reisbrei
HCA Vocals / -Equipment
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Seid mir gegrüßt, ihr Vocalioten und Vocaliotinnen da draußen
Boss ist wieder da
Öhm.....waren die weg? Naja, irgendwie schon. Was Gesangseffekte angeht, habe ich eine gefühlte Ewigkeit nix von ihnen gehört. Möglicherweise versprach man sich nicht allzu viel vom Sangesmarkt, möglicherweise hatte man Angst vor'm - mittlerweile zum unangefochtenen Platzhirsch avancierten - Mitbewerber TC-Helicon oder man hat uns einfach vergessen. Wer weiß?
Jedenfalls gibt es nun ein neues Spielzeug von Boss, es hört auf den Namen "VE-8 Acoustic Singer" und kommt zur Feier des Tages nicht nur champagnerfarben, sondern auch mit einem feschen Produktlink daher:
Bevor ich das Teil nun auspacke, erst einmal vielen Dank an die Boss/Roland Leute, die mir das Kästchen zum Test zur Verfügung stellten. Ich werde es direkt nach Abschluß desselben wieder zurückschicken, wer also nach Lesen dieses Reviews noch Fragen hat.....darf sie behalten. Hihihi, ich werde natürlich gern versuchen, sie zu beantworten, aber ausprobieren kann ich dann eben nix mehr.
Mit dem TC Zeugs kenne ich mich ja einigermaßen aus, umso gespannter war ich auf dieses Konkurrenzprodukt. Bei dem, was TC in der letzten Zeit so aufgefahren hat, ist die Meßlatte auf einer recht imposanten Höhe gelandet - und ich gebe gerne zu, daß ich von TC überzeugt bin, fast alle von mir getesteten Geräte (mittlerweile immerhin 7 an der Zahl, wenn ich nix vergessen hab) weiterempfehlen kann und ja selbst auch seit längerem TC-Nutzer bin. Der kleine güldene Geselle wird es also nicht leicht haben.
Beim ersten Anblick der Verpackung, Produktfotos etc. wird einem sofort klar, daß hier ein anderer Ansatz als bei TC verfolgt wird. Doch zunächst zwei Anmerkungen:
1. Ich vergleiche den VE-8 in diesem Review mit meinem TC-Helicon Gerät (VoiceLive 3 Extreme). Das ist aufgrund der unterschiedlichen Preisklassen nicht ganz fair, aber die kleineren TCs bedienen sich auch nicht anders und ich bin bereit, dem VE-8 ein wenig Luft beim Klangvergleich zu gönnen. Ehrlich gesagt sind mir derzeit auch keine anderen Gesangsmulti-Bodentreter bekannt. Es gab den DigiTech Live-FX (siehe mein Review dazu), aber er ist mittlerweile vollends von der Bildfläche verschwunden. Der Markt gehört TC, und bis ernstzunehmende Konkurrenz auftaucht, muß sich eben alles daran messen lassen.
2. Es gibt noch mehr Boss-Vocalisten. Den Uropa VE-20, dann VE-1, VE-2, VE-5 und evtl. auch noch mehr, aber die sind alle nicht mehr neu und - aus welchem Grund auch immer - völlig an mir vorbeigegangen. Schauen wir also mal, ob der VE-8 etwas daran ändert.
.....hmmm, wo war ich...... ah, ja, anderer Ansatz. Schon beim ersten Bild wird klar, es gibt nur ein winziges Displaychen für grade mal 2 Zeichen und evtl. noch nen Punkt oder zwei - das war's. Sind die Bosse in den 90ern hängengeblieben oder handelt es sich hierbei vielleicht um eine perfide Strategie? Wir alle wissen, wie scheu und ängstlich Sänger sind, wenn es um Knöpfe, Potis, Einstellmöglichkeiten jedweder Art geht. Heutzutage ist es ja üblich, solche Geräte mit Display und Menüs zu programmieren. Es gibt mittlerweile allerdings auch schon andere Ansätze (siehe TC-Helicon Perform-V). Der VE-8 kommt nun mit einem ganzen Blumenstrauß an Drehknöpfchen (10 an der Zahl) und beleuchteten Minigummibuttons daher und vermittelt den Eindruck, daß alle Einstellungen direkt auf dem Gerät vorgenommen werden, es keinerlei Menüs oder Programmierungen gibt. Man dreht die Potis und gut.
