rbschu
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Gegenüberstellung Audio-Technica AT 2031 vs. AT 4021
Was ist das für ein Dilemma! Da hat man schon eine Menge Zeugs für Aufnahmen, aber dann kommt man auf die Idee, für ein anstehendes Projekt die Akustikgitarre mal mit zwei Mikrofonen abzunehmen, so wie`s sich eigentlich gehört. Und dann entdeckt man, dass für den Gitarrenhals das passende, sensible Kleinmembraner fehlt. Der erste Schritt, um kein Geld in den Sand zu setzen, war daher, hier im Forum einen Thread aufzumachen, der nach Empfehlungen für diese Aufgabe fragt. Hier ist zugehöriger Link. Dabei kristallisierten sich im Preisbereich bis zu ca. 350 € wenigstens drei Mikrofone heraus, die ich grundsätzlich gern mal angehört hätte, allerdings waren nur zwei davon mit sehr hoher Empfindlichkeit gesegnet und verfügten über sehr hohen Fremdspannungsabstand (signal/noise ratio), der es erlauben würde, insbesondere leise, ja filigrane Klangquellen sauber zu erfassen. Denn das war mein Ansinnen.
Ziel ist, ein Mikrofon zu erwerben, das über geringes Eigenrauschen im Zusammenspiel mit hoher Empfindlichkeit verfügt. Nach erfolgter Diskussion im besagten Thread blieben zwei Mikrofone übrig, die meine gestellten Kriterien zu erfüllen schienen. Beide Mikros werden von der japanischen Firma Audio-Technica hergestellt. Im Speziellen handelt es sich um das
- Audio-Technica AT2031 (Download Datenblatt)
sowie um das
- Audio-Technica AT4021 (Download Datenblatt).
Beide Mikrofone sind Kleinmembran-Condenser mit Nierencharakteristik, die zum Betrieb Phantomspannung (48V) erfordern. Beide verfügen über einen schaltbaren Hochpassfilter (bass-roll-off), der jedoch bei unterschiedlich tiefen Frequenzen einsetzt und unterschiedlich absenkt. Beim AT4021 sind dies 80 Hz bei 12 dB/Oktave, beim AT2031 wurden 150 Hz mit 6 dB/Oktave implementiert. Den Test dieser (sinnvollen) Funktionen habe ich bei diesem Review beiseite gelassen, allerdings sollten derlei Features natürlich benannt werden, was ich hiermit getan habe. Und obwohl ich nicht weiter auf die unterschiedlichen bass-roll-offs eingehen werde, fiel mir doch auf, dass der Schalter, der diese Funktionen aktiviert, offenbar nur mit einem Schraubenzieher oder Kuli oder jedenfalls mit einem spitzen Gegenstand umgelegt werden kann, denn mit bloßen Fingern oder mit Fingernägeln lässt sich dieser im Korpus versenkte Schalter nicht erreichen. Das hat zwar den Vorteil, dass man nicht versehentlich den bass-roll-off aktiviert, führt aber im entscheidenden Moment u.U. auch dazu, dass man einen Schreikrampf kriegt, weil das notwendige Werkzeug nicht zur Hand ist.
So wie bei den Hochpassfiltern verhält es sich auch mit dem PAD-Schalter, der sich allerdings nur beim AT4021 findet und die Empfindlichkeit um -10 dB reduziert (vgl. Foto). Solcherlei benötige ich aber eigentlich nicht, denn ich beabsichtige nicht, das Mikrofon mit ohrenbetäubendem Lärm zu malträtieren, obschon das AT4021 einen Pegel bis 156 dB bei 1% Verzerrung mit aktivierter PAD-Abschwächung wegsteckt. Das AT2031 verkraftet hingegen "nur" 141 dB bis die 1%ige Verzerrungsgrenze überschritten wird. Immerhin ist das so laut, dass dieser Pegel locker gehörschädigend wirkt, z.B. wenn man mit Karacho die Cymbals haut und das Ohr daneben hält. Und das wollen wir doch nicht, oder?
