[Review] QSC K8.2 Aktivbox mit Vergleich zur K8

Stollenfiddler
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Teil 1: Ersteindruck und Intensivtest

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Einleitung

Mit der Freundlichkeit eines hysterischen Warnsignals reisst mich meine Türglocke aus dem Dämmerzustand einer abklingenden Männergrippe. So läuten nur G-20-Gipfel-Polizeikommandeure, Gerichtsvollzieher oder Yodafone-Vertreter. Auf Schlimmste gefasst gehe ich an die Türe und begrüße – eine Kiste - , mindestens einen Kubikmeter groß, seitlich sind 2 Hände angebracht und aus ihr ertönt gedämpft die Stimme des UPS-Boten. OK, die Männergrippe hat mich immer noch im Griff, nicht der UPS wird geliefert, irgend was stimmt hier nicht und noch während mein schleimgefüllter Kopf versucht, sich Klarheit zu verschaffen, senkt sich der Pappkubus und dahinter kommt der hoch motivierte Servicedienstleister in mein Blickfeld, um wenige Sekunden später mit meiner Unterschrift auf seinem Tricorder zu verschwinden.
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Zwei Runden Matroschka und schon steht sie zu Füßen: die brandneue QSC K8.2. Allererster Eindruck: hochwertig. Keine überstehenden Grate, tolle Spaltmaße, alles wirkt fest und man möchte jedem Bauteil wünschen, dass es sich auch so glücklich fühlt, wie es ausschaut.
Hinter dem Frontgitter ist nun übrigens auch noch eine schwarze Gaze eingespannt, das wirkt schon sehr edel. Das Kaltgerätekabel kommt mit Arretierung daher und hat eine Länge von 3m. Das ist super und tatsächlich besser als beim Vorgängermodell, wo das Kabel einen schlappen Meter überbrückte.
Ein Handbuch liegt der Testbox nicht bei, aber auf der QSC Website gibt es diverse Fassungen, direkt für unterschiedliche Anwendungen aufbereitet.
Nebenbei lese ich die Spezifikationen durch: Class D Peak 1.800 Watt für die Mittel-Tieftöner. Tolle Zahl, aber 1,8 KW mit einem 8“ Chassis von Strom auf Luft wandeln, das ist physikalisch nicht möglich. Ich widerstehe dem Drang, das mal durchzurechnen und komme gleich auf die Lösung: Headroom. Maximale Leistungsaufnahme der Chassis, lange bevor der Verstärker ins Clipping geht. Starkes Konzept, wäre echt cool, wenn das mal jemand der Marketing -Agentur erklären würde. Denn die Energieaufnahme der Class-D Verstärker ist prinzipbedingt niedrig. Ob ich mal aufschraube und das Netzteil? Ich schweife ab...



Ersteindruck

QSC ist in Deutschland kein überaus bekannter Hersteller, hier einen "Nischenhersteller" zu vermuten ist jedoch falsch. In den USA werden die QSC Lautsprecher häufig zur Beschallung von Clubs und Bühnen genutzt, es gibt jedoch auch eine komplette Produktlinie für Kinos. Aktive und passive Lautsprecher, Verstärker, Mischpulte, Zubehör - wer es darauf ankommen lässt, kann sehr viele Beschallungslösungen mit dieser Marke finden.
Die K.2 Serie modernisiert die in die Jahre gekommen "K-Serie", der größte Unterschied für die Nutzer ist im vielfältigen DSP zu finden, der den Charakter des Aktivlautsprecher der jeweiligen Situation anpassen soll.

