hack_meck
Lounge .&. Backstage
Part I in meinem Verständnis, ist der Beginn des Gitarrenbaus in Kalifornien. Das zur Entertainment Hauptstadt aufsteigende LA mit seinen Filmstudios, der Suche nach lauteren Instrumenten - zuerst unverstärkt (Resonator), dann verstärkt mit Rickenbacker, Kaufmann und Fender. Vieles zum Part I habe ich hier bei der Geschichte von Rickenbacker bereits erzählt. Part I endet, nachdem die Auswirkungen der Fender Übernahme durch CBS voll zum Tragen gekommen sind, denn dieses "Disaster", machte die Tür auf für die zweite Welle.
Am Startpunkt der "California Guitar Story - Part II" stehen dann für mich die Unternehmungen von Dave Schecter, Herschel Blankenship und Shel Horlick. Sie gründen 1976 die Firma Schecter Guitar Research in Van Nuys (bei Los Angeles). Am Anfang bauen sie nur "Ersatzteile" - Hälse, Korpus, mit PickUps bestückte PickGuards, Brücken ... - passend für die "schwächelnden" Fender Gitarren, die aus der CBS Produktion hervorgingen. Auch wenn es sich hartnäckig hält, aber Schecter baute nie - als Zulieferer - Parts für Fender Musical Instruments.
Erst 1979 baute man, die zu diesem Zeitpunkt schon als extrem hochwertig angesehenen Gitarren-Ersatzteile, auch zu einem vollständigen Custom Shop Instrument zusammen. Die Strat Bauform als Kernkompetenz war angesagt. Schecter als Gitarre war jedoch sehr exklusiv. Grade mal 20 Shops in den USA führten die Produkte.
Warum ist aber jetzt dieses Ereignis so relevant. Für mich liegt die Antwort in der an dieser Stelle beginnenden modernen kalifornischen Art eine Strat zu bauen. Tom Anderson - den wir letztes Jahr besucht haben - war in den Diensten von Dave Schecter. Tom baut ja unter anderem aus der "The-S" Serie die Drop Top. eine Form die er noch in der Zeit mit Dave Schecter entwickelt hat. Zeichen des gemeinsamen Erbes ist Schecter Sunset Custom. Jeder auf seine Art, aber beide auf sehr hohem Niveau. Ebenso bewahrt hat man sich die Eigenheit seine Pick-Ups komplett selbst zu wickeln und entwickeln. Da ist also schon eine ziemlich große gemeinsame Basis da. Zusätzlich ist einer der Gründer - Herschel Blankenship - der Mann hinter einigen uns bekannten Marken im Zubehör Bereich - u.a. auch der Macher hinter den Innovationen von Triad-Orbit.
Und wer wird bei dem Bild eine Sunset Custom nicht an "moderne Strat" denken. Die Gene sind klar, aber die Story wurde dann doch neu erfunden.
Durch die exzellente Qualität stieg bis 1983 die Nachfrage auf ein Niveau, dass sich aus dem Custom Shop in Van Nuys nicht mehr befriedigen lies. Angezogen durch die Erfolgsaussichten wurde Schecter durch eine Gruppe Texanischer Investoren gekauft. Dabei wurde der Firmensitz nach Dallas verlegt. Basierend auf Schecter Teilen, kombiniert mit Importware baute man Gitarrenqualität die zwar nicht mehr dem Level von Van Nuys entsprachen, aber doch über dem damaligen Durchschnitt lagen. Zur Winter NAMM 1984 brachte man 12 neue (alte Fender) Designs mit. Tele = Saturn (Pete Townsend) Strat = Mercury ... Zu diesem Zeitpunkt hatten alle Schecter Gitarren noch den "Law-Suite" Headstock, da dies im Rahmen der ursprünglich auf Ersatzteile ausgelegten Operation durch Fender erlaubt wurde. Mit Schecter als Gitarrenhersteller wandelte sich aber das Bild und Fender untersagte die Verwendung. Das vorläufige Ende kam Anfang 1987. Und an der Stelle ist man sich wohl nicht ganz einig, Yngwie Malmsteen noch unter Vertrag nahm, oder ihm nur eine "Mercury" mit Scalloped Frettboard baute.
1987 wurde der Name Schecter dann durch Hisatake Shibuya gekauft. und jetzt? Vielleicht sollte ich an der Stelle erwähnen, dass Hr. Shibuya auch Eigentümer des Musicians Institute in Hollywood ist. Hat es schon "klick" gemacht? ... Ok, er besitzt auch ESP . ESP USA hatten wir ja auch schon besucht und dabei festgestellt, dass der Werkstattleiter vormals bei G&L in Leo Fenders letzter Wirkungsstätte tätig war.
