Vortrag- Das Lächeln des Musizierenden

Tygge
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Dies ist ein Thema, das mich schon länger beschäftigt: Muss der Musiker beim Spiel lächeln? Eine Freundin monierte, dass ich beim Spiel immer so ernst ausschaue. Ich müsste lächeln und entspannt wirken. Mal abgesehen davon, dass mein Musikgeschmack eher romantisch- melancholisch ( z.B. die Stücke von „accordéon mélancolique“) ist, bin ich beim Spielen sehr konzentriert und habe keine Ressourcen für meine Außenwirkung frei, Amateur halt. Aber auch bei großen Pianisten kann ich mich nicht an ein Feuerwerk des Lächelns erinnern. Die liefern eher ein Feuerwerk ihrer Finger. Wie seht ihr das?
 
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Musizieren kann etwas sehr emotionales sein. Jeder Mensch transportiert seine Emotionen auf andere Weise. Und das ist auch gut so :) Einige Musiker sehen während des Spiels aus, als hätten sie einen epileptischen Anfall.^^

Ich bin der Meinung, die Mimik ist das letzte auf das man sich beim musizieren konzentrieren sollte :D
 
bin ich beim Spielen sehr konzentriert und habe keine Ressourcen für meine Außenwirkung frei, Amateur halt.

musste grade schmunzeln, als ich deine Frage las, weil ich unweigerlich denken musste: kenn ich!

Wenn ich Bilder von mir sehe, wenn ich meist extrem todernst aus (vornehm formuliert) oder salopp gesagt schaue ich selten dämlich aus der Wäsche. Wenn ich mir auf unseren Akkordeontreffen die Bilder der Mitspieler anschaue, dann schauen die allermeisten recht doof drein. Ok - die Bilder sortiere ich dann immer aus und gebe nur die freundlicheren weiter, aber Fakt ist, dass wohl die allermeisten nicht unbedingt intelligent dreinschauen, wenn sie sich aufs Spielen konzentrieren. Pianisten haben das Glück, dass das Publikum seitlich sitzt oder im Rücken - da sieht man s nicht.

Natürlich wäre ein freundlicherer Gesichtsausdruck für die Zuhörer angenehmer, oder zumnidest ein "neutral wirkender", da die meisten Menschen ja das was sie sehen und hören in Verbindung setzen und dann irritiert sind, wenn der Gesichtsausdruck nicht zum gehörten passt. Manche Menschen haben da von haus aus Glück, weil ihre Gesichtszüge von Haus aus einen neutraler wirkenden Ausdruck ins Gescht fabrizieren, bei anderen ist e eben nicht so günstig, was dann meist falsch interpretiert wird... dumm gelaufen.

Zumindest bei mir ist´s so, dass ich eben wie Tygge auch, mich beim Spielen auf mein Spiel konzentrieren muss und dann eben keine Reserve für die Mimik übrigbleibt.


Bei Profis ist das meist anders - normalerweise beherrschen die ihr Stück beim Auftritt meist so souverän, dass noch Kontrollkapazität für die Mimik frei bleibt und soweit ich weiß trainieren die auch "auftreten" und wie man sich dann konditioniert, dass es passt. Also Haltung, Körpersprache, Mimik
 
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dass wohl die allermeisten nicht unbedingt intelligent dreinschauen, wenn sie sich aufs Spielen konzentrieren.
Das ist in meinem Fall eine totale Untertreibung. Ich leide beim Spielen so sehr, dass die Leute entweder Mitleid kriegen oder gar nicht mehr hinschauen. Für bildschirmtaugliche Auftritte im Musikantenstadl eigne ich mich darum definitiv nicht. Da ich das Dilemma kenne, schaue ich, dass mir möglichst niemand ins Gesicht gucken kann, wenn ich spiele. Da sind solche Instrumente wie Klavier super gut geeignet, weil man das leicht vom Publikum wegdrehen kann....

Was ich von den Profis hier wissen möchte: Trainiert ihr das, locker rüberzukommen? Kann man das überhaupt trainieren? Wie?
 