Des weiteren gibt es noch drei große Druckknöpfe, die wohl für den Fußbetrieb gedacht sind.
Soweit, so gut. Ein anderer Ansatz, dessen Vor- und Nachteile auf der Hand liegen:
Vorteile
Nachteile
Im Karton befindet sich der VE-8 selbst, eine Bedienungsanleitung in deutsch und ein Netzteil.
Das Gehäuse ist komplett aus Metall und hat an der Unterseite ein Batteriefach, man kann den VE-8 also auch kabellos betreiben (6 St. AA Batterien sind fällig). Die Verarbeitung ist gut, wirkt hochwertig und stabil, wenn auch weniger stylish als bei TC. Die Potis beeindrucken mich jetzt nicht sonderlich, aber sie lassen sich vernünftig und präzise drehen. Die Fußtreter funktionieren auch gut, im Vergleich zu TC fehlt der Klick, den ich persönlich gut finde, andere aber für laut halten - also Geschmacksache.
Die Bedienoberfläche ist in drei Sektionen aufgeteilt:
Wieso Guitar? Ganz einfach, wie schon ein Teil der VoiceLive Play Serie ist auch dieses Gerät für den gitarrespielenden Sänger gedacht. Man kann eine Klampfe anschließen, diese mit dem Notwendigen an Effekten versehen, zum Ausgangsignal beifügen - und vermutlich den Harmonizer der Gesangssektion damit ansteuern, dazu später mehr.
Auf vierfache Art läßt sich der Gitarrensound aufhübschen. Resonanzverhalten, Notchfilter (mit Phasendreher), Hall und Chorus.
Bei der Vocal-Sektion finden sich Enhance - das dürfte eine Art allgemeiner Channelstrip sein. Dann gibt es noch Correct, Hall und Harmony. Letzteres beinhaltet auch drei Arten von Verzerrung. Das war's.
Außerdem gibt es noch einen Looper und fertig ist das Zauberkästchen.
An dieser Stelle mache ich nun erstmal Feierabend, denn jetzt müßte ich das Teil anstöpseln, Klangexperimente durchführen und Hörbeispiele aufzeichnen, aber die Klimaanlage macht einen ziemlichen Lärm, und wenn ich sie abschalte, beginne nicht nur ich, sondern auch das VE-8 binnen kürzester Zeit zu zerschmelzen. Also gibt es später mehr....
Aber damit keine Langeweile aufkommt, hier noch ein paar Bilder vom Gerät höchstselbst:
Ich habe keine Ahnung, wieso etliche davon falsch herum angezeigt werden, ich hatte sie korrekt gedreht und abgespeichert. Mit Computern wird's nie langweilig
So. Mittlerweile habe ich den VE-8 ausprobiert, ein wenig experimentiert, ein paar Testbeispiele aufgenommen.....und aufgrund eines saudummen Fehlers die Aufnahmen verhunzt . Also hab ich das Ganze in abgespeckter Form noch einmal wiederholt, es wurde aufgrund des Rückgabe-Termins nämlich ganz schön eng.
Was ist also dran am anderen Bedienungskonzept? Ehrlich gesagt kam ich mir ein wenig vor wie in den 90ern. Ein winziges Display mit zwei Zeichen, d.h. bei jeder Einstellung z.B. einer Gitarreneffektart bekommt man eine Abkürzung angezeigt, die man entweder so akzeptieren muß oder in einer Tabelle in der Bedienungsanleitung nachschlagen. Dasselbe bei der Wahl des Output-Modus. Ich war recht schnell verwirrt und verloren, denn das Kistchen bedient sich so wie früher, diesen Knopf mit jenem zusammen drücken, den anderen min. 2 Sekunden halten und so fort. Das Display zeigt dann irgendwas, das man nicht kapiert, also fängt man an zu suchen. Da lobe ich mir die TC Bedienung, denn da stehen im Display ganze Worte und man weiß direkt was los ist. Oder man muß sich eben auf so wenige Parameter beschränken, daß dieses Konzept auch ausreicht. Denn man kommt recht gut klar, wenn man keine tieferen Einstellungen vornimmt, nichts programmiert, sondern tatsächlich nur Potis dreht und Gummiknöpfchen drückt. Wenn man auf Presets und dergleichen verzichtet, kommt man schnell und einfach zum Ziel - verwendet aber eben nur einen Bruchteil dessen, was der VE-8 kann. Und dafür ist er nicht grade günstig. Was kann man also alles mit dieser Bedienungsweise anstellen? Man kann der Gitarre eine Body-Resonanz mitgeben, sie mit Hall verräumlichen, evtl. Feedback herausfiltern, die Phase drehen und noch einen Effekt mitgeben (Chorus, Delay, seltsames...). Möchte man jedoch tiefere Einstellungen vornehmen, geht die Programmierparty los. Beim Gesang ist es ähnlich. Man kann die Enhance-Funktion reindrehen, Hall zufügen und einen Effekt beisteuern (Harmony oder Verzerrer). Dann lassen sich noch Gitarre- bzw. Gesangslautstärke getrennt regeln und der Looper verwenden (übrigens für Gitarre und Gesang getrennt, ziemlich cool ).