Die K8.2 ist eine kompakte multifunktions-2-Wege Aktivbox. Sie ist vorbereitet für den stehenden und schräg liegenden Einsatz, mit optionalen Zubehör lässt sie sich auch "fliegend" befestigen (M10 Mounts). Das Gehäuse besteht aus beschichtetem ABS Kunststoff, dieses Material ist extrem robust und dabei angenehm leicht, wer es nicht kennt braucht nur an LEGO denken. An der Oberseite befindet sich genau über dem Schwerpunkt der Box ein stabiler und angenehm zu greifender Griff. Für stehenden und liegenden Einsatz befinden sich großzügig dimensionierte aber zurückhaltend gestaltete Gummidämpfer am Gehäuse.
Auf der Rückseite befindet sich ein abgedeckter Kühlkörper, in der Box werkelt ein bedarfsregulierter Ventilator, den ich wärend des gesamten Tests nie zu Ohren bekommen werde. Wenn kein Signal anliegt wird nichts verstärkt und der Lüfter fährt augenblicklich runter. Dann ist die Box leise. Wirklich leise. Praktisch kein Grundrauschen vernehmbar! Liegt dann Signal an, dann legt sie los - was der Lüfter dann an Geräusch erzeugt, das bleibt dem Ohr verborgen.
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Bevor die neue Box mit in den Proberaum kommt, ein erster Wohnzimmertest. Zuspieler ist das Handy, per Miniklinke auf Miniklinke geht es in den Eingang 3 der K8.2. Wenngleich dieser im Display nicht separat zu regeln ist, wirken sich die DSP Presets auch dort aus (vermutlich =Kanal 1). Die Stereoquelle wird von der Box auf ein Monosignal geführt, Auslöschungen fallen mir dabei nicht auf. Ich schalte auf Studiomonitor. Die Beatles müssen ran, den Mix des Love-Albums habe ich schon auf diversen Boxen gehört. Und der Ersteindruck ist eine Überraschung: MP3 Artefakte, die auf mittelklassigen Consumer-Lautsprechern (Canton Ergo, Canton LE) kaum und einfachen Studiomonitoren (swissonic ASM 5 und 7) wenig auffallen, zeigen hier Präsenz. Also direkt an den CD-Player: kein Tiefbass, dafür ein knackiger Bass bei moderater Lautstärke, sehr gut auflösende Tiefmitten, harmonisch geht es in Richtung Höhen, wo Obertöne nicht hart, sondern seidig wirken. Auf mich wirkt der Klang dieser Lautsprecher insgesamt „rund“ und „harmonisch“ ohne dabei die knackige Charakteristik von PA Lautsprechern zu verlieren.



Technik und Einstellungen

Zunächst spiele ich mal mit dem DSP. Die Bedienung über zwei Tasten und ein Drehrad lässt sich auch ohne Handbuch schnell erschließen, bequem ist aber anders. Der Hersteller schreibt über seine Presets (meine Anmerkungen kursiv):
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DSP Presets:

DEFAULT: Das Standard-Preset der K.2-Lautsprecher. Warmer runder Klang, ausgewogen.

LIVE: Ein Preset für Livemusik, bei dem Frequenzen abgesenkt und angeglichen werden, die Feedback verursachen können. Ein Schritt in Richtung klassischer PA-Sound.

LIVE BRIGHT: Preset für Livemusik, das die Höhen etwas mehr betont als das Preset „Live“.Ein Schritt in Richtung klassischer PA Sound mit grauhaarigem FOH.

DANCE: Preset für besonders präsente Höhen und tiefe Bässe – es eignet sich vor allem für Dance, Hop usw. (jau, macht Spaß mit Konservenmusik, erstaunlich tiefer Bass)

* STAGE MONITOR 1: Preset für die Verwendung als Bühnenmonitor mit einem Mikrofon, bei dem Frequenzen angeglichen werden, die im Monitormix ein Feedback verursachen können: mit milder Anhebung der Höhen.

* STAGE MONITOR 2: Preset für die Verwendung als Bühnenmonitor ohne Mikrofon (zum Beispiel als Drum- Monitor), bei dem der Bassbereich stärker angehoben wird als bei „Stage Monitor 1“.

