omnimusicus
Registrierter Benutzer
Der Markt für Zwei-Wege-Boxen mit Zwölf- oder Zehnzoller im Bass ist schwer umkämpft.
QSC bewirbt ihre neue K.2-Generation als "nächsten Standard" bei Topteilen. Ein hoher Anspruch, das schaue ich mir hier an.
Diese K.2-Boxen kommen in drei Größen und ich konnte die K12.2 mit 12-Zoll im Bass 4 Wochen lang testen.
Die Box ist sehr universell angelegt, sozusagen eine Wollmilchsau mit Gemüsebeet. Die Liste der Features liest sich beeindruckend. Hier nur die für mich interessanten davon:
- zwei Stativ-Flansche mit verschiedenen Neigungswinkeln
- Monitorschräge
- 3 getrennt regelbare Eingänge, für Line-Out, Mikrophone und hochohmige Instrumente.
- DSP mit Presets und EQ, Delay ...
Damit kann man viele Szenarien abdecken, ohne einen externen Controller verwenden zu müssen.
Als Topteil, mit und ohne Subwoofer-Unterstützung, als Bodenmonitor, als Bassbox oder Gitarrenbox für einen Modelling-Preamp, als Delayline bei der Rede des Bürgermeisters, Workshops mit einem Mikrophon und Laptop ... das geht prinzipiell alles "out of the box".
Bis auf die Delayline habe ich in den letzten Wochen alle diese Szenarien ausprobiert, in verschiedenen Proberäumen und zuhause.
Sound
Das Ding kann sehr laut. Ohne dabei scharf oder spitz zu werden.
Für viele Fälle ist auch der Tiefgang gut genug, daß kein extra Subwoofer benötigt wird. Enorm, was ein einzelner Zwölfzoller an Bass raushauen kann.
Die Box wird mit insgesamt 2000 Watt angegeben, da ist schon was dahinter.
Es ist mir nicht gelungen, die Box akustisch in Bedrängnis zu bringen. Normalerweise kriege ich jede Box an die Kotz-Grenze.
Ich habe es echt versucht, aber da zerrt, klappert oder rasselt nichts. Alle Achtung
Wenn es der Box zuviel wird, zeigt sie ganz entspannt die rote Limiter-LED. Es klingt dann nicht einmal richtig nach Limiter, es wird nur einfach nicht mehr lauter.
Da haben die Entwickler gute Arbeit geleistet, die Box ist völlig robust und unproblematisch.
Bei aller Vielseitigkeit hat die K12.2 bessere und schlechtere Seiten. Die Box gefällt mir als Topteil gut. Sie klingt offen und durchsetzungsfähig.
Sie kann sich gut durch viele Meter Luft durchfräsen. Es klingt mir nach einer leichten Überhöhung so um 1.5 kHz, die ich aber nicht nachgemessen habe.
Dafür neigt die Box zu einer gewissen Kühlheit im Sound. Sie wirkt etwas künstlich, vor allem, wenn man relativ nahe an der Box steht.
Die DSP-Presets wirken sich zwar stark aus, aber ein bestimmter Charakter der Box bleibt erhalten.
Es kommt aber auch immer drauf an, womit man vergleichen kann.
Ich habe passive Boxen aus einer ähnlichen Preisklasse, die mir persönlich besser gefallen. Die sind noch offener und unverfärbter.
Gegen ein Stäbchen-System, das alleine sogar teurer ist, war die K12.2 dagegen eine Wohltat ...
Als Boden-Monitor hat mir die K12.2 dagegen nicht so gut gefallen. Da klang sie mir zu künstlich und ich hatte schnell das Bedürfnis, nach quäkenden Mitten zu suchen.
Auch muß man recht schnell dröhnenden Tiefgang bekämpfen. Die K12.2 geht so tief, daß sie am Boden, mit daraus resultierender Bass-Kopplung, schnell zu dröhnen beginnt.
Es gibt zwei DSP-Presets für Monitore, die mittenbetonter sind. Der DSP greift da aber recht krass ein. Da muß man im Ernstfall ausprobieren.
Neben den Presets gibt es ja auch einen expliziten Low-Cut (für Subwoofer-Nutzung) und einen weiteren 4-Band-EQ, der einzelne Frequenzen um bis zu 6 dB wegfiltern kann.
Mit diesen Mitteln müßte man zurechtkommen. Für Monitoring ist aber vielleicht die etwas kleinere K10.2 besser.
Als Bass-Amp genutzt - direkt den E-Bass mit Klinkenkabel eingesteckt, oder auch mit kleinem Vorverstärker - zeigt sie beachtlichen Bumms. Das klingt nach mehr als nur einem Zwölfzoller. Da muß sich manche 4x10er strecken.