Um also zu den oben genannten Vor- und Nachteilen zu kommen. Die Bedienung ist logisch und simpel, solange man nur das verwendet, was direkt an der Oberfläche ist. Genügt das nicht, wird es lästig und altertümlich und man wünscht sich sehr schnell ein richtiges Display samt vernünftiger Menüstruktur. Übersichtlich ist es auch nur, wenn man nicht mit Presets arbeitet, denn nach der Wahl eines anderen Presets stimmen die Positionen der Drehknöpfe natürlich nicht mehr mit den aktuellen Einstellungen überein. Für den Livebetrieb gilt dasselbe, wenn ich nur simple Änderungen an der Oberfläche vornehmen muß, ist alles schnell und simpel. Übrigens, und da wären wir bei den Nachteilen, es gibt eine Sperre, die vor unbeabsichtigem Verstellen schützt. Das kann also nicht passieren. Will man aber live was verändern, muß man logischerweise erst die Sperre lösen . Den beiden anderen Nachteilen muß ich leider zustimmen, die vergleichbaren TC-Multieffekte bieten erheblich mehr Möglichkeiten - und: man findet sie sogar . Auch lassen sich die Effekte kombinieren. Ein Verzerrer auf der Leadvocal und dennoch Harmony? Bei TC geht das. Nur mal so als Beispiel. Der direkte Mitbewerber ist wohl das TC-Helicon Play Acoustic (das schwarze). Man hat damit mehr Möglichkeiten, keine Frage. Und mir persönlich liegt die Bedienung deutlich besser. Bleibt also nur noch der Klang. Da ist mein Eindruck gemischt. Wenn man gleich welchen Effekt nicht weiter als 15%-18% aufdreht, ist fast alles recht brauchbar, darüber wird es sehr schnell sehr künstlich. Mit dem Harmonizer bin ich hingegen nicht klargekommen, die erzeugten Stimmen haben ordentlich rumgeeiert und klangen zuweilen auch recht schräg. Die Tonhöhenkorrektur kann man nicht weiter einstellen, an oder aus. Ich habe einfach mal die üblichen Verdächtigen durchprobiert, hört selbst:
https://soundcloud.com/reisbrei/ve-8-review-vox?in=reisbrei/sets/review-boss-ve-8-acoustic-singer
https://soundcloud.com/reisbrei/ve-8-review-git?in=reisbrei/sets/review-boss-ve-8-acoustic-singer
https://soundcloud.com/reisbrei/ve-8-review-harmony?in=reisbrei/sets/review-boss-ve-8-acoustic-singer
Im Eifer des Gefechts hört es sich natürlich anders an als wenn man nur die Aufnahme hat, insofern stimmt mein Echtzeitgebrabbel nicht unbedingt mit meiner jetzigen Meinung überein. Aber letzten Endes muß eh jeder selbst ausprobieren. Z.B. finde ich die Enhance-Funktion auf der Aufnahme am besten, wenn sie aus ist aber um sich live gut durchsetzen zu können, macht sie vermutlich einen guten Job. Den Gitarrensound finde ich rundherum unerträglich, aber das ist bei den TCs auch nicht anders. Eine Akustikklampfe ohne vernünftigen Akustik-Amp klingt in meinen Ohren immer kacke (es sei denn, man spielt komplett unverstärkt natürlich). Ich hätte sie gerne über den Boss an unseren Schertler Unico angestöpselt, aber der war leider zum Zeitpunkt dieses Tests unterwegs
Aber so ist das nunmal, ein Multieffekt ist ein Multieffekt - es ist nur ein Glied in der Kette. Was danach kommt, ist mindestens genauso wichtig.