ACOUSTIC GUITAR/VOX: Preset für ein an Eingang A angeschlossenes Gesangsmikrofon sowie eine an Eingang angeschlossene Akustikgitarre, bei dem Frequenzen abgesenkt und angeglichen werden, Feedback zwischen diesen beiden Signalquellen verursachen können.

BASS AMP Preset: für die Verwendung als Bass-Combo optimiert: Mit Bass getestet, hier kommt die K8 an ihre Grenzen, der Tiefgang und die Wärme eines Bassamps werden nicht erreicht. Vermutlich ein Preset für die K12.2...

HAND MIC: Preset, bei dem Frequenzen abgesenkt und angeglichen werden, die bei der Verwendung typischen Gesangsmikrofons ohne Mischpult Feedback verursachen können.

HEAD MIC: Preset, bei dem Frequenzen abgesenkt und angeglichen werden, die bei der Verwendung typischen Headset-Mikrofons ohne Mischpult Feedback verursachen können.

STUDIO MON: Preset mit einem ausgewogeneren Frequenzgang und einem größeren Bassbereich, das Verwendung als Nearfield- oder Studiomonitor beim Abmischen eignet: auch die Höhen werden etwas angehoben, insbesondere Obertöne werden hier plastisch abgebildet

Freuenzgänge für die DSP Programme gibt der Hersteller nicht an. Für meine Ohren ist die Default Einstellung in fast allen Situationen das Preset der Wahl. Die übrigen DSP Programme ändern den Charakter der Box von subtil bis übermäßig und sicherlich wird es Situationen geben, in denen die Box mit DSP gut funktioniert. Aber als Musikerlautsprecher möchte ich selbst transparent Kontrolle über die Box haben, Feedbackfrequenzen lassen sich an anderer Stelle genauer absenken, Bass oder Höhenanhebungen sind ohnehin oft ein zweischneidiges Schwert.

Equalizer
Es lassen sich regeln:
  • zweifacher parametrischer Equalizer. Q-Faktor von 0,4 bis 4,
  • Höhenregelung, Frequenbereich regulierbar
  • Tiefmitten 100-500Hz, Frequenbereich regulierbar
Die Regelmöglichkeit umfassen je 0 bis –6dB. Über das Subwoofermenü lässt sich noch ein
  • Hochpassfilter (80/100/125Hz) schalten.
P9010838.JPG Die ganze Bedienung ist in diesem Bereich durchdacht, dennoch mühsam, wenn man sich bereits an bunt leuchtende Touchdisplays gewöhnt hat. Da das Bedienfeld auf der Rückseite der Box ist, kann man den Lautsprecher zwar der Situation im Prinzip gut anpassen, ein flinkes Nachregeln wie wir Mucker es gerne mal machen, ist aber praktisch ausgeschlossen.

Unter Settings gibt es dann noch eine hochinteressante Möglichkeit: das gesamte Boxensetup lässt sich als „Scene“ abspeichern. Hat man sich also alles fein eingerichtet, um als Singer-Songwriter mit Instrument und ein paar Backingfiles ein Soloprogramm ohne Mixer, allein mit der Box zu bestreiten, dann kann man dieses Setup speichern und die Box dann für andere Anwendungen konfigurieren. Insgesamt stehen 10 Speicherplätze zur Verfügung. Sich auf einem Zettel zu notieren welche Szene für welchen Einsatz vorbereitet ist, muss allerdings manuell geführt werden, da sich keine Namen für die Szenen eingeben lassen. Für Intensivnutzer bestimmt ein wichtiges Feature.


Einsätze

Ein paar Tage später, darf die Testbox mit in den Proberaum, wird direkt gegen den Vorgänger antreten. Als Preset habe ich „Live“ gewählt, die Vorgängerbox ist neutral eingestellt, beide Gainregler sind auf 50%. Am Mischer muss ich der 8.2 +0,9db Signal geben, dann klingt sie gleich laut. Und ist gerade was die E-Geige angeht auf Anhieb „runder“, nimmt den scharfen Höhen etwas Härte. Dabei hatte ich mir den Vorgänger damals gerade wegen dieser seidigen Höhen gekauft, wird es jetzt noch seidiger? Immerhin ist jetzt ein anderer Hochtöner verbaut. Ich vergleiche noch mal beide Aktiv-Lautsprecher in Sachen Gesang, kann da aber keinen Unterschied feststellen, der sich in Worte fassen ließe.

