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Harley Benton Coated Phosphor 012 Anti Rust -> "Pimp my Guitar String"
Vorgeschichte
Eigentlich bin ich ja mit meinen Akustikgitarren-Saiten schon jahrelang sehr zufrieden (siehe Review)!
Ich schätze vorallem deren Klang und bin überzeugt, dass ein Teil des guten Klanges in der speziellen Konstruktion begründet liegt.
Bei den Rotosound ist der untere Bereich der umwickelten Saiten bis über die Steg-Auflage hinaus nicht umwickelt und es liegt nur der Saitenkern auf. Das ist das sogenannte "Contact Core Design" das man auch von Klaviersaiten kennt.
Genau auf dieses Design habe ich vor vielen Jahren meine Lowden S22 angepasst und habe die Stegdurchführungen mit Metallhülsen verstärkt, damit sich die Saiten nicht mehr im Holz verklemmen können.
Leider gibt es nur sehr wenige Saiten mit diesem Design und die meisten komplett umwickelten Saiten sind im Verdrallungsbereich der Kugel zu dick für diese Metallhülsen.
Nachdem ich auf der E-Gitarre nun aber so gute Erfahrungen mit beschichteten Saiten gemacht hatte (siehe Review) wollte ich auch bei der Akustikgitarre nochmal nach alternativen Saiten schauen.
Die Elixir-Saiten werden ja nach der Umwicklung beschichtet und können im unteren Bereich nur durch feilen/schleifen verjüngt werden. Außerdem ist mir der Klang etwas zu hart und zu wenig voluminös für diese Gitarre.
Entdeckung der Harley Benton Coated Phosphor 012 Anti Rust
Auf meiner Suche nach einer geeigneten beschichteten Saite stieß ich bei Thomann auf die
Harley Benton Coated Phosphor 012 Anti Rust
Sie sind aus den richtigen Materialien, haben die richtigen Saitenstärken, einen 6-Kant-Stahl-Kern und es sah so aus, als ob sie eventuell "modifizierbar" wären
Also bestellte ich mir einen Satz und testete erst einmal, ob sie ohne Modifikation passen würden -> leider war die Umwicklung der Verdrallung zu dick, also kam Plan B ins Spiel:Sie sind aus den richtigen Materialien, haben die richtigen Saitenstärken, einen 6-Kant-Stahl-Kern und es sah so aus, als ob sie eventuell "modifizierbar" wären
"Pimp my Guitar String" - Umbau zum "Contact Core Design"
Ich schaute mir die Umwicklung genau an: Sie startete genau zwischen den beiden Drähten an der Kugel. Also nahm ich eine kleine Zange und schnappte die Umwicklung und fädelte sie dort aus um sie anschließend so weit abzuwickeln, bis der Saitenkern sauber auf der Stegeinlage aufliegt und die Umwicklung erst danach startet. Ich knipste die Umwicklung mit einem Seitenschneider schön bündig ab
Verlöten der Schnittstelle und der Kugel-Verdrallung
Anschließend verlötete ich diese Schnittstelle um sie zu entschärfen und verlötete auch die Verdrallung der Kugel, da diese ohne die Stabilisierung der Umwicklung nicht mehr genügend Halt bieten würde.
So bearbeitete ich alle vier umwickelten Saiten und zog sie auf meine Lowden auf.
(Bilder zur Vollansicht und für weitere Infos anklicken)
Und wie klingen die Saiten?
Soweit so gut! Sie sahen nun so ähnlich wie meine Lieblingssaiten aus, aber wie klingen sie denn?
Die Saiten greifen sich sehr ähnlich, spielen sich ähnlich und klingen auch sehr ähnlich, zumindest im Vergleich mit ganz frisch aufgezogenen Rotosound.
Schöne, brilliante Obertöne, knackige Bässe und schönes Volumen. Vorallem leicht abgestoppt, bzw. mit dem Handballen angedämpft, sind sie seeehr ähnlich zu den Rotosound.
Sie gefallen mir wirklich gut und könnten tatsächlich meine Lieblingssaiten ablösen!
Hörprobe
Die Hörprobe soll möglichst ähnlich zur Hörprobe im Review der Rotosound sein, damit man den Klang vergleichen kann.
Es ist eine kurze Aufnahme mit ca. drei Wochen alten Saiten. Ich habe dabei meine Lowden S22 mit einem Mikro und dem von mir eingebauten K&K FanTaStick-Piezo-Abnehmers aufgenommen. Er ist mittenbetonter wie die Abnahme der Gitarre per Mikro, aber wirklich sehr live-tauglich! Die Aufnahme ist also stereo: Rechter Kanal Piezo, linker Kanal Audio Technica AT2035.