Mein Fazit fällt eher durchwachsen aus. Im Vergleich punktet TC nach meinem Empfinden so ziemlich in allen Belangen. Die auf den ersten Blick einfach anmutende Bedienung, hat mich sehr schnell gestört, frustriert, demotiviert. Ich will nicht auswendig lernen, was "XY" bedeutet (oder ständig die Anleitung konsultieren) und keine Knopfkombis für mehrere Sekunden gedrückt halten müssen - man glaubt tatsächlich, ein Gerät aus den 90ern vor sich zu haben, aber früher war eben nicht alles besser. Ein Gerät, das mir ganz klar anzeigt was Sache ist, ist mir nunmal lieber. Der VE-8 ist auch der erste Multieffekt, bei dem mir eine Latenz aufgefallen ist, und die Harmony-Funktion ist noch nicht ausgereift. Gepaart mit den deutlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten - und einem sogar ein wenig geringeren Preis - würde ich eher zum TC Play Acoustic greifen. Den einzigen Vorteil gegenüber den Mitbewerbern sehe ich in der Batterieversorgung. Straßenmusiker etc. mögen sich das schmecken lassen. Nach meinem Geschmack hingegen ist der VE-8 nicht.
Aber wie immer: jeder ist anders, jeder muß sich ein eigenes Bild machen und herausfinden, ob ein Gerät das richtige für ihn ist. Viel Spaß beim Experimentieren und bis zum nächsten Mal........falls ich nach meinem Gestänkere überhaupt nochmal ein Gerät zum Testen bekomme
Boss ist wieder da
Öhm.....waren die weg? Naja, irgendwie schon. Was Gesangseffekte angeht, habe ich eine gefühlte Ewigkeit nix von ihnen gehört. Möglicherweise versprach man sich nicht allzu viel vom Sangesmarkt, möglicherweise hatte man Angst vor'm - mittlerweile zum unangefochtenen Platzhirsch avancierten - Mitbewerber TC-Helicon oder man hat uns einfach vergessen. Wer weiß?
Jedenfalls gibt es nun ein neues Spielzeug von Boss, es hört auf den Namen "VE-8 Acoustic Singer" und kommt zur Feier des Tages nicht nur champagnerfarben, sondern auch mit einem feschen Produktlink daher:
Bevor ich das Teil nun auspacke, erst einmal vielen Dank an die Boss/Roland Leute, die mir das Kästchen zum Test zur Verfügung stellten. Ich werde es direkt nach Abschluß desselben wieder zurückschicken, wer also nach Lesen dieses Reviews noch Fragen hat.....darf sie behalten. Hihihi, ich werde natürlich gern versuchen, sie zu beantworten, aber ausprobieren kann ich dann eben nix mehr.
Mit dem TC Zeugs kenne ich mich ja einigermaßen aus, umso gespannter war ich auf dieses Konkurrenzprodukt. Bei dem, was TC in der letzten Zeit so aufgefahren hat, ist die Meßlatte auf einer recht imposanten Höhe gelandet - und ich gebe gerne zu, daß ich von TC überzeugt bin, fast alle von mir getesteten Geräte (mittlerweile immerhin 7 an der Zahl, wenn ich nix vergessen hab) weiterempfehlen kann und ja selbst auch seit längerem TC-Nutzer bin. Der kleine güldene Geselle wird es also nicht leicht haben.
Beim ersten Anblick der Verpackung, Produktfotos etc. wird einem sofort klar, daß hier ein anderer Ansatz als bei TC verfolgt wird. Doch zunächst zwei Anmerkungen:
1. Ich vergleiche den VE-8 in diesem Review mit meinem TC-Helicon Gerät (VoiceLive 3 Extreme). Das ist aufgrund der unterschiedlichen Preisklassen nicht ganz fair, aber die kleineren TCs bedienen sich auch nicht anders und ich bin bereit, dem VE-8 ein wenig Luft beim Klangvergleich zu gönnen. Ehrlich gesagt sind mir derzeit auch keine anderen Gesangsmulti-Bodentreter bekannt. Es gab den DigiTech Live-FX (siehe mein Review dazu), aber er ist mittlerweile vollends von der Bildfläche verschwunden. Der Markt gehört TC, und bis ernstzunehmende Konkurrenz auftaucht, muß sich eben alles daran messen lassen.