Die Band trifft ein (musikalischer Gemischtwarenladen, von folkig bis rockig), beide Boxen strahlen mich direkt an, ich kann flink zwischen ihnen wechseln. Immer noch auf "Live" bin ich im Kontext etwas enttäuscht. Wir Streicher kennen es in lauten Passagen nicht anders, als 110 Dezibel auf dem linken Ohr zu haben, und es ist ein langer Weg, sich mit weniger Lautstärke zufrieden zu geben. Gute Boxen helfen da enorm. Und meinem Monitorsignal fehlt gerade die Durchsetzungskraft. Es wäre kein Problem die Lautstärke zu erhöhen, aber das möchte ich nicht. Ich schalte den DSP zurück auf „Default“ und nun treibt es mir ein Lächeln ins Gesicht. Da isses, dieses letzte Quentchen Klarheit, dass ich vermisst habe.

Weiter geht’s mit der Box zur monatlichen Jamsession. Preset: Default, Sound: bin begeistert, in dem recht großen Raum habe ich den Eindruck, dass sich der Tiefmittenbereich der Geige viel besser entwickelt. Allerdings liegt die K8.2 angewinkelt auf dem Boden, die K8 stand in der Location meistens auf halber Höhe. Schwer zu vergleichen. Aber langsam verdichtet sich der Eindruck, dass die K8.2 in den tiefen Mitten mehr Druck aufbaut als die K8. Dabei legt QSC den Schwerpunkt nicht auf „brachialen PA Sound“, vielmehr zeichnen die Lautsprecher ein differenziertes Klangbild auf, dass deutlich an die HiFi-Ecke heranrückt, mit DSP sogar die Badewannencharakteristik marktüblicher Consumerprodukte rausschieben kann.

Ein paar Tage später dann, werden die beiden K8-Generationen eingepackt, um mit 200PAX-PA als Monitore auf einer Gartenparty aufzuspielen. Wie oft bei Privatpartys: die „Bühne“ ist untauglich, der Regenschutz hält dem Wind einer Gewitterfront nicht stand. Wir haben dann umgeschaltet auf „Wohnzimmerkonzert“, allerdings war hohe Lautstärke gewünscht, damit auf der fein überdachten Terrasse noch ein wenig Schallpegel anliegt. Wir haben eine „quick&dirty“ Lösung gesucht, sind mit den 3 Gesangsstimmen, Geige und Akustikgitarre in die K8, K8.2 und einen Marshall AS50R gegangen, dazu kamen noch akustisches Schlagzeug sowie E-Gitte und E-Bass mit eigenen Amps. Bühnensound = Zuhörersound! Als Lautstärkebegrenzer stellte sich dann die Marshall Akustik Box heraus und in dieser Situation hätte ich gerne noch ein wenig Hall in der K8.2 aufschalten wollen. Delay geht, Hall nicht. Vielleicht auch etwas viel erwartet...
Nebenbei zeigte sich – zumindest anhand der Lautstärkeregelung – dass die K8.2 mit ihrem eigenen Mikrofon-Vorverstärker deutlich lauter kann, als das Vorgängermodell. Was den Gesamtschalldruck angeht: QSC gibt eine Steigerung von 1db in den technischen Daten und von 2db im FAQ an (Begründung: unterschiedliche Messverfahren), im zweistelligen Bereich der Skala ist das nicht viel, aber 126 dba oder 128, das ist ganz klar zu hören.
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Zum Monitoreinsatz kam es dann ne Woche später doch noch. Und es passierte genau das, was ich erwartet hab: die K8.2 machte ihren Job ausgezeichnet, gerade im Outdoor-Einsatz ohne wesentliche reflektierende Wände sind die Leistungsreserven sehr beruhigend.
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K8 vs. K8.2

