Hi,
Du hast ja die Potis als eine wesentliche Ursache ausgemacht. Anscheinend arbeitest Du gerne mit den Potis, die reagieren aber bei HB-Gitarren tatsächlich anders. Bei Gitarren mit SCs hat man einfach viel mehr Höhen im Ausgangssound - da hat man dann natürlich auch auf recht langem Weg brauchbare Einstellungen. Bei Tone ist es eh klar, aber auch das VolPoti nimmt ja in der Regel Höhen weg beim ZUrückdrehen. Viele Stratspieler finden gerade das ganz gut. Du hast nun eine Epi mit Classic '57 HB. Der Sound eines HB ist ja schon generell weniger attack- und höhenbetont als bei SCs, und die Classics sind auch für HB eher seidig und mild abgestimmt.
HB-Spieler gehören oft zur "Kippschalter-Fraktion", bei denen die Potis immer auf 10 stehen und höchstens zum Stummschalten bzw. das Tonpoti für einen Slash-mäßigen "WomanTone" mal auf 0 gedreht werden. Viel mehr braucht man als Distortion-orientierter Rocker meist nicht.
Wenn man dagegen viel mit weniger verzerrten oder cleanen Sounds arbeitet, ist es bei einer LP immer einen Versuch wert, auf das "50ies wiring" umzulöten, bei dem nur die Tonpotis anders angeschlossen werden (die Suchfunktion im Board hilft da weiter). Zunächst mal sorgt das dafür, dass die Höhen nicht so stark verloren gehen, wenn man Volume etwas zurück nimmt. Aber auch das Tonpoti reagiert anders, irgendwie milder und deshalb über einen größeren Regelweg brauchbar, wie ich finde. Das Beste sind aber die angezerrten Tonvarianten, wenn man Vol und Tone leicht zurückdreht - hier fungiert das Tonpoti auf einmal eher wie ein Regler, der die dicken Mitten rausnimmt und so schönere ausgedünnte Sounds ermöglicht. Du klingst wie jemand, der sowas zu nutzen weiß.
Für mein Gefühl ist es auch so, dass so eine Mahagoni-HB-Gitarre einen anderen "Druckpunkt" beim Spielen hat. Haut man da rein wie in die Tele, wird sie schnell grobschlächtig und sie macht dynamisch "zu". Mir ging es als altem HB-Spezi anfangs genau umgekehrt, als ich mir erstmals eine SC-Strat zugelegt hatte. Ich hab die zB viel zu zart gespielt, und entsprechend klang es eher uninspiriert, flach und dünn.
Zur Einstellung der PUs: zunächst mal würde ich am HalsPU die Polschrauben etwas weiter rausdrehen und den HB insgesamt dafür tiefer legen. Das betont die Höhen, weil dann eine Spule den Sound stärker prägt als die andere. Je gleicher zwei Spulen klingen, desto milder und höhenärmer ist das Gesamtresultat.
Die von Dir bemängelte Schrägstellung ist teils durch den schrägen Rahmen vorgegeben und in soweit beabsichtigt. Ist der HB aber auch relativ zur Oberfläche des Rahmens schräg, haben sich meist die Haltefedern etwas ungeschickt hingewurschtelt. Meist hilft es hier schon, wenn Du den PU so tief wie möglich schraubst, dann mit einem Finger auf die Seite drückst, die tiefer bleiben soll und dann den PU wieder hochschraubst. Dabei sollte die Haltefeder in eine andere Position um die Halteschrauben kommen, sodass die Schrägstellung abgemildert wird. Manchmal steht allerdings auch das Anschlusskabel unter Zug oder ist unter dem PU ungeschickt vertwistet, das kann man dann nachbessern, indem man den Rahmen samt PU losschraubt und die Innereien neu ordnet.
Nicht zuletzt solltest Du daran denken, dass auf einer LP meist andere Saiten gut funktionieren als zB auf einer Tele. Einmal vom Klangbild her, aber auch ganz schlicht wegen der kürzeren Mensur. Da hilft nur ausprobieren, aber grundsätzlich kann man für eine gefühlt ähnliche Saitenspannung auf beiden Gitarren bei der LP ruhig eine Stärke rauf gehen. Spielst Du 009er auf Fender-Gitarren, solltest Du mit .010ern auf der LP gut klarkommen. Spielst Du Pure Nickel auf der Tele, sind Nickel Plated Steel auf der Epi vielleicht besser geeignet.
Ein Schlusswort zum Amp: ich finde die Bluescubes wirklich gut auf ihrem Gebiet. Aber ich hatte auch den Eindruck, dass sie SCs lieber mögen als HB. Ich habe für mich die (von wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht getrübte) Vermutung, dass da recht viel gefiltert wird, um die Töne weicher und runder zu bekommen, eben "röhriger". Das funktioniert zwar gut, wird aber erkauft durch eine gewisse Einschränkung der Offenheit und Transparenz, gerade bei wenig oder gar keiner Zerre. SC-Gitarren haben mehr als genug Höhen, um diese Eigenheit auszugleichen, mit HB fehlt es dann aber schon mal an schimmernden, glitzernden Obertönen.
Gruß, bagotrix