Hallo
@Bernnt, jetzt wirds natürlich
arg OT im oberflächlichen Sinn, aber wenn du so offen an die ganzen Sachen rangehst, gehört das unbedingt mit dazu.
Ich muss gestehen, dass ich da selbst noch ganz am Anfang stehe, was die Umsetzung in die Musik betrifft. Leichter fiele es mir, das zum Beispiel auf das Tänzerische umzusetzen, weil da das "Instrument" nur der eigene Körper ist. Und allein den zu beherrschen ist schon eine Aufgabe für sich, die nie endet.
Bei Musizieren haben wir aber nun mal auch etwas körperfremdes, das in seiner Eigenart zunächst verstanden und erfühlt werden muss. Dabei ist es sehr hilfreich, auch mit dem eigenen Körper entsprechend konstruktiv umzugehen. Dann spielt auch der "Geist" mit, bzw. eben nicht mehr, sondern er macht der Intuition Raum, um die es meiner Ansicht nach letztlich geht.
Wie trainiert man schnelle Bewegungen allgemein?
Dazu müsste ich ein klein wenig definieren, was "schnell" überhaupt bedeutet, und was vor allem nicht.
Bei der Kampfkunst, (wie ich sie verstehe, was nicht Mainstream ist) bedeutet Schnelligkeit NICHT, einzelne Bewegungen schnell auszuführen. Das wäre auch nicht sinnvoll, weil es (wie auch in der Musik) keinen Sinn machtz, einmal schnell abzublasen und dann ist quasi Ende.
Schnell bedeutet vielmehr,
ohne störende Unterbrechungen und Anspannungen im Bewegungsfluss des ganzen Körpers eine gesamte Handlung komplett durchzuführen. Eigentlich sogar weder Anfang noch Ende in einer Bewegung zu haben, sondern quasi immerzu in einer Bewegung zu sein, die mal komplexer, mal simpler, mal getragener, mal flotter ist, aber nie stoppt.
Auf diese Weise ist man objektiv extrem schnell (weil völlig unterbrechungslos im Fluss) ohne sich aber im Geringsten dafür zu bemühen.
Das könnte man sehr gut bereits auf das Musizieren übertragen: Nämlich dass ein
Musikstück eine einzige durchgehende Handlung ist, die zwar mal innehalten und mal gasgeben kann, dabei sehr simpel und mal sehr komplex ist, aber die sozusagen EINE EINZIGE "Bewegung" darstellt.
In der Kampfkunst ist es so, dass (bei sehr hohem Können)
derjenige verliert, der in seinem Bewegungsfluss unterbricht (was er meist selbst tut durch Angst/ Anspannung)
Wenn wir also bei einem Stück in irgendeiner Weise "unterbrechen" indem wir nachdenken oder anspannen - Und sei es nur im Atmen (Der Balg lässt da schön grüßen, wenn das beim Spielen passiert) dann geht die Musik ein Stück verloren und es herrscht nur noch Technik, die das Stück dann noch aufrecht erhält, aber auch gewissen Grenzen unterworfen ist.
Wenn es hingegen einfach läuft, dann wird das Musizieren immer intuitiver und es spielt auch
keine entscheidende Rolle mehr, ob das jetzt irgend ein Fehler vorkommt.
Beim rein techischen Spielen muss es recht perfekt sein, sonst hört sich das total blöd an
Wie wird dieser Fluss, dieser unbewusste Flow bzw die freie Intuition angeeignet?