Aber da zeigte sich gegenüber einer echten Bassbox eine gewisse Unschärfe im Tiefbass, Basslinien wurden schwammig. Mit passenden Reglern läßt sich das etwas bändigen.
Ein Ersatz für einen echten Bassamp ist es für mich nicht. Man muß aber dafür auch keine Angst um das Gerät haben. Siehe oben - die Box hat auch mit E-Bass alles locker weggesteckt.
Beim Kanal 2, in Stellung "Instrument", konnten bei mir Störsignale, z.B. Eisenbahn-Oberleitungen und Endstufentrafos, beim E-Bass teils Chorus-artige Artefakte erzeugen. Das aber nur bei lauter Box und relativ leisem Spiel. Da scheint der DSP das Signal ein wenig offensiv zu bearbeiten. In der Praxis ist das aber nicht wirklich relevant.
Ich konnte dies auch nicht immer reproduzieren.
Handhabung und Optik
Es ist eine "Plastikbox", da scheiden sich einfach die Geschmäcker.
Die Box sieht für ABS-Kunststoff dezent und elegant aus, mir persönlich stehen aber Holz oder MDF näher.
Ca. 18 Kilo wiegt die Box. Sie wirkt aber leichter durch gute und gut platzierte Griffe. Der Griff ganz oben macht die Box leicht einhändig tragbar, auch über weitere Strecken.
Zwei Taster und ein Endlosrad ermöglichen die Konfiguration auf der Rückseite. Das finde ich zwar prinzipiell ausreichend, aber teils etwas fummlig. Allzuviel will ich da ungern konfigurieren.
Das hat dafür aber auch den Vorteil, daß man so schnell nichts aus Versehen umstellt.
Die Konfiguration ist für mich als relativ erfahrener Benutzer offensichtlich. Ich habe keinerlei Bedienungsanleitung benötigt, um alles einstellen zu können.
Per Menü läßt sich auch einstellen, ob die LEDs hinten, vorne oder gar nicht leuchten. Das kann für Gala- oder Theaterevents sehr nützlich sein. Das sieht alles durchdacht aus. Ein Einsteiger wird aber vermutlich möglichst die Finger davon lassen.
Liegt die Box auf dem Boden, dann wird es beim zweiten Kanal eng, wenn ich große Neutrik-Klinkenstecker verwende. Da wären ein paar mehr Zentimeter Luft gut, um die Kabel nicht zu knicken. Entweder sollte man da Winkelklinken oder eben kürzere Klinkenstecker nutzen.
Auch können längere Kaltgerätestecker etwas gebogen werden. Nicht kritisch, aber doch etwas unschön.
Bewertung
Bemerkenswert ist der Krawall, der aus der Box kommen kann. Sowohl in der Höhe als auch in der Tiefe.
Auch die Vielseitigkeit der Box. Die Universalität ist vielleicht aber auch gerade die Krux. Denn, wer braucht das alles tatsächlich ?
Ich selbst könnte es zwar brauchen. Ich komme gut herum in der weiten Welt der Musik.
Vom Posaunenchor bis Hardcore-Punk, als Spieler oder Techniker. Da benötige ich relativ universelle Geräte.
Alle oben erwähnten Szenarien kommen bei mir im Laufe eines Jahres vor, und ich muß alles in einem kleinen Auto transportieren.
Aber ich bin da eher eine Ausnahme. Solche Vögel wie ich erzeugen nicht den großen Umsatz
Wer als Verleiher ein lautes Topteil sucht, braucht die meisten der DSP-Features nicht. Der hat alles nötige im Pult oder Siderack.
Und wer eine kleine Bassbox sucht, wird eher eine klassische Bassbox haben wollen.
Eine Spezialistenbox kann das Spezielle eben besser ...
Ich kann mir aber gut vorstellen, daß man neben größerem Material z.B. zwei solcher Boxen als "Ausputzer für alle Fälle" gut verwenden kann.
Insgesamt:
Wertung: gut
Kaufempfehlung: ja
Würde ich sie selbst kaufen: nein
Das mag widersprüchlich klingen, liegt aber teils am Vergleichsmaterial, das mir zur Verfügung steht, und auch an persönlichen Präferenzen.
Mag diese Box auch nicht alles schön können, so kann sie doch zumindest alles. Der Markt ist aber gut gefüllt, so daß genügend Alternativen bereitstehen.
Hier noch ein Photo meines Testlabors im Wohnzimmer, mit fünfsaitigem Testimpulsgeber. Jetzt ist aber alles wieder weggeräumt
Spaß hat es gemacht, das Testen. Einiges gelernt habe ich auch dadurch.