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Kann man das überhaupt trainieren? Wie?

da kommt dunkel die Erinnerung hoch, dass wir vor einiger Zeit diese Thema schon mal in diskutiert haben - ich finds bloß grad nicht mehr ...Aber da waren auch Tipps dabei, wie man sich selber da etwas bessser in den Griff bekommt. Mal schauen, vielleicht find ich die Beiträge ja noch...

Aber ich glaub schon dass man das trainieren, kann - es gibt ja einige Größen die man auf You tube häufiger sehen kann, die "knipsen" buchstäblich ihr lächeln an, wenn die Finger die Tasten berühren. Aber das braucht dann auch Disziplin und ich glaube auch einen "Trainer" der einen als Gegenüberstehendener korrigieren und anleiten kann.
 
Mir sagt man auch nach, ich schaue beim Spielen immer "bös". Oder zumindest ernst.
Keine Ahnung ... wenn ich spiel, dann spiel ich, und "schauspielere" nicht ...
Andererseits habe ich schon paarmal gelesen, beim Blues "muss" man ernst schauen ;)
(... und einen Hut aufhaben, und ein Fläschchen "leckeres" daneben stehen haben, und und und ... ;))
Na also ... dann passt das doch :)
 
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Da ich das Dilemma kenne, schaue ich, dass mir möglichst niemand ins Gesicht gucken kann, wenn ich spiele. Da sind solche Instrumente wie Klavier super gut geeignet, weil man das leicht vom Publikum wegdrehen kann....
Du musst unbedingt Orgel lernen, in der Regel sieht Dich das Publikum dann überhaupt nicht. Man sagt sogar oft: "Die Orgel spielt ...". Unschlagbar!
 
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Ernst, oder sagen wir besser konzentriert, schaut man oft beim Musikmachen, speziell wenn man als Solist sehr an den Noten klebt. Im Zusammenspiel mit anderen Mitspielern ist es meiner Meinung nach einfach, durch Interaktion untereinander nicht allzu doof aus der Wäsche zu schauen ;). Ansonsten eben im Publikum eines oder mehrere "Opfer" suchen, das man anlächelt - das funktioniert dann natürlich nur beim Blick über den evtl. vorhandenen Notenständer...
 
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Ernst, oder sagen wir besser konzentriert, schaut man oft beim Musikmachen, speziell wenn man als Solist sehr an den Noten klebt.
Ich spiele ohne Noten und schau trotzdem bös. Sollte ich jemand anschauen müssen, würde der aus lauter Furcht den Saal verlassen. Wahrscheinlich fehlt mir die "Jetzt haun wir einfach mal auf die Tasten"-Mentalität. Ich bin einfach keine Rampensau.
 
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Ich spiele ohne Noten und schau trotzdem bös.

OK :nix:.

Ich bin einfach keine Rampensau.

Das hat nicht unbedingt etwas mit Rampensau zu tun. Eigentlich sollte es doch so sein, dass man selbst immer Spaß beim Musizieren hat. Für mich ist es das allergrößte, vor Publikum spielen zu können, und ich versuche deshalb, den Spaß, den ich dabei habe, mit den Zuhörern zu teilen bzw. ihn auch für mich in Interaktion (Blickkontakt o. ä.) zu steigern.

Wie gesagt, leicht ist es, wenn man auf der Bühne nicht alleine ist. Man spielt seine Bandkollegen an und kann sich damit gegenseitig ebenfalls ein bisschen pushen...

Das Thema ist so interessant und eigentlich nicht akkordeonspezifisch, dass ich es gerne in den Bereich Musik-Praxis/Live on stage verschieben würde - einfach um auch mit anderen Instrumentalisten Erfahrungen und Lösungsvorschläge zu diskutieren. @Tygge: D'accord? Einen dauerhaften Link auf den Thread würde ich selbstverständlich hier bei uns lassen...
 