Womit wir schon bei den Differenzen zwischen K8 und K8.2 angekommen sind: Auf den ersten Blick sehen sich die Lautsprecher sehr ähnlich, zunächst scheint nur das Bedienfeld und die Winkelschräge verändert. Aber Verstärkerleistung, DSP, Änderung des Hochtöners und auch die veränderte Lage der Bassreflexöffnung zeigen, dass es sich um grundlegend unterschiedliche Boxen handelt. Die Differenzen der Übersichtlichkeit halber in Tabellenform:
K8K 8.2
Gehäuseoben leicht schräg, wirkt eleganter, Nutzung als Floormonitor nur mit „Schraubentrick“
Chassisschutz durch Metallgitter
oben gerade (kann man besser drauf sitzen), Schräge für die Nutzung als Floormonitor (Vorsicht: Zuspielerkabel Miniklinke sollte dann einen Winkelstecker haben, sonst knickt es steckernah)
Chassisschutz durch Metallgitter und Gaze
RegelmöglichkeitenHöhenboost (vocal)
Bassboost
ext. Subwoofer
(die Frequenzbooster packen das Signal kräftig an, was mir deren Nutzung unmöglich gemacht hat)
11 DSP Programme
2 parametrische Equalizer.
Höhen, Bass alles 0 bis –6dB Hochpassfilter dreistufig
Eingänge2 (Mic, Line - XLR, Klinke, Cinch)
Remote-Gain Buchse
3 (Mic, Line, HighZ - XLR, Klinke, Miniklinke)
Bedienungsimpel, Schalterhaptik kann mit Gesamtqualität nicht mithalten, externer Gainregler möglichfummelig, Haptik verbessert, aber nach wie vor Luft nach oben, die kleinen Gainregler sind unpraktisch
Klang KonservenmusikDruckvoll, aber kaum Tiefbass. Bassanhebung (DSP Deep) übertreibt.Druckvoll, Bassanhebung je nach DSP angemessen
Beide Boxen verlieren mit der Bassanhebung an Gesamtlautstärke, im Grenzbereich spielt die 8.2 jedoch lauter. Glaub ich zumindest, meine Ohren sind für die erzeugten Schallpegel nicht gebaut...
Klang Geige:Review K8 als GeigenverstärkerIn der Default-Einstellung klanglich nah am Vorgänger. Die Höhen sind etwas samtiger, mehr Druck in den Tiefmitten, dieser gehört kontrolliert, um nicht im Frequenzspektrum mit den Gitarren zu kollidieren.
Klang GesangDie alte K8 ist eine saugeile Aktivbox. Sämtliche Regelungen fand ich immer blöd, da war alles auf „flat“ und ich wusste immer was rauskommt. Die 8.2 ist anders. Über die Presets verändert sie ihren Charakter. Da wir in der Band mit einem Digitalpult arbeiten, wird ohnehin jeder Kanal, bei Wunsch auch im Monitorweg seiner Störfrequenzen beraubt. Daher habe ich die Box überwiegend im Default Preset betrieben, davon ausgehend, dass dieses „linear“ ist. Und das Fazit ist recht einfach: die K8.2 klingt genauso stark wie ihr Vorgänger, ist dabei aber etwas „wärmer“ oder auch „runder“ im Gesamtbild.
technische Differenzen2*500W
Hochtöner: 1,75“ Kompression
max Schalldruck: 127dB
Bassreflexöffnung : vorne unten
1*800W + 1*220W
Hochtöner: 1,4“ Titan Kompression
max Schalldruck: 128dB
Bassreflexöffnung: vorne seitlich
Ständerbuchsen1 Stück, neigbar, mit Neigung wandert der Schwerpunkt der Box aus der Ständerebene2 Stück, gerade oder geneigt, Schwerpunkt verbleibt auf der Ständermitte
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Der High-Z Eingang der 8.2 bedarf noch einer genaueren Erkundung. Dafür hab ich einfach die passive Piezo-Geige direkt und ohne Preamp eingestöpselt. Der Eingang muss noch auf „Instrument“ gestellt werden, die Box detektiert dann selbst, dass hier eine hochohmige Quelle anliegt und zeigt dies mit einer LED auf der Rückseite an. Und das Signal wird sauber wiedergegeben, mit all den Schwächen die so ein Piezo aufbaut. Im FAQ gibt QSC für den HighZ Eingang eine Impedanz von 250kOhm an, was in der Piezo-Welt kein sonderlich toller Wert ist. Aber Hand aufs Herz: ohne Preamp und Klangregelung sind die kleinen Quetschkristalle mehr Last als Quell der Freude, womit ich den HighZ Eingang als nettes Feature für den Notfall einordne.


