Carvin ist nicht mehr

Sehr problematisch wird Globalisierung aber dann, wenn wir von "Arbeitsglobalisierung" sprechen, d.h. wenn es um die Verschiebung von Arbeitsplätzen in kostengünstigere Länder geht
UND
gleichzeitig die verschobenen Arbeitsplätze im Ursprungsland ersatzlos gestrichen werden.
Das muss nicht problematisch sein sondern kann zu einem weltweiten Wachstum führen, wenn gleichzeitig im Inland ein entsprechender Strukturwandel einher geht. Im Umkehrschluss müsste es ja allen Ländern spitze gehen, die sich der Globalisierung (im negativen Sinne) verweigern. Also so Traumländer wie Kuba, Nordkorea....
Aber ich will hier gar nicht weiter off topic werden.


Denn die Kostenentwicklung in den USA und die im Ausland billiger produzierenden Mitbewerber haben dazu geführt, daß CARVIN mit den nur in den USA verkauften Produkten nicht mehr überleben kann. Letztlich eine absehbare volkswirtschaftliche Binsenweisheit...
Ich weiß nicht, wo da die Binsenweisheit ist. Was Du beschreibst ist ein rein betriebswirtschaftlicher Ansatz bei dem Du unterstellst, dass die Produktionskosten bei Carvin höher waren als bei der Konkurrenz bei gleichem Verkaufspreisniveau und in Folge dessen kein Deckungsbeitrag erwirtschaft werden konnte. Ob dem so ist, wissen wir aber gar nicht. Dann hätte Carvin sich anders (höherpreisig) positionieren müssen. Andere Nischenhersteller wie bspw. Diezel schaffen sowas ja auch (wenn auch von Deutschalnd aus)
Ich finde es schade, dass die Company aufgegeben wurde. Gerade die kleinen Lunchbox Modelle fand ich interessant und hatte mich schon darüber informiert, weil ich eigentlich genau so etwas (klein, aber viele Kanäle und >50 Watt) suche.
 
Das muss nicht problematisch sein sondern kann zu einem weltweiten Wachstum führen, wenn gleichzeitig im Inland ein entsprechender Strukturwandel einher geht. ***

Als (ex-)BWLer kenne ich diese Papiertheorien von der Pike auf, dennoch verstehe ich deine Antwort insgesamt nicht wirklich, bzw. ist sie mir zu oberflächlich (nicht böse gemeint...).

Wenn "gleichzeitig" ein sog. Strukturwandel stattfindet, profitieren in den wenigsten Fällen diejenigen davon, die durch eine Arbeitsplatzverschiebung in ein Niedriglohnland ihren Job verloren haben, da sie für die - durch den Strukturwandel - neu entstehenden Jobs, die entsprechenden Qualifikationen meist nicht besitzen.
D.h. sie bleiben vom Strukturwandel eher unberührt und im schlimmsten Fall arbeitslos.

Und was ist im Fall, dass ein Strukturwandel nicht stattfindet (oder zu spät)?


Zu "weltweitem Wachstum":
Ich weiß, dass an den meisten Hochschulen immer noch unkritisch diese veraltete Wirtschaftstheorie gelehrt wird. Bis in die '80er Jahre des letzten Jahrhunderts hatte sie auch ihre Berechtigung, weil das auf permanenten Wachstum basierende Wirtschaftssystem so noch funktionierte.

Heute gibt es innerhalb der fortgeschrittenen BWLer und VWLer (und z.T. auch in Unternehmen) einen eindeutigen Konsens, dass diese auf permanenten Wachstum ausgerichtete Wirtschaftsform durch die Realität und auch in Bezug auf unsere beschränkten Resourcen völlig überholt ist.

Wirtschaftswachstum ist mittlerweile nur noch durch aggressiven Verdrängungswettbewerb möglich (neue Technologien z.T. ausgenommen), d.h. der Kuchen hat seine maximale Größe längst erreicht und wer größere Anteile des Kuchens will, muß andere ausschalten.


*** Im Umkehrschluss müsste es ja allen Ländern spitze gehen, die sich der Globalisierung (im negativen Sinne) verweigern. Also so Traumländer wie Kuba, Nordkorea....***

Sarkasmus bringt uns nicht weiter und dieser Umkehrschluss ist zudem falsch.

Kuba und Nordkorea verweigern sich nicht der Globalisierung, sondern sind längst Bestandteil derselben, nämlich in Form von Niedriglohnländern.

Kuba geht es derzeit nicht gut, könnte sich aber noch zu einem aufblühenden Wirtschaftsstandort entwickeln.

Nordkorea produziert u.a. für China die Waren, die selbst als Chinaproduktion zu "teuer" wären, siehe die kürzlich ausgeweiteten Wirtschaftssanktionen gegen Nordkorea, die dessen Exporte aus bekannten Gründen empfindlich einschränken sollen.

Grundsätzlich sollte man aber nicht dem Irrtum verfallen, dass eine Teilnahme an der "Globalisierung" zwangsläufig auch wirtschaftlichen Erfolg bedeutet.


***
Ich weiß nicht, wo da die Binsenweisheit ist. ***

Als Binsenweisheit bezeichnet man allgemein einen als längst bekannt vorliegenden Sachverhalt und genau das habe ich formuliert und als solchen auch bezeichnet.


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Was Du beschreibst ist ein rein betriebswirtschaftlicher Ansatz bei dem Du unterstellst, dass die Produktionskosten bei Carvin höher waren als bei der Konkurrenz bei gleichem Verkaufspreisniveau und in Folge dessen kein Deckungsbeitrag erwirtschaft werden konnte. Ob dem so ist, wissen wir aber gar nicht. ***

Stimmt (und CM ist mir durchaus geläufig ;) ), wissen wir nicht, können das aber durchaus legitim unterstellen, da allein die Lohn- und Lohnnebenkosten in den USA ungleich höher sind, als in den fernöstlichen Niedriglohnländern. Ich denke, dieses Faktum bleibt unbestritten.


***
Dann hätte Carvin sich anders (höherpreisig) positionieren müssen.***

Klares Nein, denn CARVIN war von jeher eher hochpreisig. Man kann zwar "Mondpreise" verlangen, aber der Markt d.h. der Konsument diktiert die realisierbaren Preisobergrenzen.
Ergo: diesen Hebel konnte CARVIN nicht ansetzen.


*** Diezel schaffen sowas ja auch (wenn auch von Deutschalnd aus) ***

Ich weiß nicht, wie hoch der Anteil der Diezelfertigung in Deutschland ist. Außerdem hat(te) CARVIN ein wesentlich breiteres Produktportfolio als Diezel, die nur Amps herstellen.

Wenn man aber -davon unabhängig- das heutige Lohnniveau Deutschlands mit dem vor der Agenda 2010 vergleicht, ist Deutschland heute in sehr vielen Bereichen ein Niedriglohnland geworden. In Bezug auf die USA sowieso.

***
Ich finde es schade, dass die Company aufgegeben wurde. Gerade die kleinen Lunchbox Modelle fand ich interessant und hatte mich schon darüber informiert, weil ich eigentlich genau so etwas (klein, aber viele Kanäle und >50 Watt) suche.

Hier haben wir einen klaren Konsens :)

Gruß
RJJC
 
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