Wo endlich nichts ist

Berührt euch der Text?

  • Ja

    Stimmen: 0 0,0%
  • Nein

    Stimmen: 1 20,0%
  • Teilweise

    Stimmen: 4 80,0%

  • Umfrageteilnehmer
    5
Ich habe gerade die Ergebnisse der Umfrage zu desem Thema angeschaut. Demnach wurde keiner vom Text berührt. Obwohl die Nachricht eines echten Selbstmordes uns schon berührt. Was interessiert uns an echten Selbstmorde - das heißt, was müsste man über einen fiktiven Selbstmord schreiben, damit er den Leser berührt?

Ich denke, den Gerichtsmediziner interessiert der Tötungsvorgang selbst. Konnte der Verstorbene ihn tatsächlich selbst einleiten? War die Methode schnell, oder hat er eine langsamere gewählt, um evtl. doch noch gerettet zu werden? Die Antworten auf diese Fragen sind, meine ich, der Stoff aus dem pathologische Berichte gemacht sind. Wissenschaft, keine Kunst.

Der Theologe mag sich eher für den Zustand nach dem Selbstmord interessieren. Ist der Selbstmörder im Jenseits besser oder schlechter dran, als der Mörder? Beide begehen den Frevel, das Ende eines Menschenlebens zu bestimmen, was als Vorrecht Gottes/der Götter angesehen werden kann. Der Mörder ist schlimmer, weil er ein anderes Leben vernichtet hat; der Selbstmörder ist schlimmer, weil er die Tat nicht mehr sühnen kann.

Und ich als unbedarfter leser? Ich will wissen, warum er das getan hat. Was war an seinem Leben so schlimm, dass er nicht auf die göttliche Erlösung warten konnte. Oder was hat ihn dazu gebracht, sicher zu sein, dass das Totsein besser sei, als das zu erwartende Leben? Wie stellt er das Totsein überhaupt vor? Wie das Weiterleben? Ist er seiner Bilder beider Zustände sicher, oder glaubt er nur, zu wissen? Tritt er festen Schrittes oder eher zögernd über die Schwelle?
Diese Fragen betreffen subjektive Empfindungen und Gedankengänge; nur der Selbstmörder selbst kann sie beantworten. Das heißt, im Falle von einem fiktiven Selbstmord, nur ein Ich-Erzähler!

Aber ... der Ich-Erzähler kann nur bis kurz vor dem Todeseintritt berichten. Stirbt der Fiktive Selbstmörder mit dem Stift in der Hand oder mit dem Diktiergerät an den Lippen? Und wenn ja, wer hat die Notizen/Aufnahmen redigiert und veröffentlicht, und unter welchen Umständen?
Es müsste eine Rahmengeschichte also her. Kommssar findet Diktiergerät/Notizheft am Tatort ...
Eine mündliche Aufzählung der Ursachen für den Selbstmord ist heikel. Wer dabei war und zugehört hat, hätte eingreifen sollen. Es sei denn, der Selbstmörder hält mich mit seiner Pistole in Schach, während er seine Leidensgeschicht erzählt, richtet zum Schluss die Waffe auf sich selbst und zieht ab, ehe ich sie ihm wegschlagen kann.
Wie ich in einem früheren Posting sagte, ohne "Hilfsmittel" geht eine Selbstmordgeschichte kaum. Die inneren Gefühle müssen in Handlungen oder Monologe / Dialoge aufgelöst werden. Innere Monologe sind nach vollendeter Tat nichtmehr zugänglich, äußer Dialoge bringen den Vorwurf des Nichthelfens mit sich.

Schon schwierig!

Cheers,
Jed
 
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@MamaMuuht ,
ich bin dem Link gefolgt, konnte aber im Artikel keinen hnweis auf Selbstmord finden! Insofern sehe ich keinen Bezug zu deinem Text oder zu den Kommentaren im Thread.

Das Sterben - im Gegensatz zum Umbringen - ist ein natürlicher Vorgang. Wie geboren werden, gebären und zeugen auch. Klar, wenige von uns lassen uns im Kreißsaal oder in der Hochzeitsnacht filmen. Aber wenn jemand es unbedingt will, warum nicht? Jeder von uns wurde gezeugt, geboren und wird sterben. Warum nicht darüber reden oder filmisch dokumentieren? Man kommt dabei nicht in den Konflikt, Zeuge von etwas unerlaubtem zu sein, ohne es zu verhindern.

Und ich denke, das Recht auf das eigene Bild greift auch hier.

Cheers,
Jed
 
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ich bin dem Link gefolgt, konnte aber im Artikel keinen hnweis auf Selbstmord finden! Insofern sehe ich keinen Bezug zu deinem Text oder zu den Kommentaren im Thread.

Das ging mir auch so. Darüberhinaus klang das Projekt, über das hier gesprochen wurde, für mich sehr experimentell-künstlerisch in einer Art, die mich bei anderen Gelegenheiten schon sehr unangenehm berührt hat, weil ich sie weniger als emotionale oder liebevolle denn als sehr intellektuell-elfenbeinturmmäßige Auseinandersetzung mit einem sehr menschlichen Thema empfunden habe, als so eine Art "künstlerisches Sezieren und Experimentieren", das ich als ziemlich roh empfand. Gut, für dieses Projekt kann ich es nicht wirklich beurteilen, weil ich es nicht gesehen/gehört habe, aber ich bin vermutlich zu sentimental/emotional oder auch zu simpel gestrickt, um mich an "reiner Kunst" in dieser Form ernsthaft erfreuen zu können. Das berührt mich weniger, als dass es mich ärgert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es fällt mir nur gerade ein:
Selbstmord an sich ist gar nicht so ein Tabubruch, finde ich. Das, was seit einiger Zeit auf vielen Ebenen diskutiert wird (es gibt auch ein paar Filme darüber, die im Kino und im Fernsehen gezeigt wurden), ist das Thema, dass ältere Menschen in einen inszenierten, beabsichtigen und mitunter bezahlten Freitod gehen.

Sprich: Tötung auf Verlangen.
In Deutschland verboten, in der Schweiz erlaubt, in Holland ebenso. Ähnlich wie damals beim Schwangerschaftsabbruch gibt es einen Sterbetourismus. Und: es wird Geld damit verdient, zumindest wird für eine Leistung bezahlt, es ist ein Markt.

Schauerlich finde ich, dass einige davon den "Freitod" wählen, weil sie ihren Angehörigen, Kindern, dem Staat, der Gesellschaft "nicht zur Last fallen wollen" oder weil sie die hier gebotenen Umstände der Pflege, der Versorgung, der medizinischen und sozialen/menschlichen Unterstützung so einschätzen, dass sie sich dem nicht aussetzen, sondern final entziehen möchten.

Eher ein Bezug zum Thema als zu Deinem konkreten songtext - deshalb sorry for OT, aber ich konnte oder wollte grade nicht anders.

x-Riff
 
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Ich glaube berühren kann so ein Thema nur auf zwei weisen. Einmal wenn der Akt wirklich so intensiv geschildert wird, das der Lesende/Hörende es selbst Erlebt. Ich meine damit den Kitzel auf der Haut und das Schaudern. Oder aber man schildert an dem ganzen eine wirklich ergreifende Geschichte darum.

Z.B. Liebe des Lebens verloren oder gesamte Familie und man geht hinterher. Aber echt Gänsehaut erzählt.
 
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