Hisatake Shibuya hat Schecter wieder zurück gebracht auf den Custom Shop und High End Pfad. Ebenso ging es mit dem Firmensitz zurück nach Kalifornien. Schecter Guitars blieben exklusiven Shop vorbehalten, einer davon war Sunset Custom Guitars in Hollywood - ach ja, gehörte auch Hr. Shibuya.
1996 fragte Hisatake Shibuya seinen Sunset Custom Guitars Angestellten Michael Ciravolo, ob er als Präsident von Schecter die Geschicke übernehmen will. ESP und Schecter sollten - und sind es heute noch - zwei eigenständige Unternehmen bleiben. Na gut, als man den aktuellen Custom Shop aufgebaut hat, hat man mal bei ESP USA 5 km weiter gespickt. Ausserdem betreibt ESP auch eine Schule für Luthier ... da fällt der Apfel nicht weit vom Stamm, wenn die selben Lehrer die Luthier beider Marken ausgebildet haben.
Michael Ciravolo - und wenn ihr ihn später im Video seht, wird das noch klarer - war nicht der ausgewiesene Fender Designs Fan. Im Prinzip aber ein Glücksgriff, denn mit den von ihm mitbestimmten Avenger, Helicat und Tempest erreichte man die "neue Generation Musiker". Äh - hätte man erreichen können, wenn man nicht ein "sau teurer und maximal 40 Gitarren im Monat produzierender Custom Shop wäre".
Um also aus dem Custom Shop Schecter eine Marke zu machen, brauchte Michael eine Fabrik die hohen Output, bei hoher Qualität liefern kann. In der Regel treibt es einem bei der Kombi nach Asien und auch Michael ist diesen Weg gegangen und hat sich für eine Fabrik in Incheon (South Korea) entschieden. Die Gitarren wurden dann in den USA im Schecter Shop geprüft und final eingestellt. Auf der NAMM 1998 wurden 6 günstig zu erwerbende Gitarren der Diamond Serie vorgestellt. Mit dabei auch eine 7-saitige Gitarre - in der Preisklasse bis dahin unvorstellbar.
In der Massenproduktion haben Schecter Modelle eine ziemliche Bandbreite erreicht, auch wenn in der Werbebotschaft dann doch immer ein wenig "böse Buben" über den Produkten steht. Hellraiser, Omen, Damien als Produktnamen sprechen da auch eine eindeutige Sprache. (Und so war ich zumindest über Gitarre, PickUp Kombination und Musikrichtung von ihrem Endorser Nick Johnston überrascht, der mich letzten Sommer besucht hat.)
In der Kombination Custom Shop in one USA und Massenproduktion in Übersee war man dann recht gut beschäftigt und hat mal kurz innegehalten und sich gesammelt. 2012 jedoch ist die Entscheidung gefallen auch einen Teil der Produktion in die USA zurück zu holen. Nebenbei ist der Custom Shop gewachsen und auch wenn man derzeit bei den für die letzten 40 Jahre typischen 30-40 Instrumenten pro Monat angekommen ist, bietet der Shop schon die Infrastruktur für +/- 80 Gitarren pro Monat.
Bei unserem Besuch haben wir uns den Custom Shop zeigen lassen - und davon wird es auch zu berichten geben. Soviel vorneweg: Sie haben da reichlich Know-How im Personal zusammengetragen. Werkstattleiter und Custom Shop Bauer waren schon bei Charvel, G&L und Kramer unterwegs und haben jeweils 30 Jahre + Gitarrenbau auf der Uhr.
Begleitet wurden wir bei der Tour durch den Präsidenten Michael Ciravolo. Es gab reichlich Information (on + off the Tape) - eine davon, damit der Startbeitrag auch ein paar Bilder hat, gibt es gleich vorneweg.
Vielleicht habt ihr euch auch schon mal gefragt. warum bei den Produkten und der Werbung von Schecter immer mal die Lilie mit auftaucht. ...
Nun ja. Michael ist Fan der New Orleans Saints (Football), die die Lilie als Wappen tragen.
Er ist mit dem Team sehr gut verknüpft - sagen wir "Edelfan". Es gibt daher jedes Jahr eine Serie Gitarren für Charity Zwecke (kann man auch in den USA von der Steuer absetzen ). Diese werden vom Team unterschrieben und dann versteigert.
Durch seine Kontakte in den Sport, gibt es natürlich auch immer mal andere Promotion Aktionen ... z.B. zum Stanley Cup (Eishockey) ..
Für Schecter eine recht gute Möglichkeit sichtbar zu werden. Und nebenbei bauen sie ja auch das ein oder andere optisch auffällige Design ... oder Symbol
Gruß
Martin
P.S. damit auch klar ist wer sie heimgesucht hat ... hier noch mal eine zufällige - nahtlos ins Design übergehende - Spiegelung.
Synyster Gate ... sozusagen ...
END PART 1
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