Vortrag- Das Lächeln des Musizierenden

Der Ausdruck reflektiert die Musik :p
Ich trainiere bewusst eigentlich gar nix, die passenden Grimassen kommen von ganz alleine wenn ich mit zwei Füßen in den Vibe der Mucke einsteige.

boerdi_live_kraton.jpg
 
Bei Profis ist das meist anders - normalerweise beherrschen die ihr Stück beim Auftritt meist so souverän, dass noch Kontrollkapazität für die Mimik frei bleibt
"Ein Amateur übt ein Stück so lange bis er es kann..."
"Ein Profi übt ein Stück so lange bis er es nicht mehr falsch spielen kann..."
Prof müsste man sein...:rolleyes1:
 
Ansonsten ist fast alles erlernbar und kommt erst nach dem 200. Mal "locker", "spontan", sowie "natürlich" beim Publikum an.

Das ist ja bei den meisten Hobymusikern das Problem . Im Beruf habe ich die Situationen häufig, so dass sich da auch eien Routine einstellt. Aber als Hobbymusiker mit vielleicht mal 4 bis 5 Auftritten vor Publikum pro Jahr, da dauert s ne Weile, bis die 200 mal zusammenkommen...drum versuch ich bis dahin die Sache anders zu lösen, damit de Gesichtsausdruck für andere auch so wirkt, wie ich mich fühle.:)
 
Aber als Hobbymusiker mit vielleicht mal 4 bis 5 Auftritten vor Publikum pro Jahr, da dauert s ne Weile, bis die 200 mal zusammenkommen...
.... und ich finde es beruhigend zu wissen, wann ich gar nicht erst an den Start gehen muss. Man muß halt Prioritäten setzen und die liegen eindeutig bei mir bei fehlerfreiem Spiel und interessanter Interpretation. Das Lächeln hebe ich mir dann für „hinterher“ auf. LG Tygge
 
Bei meiner Duopartnerin @chnöpfleri und mir hat es sich so ergeben, dass wir zwar während des Spielens ein recht ernstes (bzw. ich vielleicht auch grimmiges) Gesicht zeigen; wenn wir uns beim Schlussakkord ansehen (um den Ton und damit das Stück gemeinsam zu beenden), dann überzieht aber normalerweise ein breites Lächeln sämtliche Backen ...
 
Ineressantes Thema. :great: Aus meiner Sicht gehts sogar um mehr - als ein "Dauerlächeln".
Vorweg: Das Dauergrinsen eines Andre Rieu geht mir auch gehörig auf den Saxx.

Das Publikum hat ein unglaublich feines Gefühl dafür, ob es verscheißert wird oder ob jemand offen, mit all seinen Schwächen und Macken sein Ding macht. Aber jeder im Saal spürt, ob der Musiker "klemmt".

Körperspannung, Körperhaltung, Lockerheit, Mimik spielen schon beim Betreten der Bühne eine wesentliche Rolle.
Natürlich will man gut und fehlerfrei spielen, aber viele vergessen dabei, dass das Publikum nicht nur hört, sondern auch sieht. Gerade das macht doch den Reiz der Live-Musik aus.

Wer auf die Bühne geht sollte immer im Hinterkopf haben, dass er etwas "zu erzählen hat"; nämlich genau seine ganz eigene und einzigartige Version einer Geschichte, also eines Musikstückes. Je interessanter man diese "Geschichte" erzählt, desto mehr Aufmerksamkeit gibt es.
Wer sich nur darauf konzentrieren kann fehlerfrei durchzukommen, lässt mehr als die Hälfte der Wirkung liegen.

Kaum jemand ist die geborene "Rampensau". Wer aber daran arbeitet und nicht vergisst dem Publikum zu vermitteln, dass er "voll bei der Sache", konzentriert ist und dabei noch Spaß hat, der ist auf dem richtigen Weg.
Und,... mal lächeln, mit kleinen Gesten und Mimik dem Publikum zeigen, dass man für sie seine "Geschichte" erzählt, das tut nicht weh und ist Teil der Interaktion.