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Ich finde ein eingefrorenes Lächeln ebenso schlimm wie ein eingefrorenes konzentriertes oder böses Gesicht.
Ich habe den Eindruck, die Lebendigkeit des mimischen oder gestischen Ausdrucks übt sich mit der Zeit, natürlich auch mit zunehmender musikalischer und Bühnensicherheit.
Manche sind darin Naturtalente und können's gleich, die können dafür anderes weniger gut. Andere haben vielleicht auch, wenn sie im Alltag sprechen eine weniger ausgeprägte Mimik. Warum sollten die dann plötzlich auf der Bühne anders darin sein.
Ich als Sängerin beneide die Instrumentalisten, die haben wenigstens was in der Hand... und ein Akkordeon ist doch ziemlich groß, oder?... ;)
Für mich entscheidend ist die Präsenz auf der Bühne, und die kann sich auf unterschiedlichen Wegen äußern.
 
Ich habe den Eindruck, die Lebendigkeit des mimischen oder gestischen Ausdrucks übt sich mit der Zeit, natürlich auch mit zunehmender musikalischer und Bühnensicherheit.
Ich bin ein Beispiel, dass das nicht stimmt. Ich habe viel musikalische Bühnenerfahrung, mir macht die Sache auch Spaß, ich weiß meist, was ich auf meinem Instrument tue und ich kann auch liefern. Aber den konzentriert-ernsten und teilweise bösen Gesichtsausdruck habe ich seit mehr als vierzig Jahren nicht geändert bekommen Gut, ich weiß auch, dass ich ein zurückgezogenerer Typ und eher ernster Zeitgenossen bin ...

Coaches vor! Sagt uns, was ihr uns dagegen empfehlen könnt.
 
Gut, ich weiß auch, dass ich ein zurückgezogenerer Typ und eher ernster Zeitgenossen bin ...
Könnte auch ich gesagt haben ...
Das ist wohl der springende Punkt ... es kommt ja auch stark darauf an was für ein Typ man eigentlich ist ... ich finde, da sollte man authentisch bleiben und nicht "schauspielern". Außer man muss davon leben, muss liefern was ein Publikum will, und das Schauspielern gehört zum Job.
 
Ich als Sängerin beneide die Instrumentalisten, die haben wenigstens was in der Hand... und ein Akkordeon ist doch ziemlich groß, oder?...

ja, schon, aber es hängt halt in der Regel vor dem Bauch - bis vor s Gesicht schaffen wir das nur in den seltesten Fällen, so dass unser doofer Gesichtsausdruck halt immer noch gut sichtbar ist!:w00t:

IMGP1976-700.jpg
... obwohl ich manchmal lieber hinter meiner Kiste verschwinden können wollte...


Coaches vor! Sagt uns, was ihr uns dagegen empfehlen könnt.

Mein Traier halt mir empfohlen immer wieder mal mit nem Bleistift ,den man quer in den Mund nimmt und mit den Lippen festhält solle ich üben - das würde die Gesichtsmuskulatur lockern. Hilft! .. eigentlich.... weil , mitunter vergesse ich halt doch wieder, dass ich mir den Bleistift vorstellen soll, aber wenn ich mich vor dem Vorspiel nochmals daran erinnere, hat s zumindest soweit eine Wirkung, dass das Resultat nicht ganz so katastrophal rüberkommt :)
 
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Vielen Dank für eure zahlreichen Beiträge. Schlagartig fühle ich mich nicht mehr allein - ein gutes Gefühl.:) Und ich bin gerne damit einverstanden Wil, dieses Thema im Forum nicht nur mit Akkordeonisten zu diskutieren und gespannt, was da alles an Beiträgen kommt.
Ein grundlegender Unterschied dürfte sicher zwischen Amateuren und Profis bestehen. Zum einen gehe ich bei den Profis von mehr Sicherheit im musikalischen Tun aus - das ist ja Teil ihrer Professionalität. Zum anderen lässt sich Mimik, Gestik usw. zumindest teilweise trainieren, was sicherlich Teil der Musikerausbildung ist. Ein weiterer Aspekt ist das jeweilige Instrument. Niemand wird vom Saxophonisten erwarten, dass er beim Spiel lächelt.
Ich kann auch die Erwartungshaltung des Zuschauers verstehen, eine gewisse Übereinstimmung von Mimik und Spiel zu erleben und manche Künstler bedienen das ja ganz gezielt. Letztendlich möchten wir aber doch mit der Musik überzeugen und den Hörer erreichen/ berühren. Ich selber neige als Zuhörer dazu, die Augen beim intensiven Zuhören zu schließen, alle überflüssigen Reize auszublenden, mich ganz auf den Klang einzulassen. Da ist mir das Lächeln oder sonstiges Gebahren des Künstlers ziemlich schnuppe. Vielleichthakel ich auch deshalb ein wenig mit dem Ansinnen auch noch „Bella figura“ zu liefern. Und wie bernnt gehöre ich zu den Menschen, deren Gesicht bei Konzentration eher knurrig/ ungnädig statt locker/ fröhlich aussehen. Ob ich das noch geändert kriege?:gruebel: Aber schauen wir mal. Vielleicht kann ich ja von den Erfahrungen anderer profitieren. Ich bin gespannt.
LG Tygge
 