Gruß, der Omnimusicus
QSC bewirbt ihre neue K.2-Generation als "nächsten Standard" bei Topteilen. Ein hoher Anspruch, das schaue ich mir hier an.
Diese K.2-Boxen kommen in drei Größen und ich konnte die K12.2 mit 12-Zoll im Bass 4 Wochen lang testen.
Die Box ist sehr universell angelegt, sozusagen eine Wollmilchsau mit Gemüsebeet. Die Liste der Features liest sich beeindruckend. Hier nur die für mich interessanten davon:
- zwei Stativ-Flansche mit verschiedenen Neigungswinkeln
- Monitorschräge
- 3 getrennt regelbare Eingänge, für Line-Out, Mikrophone und hochohmige Instrumente.
- DSP mit Presets und EQ, Delay ...
Damit kann man viele Szenarien abdecken, ohne einen externen Controller verwenden zu müssen.
Als Topteil, mit und ohne Subwoofer-Unterstützung, als Bodenmonitor, als Bassbox oder Gitarrenbox für einen Modelling-Preamp, als Delayline bei der Rede des Bürgermeisters, Workshops mit einem Mikrophon und Laptop ... das geht prinzipiell alles "out of the box".
Bis auf die Delayline habe ich in den letzten Wochen alle diese Szenarien ausprobiert, in verschiedenen Proberäumen und zuhause.
Sound
Das Ding kann sehr laut. Ohne dabei scharf oder spitz zu werden.
Für viele Fälle ist auch der Tiefgang gut genug, daß kein extra Subwoofer benötigt wird. Enorm, was ein einzelner Zwölfzoller an Bass raushauen kann.
Die Box wird mit insgesamt 2000 Watt angegeben, da ist schon was dahinter.
Es ist mir nicht gelungen, die Box akustisch in Bedrängnis zu bringen. Normalerweise kriege ich jede Box an die Kotz-Grenze.
Ich habe es echt versucht, aber da zerrt, klappert oder rasselt nichts. Alle Achtung
Wenn es der Box zuviel wird, zeigt sie ganz entspannt die rote Limiter-LED. Es klingt dann nicht einmal richtig nach Limiter, es wird nur einfach nicht mehr lauter.
Da haben die Entwickler gute Arbeit geleistet, die Box ist völlig robust und unproblematisch.
Bei aller Vielseitigkeit hat die K12.2 bessere und schlechtere Seiten. Die Box gefällt mir als Topteil gut. Sie klingt offen und durchsetzungsfähig.
Sie kann sich gut durch viele Meter Luft durchfräsen. Es klingt mir nach einer leichten Überhöhung so um 1.5 kHz, die ich aber nicht nachgemessen habe.
Dafür neigt die Box zu einer gewissen Kühlheit im Sound. Sie wirkt etwas künstlich, vor allem, wenn man relativ nahe an der Box steht.
Die DSP-Presets wirken sich zwar stark aus, aber ein bestimmter Charakter der Box bleibt erhalten.
Es kommt aber auch immer drauf an, womit man vergleichen kann.
Ich habe passive Boxen aus einer ähnlichen Preisklasse, die mir persönlich besser gefallen. Die sind noch offener und unverfärbter.
Gegen ein Stäbchen-System, das alleine sogar teurer ist, war die K12.2 dagegen eine Wohltat ...
Als Boden-Monitor hat mir die K12.2 dagegen nicht so gut gefallen. Da klang sie mir zu künstlich und ich hatte schnell das Bedürfnis, nach quäkenden Mitten zu suchen.
Auch muß man recht schnell dröhnenden Tiefgang bekämpfen. Die K12.2 geht so tief, daß sie am Boden, mit daraus resultierender Bass-Kopplung, schnell zu dröhnen beginnt.
Es gibt zwei DSP-Presets für Monitore, die mittenbetonter sind. Der DSP greift da aber recht krass ein. Da muß man im Ernstfall ausprobieren.
Neben den Presets gibt es ja auch einen expliziten Low-Cut (für Subwoofer-Nutzung) und einen weiteren 4-Band-EQ, der einzelne Frequenzen um bis zu 6 dB wegfiltern kann.
Mit diesen Mitteln müßte man zurechtkommen. Für Monitoring ist aber vielleicht die etwas kleinere K10.2 besser.
Als Bass-Amp genutzt - direkt den E-Bass mit Klinkenkabel eingesteckt, oder auch mit kleinem Vorverstärker - zeigt sie beachtlichen Bumms. Das klingt nach mehr als nur einem Zwölfzoller. Da muß sich manche 4x10er strecken.