Auslieferungszustand
Natürlich ist dies kein großes Thema, aber ein Aspekt erschien mir wegen seines Mehrwerts für den Käufer erwähnenswert. Doch dazu komme ich gleich. Das günstigere AT2031 kommt in einer Schachtel, die etwa doppelt so dick ist wie die vom AT4021, obschon beide Mikrofone sich hinsichtlich ihrer Korpusmaße nur unmerklich unterscheiden. Das AT4021 ist mit 144mm Länge nur 1mm länger als das AT2031. Sie passen auf die gleiche Stativhalterung für 21mm starke Pencil-Mikrofone, die mitgeliefert wird. Auch ein separater Windschutz ist enthalten. Was aber begründet eine doppelt so große Verpackung beim AT2031? Nun, ich empfinde es als großes Plus, dass das AT2031 in einem "Pouch", einem Beutel aus Kunstleder angeliefert wird, denn jenen nutze ich tatsächlich in Recordingpausen, um nicht alles wieder abbauen zu müssen. Solch einen "Pouch" stülpe ich dann über meine Mikrofone, um sie vor Staub zu schützen. Ein Schächtelchen wie beim teureren AT4021 taugt hierzu nicht. Aber ein Schächtelchen ist eben verpackungstechnisch kleiner.
Technische Betrachtung
Sowohl AT2031 als auch AT4021 übertragen Frequenzen zwischen 20 Hz und 20 kHz. Beim AT2031 scheint lt. Frequenzchart die Empfindlichkeit im Bereich von 20 Hz bis ca. 300 Hz um bis zu -4dB reduziert, beim AT4021 ist dies mit etwa -2dB weniger stark ausgeprägt. Zwischen 300 Hz und 3 kHz reagieren beide Mikrofone +/- identisch um 0dB, wobei lt. Chart das AT2031 noch einen Tuck linearer erscheint. Doch das ändert sich ab 3 kHz. Von 3 kHz bis etwa 6,5 kHz steigt beim AT2031 die Empfindlichkeit stetig auf bis zu +4dB an, während das AT4021 in diesem Frequenzbereich eher ein Plateau um +2dB bis +3dB findet, mit einem leichten Ausreißer (+4dB) bei etwa 6,5 kHz. Zwischen 7 kHz und 10 kHz fällt die Empfindlichkeit auf den Bereich 0dB bis +2dB zurück, um sich in der letzten Oktave (10-20 kHz) zwischen +2dB und +4dB einzupendeln. Das AT2031 verhält sich hier anders. Der stetige Anstieg der Empfindlichkeit zwischen 3 kHz und 6,5 kHz setzt sich setzt sich in gleicher Weise bis etwa 12 kHz auf +7dB fort, hat aber zwischen 7 kHz und 8 kHz eine "Delle" bis auf etwa +2dB zurück. Das Empfindlichkeitsmaximum bei 12 kHz von etwa +7dB wird bis zum Erreichen der 20 kHz-Marke wieder stetig auf 0dB zurückgeführt.
Visuell könnte man also erwarten, dass das AT4021 über den gesamten Frequenzverlauf linearer arbeitet, während das AT2031 in den Höhen etwas ausgeprägter und in den Bässen weniger ausgeprägt zeichnet. Aus dem Matheunterricht dämmert uns, dass eine Ausgleichsgerade durch solch einen Kurvenverlauf mit "positiver Steigung" benannt würde.
Aufhänger für diesen Test beider Mikrofone war die Aussage, dass sich beide durch hohe Sensitivität gegenüber anderen Mics auszeichnen würden. Das ist wohl korrekt. Bei beiden Audio-Technicas entnehme ich ihren Datenblättern -34dB (19,9 mV), also den gleichen Wert. Nur zum Vergleich: Das häufig als Referenz gefeierte Neumann KM 184 liefert 15 mV unter gleichen Bedingungen und verfügt lt. seines Manuals über einen Geräuschpegelabstand (s/n ratio) von 81 dB. Das ist gerade mal 1 dB mehr als es das AT4021 schafft (80 dB). Das AT2031 bringt es auf 77 dB Geräuschpegelabstand. Stellt man Letzteres dem AT4021 in Bezug auf den Ersatzgeräuschpegel (noise level) gegenüber, so punktet das AT4021 mit 14 dB und hat die Nase vorn. Das AT2031 liegt mit einem Wert von 17 dB dahinter, ist also durch selbst hervorgerufene Störgeräusche ein wenig "lauter". Das außer Konkurrenz mitlaufende Neumann KM 184 ginge lt. seinem Manual mit nur 13 dB in dieser "Noise-Level-Competition" knapp als Sieger hervor.