2. Es gibt noch mehr Boss-Vocalisten. Den Uropa VE-20, dann VE-1, VE-2, VE-5 und evtl. auch noch mehr, aber die sind alle nicht mehr neu und - aus welchem Grund auch immer - völlig an mir vorbeigegangen. Schauen wir also mal, ob der VE-8 etwas daran ändert.
.....hmmm, wo war ich...... ah, ja, anderer Ansatz. Schon beim ersten Bild wird klar, es gibt nur ein winziges Displaychen für grade mal 2 Zeichen und evtl. noch nen Punkt oder zwei - das war's. Sind die Bosse in den 90ern hängengeblieben oder handelt es sich hierbei vielleicht um eine perfide Strategie? Wir alle wissen, wie scheu und ängstlich Sänger sind, wenn es um Knöpfe, Potis, Einstellmöglichkeiten jedweder Art geht. Heutzutage ist es ja üblich, solche Geräte mit Display und Menüs zu programmieren. Es gibt mittlerweile allerdings auch schon andere Ansätze (siehe TC-Helicon Perform-V). Der VE-8 kommt nun mit einem ganzen Blumenstrauß an Drehknöpfchen (10 an der Zahl) und beleuchteten Minigummibuttons daher und vermittelt den Eindruck, daß alle Einstellungen direkt auf dem Gerät vorgenommen werden, es keinerlei Menüs oder Programmierungen gibt. Man dreht die Potis und gut.
Des weiteren gibt es noch drei große Druckknöpfe, die wohl für den Fußbetrieb gedacht sind.
Soweit, so gut. Ein anderer Ansatz, dessen Vor- und Nachteile auf der Hand liegen:
Vorteile
- die Bedienung sollte logisch und simpel sein
- alles ist übersichtlich, man sieht alle Einstellungen anhand der Knopfpositionen
- jegliche Eingriffe sollten auch live schnell und sicher machbar sein
Nachteile
- unbeabsichtigtes Verstellen der Parameter möglich
- erheblich weniger Möglichkeiten bei der Klanggestaltung
- je nach Umsetzung des Konzepts sind Änderungen bzw. tiefere Eingriffe evtl. deutlich komplizierter als bei einer Menüsteuerung
- Sofortige Verbesserung der Vocal Performance mit "auto-harmony" und Hall in Studioqualität
- Einfach Akustikgitarre anschließen und mit einem satten, kraftvollen Ton und lebendiger Resonanz spielen
- Eingebauter Looper bringt die live gespielten Gitarren und die Vocal Performance auf den nächsten Level
- Eine Vielzahl von Anschlüssen paßt für jede Livesituation (Amp, Mixer/PA und Kopfhörer/in-ears)
Im Karton befindet sich der VE-8 selbst, eine Bedienungsanleitung in deutsch und ein Netzteil.
Das Gehäuse ist komplett aus Metall und hat an der Unterseite ein Batteriefach, man kann den VE-8 also auch kabellos betreiben (6 St. AA Batterien sind fällig). Die Verarbeitung ist gut, wirkt hochwertig und stabil, wenn auch weniger stylish als bei TC. Die Potis beeindrucken mich jetzt nicht sonderlich, aber sie lassen sich vernünftig und präzise drehen. Die Fußtreter funktionieren auch gut, im Vergleich zu TC fehlt der Klick, den ich persönlich gut finde, andere aber für laut halten - also Geschmacksache.
Die Bedienoberfläche ist in drei Sektionen aufgeteilt:
- Guitar
- Vocal
- Output
Wieso Guitar? Ganz einfach, wie schon ein Teil der VoiceLive Play Serie ist auch dieses Gerät für den gitarrespielenden Sänger gedacht. Man kann eine Klampfe anschließen, diese mit dem Notwendigen an Effekten versehen, zum Ausgangsignal beifügen - und vermutlich den Harmonizer der Gesangssektion damit ansteuern, dazu später mehr.
Auf vierfache Art läßt sich der Gitarrensound aufhübschen. Resonanzverhalten, Notchfilter (mit Phasendreher), Hall und Chorus.