Negatives

Wo Licht ist, da findet sich auch Schatten. Ja, ich bin Grobmotoriker und so manches Mal wurde meine alte K8 ohne große Zärtlichkeit angepackt. Das bezeugt sie mit einigen Kratzern im Lack. Sieht für mich so aus, als hätte sich da beim Nachfolger nichts verändert, mal sehen was Teil 2 des Tests zu dieser Fragestellung hergibt... :)

Die Steuerung des Signalprozessors sowie des EQ mit zwei kleinen Drucktasten und einem Drehregler hat den Charme der späten 80er, und das geht heute besser. Die kleineren und hochstehenden Gainregler sind ein Rückschritt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis funktioniert für die Box erst, wenn sie auch vielfältig genutzt wird.


Die K8.2 als Allround-Box

8“ Aktivlautsprecher gibt es sehr viele. Fast alle kosten deutlich weniger Geld. Haben die vergleichsweise teuren QSC Boxen auch mehr Wert?
Aus meiner Sicht gibt es an diesen Lautsprechern sehr wenig zu bemäkeln. Sie haben einen sehr ausgewogenen Klang, können richtig laut ohne zu verzerren und haben durch DSP Programme, Equalizer und die 3 Eingänge das Zeug dazu, als verstärkende Allzweckwaffe sehr vielfältig eingesetzt zu werden. Das ein Achtzöller kein Basswunder ist, gilt als gesetzt, wie viel Bass aber QSC hier erzeugt, wundert dann doch.

Viele Musiker-Lautsprecher haben einen "harten" Klang, dies ist der Aufhängung der Kalotten geschuldet, die im Vergleich zu HiFi-Lautsprechern viel mehr Dynamik und Spitzenpegel vertragen müssen. Die "leicht" aufgehängten HiFi Lautsprecher sind deutlich empfindlicher, lösen dafür aber oftmals feiner auf und entwickeln einen schmeichelhaften Wohlklang. Die K8 und die K8.2 Boxen liegen in der Charakteristik mittig wobei das neue Modell eben mit DSP Einsatz noch ein wenig in jede Richtung bewegt werden kann.

Der Umgang mit dem DSP verändert die Klangcharakteristik von subtil bis drastisch, wer selbst nachjustieren möchte, kann dies mit dem Equalizer machen, dann wird es allerdings frickelig in der Bedienung und ohne Erfahrung mit Frequenzgängen und Raummoden ist die Anpassung der Box an Raum und Instrument wenig aussichtsreich, da die Bedienung der parametrischen Equalizer weder intuitiv noch zügig von der Hand geht.
Sicherlich steckt ein Teil der hohen Kosten in der vorbereiteten Vielfalt der Anwendungen, selbst die Verwendung als Delay-Line ist ein Kinderspiel. Zwei regelbare Eingänge mit allen üblichen Eingangspegeln, ein dritter Eingang für Zuspieler, Hülsen für Lautsprecherständer in unterschiedlicher Neigung, das Ganze kompakt und vergleichsweise leicht.
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Was den Klang angeht: die K8.2 liegt in der Default Einstellung mittig zwischen dem üblichen Klang robust konstruierter PA Lautsprecher und dem Wohlklang von HiFi-Boxen. Der DSP ermöglicht ein paar Schritte in die jeweilige Richtung womit sich auch klanglich eine außergewöhnliche Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten ergibt - mit der Konkurrenz duch Spezialprodukte, die dann für ihr Einsatzgebiet ein besseres Preis-Leistungsverhältnis zeigen.