Der Dynamikumfang beider getesteten Mikrofone liegt um 8 dB auseinander, was sich aber dadurch erklären lässt, dass das AT2031 einen um 3 dB höheren Geräuschpegel produziert und zugleich einen um 5 dB niedriger liegenden maximalen Eingangsschallpegel (maximum input sound level) bis zur Verzerrungsgrenze von 1% bei 1 kHz verzeichnet. Dadurch sinkt also der nutzbare Dynamikumfang (dynamic range) auf 124 dB im Vergleich zum AT4021 mit 132 dB. Für Overheads wäre das AT4021 vor diesem Hintergrund also besser geeignet, zumal es ja zusätzlich noch über eine Empfindlichkeitsabsenkung von -10 dB per PAD-Schaltung (s.o.) verfügt.
Die Audio-Dateien
Ich habe von verschiedenen kritischen akustischen Quellen den Klang mit beiden Mikrofonen gleichzeitig auf jeweils einer Monospur in Reaper aufgenommen. Beide Mikros zeigten im gleichen Winkel und in gleichem Abstand auf das aufzunehmende Instrument.
Das Recording wurde bei 44,1 kHz Samplingfrequenz und in 24 Bit Samplingtiefe getätigt. Jede Klangquelle wurde mit einer Ausnahme in einem separaten Aufnahmegang festgehalten, was es ermöglichte, aufnahmeseitig den Pegel anzupassen und instrumentenspezifisch für genügend Headroom (bis zum Clipping) zu sorgen. Die Rohtakes sind daher eher untersteuert als übersteuert. Als PreAmp kam der ART Digital MPA II zum Einsatz (vgl. mein diesbezügliches Review). Die Eingangsimpedanz betrug 600 Ω auf beiden Mikrofonkanälen. Die verwendeten Kabel hatten mit 6m identische Länge.
Um alle Instrumente in nur 2 Dateien zu packen (2 Monospuren; jeweils die Aufnahme des AT4021 und des AT2031), wurden die Takes aneinander gereiht, untereinander pegelmäßig angepasst und sodann als .wav (44,1 kHz/24 Bit) gerendert. Natürlich unterblieb ein wie auch immer geartetes Processing (z.B. Limiter/Kompressor/EQ). Durch die zuvor vorgenommene Pegelanpassung war es möglich, die beiden Tracks peakmäßig nahe -1dB zu ziehen ohne dass "leisere Instrumente" im Endfile lautstärkemäßig zu sehr abfallen. Alle Manipulationen an den Tracks betrafen sowohl AT4021 als auch AT2031 in gleicher Weise, d.h. es wurden Veränderungen nie nur an einem einzelnen der Tracks vorgenommen.
Obiges Bild (Screenshot aller Takes in Reaper; läßt sich im Vollbildmodus stark vergrößern) zeigt beide Monotracks mit allen darin enthaltenen Instrumenten, bevor diese gerendert wurden. Wir sehen (B), dass der 4. Block von links (beschriftet mit LP 150...) um -1,51 dB abgesenkt wurde. Der darauf folgende 5. Block (Sonor CGTT12P Tambourin) wurde manuell um -2,92 dB reduziert. Alle anderen Blöcke blieben unangetastet. Aber um eine möglichst gut ausgesteuerte gerenderte Spur zu erhalten sehen wir unter (A), dass die Pegelregler beider Stems um jeweils 3,36 dB angehoben wurden. Dieser Screenshot zeigt überdies, welche Klangerzeuger für den Mikrofontest herangezogen wurden. Dies lässt sich aus der Beschriftung über den Blöcken entnehmen.
Wie sind die Files abzuhören?
Ich denke, ich habe es hier mit Musikern oder Recording-Enthusiasten zu tun, die wissen, dass beide Dateien auf separate Spuren in ihre DAW zu laden sind. Natürlich kann man jede dieser Spuren nach rechts oder nach links pannen, dann erhält man die Stereoabbildung. Für einen Vergleich beider Spuren empfehle ich aber, beide monofon in die Mitte des Stereobildes zu legen und jeweils Spur A zu muten, während Spur B wiedergegeben wird und vice versa. Wer seine DAW kennt, kann dies mit nur 1 Klick erledigen. Dadurch erkennt man das "Kontrastprogramm" besser als wenn man eine Stereowiedergabe nutzt. Da die Dateien nicht komprimiert sind, empfiehlt sich m.Mng. nach die Wiedergabe über die Abhöranlage, sofern man darüber verfügt.
