[Review] TC Helicon T1

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Krasse Kiste!“

Produktbezeichnung: T1




Hersteller: TC Helicon


TC Helicon ist der kanadische Arm der dänischen TC Group. Unter Gitarristen sind die Pedale des dänischen TC Electronics recht bekannt. Die Jungs in Kanada haben sich umfangreiche Kompetenzen bei der Entwicklung von Geräten zur Pitch-Korrektur und anderen Voice-Effekten erarbeitet.

Mit der Integration Tannoys steigerten sich zu dem noch die Erfahrungswerte bei der Lautsprechertechnologie. Durch die Ausrüstung der britischen Armee im Zweiten Weltkrieg erlangte Tannoy größere Popularität. So hielt auch das Wort Tannoy Einzug in die britische Umgangssprache: „over the Tannoy“ bedeutet eine Durchsage über ein Lautsprechersystem zu machen. Diese Formulierung fand auch Eingang in das Oxford English Dictionary. Im englischen Original des Romans Per Anhalter durch die Galaxis heißt es: „Trillian sat hunched over a clump of instruments reading off figures. Her voice was carried round the Tannoy system of the whole ship.“

Heute gehören Tannoy und die TC Group zum „Behringer Imperium“ Music Group.

Hergestellt wurde das T1 laut Gehäusebeschriftung in Thailand.


vgl. http://www.music-group.com und https://en.wikipedia.org/wiki/Music_Group_(company)

Preis: ca. 100 €

Anwendungszweck

Wer erfolgreich mit seiner Band auf großen Bühnen spielt, der hat wahrscheinlich seinen eigenen Toni, der mittels entsprechendem Know How und technischem Gerät mit mehr als 5 Knöpfen einen professionellen Sound für den Sänger mischt. Wenn der Leser zu diesem Personenkreis gehört, dann wird ihn der T1 kaum interessieren.

Weit mehr singende Musiker dürften eine ähnliche Situation wie die folgende kennen: Man spielt an einem vorher unbekannten Ort und hat vorher nur die Information, dass eine PA vor Ort sein wird. Wen man nun Glück hat, dann befindet sich am Gig auch noch jemand, der die Bedienung der PA verstanden hat. Selten trifft man in solchen Situationen auf einen erfahrenen Toni. Der hier bringt eher so die An-Aus-Grundkompetenz mit sich und am liebsten würde man ihm den Sound aus der Hand nehmen. Hier wäre ein Pedal geil, was aus dem Mikrofonsound ohne viel Tamm Tamm einen geilen Mikrosound macht. Und genau das ist die Idee des T1.

Insbesondere wenn man unterwegs ist um Straßenmusik zu machen, und das ist eine besondere Leidenschaft von mir, dann will und kann man nicht viel Gerödel mitnehmen. Gerade hier könnte ein Gerät wie das T1 eine praktikable Alternative sein.


Verpackung und Lieferumfang

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Zum Lieferumfang gehören, neben dem T1 selber, ein Netzteil, ein USB-Kabel für Software-Updates und die Bedienungsanleitung. Das alles kommt in einer Kartonverpackung daher. Innen sind das Netzteil und das USB Kabel noch einmal in einem Plastikbeutel verpackt. Das muss für mein Empfinden nicht sein. Das hier verwendete Plastik hätte der Hersteller zu Gunsten seiner Kosten und der Umwelt einsparen können.

Stromversorgung

Laut Aufdruck auf dem Gerät benötigt das T1 12V DC 400mA. Ein entsprechendes Netzteil wird mitgeliefert. Es kann aber auch problemlos an einer Autobatterie betrieben werden.
Vor einiger Zeit hatte ich festgestellt, dass einem BodyRez auch 12V DC (zumindest kurzfristig) nicht schaden. Daher war ich auch bei dem T1 neugierig und schloss es kurzerhand mal an 9V DC an. Auch das funktioniert offenbar ohne jegliche Einschränkung. In der Folge habe ich das T1 schon häufiger an den 9V des Palmer BatPack angeschlossen. Läuft!

Aufbau und Bedienung

Der Anschluss vom Mikrofon zum T1 und vom T1 zum Amp/PA/Mixer/whatever erfolgt per XLR-Anschluss.
Zunächst sollte man sich dem seitlich befindlichen Mic-Gain-Poti zuwenden. Hier wird das Mikrofonsignal eingepegelt.


IMG_20170904_172832_edit.jpg


Das T1 hat einen integrierten Vorverstärker und stellt konstant Phantomspeisung zur Verfügung.

Auf der Oberseite findet man am T1 zwei Potis (Shape und Comp / De-ess), ein Knopf mit LED (Warmth) sowie der Fußschalter.

Ich empfehle jeden Soundcheck mit dem T1 mit beiden Potis auf 12 Uhr zu beginnen. Mit Shape kann man dann zunächst die Klangfarbe seinem Geschmack anpassen und dann an dem anderen Poti den Grad der Kompression und des De-ess einstellen.