Fazit 3: Die K 8.2 als Instrumentalverstärker und Bodenmonitor


Als Geiger wünsche ich mir von Aktivboxen eine cleane und lineare Wiedergabe. Dies leisten üblicherweise Akustik-Verstärker, die dann oft auch noch Hall, Delay und Chorus haben. Alle anderen Verstärker passen nur mit extrem viel Glück, wenn ihr Frequenzverhalten zum Instrument passt.

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Die QSC macht einfach laut, und das verzerrungsfrei und direkt. Üblicherweise nutze ich nur Preamp und Hall, gelegentlich Delay. In diesem Setup spielen beide K-Boxen phantastisch auf. Mit Multieffekt kann ich bei Bedarf auch eine Heavy-Gitarre imitieren, gerade Amp+Cabinet Simulationen werden mit der K8.2 lebendig, das macht echt Laune. Bei der Nutzung als Instrumentalamp wäre ein Lautstärkeregler an der Vorderseite extrem praktisch. Die Remote-Gain-Buchse wurde eingespart, so dass es immer einen umständlichen Griff um die Box herum gibt. Diese "Blindbedienung" klappte beim Vorgänger sehr gut, die Drehregler waren eingelassen, groß und gut tastbar. Die kleinen, hervorstehenden Regler sind für diese Anwendung suboptimal.

Im Vergleich zum Vorgänger hat QSC bei der Bauform nachgelegt: die Schräge für die Floormonitoranwendung gefällt mir sehr gut.
Die Stimmwiedergabe kommt warm aber ohne Mulm, was mich beim Gesang sehr unterstützt. Die Höhenwiedergabe ist klar aber niemals spitz oder harsch. Da ich Teil des Backingvocalsatzes bin, ist mir wichtig, mich selbst im Monitor deutlich herauszuhören, ohne meine Stimme überlaut zu machen. Diese Aufgabe leistet die K8.2 souverän. Im Gegensatz zu den größeren K.2 Modellen hat die "Kleine" ein recht breites Abstrahlverhalten, das ist sehr angenehm, wenn man sich auf der Bühne etwas bewegt. Wer als Sänger ein höhenbetontes Monitoring sucht, findet ganz sicher ein passendes Preset (Live bright, Stage Monitor).
Feedbackprobleme hatte ich mit der 8.2 an keiner Stelle. Allerdings addieren sich mein Mikrophon (Rode M1) und diese Box in der Betonung des Grundtonbereichs, was ich im Mixer geradegezogen habe, dies wäre aber mit etwas Geduld eben auch mit dem On-Board-EQ der K8.2 gut möglich gewesen.

Klanglich lösen die Boxen sehr fein auf, nicht jedem gefällt dieser Sound auf Anhieb, hat man sich aber einmal richtig reingehört, fällt ein Rückschritt auf einfache Monitore schwer.




