Gibt es Trainingsmethoden für die Stimme, dass die robuster & stabiler wird ?
Die Trainingsmethoden im GU zielen eher in die Richtung "Stimme weniger belasten" als "Stimme belastbarer machen".
Die Stimmmuskulatur und der damit zusammenhängende Apparat (Rachen, Zunge, Lippen usw.) lassen sich im Prinzip nicht trainieren wie man z.B. seine Beinmuskeln trainieren kann, bzw. sollte man es für das Singen tunlichst vermeiden. Wer meint, seine Stimmbänder trainieren zu müssen, wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit Stimmband-Knötchen einhandeln.
Der Sprechapparat ist von Natur aus auf große Ausdauer angelegt, sogar auch in Verbindung mit erheblichen Lautstärken. Man schaue/höre sich nur mal einen normalen Kindergeburtstags-Nachmittag an: Kinder, die über Stunden hinweg meist lautstark toben können. Und am Abend ist kein einziges Kind heiser!
Die Voraussetzung dafür ist der freie, ungehemmte Gebrauch des Sprechapparates, vor allem eine freie und ungehemmte Atmung. Das ist bei kleinen Kindern fast immer noch so gegeben, außerdem machen sich Kinder keinerlei Gedanken über ihr Sprechen oder Singen, sie tun es einfach. Und wenn es mal laut werden soll ("forte" in der Musik), kommt dies ganz einfach spontan aus der entsprechenden inneren Gestimmtheit. Wenn ein Hund laut bellt, denkt er auch nicht darüber nach, wie er das zu machen hat. Er bellt halt laut, und Hunde können das auch bekanntlich stundenlang.
Bei Älteren/Erwachsenen haben sich sehr oft Fehl-Haltungs-/Fehl-Atem-Stereotypen eingeschlichen und die Freiheit und Ungehemmtheit ist verloren gegangen. Dafür sind Verspannungen dazu gekommen, und wenn dann noch falsche, künstliche Vorstellungen dazu kommen, wie man jetzt Singen soll, sind die Probleme schon vorprogrammiert.
Ziel eines guten Gesangsunterrichts ist es, zuallererst eben diese ungehemmte, natürliche Disposition wieder zu finden, die Fehlspannungen zu beseitigen und alles wieder frei zu machen. Das beugt nicht nur Heiserkeit vor, sondern ermöglicht auch erst die Freiheit und Vielfalt des musikalischen Ausdrucks.
eine zusätzliche Hilfe ist es, wenn du beim Einatmen die Arme über den Kopf hebst und dann während des Ausatemvorgangs synchron mit dem Atemstrom die Arme sinken lässt - dann machst du dir eher bewusst, wie du ausatmest.
Umgekehrt ist noch effektiver, also Arme hoch beim Ausatmen und runter beim Einatmen. Dabei ist es aber sehr wichtig, einen sehr guten Bodenkontakt zu machen, gerade auch im Sitzen. Dabei hilft die Vorstellung, die Füße so aufzusetzen, dass man unmittelbar aufstehen kann. Das entlockt normalerweise auch eine gute Beckenboden- und Unterbauchspannung und insgesamt ein gutes spannkräftiges Gefühl.
In dieser spannkräftigen (nicht angespannten!) Haltung wird man feststellen, dass dieser Rhythmus der Armbewegung es viel leichter macht, diese Spannkraft gut zu bewahren. Der - gute - Spannungsverlauf dieser disponierten Form wird gleichmäßiger gehalten. Die Spannkraft bleibt ausgeglichen anwesend, wohingegen die oben beschriebene Form immer zu einem unausgeglichenen Pendeln zwischen zu viel/zu wenig Spannung führt und damit die Disposition ebenfalls viel unausgeglichener wird.
Die Lunge im Sitzen "aufblasen" halte ich für den Anfang auch für kontraproduktiv,
Nicht nur für den Anfang, sondern generell ist die Vorstellung schlecht, sich "aufzublasen" oder "aufzupusten". Denn diese Vorstellungen implizieren schnell eine Übertreibung und damit tappt man sofort wieder in die Falle, Überspannungen und Fehlspannungen zu machen. Mit dem bekannten Ergebnis, dass man in Wirklichkeit wieder eng und fest wird - und man paradoxerweise sogar das Gefühl hat, weniger Luft zu haben. Wenn man diesem Gefühl damit begegnen will, sich noch mehr "aufzublasen" betritt man den Teufelskreis einer sich immer weiter aufschaukelnden Verspannungs-Spirale. Bis schließlich gar nichts mehr geht.