Wer mag kann dann noch den Warmmodus aktivieren.

Es lasse sich bitte niemand davon irritieren, dass der T1 unmittelbar nach (erstmaligen) dem Aktivieren des Fußschalters zunächst einmal gar nichts zu bewirken scheint. Hier zeigt sich, dass im T1 komplexe Algorithmen zunächst das Signal analysieren und dann erst eingreifen. Dies beginnt bereits nach wenigen Sekunden und wird dann zunehmend deutlicher. Nach ca. 1 Minute scheint der T1 dann seine Settings erstmal gefunden zu haben, diese aber dennoch stets weiter zu optimieren.

TC Helico sagt einfach mal gar nichts dazu wie sie dies machen und auf welche FX-Parameter zugegriffen wird. Das ist deren Geschäftsgeheimnis. Bei dem BodyRez hält es TC Electronic genau so.

Je nach Grad der Kompression wird irgendwann die Feedbackanfälligkeit eines jeden PA-Systems zunehmen. Eine Anti-Feedback-Funktion wäre eine sinnvolle Ergänzung für das T1.

An dieser Stelle sei auch noch dankend erwähnt, dass die Bedienungsanleitung in einer noch gut lesbaren Schriftgröße gedruckt wurde. Das ist leider bei der von Thomann zur Verfügung gestellten Onlineversion nicht der Fall. (Bedienungsanleitung bei Thomann: https://images.static-thomann.de/pics/atg/atgdata/document/manual/257034_manual.pdf)


Verarbeitung

Alle Potis laufen sehr gut. Die auf der Oberseite haben eine Mittenrastung bei 12 Uhr. Die Potiknöpfe sind gummiartig und gut griffig. Der Warmth-Knopf hat einen angenehmen Druckpunkt aber ist auch irgendwie ein bisschen wacklig. Da hätte ich persönlich einen Kippschalter bevorzugt, dann hätte man sich auch die LED sparen können, die den Schaltzustand des Warmth-Knopfes anzeigt.

Der Fußschalter zum Aktivieren des FX im Pedal ist eigentlich ein Fußtaster. Ordentliche Qualität, die einen auf längere Sicht tauglichen Eindruck macht.

Das Gehäuse selbst ist offenbar aus massivem Metall und macht einen wirklich sehr stabilen Eindruck. Wer es seinem Bassisten an den Kopf werfen möchte, braucht sich keine Sorgen um das Gerät machen. Er sollte jedoch aufpassen, ihn nicht mit dem Gummirahmen am Boden des Gehäuses zu treffen, da dies den eintretenden Schmerz abmildern könnte.

Klang

Der verbaute Vorverstärker ist klanglich wirklich sehr ordentlich. Natürlich kann man auch den zum Rauschen bringen, aber dazu muss man ihn schon mächtig aufreißen. Wie weit hängt natürlich vom jeweils verwendeten Mikrofon ab. Ich habe es mit dynamischen Mikrofonen und Kondensatormikrofonen probiert. Beides beides klingt wirklich gut und macht ordentlich Signal. Der kann was!

Mit dem Shape- und dem Comp/De-ess-Poti lassen sich sehr schnell sehr ordentliche Ergebnisse erzielen. Die abgedeckten Bereiche erscheinen mir von den Klangergebnissen praxisnah gelungen. Die Tatsache, dass der Benutzer nur über zwei Potis auf das Ergebnis Einfluss nehmen kann scheidet natürlich die Geister, und natürlich ist es mit anderem Equipment und entsprechendem Wissen und Erfahrung möglich noch bessere Ergebnisse zu erzielen. Aber das T1 macht einen erstaunlich guten Job! Und bei nur zwei Reglern behalte selbst ich den Überblick. Ich bin eben kein Toni und habe auch nicht wirklich Lust dazu, mich so viel mit EQ-Gedöns für Gesang zu beschäftigen. Das T1 macht klanglich genau was es soll für mich: Das De-essing funktioniert sehr ordentlich. „Krasse Kiste!“ Läuft! Es nimmt dieses Mulmen raus und macht die Stimme deutlich verständlicher. Zudem scheint es der Stimme irgendwie zu schmeicheln. Es macht sie angenehmer. Und es komprimiert das Signal sehr angenehm. Klanglich toll und für mich vollkommen ausreichend. Passt!

Der Warmmodus passt für mein Empfinden deutlich besser zu höheren und klaren Stimmen als zu meiner. Für mich persönlich lasse ich den aus. Bei der Stimme meiner Frau kann ich dieser Klangfärbung schon eher was abgewinnen.