Wer das nicht fertig bringt, sollte Studiomusiker werden oder im Orchestergraben sein Dasein fristen... ;)
 
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Ich übe gerade für einen Miniauftritt auf der Abschiedsfeier einer Freundin. Nur 3 Stücke, die aber unsere Beziehung spiegeln. Beim Üben kam mein Mann dazu und lies sich die Geschichte zur Auswahl zwischen den Stücken erzählen, so wie ich das auch bei dem Vortrag plane. Und plötzlich begann ich zu lächeln und lächelte noch als ich das nächste Stück zu spielen begann. Es war für mich das erste Mal. Vielleicht kann ich mich auf dieser Ebene doch stärker verändern als ich gedacht habe, auch wenn aus mir niemals eine „Rampensau“ werden wird - aber den Begriff mag ich ohnehin nicht. Aber die Idee, dem Publikum eine Geschichte zu erzählen, die gefällt mir sehr gut.:) LG Tygge
 
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Vielleicht kann ich mich auf dieser Ebene doch stärker verändern als ich gedacht habe, auch wenn aus mir niemals eine „Rampensau“ werden wird

"Rampensau" kommt meines Wissens aus dem Theater und ist mit zwei Deutungen versehen. Erstens: Diejenigen, die ihre Rollen nutzen um Aufmerksamkeit um jeden Preis zu erzielen, auch auf Kosten der Mitspieler (Narzissmus) und zweitens in der positiven Form diejenigen, die auch kleinste Nebenrollen besetzen können und durch ihre Präsenz und Intensität ihre Rolle und ihren Platz absolut ausfüllen.

Und ja, man kann sich verändern. Dafür muss man sich selbst erkennen und in der Lage sein, auch kritisch mit sich selbst umzugehen.
Vor vielen Jahren stand ich mit meiner kleinen Geige, als Neuling einer bestehenden Gruppe zwischen zwei "Urtypen", die nicht nur etliches größer und schwerer waren als ich . Diese beiden hatten eine unheimliche Bühnenpräsenz, standen da wie ein Fels in der Brandung und ich hatte immer das Gefühl, "hinten runter zu fallen".
Ich musste mir also etwas einfallen lassen, sonst wäre mein Platz neu besetzt worden.
30 - 40 kg zunehmen war keine Option. ;)

Ich begann daran zu arbeiten, meinen Spaß an der Musik auch nach außen zu zeigen; kleinste Nebenmelodien nicht nur abzuspielen sondern mit Hingabe zu versehen, auf die Texte zu achten und nicht nur meine Stimme zu spielen, mein Spiel in den Dienst eines Titels bzw. der Gruppe zu stellen. Auch die Ansagen verfolgte ich, als würde ich sie zum ersten Mal hören. Ich wurde wesentlich intensiver, ...und wurde auf einmal "wahrgenommen".
Bis heute ist es für mich fast ein "Steckenpferd", Gruppen oder Einzelkünstler zu beobachten und herauszubekommen, wie diejenigen "ticken".
 
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Das Publikum hat ein unglaublich feines Gefühl dafür, ob es verscheißert wird oder ob jemand offen, mit all seinen Schwächen und Macken sein Ding macht. Aber jeder im Saal spürt, ob der Musiker "klemmt".

Körperspannung, Körperhaltung, Lockerheit, Mimik spielen schon beim Betreten der Bühne eine wesentliche Rolle.
Natürlich will man gut und fehlerfrei spielen, aber viele vergessen dabei, dass das Publikum nicht nur hört, sondern auch sieht. Gerade das macht doch den Reiz der Live-Musik aus.

Wer auf die Bühne geht sollte immer im Hinterkopf haben, dass er etwas "zu erzählen hat"; nämlich genau seine ganz eigene und einzigartige Version einer Geschichte, also eines Musikstückes. Je interessanter man diese "Geschichte" erzählt, desto mehr Aufmerksamkeit gibt es.
Wer sich nur darauf konzentrieren kann fehlerfrei durchzukommen, lässt mehr als die Hälfte der Wirkung liegen.
Das steht und fällt allerdings alles mit der Musik, der man spielt, mit ihrer Komplexität und davon, was man in dieser Musik spielt.