Mir gefällt der Stereo-Sound! Und ich finde das Ergebnis immer wieder erstaunlich!
Für die Hörprobe habe ich die Teile wieder zuerst auseinander gezogen, damit man beide Teile einzeln hört.
Es kommt erst die Aufnahme mit dem Audio Technica AT2035, dann mit dem K&K FanTaStick-Untersteg-Piezo und dann "stereo" gemeinsam (so wie sie aufgenommen wurde).
Die Aufnahme ist völlig unbearbeitet!
Das AT2035 zeigte im ca. 45°-Winkel auf den oberen Teil des Korpusses, so wie man es auf diesem Foto hier sehen kann:
Und so klingen die Saiten nach etwa drei Wochen:
https://soundcloud.com/geigit/soundvergleichlowdens22-at2035-kk-fantastick
Beschichtung und Haltbarkeit
Die Beschichtung scheint nur ein dünner Film um den Umwicklungsdraht zu sein. Insofern kann natürlich Dreck in die Wicklung eindringen und den Klang über die Zeit anders ändern wie das z.B. bei den Elixir mit ihrer nachträglichen und abdichtenden Beschichtung der Fall ist.
Sie kosten aber auch nur einen Bruchteil der Elixir-Saiten.
Die beiden blanken Saiten sind wohl ebenfalls dünn beschichtet.
(Bilder zur Vollansicht und für weitere Infos anklicken)
Verpackung
Die Karton-Verpackung ist sehr aufwendig gemacht und man kann einen Innenteil wie eine art "Schublade" herausziehen.
Darin liegen die Saiten einzeln in Klarsichttütchen eingeschweißt und mit der Saitennummer beschriftet:
Harley Benton bedeutet "Thomann Hausmarke"
Es sind Harley Benton Saiten, also die Hausmarke von Thomann. Da ich nicht davon ausgehe, dass Thomann mittlerweile Saiten selbst herstellt wird er sie irgendwoher "gebranded" beziehen. Ich habe spontan in Google die Bezeichnungstexte eigegeben und hatte nach sehr kurzer Zeit Saiten eines chinesischen Saitenherstellers gefunden deren Verpackung genauso aufwendig ausgestanzt ist. Insofern gehe ich davon aus, dass es sich tatsächlich bei Thomann um diese Saiten handelt:
Alice AW432 Acoustic Guitar Strings 012-053 Coated Copper Alloy Anti-Rust Light
Man erkennt die Verpackung zumindest auf den Bildern dieses Händlers: Klick
Haltbarkeit
Ich bin gespannt wie lange die Saiten gut klingen, gehe aber von einer etwas längeren Haltbarkeit in Vergleich zu meinen unbeschichteten Rotosound aus. Zumindest sieht es für mich aus aktueller Sicht danach aus. Aber selbst dann, wenn sie nur genauso lange halten sollten, lohnt sich für mich die Arbeit und die Umstellung, da die Saiten statt aktuell 9,90€ nur 4,90€ kosten! Das lohnt sich!
Lustigerweise kosten übrigens ähnliche Rotosound-Saiten ohne Contact Core Design auch nur 6,20€ Vielleicht sind da Lizenzkosten fällig? Oder sie lassen sich dieses (fast) Alleinstellungsmerkmal eben entsprechend zahlen (GHS ist bei seinen Contact Core ja auch nicht viel günstiger)
Fazit
Echt gute Saiten zu gutem Preis!
Mit etwas Arbeit (die in meinem Spezialfall ja auch notwendig ist) bekomme ich die Saiten, die ich benötige zum halben bisherigen Preis
Meine Lowden S22 klingt mit ihnen so wie ich das von den Rotosound bisher mag und gewohnt bin, allerdings bleibt der Klang etwas länger brilliant und auch die beiden blanken Saiten oxidieren nicht so schnell.
Die Verschmutzung unter der Saite und auch in der Saitenumwicklung kann sich bei dieser Art der Beschichtung natürlich ganz "normal" ansammeln und ändert auch den Klang Richtung "dumpfer". Wie schnell das passiert ist natürlich von der Spieldauer abhängig und die Rotosound hielten bei mir zwischen zwei und sechs Monaten, je nach Einsatzhäufigkeit der Gitarre.
Insgesamt bin ich sehr positiv überrascht und werde sie wieder aufziehen.
...wer noch mehr von mir lesen möchte, darf gerne durch meine Reviews und Workshops stöbern.
Vielen Dank für Euer Interesse! Seid gesegnet!
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