Beim Instrument "Körper" tue ich dies, indem ich nach Beherrschen bestimmter Grundbewegungsformen nur noch auf mein eigenes Körpergefühl, auf mein Körpergewicht, mein Gleichgewicht achte und diese
erlernten Formen dann komplett verlasse. Wenn ich also zuvor "wie gelernt" einen Schritt oder einen Schlag, oder eine Drehung etc. durchführe, dann weiß ich nur noch, was ich damit bezwecken möchte, gebe aber dann in einem meditativen Prozess, den man am besten mit "Trance in Superzeitlupe" beschreiben kann, die Kontrolle über die Bewegungssteuerung an das ab, was man auch
Körperintelligenz bezeichnen könnte. Dabei achte ich darauf, dass ich keinerlei unnötige Spannung aufbaue, und sei es bloß im Zwerchfell oder im großen Zeh
und ich überall im Körper eine wenn auch noch so minimale
Bewegung vernehme, die an der Handlung beteiligt ist. Dabei nehme ich auch in Kauf, dass der Körper auch unwillkürliche irgendwelche "Quatschbewegungen" durchführt, oder sich in seltsame Dehnungen begibt, weil er das gerade braucht, um geschmeidig zu sein. Ist ja der ötige
Prozess dazu. Nicht das Ergebnis!
Nach solch einer Übung, durch die man sich durchaus quälen muss, um nicht schneller zu werden (-> Geduld) wird die so geübte Handlung wesentlich runder und freier und
selbstverständlicher ablaufen als durch jede noch so häufig wiederholte streng ausgeführte "Technik". Und man hat auch vor allem seine EIGENE Art und Weise gefunden.
Dieser Prozess ist quasi unendlich vertief- und steigerbar.
Übungen dazu bestehen zum Beispiel darin, kleineste Nuancen bei bestimmten Bewegungen gezielt ausfindig zu machen und dann sich nur darum zu bemühen, das zu
unterlassen, was die leichte Ausführung behindert. Und dann wieder die gleiche Aktion mit richtigem Fokus auf das Ergebgnis neu versuchen. Es wird dann eine Veränderung stattfinden (die man allerdings nie direkt instruieren könnte, weil sie ja ganz individuell passiert)
Wieder zurück zum Akkordeon:
Hier haben wir ja ein Instrument, das ja kein Eigenleben hat, das auch nur auf uns reagieren kann. Und wir müssen natürlich, bevor man da allzu frei rangehen kann, zuerst lernen, wie das Ding denn reagiert, um bestimmte Töne zu erzeugen. Insofern müssen wir uns nicht einfach nur auf unseren Körper konzentrieren, sondern uns dem Instrument so vollkommen wie möglich ANPASSEN. Die Tasten und Knöpfe werden sich leider niemals unserer Anatomie nach längerem Spielen anpassen. Selbst der Balg nicht
Also müssen wir das leisten.
Nach meiner Erfahrung mit anderen Trainingsgeräten (wozu auch Waffen gehören) sollte man sowohl MIT Gerät (Akkordeon) als auch OHNE lernen, nach der eingeübten Technik die entspannteste Art und Weise finden, sich zu bewegen. Also letztlich die
entspannteste Weise, den Balg, die Tasten und Knöpfe zu bewegen.
Dann entsteht eine Geschwindigkeit in Bedarfsfall, die sonst nicht möglich wäre. Und das
ohne Anstrengung und v.a. unbewusst.
Wie genau das beim Akkordeon umzusetzen ist, muss ich wie gesagt selbst probieren. Einmal hatte ich ein kleines Schlüsselerlebnis, indem ich nach einer Faszientherapie, die mehrere Monate ging, plötzlich nicht mehr mein Instrument so tragen konnte wie früher, weil ich sofort merkte, wie sehr ich mich da in eine Haltung gezwungen hatte, die mich ausbremst. Die Lösung war hier ein anderes Gurtsystem. Um darauf aufbauend ein freieres Spiel zu ermöglichen, müsste ich wahrscheinlich mein gesamtes Repertoire auf Gewohnheiten hin durchfühlen und dann Schritt für Schritt eine leichtere Spielart finden.
Und diese Art, derart entspannt superschnelle chromatische Läufe auf Tasten hinzubekommen, trotz irgendwie holperiger Anordnung der Töne (wie ich finde
) , war jetzt wieder so ein Anlass, jetzt auch beim Akkospielen genauer zu hinterfragen, was ich da eigentlich treibe
Auf alle Fälle braucht es richtig Geduld und Vertrauen in das eigene (noch) brachliegende Potential der Intuition.
Grüßle!