Fazit

Persönlich gehöre ich zu den Menschen, die Menüs verabscheuen. Ich merke mir weder gut noch gerne, welche Parameter es auf welchen Ebenen gibt. Ich mag Schalter, Lampen, Potis und so’n Zeug, wo ich auf einen Blick sehe, wo ich drehen muss. Und ich mag es einfach. Wenige Parameter sind mir lieber als die Übersicht zu verlieren. Ich mache lieber Musik als mich mit Bedienungsanleitungen zu befassen. Natürlich ist mir klar, dass ein guter Toni mit entsprechendem Equipment noch deutlich bessere Ergebnisse erzielen könnte. Ich kann das jedoch nicht und weder Toni noch FX ließen sich mal eben mit in den Gitarrenkoffer stopfen.

Produktinformation des Herstellers:

http://www.tc-helicon.com/de/products/voicetone-t1/
Produktvideo des Herstellers:
https://www.youtube.com/watch?v=89Zv5Ebg2aw
Weitere Reviews und/oder Videos zu dem Produkt:
Review bei bonedo.de: https://www.bonedo.de/artikel/einzelansicht/tc-helicon-voicetone-t1.html
Brett Manning tries the VoiceTone T1 for the first time:
 
Eigenschaft
 
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Mich würde mal interessieren, wie Tontechniker das sehen - gibt es welche, die skeptisch sind, wenn ein Sänger seinen Sound selbst so steuern will? Also, ich fänds dumm, weil man erstmal dem Sänger vertrauen sollte, dass er weiß, was er tut. Aber trotzdem frag ich mich das.
 
Mich würde mal interessieren, wie Tontechniker das sehen - gibt es welche, die skeptisch sind, wenn ein Sänger seinen Sound selbst so steuern will?

Interessieren würde mich das auch. Aber: Wann immer ein fähiger Toni sagt, dass er das mit seinem Equipment selber besser hinbekommt, würde ich ihn erstmal machen lassen. Erst wenn ich den Eindruck gewinne, er bekommt es nicht gebacken, würde ich mein T1 rausholen.
 
Vielleicht wäre es einfach gut, vor dem Soundcheck abzusprechen, dass man das Ding dabei hat und gerne benutzen würde. Dann kann der Tonmann einfach sagen "schauen wir mal, ich hörs mir an" oder etwas in der Art. Sollte ja nicht weiter verwerflich sein, dass Sänger ihre eigenen Effekte mitbringen. Als E-Gitarrist mache ich das ja auch. Nur ist es bei Sängern nicht so üblich.
 
Mich würde mal interessieren, wie Tontechniker das sehen - gibt es welche, die skeptisch sind, wenn ein Sänger seinen Sound selbst so steuern will? Also, ich fänds dumm, weil man erstmal dem Sänger vertrauen sollte, dass er weiß, was er tut. Aber trotzdem frag ich mich das.

Also ich als Tontechniker ("Toni"? Mhh.) nehme, was ich bekomme. Wenn es dann scheiße klingt, jo mei, so hat der Sänger es gewollt, dann kriegt er das. Wie bei den Gitarristen eben auch, die ihren eigenen miesen Hall unbedingt brauchen und die 300 Leute auch ohne PA beschallen. Wenn die zwischenmenschliche Situation offen genug ist, kann man da durchaus mal was sagen und vorsichtig fragen, ob es auch anders geht. Geht es aber meistens nicht, da die Leute sich ja darauf eingeschossen haben, diese Wunderkästchen alle unbedingt zu brauchen. Gilt natürlich für Bassisten auch, aber dort eher selten anzutreffen, und bei Sängern auch selten... bisher. :evil:

Mit einem Digitalmischpult kann man übrigens auf die Monitoranlage das unkomprimierte Signal geben, was Sänger oder Sängerin eine realistischere Rückmeldung zur eigenen Dynamik gibt. Das geht mit so einem Gerät wie hier diskutiert natürlich nicht mehr.

Da ist das doch schon eher für Auftritte ohne Tonmensch geeignet, gerade mit kleinen PAs, wo man kein Mischpult mit allen Optionen hat. Tatsächlich hatte ich auch schon mal einen Herren vor dem Mic, der mit seinem TC-Zeug, über das Git und Voc liefen, einen exzellenten Sound anlieferte. Aufdrehen und Spaß haben! Allerdings war der auch selber Produzent.
 
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Da ist das doch schon eher für Auftritte ohne Tonmensch geeignet, gerade mit kleinen PAs, wo man kein Mischpult mit allen Optionen hat.

Der Meinung bin ich auch.
Wir spielen vor 200 Leuten genau so (wie letztes Wochenende) wie vor 2000 Leuten im Zelt oder Open Air.
Wir haben uns bei diesem kleinen Gig selbst gemischt (mach übrigens ich mit dem I-pad - wir haben einen 16 Kanal Mackie Mixer für solche Zwecke)
Wir verwenden auch ein TC Gerät (kann mich gerade nicht erinnern wie es genau heißt :rolleyes:) und ich lasse am Pult alles trocken. Vielleicht bei den Stimmen noch ein wenig Kompressor, das wars.

Wenn wir grössere Sachen spielen bleibt der TC Helicon zu Hause und ich auf der Bühne und unser Tontechniker macht alles über das Pult.
 

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