der verwendeten Box nicht unbedingt am Amp liegen muss.

Der FX-Loop:
Der FX-Loop ist seriell aufgebaut. Dabei ist zu beachten, das man mit dem Sendlevel Schalter auch den Grundsound verändern kann wenn der Loop nicht genutzt wird. In meinem Fall passiert das auch wenn der Loop genutzt wird, ob da mal jemand daran gearbeitet hat (vermute ich fast) oder das eine Altersscheinung ist weiß ich nicht. Die Buchsen des Loops sind gekapselt. Ich hätte zwar gern den Soundunterschied mal vorgeführt, aber so extrem wie als der Amp in der Reparatur war ist es nicht mehr. Ich kann es auch nicht mehr reproduzieren.
Der Unterschied, den ich beim spielen zwar höre, ist so minimal das es auf einer Aufnahme kaum zu erahnen ist.

Nützliche Infos, Erwerb:

Die The Blue 100 findet man ebenso wie seine kleinen Brüder The Blue 60 und The Blue 60 Combo nicht im Fachhandel. Vom 100W Top gibt es wohl noch ein paar Exemplare bei George Dennis direkt,von den kleineren weiß ich es nicht.
Alternativ bleibt der Gebrauchtmarkt wo man mit etwas Geduld fündig werden kann.
Für diejenigen die sich jetzt denken..."hmm,könnte auch was für mich sein. Aber das Review überzeugt mich noch nicht so ganz" gibt es hier noch weiteren Lesestoff aus der G&B.
Wer sich solch einen Verstärker gebraucht kaufen möchte, der sollte er darauf achten das der Fußschalter mit dabei ist, es gibt KEINE Ersatzteile mehr und universelle funktionieren nicht.
Passend zu dem Top gab es damals auch noch 4x12er Boxen von George Dennis.
The Blue 412 A und B,einmal die gerade Ausführung und einmal schräg. Bei meiner 412 A sind Celestion V12-60 Silver Sirius verbaut. Wobei das wohl nicht bei allen der Fall ist, George sprach von Celestion G12-50.

Bedienungsanleitung: manualablue60100.pdf
Schaltplan: george-dennis-the-blue-100-schematic.jpg

Zusatzinfo zum Midi-Anschluss.

Optional gab es die Möglichkeit auf eine Midi Funktion.Nach Rücksprache mit George Anfang 2017 habe ich in Erfahrung bringen können, das der Midi-Anschluss von Anfang an geplant war, jedoch erst ab 2000 verbaut wurde/werden konnte. Eine Nachrüstung ist möglich, kommt aber auf den Amp an.Wer im Besitz von so einem Top ist, wo kein Midi verbaut ist, der kann sich unter Angabe der Seriennummer an George Dennis wenden.


"Negative" Erfahrungen:
Nichts und Niemand ist perfekt. Und so kommt es auch beim GD zu Defekten. Kaputte Röhren zähle ich nicht dazu,das sind Verschleißteile.
- Ausfall des FS: nach der langen Standzeit ging mein FS nicht mehr. War am Ende nur Schmutz, nichts defekt.
- Lautstärke Schwankungen und teilweise fast Totalausfall.-> Endstufenröhren waren da schon getauscht worden und neu eingemessen (2xmatched Pair). Defekt war eine Vorstufenrohre. Nach einem weiteren Monat gleiches Problem wieder -> Sockel der Vorstufenröhren nachgelötet.Danach hatte ich eine Weile Ruhe. Als ich den Eindruck hatte es geht wieder los habe ich den Verstärker an jemanden gegeben der sich den mal komplett anschauen sollte. Dabei wurde der FS wieder gangbar gemacht aber kein weiterer Fehler festgestellt.
- Später war der Verstärker dann nochmal bei Ritter Amplification in Dresden,da ich den Sound grauenvoll fand, klang im Lead Kanal fast schon FUZZ-Artig (Beschreibung vom Amp-Techniker). -> Bedienfehler. Ich hatte wohl versehentlich die Schalter des FX Send Level verstellt. Dann klingt der lt. Amp-Doc so(ist jetzt aber nicht mehr der Fall Ursache unklar). Auch er konnte keinen Fehler feststellen, Lt. Messungen macht der Verstärker auch nach 19 Jahren noch das was er soll.
Kondensatoren seien auch nicht auffällig. Was für die Bauteilauswahl spricht.


Zusammenfassung:

Der George Dennis VA100H ist ein vollwertiges Vollröhrentop welches mit seinen 4 Kanälen vom warmen Cleansound über Crunch bis zu Metalsound ein sehr breites Klangspektrum bietet bei dem fast jeder seinen Sound durch die flexible Einstellung finden kann. Durch seinen robusten Aufbau und der durchweg gute Verarbeitung hat der The Blue das Potential den Besitzer eine lange Zeit zu begleiten.
An Ausstattung lässt der Verstärker keine Wünsche offen, nach heutigen Maßstäben wäre der Midianschluss evtl. ein Punkt wo man Abstriche machen muss,ebenso das es keinen parallelen FX-Loop gibt. Mit dem dazu gelieferten robusten Fußschalter ist das Gesamtpaket abgerundet so das man auch bei einem Neukauf von einem sehr guten Preis Leistungsverhältnis sprechen kann.