Wenn man z. B. elektronischer Tastenmann in einer Coverband ist, spielt man für gewöhnlich nicht den ganzen Abend über immer nur einen Klang, geschweige denn immer denselben. Da kommt es auch schon mal vor, daß man das Sechsfache dessen abbrennen muß, was ein klassischer akustischer Musiker macht, also auch mal Sachen, die sich klassisch ausnotiert auf acht Systeme oder zehn oder mehr verteilen würden. Und dann muß es am besten auch noch exakt so klingen wie auf CD, weil das Bandkonzept/der Bandleader/der Veranstalter, der einen gebucht hat, das so will.

Da kann man unmöglich immer entspannt wirken und das Publikum anlächeln. Jedenfalls kann ich das nicht, wenn ich etwa bei einer Disconummer mit 130 bpm mehrere Bläser-, Streicher- und Synthesizerparts durcheinander und nacheinander abfahren und dann auch noch mit Mikrosekundenpräzision eine Sequenz einstarten und deren Tempo nachregeln muß, immer auf einem sehr schmalen Grat zwischen richtig geiler Livemusik und dem totalen Trainwreck. (Doch, solche Musik haben wir.) Ich versuche, eine gute Figur zu machen, sehe aber trotzdem ziemlich hochbeschäftigt und hochkonzentriert aus.

Zum Glück stehe ich in zweiter Reihe, deshalb fällt das nicht sehr auf.

In Tributebands, in denen es wirklich darum geht, ein gegebenes Original hochpräzise nachzuahmen, dürfte es noch schlimmer sein.


Martman
 
Ich habe in der Akustik-Combo, in der ich singe, immer das „Problem“, dass ich beim Singen die Augen zu mache. Das steht auf meiner Top-10-Shitlist für Sänger ganz weit oben, aber es passiert mir einfach immer, wenn ich richtig im Song und im Text bin. Tatsächlich scheint es für‘s Publikum okay zu sein (meist sind noch alle da, wenn ich zwischendurch mal blinzle...), wahrscheinlich, weil rüberkommt, dass es zwar prinzipiell doof sein mag, aber halt authentisch ist. Mittlerweile machen wir da ein bißchen eine Eigenheit draus. Wir gehen auf die Bühne, ich sag „Hallo“ am Anfang und „Tschüß“ am Ende, und dazwischen sind wir nur bei uns und unserer Musik. Da das oft starken Impro-Charakter hat, passt das dann ganz gut zusammen.

In meiner anderen Band, in der ich Bass spiele, hab ich so ein Problem nicht. Wütend gucken, während man bei hohem Tempo 16tel Hardcore-Punk schrammelt, geht echt fast von alleine. :engel:

Ich hatte auch mal eine Band, da bewegte sich der Gitarrist nie - nur seine Finger. Und der war saugut. Würde dann zum Markenzeichen der Band: Der Sänger macht Kontakt zum Publikum, der Bassist (ich) eskaliert vor sich hin und grölt Background, der Gitarrist ist versteinert. War in der Kombi witzig.
 
Ich denke, es kommt ganz stark auch auf das Genre an. Bei Schlagermusik ist das freundliche breite Grinsen Pflicht, ist quasi die Voraussetzung überhaupt. Je härter die Musikrichtung, umso cooler muss man schauen :cool:
Im allgemeinen ist es aber schon so - vor allem bei Musik mit Unterhaltungscharakter - , dass das Publikum sehen will, dass die Musiker Spaß haben. Mir persönlich gefallen ganz besonders Brass-Sections, die eine positive Ausstrahlung verbreiten, eine coole Choreo abliefern und offensichtlich Spaß haben. Dann macht es mir als Zuhörer auch Spaß.
Bestes Beispiel:
 