Und ich bin gerne damit einverstanden Wil, dieses Thema im Forum nicht nur mit Akkordeonisten zu diskutieren und gespannt, was da alles an Beiträgen kommt.

Danke - verschoben.
 
Da ist mir das Lächeln oder sonstiges Gebahren des Künstlers ziemlich schnuppe.
Ich glaube, dass man das heute allgemein so nicht mehr sagen kann. Dabei bist du wie ich eine Ausnahme. Die Leute sind durch "Deutschland sucht den Superstar" und "Voice of Germany" ziemlich geprägt, wo alles locker-leicht rüberkommen muss. Außerdem leben wir in einer visuellen Gesellschaft, das auditive tritt merklich zurück. Ich glaube, dass die Leute einfach besser sehen als hören. Darum das ganze Tamtam um das IMAGE. Einer der Tonstudioleute, mit denen ich mal zu tun hatte, hat mir gesagt: "Zuerst kommt das Aussehen und die Performance, dann kommt der Rest." Auch meine Kinder weisen mich auf meine Mimik hin. Was für eine verrückte Zeit...
 
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Mein Traier halt mir empfohlen immer wieder mal mit nem Bleistift ,den man quer in den Mund nimmt und mit den Lippen festhält solle ich üben - das würde die Gesichtsmuskulatur lockern.
Ich fürchte, das würde bei mir eher zu einem Lachanfall führen. Spontan hatte ich bei deiner Schilderung die Assoziation „Breitmaulfrosch“. Aber es lockert au jeden Fall die Mimik und das Bauchfell kriegt auch was zu tun.:)
LG Tygge
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Die Leute sind durch "Deutschland sucht den Superstar" und "Voice of Germany" ziemlich geprägt...Was für eine verrückte Zeit...
Deshalb gucke ich bei „Voice of Germany“ auch nur die blind auditions. In dem Teil ist der Klang wichtig und nicht die Verpackung.
 
Bei Profis ist das meist anders

...

und soweit ich weiß trainieren die auch "auftreten" und wie man sich dann konditioniert, dass es passt. Also Haltung, Körpersprache, Mimik

Es ist nur eine Frage der Zeit bis der Name Frau Sidorowa hier fällt.
Ein anderes trainiertes Beispiel haben wir auch schon gesehen.

Um noch etwas konstruktives zu sagen:
Es hat auch etwas mit Image zu tun. Man sucht sich die Musik, die einem passt, somit hat man schon einen gewissen Style "gewählt" ... das passiert natürlich unbewußt. Daran orientiert sich auch das Äußere, Kleidung, Location, Moderationsstil und persönliches Wohlbefinden. Das hat alles nichts mit Professionalität zu tun sondern ist reine Gefühlsentscheidung.

Erst wenn es darum geht, im Markt zu bestehen, Geld zu verdienen, Leute gezielt anzusprechen und dieser hirnrissige Quatsch, dann wird es unnatürlich und man beginnt eventuell zu übertreiben oder gegen die eigene Natur zugunsten eines Marketings zu entscheiden, was früher oder später aber schief geht, wenn man es nicht tatsächlich zu seiner Natur machen kann.
 

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