Ich halte mich eher in Sachen Klarinette an Sharon Kam oder Sabine Meyer
Von den beiden sagt mit Sharon Kam mehr zu als Sabine Meyer. S. Meyer hat eine hervorragende und stupende Technik und beherrscht das Klarinettenspiel wirklich ausgezeichnet. Aber gestalterisch steht sie sich damit leider oft selber im Weg indem sie sehr oft in einem meiner Meinung nach viel zu schnellem Tempo spielt - halt weil sie´s kann. Aber der Musik tut das beileibe nicht immer gut, für mich geht das dann eher in Richtung "Zirkus".
Gestalterisch finde ich S. Kam jedenfalls viel besser als S. Mayer. Ihre Interpretationen sind für mich deutlich musikalischer, auch intelligenter und man merkt, dass sie wirklich tief in die Stücke eintaucht und sich sehr damit auseinandersetzt.
Empfehlen würde ich, mal in Aufnahmen der folgenden Klarinettisten hinein zu hören:
Claudio Puntin (der jahrelang zusammen mit Steffen Schorn ein geniales Duo geformt hat)
Michael Riessler (auch ein sehr interessanter Komponist)
Michel Portal (den ich mal live zusammen mit dem Akkordeonisten Richard Galliano gehört habe - fantastisch!)
Paul Meyer (Franzose, nicht verwandt mit S. Meyer, sehr virtuos)
Ralph Manno (war schon mit 23 Soloklarinettist beim WDR und wurde mit 29 Professor für Klarinette in Köln)
Eddie Daniels (hauptsächlich Jazz-Klarinettist, trat auch öfter mit dem "Trio di Clarone" auf - die Drei sahen neben ihm etwas blass aus)
und auf jeden Fall:
Martin Fröst
(unglaubliche Virtuosität gepaart mit höchster gestalterischer Kunst. Als ich seine Aufnahme des Nielsen-Konzertes hörte war es das erste mal, dass ich dieses Stück verstand und Gefallen an ihm fand)
Gruß, Jürgen
Nachtrag:
Damit kein falscher Eindruck entsteht, weil ich öfter das Wort "virtuos" verwende. Virtuosität ist eine begnadete Eigenschaft für einen Solisten. Aber für einen sehr großen Teil der Musik nicht wirklich nötig. Ich ziehe immer ´schöne´ Musik, die auch schön musiziert wird jedem virtuosen ´Zirkus´ vor. Manchmal sind viele schnelle Töne in musikalischer Hinsicht nur Geschwätzigkeit und für mich damit langweilig.
Auch und gerade, wenn ich nur einen, womöglich langen Ton spielen soll (z.B. am Anfang von "Der Hirt auf dem Felsen"), dann muss dieser Ton wirklich schön klingen. Wenn die Töne selber nicht klingen, retten auch schnelle Läufe nichts mehr.