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Irgendwie scheint die Musikrichtung bei der Frage „Lächeln - ja/nein“ eine wichtige Rolle zu spielen. Abgesehen von Musikern wie André Rieu sind die Klassiker wohl eher raus. Handelt sich ja um ernste Musik. Lächelnde Metals - würde das Wacken zum Beben bringen? Also Passung von Stil und Mimik empfiehlt sich. Bleibt der Musiker, der das mehr oder weniger gut hinkriegt. Ich habe gestern immerhin die Weihnachtssession unter Kollegen mit „ Lächeln ab und zu „ hingekriegt. Zum Glück, denn Himmel hoch jauchzende Engelein und konzentriert böser Blick ( meine Normalversion) hätten beim Publikum vermutlich zu Irritationen geführt. Ich hab das für mich als Fortschritt verbucht. Vielleicht haben Weihnachtslieder aber auch eine stark entspannende Wirkung auf den Musizierenden.:) LG Tygge
 
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Kennt Ihr den Ausdruck "accordion face"?
....
Meine Wenigkeit öffnet und schließt ja beim Akko-Spielen den Mund wie ein Fisch beim Luft schnappen. Immerhin im Takt, vermutlich. Aber das mach ich auch bei anderen händischen Tätigkeiten wie Möhren schnippeln....
 
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Ich kann dieses Schlagerlächeln nicht ernst nehmen :D


Hier im vergleich ein Spieler dem Ich abkeufe, dass er die Musik fühlt:
 
Na, das sind nun aber auch ein paar Extrem-Beispiele. Dass die Bayern, vor allem die Schlagerfuzzies mit ihrem aufgesetzten Weiße-Zähne-Grinsen etwas deppert und versaut sind, war mir eh klar. Oder bin ich der einzige, der mit Conny's Hupen etwas anderes suggeriert, als auf dem Video zu sehen ist? :redface:
Und das zweite Video passt irgendwie nicht so in die Diskussion hier. Ob er nun fühlt, was er spielt, sei mal dahin gestellt. Verkaufsfördernd ist es in meinen Augen nicht, wobei da auch die Musikrichtung zu ernst ist, und da ein feistes Grinsen gar nicht passen würde.
 
Der guckt halt noch einigermaßen neutral. Das andere extrem sind pianisten die aussehen als ob sie gleich einen Herzinfarkt bekommen :D. Das kaufe ich denen auch nicht ab. Genau so wie wütende Metal Gitarristen.

Es kommt eigentlich immer negativ an, wenn man versucht seine Emotionen zu faken. Und wirkt dann immer billig. Also meiner Meinung nach kein Lächeln es sei denn es ist ernst gemeint.
 
Erst gestern haben wir zur Probe ein zwei Videos von einem neuen Cover aufgenommen, um es so insgesamt mal zu hören und sich selbst dabei zu sehen...Es ist schon immer wieder eine Offenbarung :rolleyes:
Ich muss aber zu meiner Verteidigung sagen, dass ich im Vergleich zu früher schon viel lockerer geworden bin. Immerhin bewege ich mich mittlerweile rhythmisch zur Musik statt stoisch die Gitarrengriffe abzuspulen. :tongue: Aber meine Bandkollegin hatte sich gestern gleich wieder beschwert "Wie du guckst! Total ernst!" Aber ich sehe keinen Grund darin, grinsend in die Ferne zu schweifen statt konzentriert, aber die Musik fühlend mitzuwippen :D Aber als Sängerin sieht man das wahrscheinlich anders...als Sänger/in muss man die die Sache auch anders rüberbringen, als wenn man ein Instrument spielt. Der Fokus des Publikums liegt wahrscheinlich eher auf der Stimme bzw. auf dem Sänger/der Sängerin als auf der Begleitung. Und wenn man Text singt, schaut man ja automatisch etwas emotionaler. Das ist zumindest meine Einschätzung.

Und wenn es LIVE auf der Bühne Spaß macht, dann kommt das Grinsen so oder so. :great:
 

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