Fazit 4: K8 und K8.2 im Vergleich


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Die neue 8.2 ist eine konsequente Weiterentwicklung. Beide Aktivboxen zeichnen sich durch ihre enorme Vielseitigkeit aus. Während die DSP Steuerung im Vorgängermodell noch „analog“ wirkte (Höhenanhebung, Bassanhebung, flat, ext. Sub) kann nun sehr viel genauer reguliert werden. Es gibt einen zusätzlichen Eingang, statt Cinch nun Miniklinke (Winkelsteckerkabel besorgen!), statt neigbarer Stativbuchse nun ein ausgewogenes System. Das sind alles tolle Features. Wer aber einfach eine handliche, leistungsstarke Aktivbox benötigt, der sollte unbedingt jetzt noch mal ein Auslaufmodell des Vorgängers ordern, da bekommt man viel Klang für den Euro.
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Das war Teil Eins des Tests, nun gehts in die zweite Testphase: Dauerbelastung, Klimastress im Wintereinsatz, Gehäusebelastbarkeit im Roadbetrieb und wenn alles passt: Anpassung an irischen Strom bei unserer Auslandstour 2018...
 
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Seit kurzem habe ich sie auch, die K8.2, davor hatte ich oft die K8 im Einsatz. Als Tonkutscher kann ich sagen: Eine runde Sache. Wie die K8 auch ist die K8.2 eher gefällig, neutral und ausgewogen, mit einem nur kleinen Hang zu zuviel Feenstaub in den Höhen. Diese Ausgewogenheit erschafft auch eine größere Erleichterung beim Thema Rückkopplung, insbesondere bei Sprachbeschallungen mit unerfahrenen und mikrophoben Rednern.

Ich betreibe die Box immer mit dem EQ-Preset "default", die K8 immer mit "flat". EQ mache ich am Pult, da soll die Box bitte nicht reinpfuschen.

Anders mag man das sehen, wenn man die Box als Bass-Amp nutzt, was sich eigentlich mit der neuen Variante anbietet, ist doch ein Instrumenten-Eingang dabei. Doch auch da bin halte ich den EQ flach. :tongue: Allerdings würde man da 1MOhm Impedanz erwarten und nicht 250kOhm, mit passiven Bässen ist man geliefert, mit passiven Piezos sowieso, da sollten es 5, wenn nicht gar 10MOhm sein.

Ein kurzer Test mit einer Kontrabass-Balalaika und aktivem Shadow-Pickup-System zeigt: So optimal ist das direkt nicht. Der Klang verändert sich schon deutlich zum Gefälligeren, wenn ich einen Studio-Preamp (Fredenstein VAS) dazwischenschalte.

Als Amp ist die Box wohl nach wie vor nur richtig genießbar, wenn man sich einen Preamp davorhängt, derer es ja etliche gibt, z.B. für Strombasser den Eden WTDI. Dann hätte QSC den Instrumenten-Eingang aber auch weglassen können.

Wer es ganz ganz leise will, wird vom Lüfter gestört. Sobald aber ein paar Leute mehr im Raum sind, fällt dieser nicht mehr ins gewicht.

Aber nichtsdestotrotz, wie ich diese Zeilen schreibe ist der Straßenpreis der K8.2 bei 622€ und dafür bekommt man ein gut klingendes Kraftpaket, mit dem auch größere Veranstaltungen noch wohltönend über die Bühne gehen können.

Andererseits: Wer die K8 schon hat und nicht noch mehr Boxen braucht, der gewinnt mit der K8.2 nur eine Monitorschräge und mehr Leistung und sonst nicht viel.
 
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Nachtrag der Vollständigkeit halber: Auch der Fredenstein V.A.S. hat mit ">120kOhm" keinen für passive Tonabnehmer geeigneten DI-Eingang. Für passive Piezos bietet sich dem Tonkutscher die Radial StageBug Piezo DI-Box an, die aber nicht ohne Phantomspeisung kann. Musiker können bei Fishman fündig werden. Man muss aber schon das Datenblatt wälzen. Tatsächlich klingt z.B. ein passiver Piezo am Kontrabass über einen Bass-Amp komplett anders als über einen HiZ-Input mit 10MOhm von Fishman.

Und noch zur K8.2: Der eingebaute EQ ist praktisch, wenn man das Ding als Amp nutzt, aber zu bedienen ist er nicht praktisch.
 
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