Bei der Vocal-Sektion finden sich Enhance - das dürfte eine Art allgemeiner Channelstrip sein. Dann gibt es noch Correct, Hall und Harmony. Letzteres beinhaltet auch drei Arten von Verzerrung. Das war's.
Außerdem gibt es noch einen Looper und fertig ist das Zauberkästchen.
An dieser Stelle mache ich nun erstmal Feierabend, denn jetzt müßte ich das Teil anstöpseln, Klangexperimente durchführen und Hörbeispiele aufzeichnen, aber die Klimaanlage macht einen ziemlichen Lärm, und wenn ich sie abschalte, beginne nicht nur ich, sondern auch das VE-8 binnen kürzester Zeit zu zerschmelzen. Also gibt es später mehr....
Aber damit keine Langeweile aufkommt, hier noch ein paar Bilder vom Gerät höchstselbst:
Ich habe keine Ahnung, wieso etliche davon falsch herum angezeigt werden, ich hatte sie korrekt gedreht und abgespeichert. Mit Computern wird's nie langweilig
So. Mittlerweile habe ich den VE-8 ausprobiert, ein wenig experimentiert, ein paar Testbeispiele aufgenommen.....und aufgrund eines saudummen Fehlers die Aufnahmen verhunzt . Also hab ich das Ganze in abgespeckter Form noch einmal wiederholt, es wurde aufgrund des Rückgabe-Termins nämlich ganz schön eng.
Was ist also dran am anderen Bedienungskonzept? Ehrlich gesagt kam ich mir ein wenig vor wie in den 90ern. Ein winziges Display mit zwei Zeichen, d.h. bei jeder Einstellung z.B. einer Gitarreneffektart bekommt man eine Abkürzung angezeigt, die man entweder so akzeptieren muß oder in einer Tabelle in der Bedienungsanleitung nachschlagen. Dasselbe bei der Wahl des Output-Modus. Ich war recht schnell verwirrt und verloren, denn das Kistchen bedient sich so wie früher, diesen Knopf mit jenem zusammen drücken, den anderen min. 2 Sekunden halten und so fort. Das Display zeigt dann irgendwas, das man nicht kapiert, also fängt man an zu suchen. Da lobe ich mir die TC Bedienung, denn da stehen im Display ganze Worte und man weiß direkt was los ist. Oder man muß sich eben auf so wenige Parameter beschränken, daß dieses Konzept auch ausreicht. Denn man kommt recht gut klar, wenn man keine tieferen Einstellungen vornimmt, nichts programmiert, sondern tatsächlich nur Potis dreht und Gummiknöpfchen drückt. Wenn man auf Presets und dergleichen verzichtet, kommt man schnell und einfach zum Ziel - verwendet aber eben nur einen Bruchteil dessen, was der VE-8 kann. Und dafür ist er nicht grade günstig. Was kann man also alles mit dieser Bedienungsweise anstellen? Man kann der Gitarre eine Body-Resonanz mitgeben, sie mit Hall verräumlichen, evtl. Feedback herausfiltern, die Phase drehen und noch einen Effekt mitgeben (Chorus, Delay, seltsames...). Möchte man jedoch tiefere Einstellungen vornehmen, geht die Programmierparty los. Beim Gesang ist es ähnlich. Man kann die Enhance-Funktion reindrehen, Hall zufügen und einen Effekt beisteuern (Harmony oder Verzerrer). Dann lassen sich noch Gitarre- bzw. Gesangslautstärke getrennt regeln und der Looper verwenden (übrigens für Gitarre und Gesang getrennt, ziemlich cool ).