Zu den Aufnahmen:
Die verwendete Gitarre samt PU-Wahl sowie EQ Einstellungen sind bei jedem Höhrbespiel vermerkt.
Die Gitarre war direkt an dem Amp angeschlossen, FX Loop war nicht belegt.

Als Box kam eine Palmer 112 mit WGS ET65 zum Einsatz. Abgenommen wurde mit einem Shure PGA 57 welches das Signal über ein Presonus Interface zum Laptop geschickt hat. Am Rechner gab es keinerlei Nachbearbeitung. Lediglich die Lautstärke wurde bei mehrere Spuren ein wenig angeglichen.


Das soll es jetzt aber gewesen sein. Wer noch fragen haben sollte brauch nicht an Herzdrücken sterben.

Gruß Marcus
 
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Interessantes Review zu einem nicht alltäglichen Amp!
Gerade die Vorgeschichte dazu fand ich auch sehr schön. :great: :great:
Das Teil ist ja wirklich sehr vielseitig ausgestattet. Auch ein DI-Ausgang bei so einem alten Amp ist wohl nicht gerade häufig anzutreffen. Hast du den mal ausprobiert?
Aktuell wird sogar ein "The Blue" 100 W bei eK angeboten.
 
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Erstmal danke für das Feedback. Schön wenn das Review bei dem ein oder anderen Interesse weckt. Ich hab ja die Hoffnung das sich noch andere Nutzer melden, und mal ihre Sicht der Dinge darlegen. Möglich das sie das ein oder andere ganz anders sehen.
Das Teil ist ja wirklich sehr vielseitig ausgestattet. Auch ein DI-Ausgang bei so einem alten Amp ist wohl nicht gerade häufig anzutreffen. Hast du den mal ausprobiert?
Nein den hab ich noch nie ausprobiert.
Aktuell wird sogar ein "The Blue" 100 W bei eK angeboten.
Stimmt. Ich schaue öfter mal bei EK nach Sachen von George Dennis. Der "The Blue" war in den letzten 1 - 1 1/2 Jahren schon mehrfach angeboten wurden...also immer andere nicht dieser eine der jetzt drin steht.
Bisher gingen die wohl immer zwischen 350 - 500€ weg. Einer war mal für 300 bei Abholung drin...da hätte ich fast zugeschlagen weil meiner da gerade die angesprochenen Zicken gemacht macht.
Ich finde wenn man etwas Glück hat und den für 400-450 in gutem Zustand bekommt hat ein ein sehr schönen Amp für "wenig" Geld.
Der Aktuell angebotene bei EK macht erst einmal einen sehr gepflegten Eindruck. Und ich wünsche dem Verkäufer viel Glück beim Verkauf, aber ich glaube nicht das er den aufgerufenen Preis auch bekommt. Dafür ist der Hersteller einfach zu unbekannt. Als ich damals meinen verkaufen wollte hatte ich 500-600 für Top und die 412er Box zusammen aufgerufen und niemanden gefunden. Im Nachhinein bin ja froh darüber.
Schade das er keine Aufnahmen der Rückseite drin hat, evtl. hat der ja schon Midi. Glaub ab 2000 war das dann möglich.
Und bei einigen nachrüstbar.

Gruß Marcus
 
Aus gegebenen Anlass möchte ich hier noch einen kleinen Nachtrag hinterlassen. Zum "Crunch-Kanal", ich musste feststellen das der Kanal für fast cleanen leicht crunchigen Sound schwer zu handhaben ist.
Vor allem was die Lautstärke im Vergleich zu den anderen Kanälen angeht. Man muss den Gain-Regler schon sehr weit runter drehen und den Volumenpoti für den Crunch Kanal recht weit auf (ca 14Uhr) damit es noch "fast clean" ist und über die Anschlagstärke der Zerrgrad beeinflusst werden kann.
Der Crunch Kanal reagiert für mein Empfinden extrem sensibel auf OD und Booster. Was im Clean und Lead Kanal einfach eine kleine Schippe drauf legt hat im Crunch Kanal einen starken Lautstärkeanstieg zu Folge.
Mit SC Gitarren geht das noch, aber allein schon das Umschalten von Mittel SC auf Hals oder Steg HB kann beim heimischen Üben für genervte Nachbarn sorgen.
Dennoch bin ich immer wieder begeistert wie vielseitig der kleine blaue Kerl ist.


Gruß Marcus
 
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