Etwas ganz anderes ist z.B. auch Transkribieren, da können an einem ruhigen Sonntag schon mal 2-3 Stunden draufgehen bis ich erschöpft bin und je nach Ergebnis sogar zufrieden.
Das sehe ich tatsächlich auch als die wichtigere Übung. Gerade in den Fächern Gehörbildung und Theorie geht der Bezug zum Alltag manchmal ein bisschen verloren. Warum will ich denn "hören können"? Bei mir sind die Gründe, dass ich gerne Musik, die ich höre, nachspielen oder aufschreiben können möchte und dass ich eine Idee, die ich für eine Komposition habe (z.B. eine Melodie) nicht erst stundenlang auf dem Klavier zusammensuchen will, sondern am liebsten sofort schreiben können würde.
Vielleicht sollte man dann auch genau das üben. Ich habe einen Bekannten mit einem Fable für Filmmusik. Der ist super gut in Gehörbildung, weil er irgendwann mal angefangen hat, alle diese Songs spielen können zu wollen. Und mittlerweile hört er jeden Song mit den richtigen Harmonien plus Zusatztönen und Umkehrung und spielt den so nach. Dabei hat er (glaube ich zumindest) niemals stundenlang vor einem Programm gehockt.
Deshalb wäre auch mein Vorschlag, das Üben in den Alltag zu integrieren: Nerviger Ohrwurm? Der ist nur dafür da, dass man rausbekommt, was das erste Intervall ist und was das letzte. Oder, wenn man das schon kann, die Melodie herauszufinden, so dass man sie aufschreiben könnte (kann). Jingle im Fernsehen? Direkt gucken, welche Töne das wohl sein könnten (Tagesschau, Telekom, etc.). Ich habe ne zeitlang immer auf nem kleinen Block alles, was mir in den Kopf kam in Ziffern aufgeschrieben (wie Solmisation), mit dem Rhythmus. Und dann zu Hause kontrolliert. Das hat geschult wie sonst nichts.
Bei solchen Programmen und auch Übungen aus Büchern ist ja immer auch das Problem, dass die Sachen so einzeln nicht auftauchen in realer Musik. Ich hab schon Leute gesehen, die kein Problem hatten, einen Dur-Dreiklang zu singen. Kam er dann aber in einer Melodie vor, wurde er plötzlich nicht mehr wieder erkannt, weil die Töne davor und danach oder die Harmonien ihn in einen ganz anderen Kontext gesetzt haben. Wichtig, und in solchen Programmen meist nur wenig geschult, ist auch: Was ist das eigentlich für ein Takt? Mit welcher Stufe fängt das Stück eigentlich an?, etc.
Wir man vielleicht merkt: Ich halte von den ganzen Programmen wenig. Man sollte das mal ne Zeit lang machen, um die Grundlagen zu schulen, aber letztlich lernen tut man in der musikalischen Realität. Es ist ja toll, wenn man den DD7 auf tiefalterierter Quinte zu 87,6% erkennt. Nur in der Realität hört man den nicht einzeln und wird ihn immer im Zusammenhang mit einer Melodie und Basslinie erkennen anhand der Theoriekenntnisse, dass da einer stehen könnte. Und nicht, weil man ihn in Einzeltönen nachsingen kann.
Herzliche Grüße,
Annino