Um also zu den oben genannten Vor- und Nachteilen zu kommen. Die Bedienung ist logisch und simpel, solange man nur das verwendet, was direkt an der Oberfläche ist. Genügt das nicht, wird es lästig und altertümlich und man wünscht sich sehr schnell ein richtiges Display samt vernünftiger Menüstruktur. Übersichtlich ist es auch nur, wenn man nicht mit Presets arbeitet, denn nach der Wahl eines anderen Presets stimmen die Positionen der Drehknöpfe natürlich nicht mehr mit den aktuellen Einstellungen überein. Für den Livebetrieb gilt dasselbe, wenn ich nur simple Änderungen an der Oberfläche vornehmen muß, ist alles schnell und simpel. Übrigens, und da wären wir bei den Nachteilen, es gibt eine Sperre, die vor unbeabsichtigem Verstellen schützt. Das kann also nicht passieren. Will man aber live was verändern, muß man logischerweise erst die Sperre lösen . Den beiden anderen Nachteilen muß ich leider zustimmen, die vergleichbaren TC-Multieffekte bieten erheblich mehr Möglichkeiten - und: man findet sie sogar . Auch lassen sich die Effekte kombinieren. Ein Verzerrer auf der Leadvocal und dennoch Harmony? Bei TC geht das. Nur mal so als Beispiel. Der direkte Mitbewerber ist wohl das TC-Helicon Play Acoustic (das schwarze). Man hat damit mehr Möglichkeiten, keine Frage. Und mir persönlich liegt die Bedienung deutlich besser. Bleibt also nur noch der Klang. Da ist mein Eindruck gemischt. Wenn man gleich welchen Effekt nicht weiter als 15%-18% aufdreht, ist fast alles recht brauchbar, darüber wird es sehr schnell sehr künstlich. Mit dem Harmonizer bin ich hingegen nicht klargekommen, die erzeugten Stimmen haben ordentlich rumgeeiert und klangen zuweilen auch recht schräg. Die Tonhöhenkorrektur kann man nicht weiter einstellen, an oder aus. Ich habe einfach mal die üblichen Verdächtigen durchprobiert, hört selbst:
https://soundcloud.com/reisbrei/ve-8-review-vox?in=reisbrei/sets/review-boss-ve-8-acoustic-singer
https://soundcloud.com/reisbrei/ve-8-review-git?in=reisbrei/sets/review-boss-ve-8-acoustic-singer
https://soundcloud.com/reisbrei/ve-8-review-harmony?in=reisbrei/sets/review-boss-ve-8-acoustic-singer
Im Eifer des Gefechts hört es sich natürlich anders an als wenn man nur die Aufnahme hat, insofern stimmt mein Echtzeitgebrabbel nicht unbedingt mit meiner jetzigen Meinung überein. Aber letzten Endes muß eh jeder selbst ausprobieren. Z.B. finde ich die Enhance-Funktion auf der Aufnahme am besten, wenn sie aus ist aber um sich live gut durchsetzen zu können, macht sie vermutlich einen guten Job. Den Gitarrensound finde ich rundherum unerträglich, aber das ist bei den TCs auch nicht anders. Eine Akustikklampfe ohne vernünftigen Akustik-Amp klingt in meinen Ohren immer kacke (es sei denn, man spielt komplett unverstärkt natürlich). Ich hätte sie gerne über den Boss an unseren Schertler Unico angestöpselt, aber der war leider zum Zeitpunkt dieses Tests unterwegs
Aber so ist das nunmal, ein Multieffekt ist ein Multieffekt - es ist nur ein Glied in der Kette. Was danach kommt, ist mindestens genauso wichtig.
Mein Fazit fällt eher durchwachsen aus. Im Vergleich punktet TC nach meinem Empfinden so ziemlich in allen Belangen. Die auf den ersten Blick einfach anmutende Bedienung, hat mich sehr schnell gestört, frustriert, demotiviert. Ich will nicht auswendig lernen, was "XY" bedeutet (oder ständig die Anleitung konsultieren) und keine Knopfkombis für mehrere Sekunden gedrückt halten müssen - man glaubt tatsächlich, ein Gerät aus den 90ern vor sich zu haben, aber früher war eben nicht alles besser. Ein Gerät, das mir ganz klar anzeigt was Sache ist, ist mir nunmal lieber. Der VE-8 ist auch der erste Multieffekt, bei dem mir eine Latenz aufgefallen ist, und die Harmony-Funktion ist noch nicht ausgereift. Gepaart mit den deutlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten - und einem sogar ein wenig geringeren Preis - würde ich eher zum TC Play Acoustic greifen. Den einzigen Vorteil gegenüber den Mitbewerbern sehe ich in der Batterieversorgung. Straßenmusiker etc. mögen sich das schmecken lassen. Nach meinem Geschmack hingegen ist der VE-8 nicht.
Aber wie immer: jeder ist anders, jeder muß sich ein eigenes Bild machen und herausfinden, ob ein Gerät das richtige für ihn ist. Viel Spaß beim Experimentieren und bis zum nächsten Mal........falls ich nach meinem Gestänkere überhaupt nochmal ein Gerät zum Testen bekomme
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