Die Klangerzeuger
Der Groovy Shaker von Firma Schlagwerk wurde im Abstand von ca. 20cm vor den Mikrofonen geschüttelt.
Die Claves Redwood Classic der Marke Meinl schlug ich ca. 30cm vor den Mikrofonen aufeinander.
Der recht dezente/leise Meinl SH23 Proton Shaker mit Alu-Korpus wurde mit dem geringstem Abstand von ca. 10-15 cm vor den Mikrofonen horizontal hin und her bewegt.
Der Schellenring 150 Cyclops des Herstellers Latin Percussion erzeugte mit seinen doppelten Stahlschellen den höchsten Pegel und wurde im Abstand von etwa 100cm vor den Mikrofonen eingesetzt.
Das 12" Schellentambourin (frame drum) CGTT12P der Firma Sonor wurde in der ersten Hälfte des Takes mit einem Filzschlägel GO-BS1 des Herstellers Go Percussion bearbeitet, in der zweiten Hälfte der Aufnahme geschüttelt. Der Mikrofonabstand betrug dabei ca. 80cm.
Die drei letzten Hörbeispiele entstanden mittels der Akustikgitarre Epiphone 1964 Texan Limited Edition. Hierbei beging ich den "Fehler" nach der gezupften Gitarre mit Abnahme am Schallloch nur auf Pause zu drücken, um dann mit der Abnahme am Gitarrenhals fortzufahren. Daher lassen sich die beiden Blöcke auch nicht unterschiedlich beschriften - weil gleicher Take. Vielleicht geht das dennoch irgendwie, aber hierzu müsste ich zuerst das Reaper-Manual bemühen, doch dafür fehlt mir momentan der Nerv. Der letzte Block enthält als Klangquelle wieder die bereits benannte Epi 1964 Texan Gitarre, allerdings wurden bei diesem Take einige Akkorde geschrammelt, die am Schallloch abgenommen wurden. Für alle Gitarrenaufnahmen betrug der Aufnahmeabstand ca. 40cm bis zu den Mikrofonen.
Alle verwendeten Instrumente sind nun benannt und abgebildet. Man hüte sich aber vor dem Irrglauben, ich hätte während der Aufnahmen fleißig der Trunksucht gefrönt, denn das (leere!) Weinglas habe ich nur für den Größenvergleich in die Bilder mit aufgenommen. Fürderhin stand während der Gitarrenaufnahmen kein "Konzert" zur Debatte, und ich bitte deshalb die schwache Leistung des Troubadours zu entschuldigen.
Fazit
So und weshalb schreibe ich eigentlich dieses Review? - Einfach um mir selbst darüber klar zu werden, wohin ich meine sauer angesparten Taler pumpe, denn über den Kauf eines passenden Mikrofons hinaus steht noch so manches andere auf meiner Wunschliste, was eine ordentlich ausgestattete Geldbörse voraussetzt. Und hinsichtlich eines Preisunterschieds, der schlicht das Dreifache (!) des günstigeren AT2031 ausmacht, muss es erlaubt sein, auch eventuelle Stärken und Vorteile des teureren AT4031 in Frage zu stellen und in Relation zu setzen. Nochmal ganz deutlich und hoffentlich für jeden verständlich: Für den Preis nur eines AT4021 erhält man gleich 3 AT2031. Wir werden sehen, bzw. hören, ob das gerechtfertigt ist – oder auch nicht.
Sowohl visuell als auch akustisch scheint die Spur des AT4021 zu belegen, dass hier ein etwas höherer Pegel erzeugt wurde. Mir ist nicht klar, ob dies ein Artefakt oder tatsächlich das Resultat eines lauteren Signals am AT4021 ist. Ich habe mich im Zuge der Gegenüberstellung beider Mikrofone um gleiche Ausgangsbedingungen bemüht, doch vielleicht habe ich trotzdem etwas übersehen. Im Rahmen meiner Möglichkeiten hoffe ich, dass die vorgelegten Ergebnisse für den Leser und Hörer trotzdem ein wenig an Aussagekraft besitzen. Und für mich zur Entscheidungsfindung beitragen.