Aber da zeigte sich gegenüber einer echten Bassbox eine gewisse Unschärfe im Tiefbass, Basslinien wurden schwammig. Mit passenden Reglern läßt sich das etwas bändigen.
Ein Ersatz für einen echten Bassamp ist es für mich nicht. Man muß aber dafür auch keine Angst um das Gerät haben. Siehe oben - die Box hat auch mit E-Bass alles locker weggesteckt.
Beim Kanal 2, in Stellung "Instrument", konnten bei mir Störsignale, z.B. Eisenbahn-Oberleitungen und Endstufentrafos, beim E-Bass teils Chorus-artige Artefakte erzeugen. Das aber nur bei lauter Box und relativ leisem Spiel. Da scheint der DSP das Signal ein wenig offensiv zu bearbeiten. In der Praxis ist das aber nicht wirklich relevant.
Ich konnte dies auch nicht immer reproduzieren.
Handhabung und Optik
Es ist eine "Plastikbox", da scheiden sich einfach die Geschmäcker.
Die Box sieht für ABS-Kunststoff dezent und elegant aus, mir persönlich stehen aber Holz oder MDF näher.
Ca. 18 Kilo wiegt die Box. Sie wirkt aber leichter durch gute und gut platzierte Griffe. Der Griff ganz oben macht die Box leicht einhändig tragbar, auch über weitere Strecken.
Zwei Taster und ein Endlosrad ermöglichen die Konfiguration auf der Rückseite. Das finde ich zwar prinzipiell ausreichend, aber teils etwas fummlig. Allzuviel will ich da ungern konfigurieren.
Das hat dafür aber auch den Vorteil, daß man so schnell nichts aus Versehen umstellt.
Die Konfiguration ist für mich als relativ erfahrener Benutzer offensichtlich. Ich habe keinerlei Bedienungsanleitung benötigt, um alles einstellen zu können.
Per Menü läßt sich auch einstellen, ob die LEDs hinten, vorne oder gar nicht leuchten. Das kann für Gala- oder Theaterevents sehr nützlich sein. Das sieht alles durchdacht aus. Ein Einsteiger wird aber vermutlich möglichst die Finger davon lassen.
Liegt die Box auf dem Boden, dann wird es beim zweiten Kanal eng, wenn ich große Neutrik-Klinkenstecker verwende. Da wären ein paar mehr Zentimeter Luft gut, um die Kabel nicht zu knicken. Entweder sollte man da Winkelklinken oder eben kürzere Klinkenstecker nutzen.
Auch können längere Kaltgerätestecker etwas gebogen werden. Nicht kritisch, aber doch etwas unschön.
Bewertung
Bemerkenswert ist der Krawall, der aus der Box kommen kann. Sowohl in der Höhe als auch in der Tiefe.
Auch die Vielseitigkeit der Box. Die Universalität ist vielleicht aber auch gerade die Krux. Denn, wer braucht das alles tatsächlich ?
Ich selbst könnte es zwar brauchen. Ich komme gut herum in der weiten Welt der Musik.
Vom Posaunenchor bis Hardcore-Punk, als Spieler oder Techniker. Da benötige ich relativ universelle Geräte.
Alle oben erwähnten Szenarien kommen bei mir im Laufe eines Jahres vor, und ich muß alles in einem kleinen Auto transportieren.
Aber ich bin da eher eine Ausnahme. Solche Vögel wie ich erzeugen nicht den großen Umsatz
Wer als Verleiher ein lautes Topteil sucht, braucht die meisten der DSP-Features nicht. Der hat alles nötige im Pult oder Siderack.
Und wer eine kleine Bassbox sucht, wird eher eine klassische Bassbox haben wollen.
Eine Spezialistenbox kann das Spezielle eben besser ...
Ich kann mir aber gut vorstellen, daß man neben größerem Material z.B. zwei solcher Boxen als "Ausputzer für alle Fälle" gut verwenden kann.
Insgesamt:
Wertung: gut
Kaufempfehlung: ja
Würde ich sie selbst kaufen: nein
Das mag widersprüchlich klingen, liegt aber teils am Vergleichsmaterial, das mir zur Verfügung steht, und auch an persönlichen Präferenzen.
Mag diese Box auch nicht alles schön können, so kann sie doch zumindest alles. Der Markt ist aber gut gefüllt, so daß genügend Alternativen bereitstehen.
Hier noch ein Photo meines Testlabors im Wohnzimmer, mit fünfsaitigem Testimpulsgeber. Jetzt ist aber alles wieder weggeräumt
Spaß hat es gemacht, das Testen. Einiges gelernt habe ich auch dadurch.
Gruß, der Omnimusicus
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