Download Audio-Files (je ca. 28 MB)
Zum Track mit dem Audio-Technica AT2031
Zum Track mit dem Audio Technica AT4021
Hinweis:
Diese Links haben eine Verweilzeit beim Hoster von mindestens 1 Jahr. Falls die Dateien nicht mehr erreichbar/downloadbar sind, bitte eine persönliche Mitteilung an mich.
Was ist das für ein Dilemma! Da hat man schon eine Menge Zeugs für Aufnahmen, aber dann kommt man auf die Idee, für ein anstehendes Projekt die Akustikgitarre mal mit zwei Mikrofonen abzunehmen, so wie`s sich eigentlich gehört. Und dann entdeckt man, dass für den Gitarrenhals das passende, sensible Kleinmembraner fehlt. Der erste Schritt, um kein Geld in den Sand zu setzen, war daher, hier im Forum einen Thread aufzumachen, der nach Empfehlungen für diese Aufgabe fragt. Hier ist zugehöriger Link. Dabei kristallisierten sich im Preisbereich bis zu ca. 350 € wenigstens drei Mikrofone heraus, die ich grundsätzlich gern mal angehört hätte, allerdings waren nur zwei davon mit sehr hoher Empfindlichkeit gesegnet und verfügten über sehr hohen Fremdspannungsabstand (signal/noise ratio), der es erlauben würde, insbesondere leise, ja filigrane Klangquellen sauber zu erfassen. Denn das war mein Ansinnen.
Ziel ist, ein Mikrofon zu erwerben, das über geringes Eigenrauschen im Zusammenspiel mit hoher Empfindlichkeit verfügt. Nach erfolgter Diskussion im besagten Thread blieben zwei Mikrofone übrig, die meine gestellten Kriterien zu erfüllen schienen. Beide Mikros werden von der japanischen Firma Audio-Technica hergestellt. Im Speziellen handelt es sich um das
- Audio-Technica AT2031 (Download Datenblatt)
sowie um das
- Audio-Technica AT4021 (Download Datenblatt).
Beide Mikrofone sind Kleinmembran-Condenser mit Nierencharakteristik, die zum Betrieb Phantomspannung (48V) erfordern. Beide verfügen über einen schaltbaren Hochpassfilter (bass-roll-off), der jedoch bei unterschiedlich tiefen Frequenzen einsetzt und unterschiedlich absenkt. Beim AT4021 sind dies 80 Hz bei 12 dB/Oktave, beim AT2031 wurden 150 Hz mit 6 dB/Oktave implementiert. Den Test dieser (sinnvollen) Funktionen habe ich bei diesem Review beiseite gelassen, allerdings sollten derlei Features natürlich benannt werden, was ich hiermit getan habe. Und obwohl ich nicht weiter auf die unterschiedlichen bass-roll-offs eingehen werde, fiel mir doch auf, dass der Schalter, der diese Funktionen aktiviert, offenbar nur mit einem Schraubenzieher oder Kuli oder jedenfalls mit einem spitzen Gegenstand umgelegt werden kann, denn mit bloßen Fingern oder mit Fingernägeln lässt sich dieser im Korpus versenkte Schalter nicht erreichen. Das hat zwar den Vorteil, dass man nicht versehentlich den bass-roll-off aktiviert, führt aber im entscheidenden Moment u.U. auch dazu, dass man einen Schreikrampf kriegt, weil das notwendige Werkzeug nicht zur Hand ist.
PAD Schaltung
- rbschu
- audio-technica at4021 bass-roll-off condenser microphone kleinmembraner pencil-microphone
So wie bei den Hochpassfiltern verhält es sich auch mit dem PAD-Schalter, der sich allerdings nur beim AT4021 findet und die Empfindlichkeit um -10 dB reduziert (vgl. Foto). Solcherlei benötige ich aber eigentlich nicht, denn ich beabsichtige nicht, das Mikrofon mit ohrenbetäubendem Lärm zu malträtieren, obschon das AT4021 einen Pegel bis 156 dB bei 1% Verzerrung mit aktivierter PAD-Abschwächung wegsteckt. Das AT2031 verkraftet hingegen "nur" 141 dB bis die 1%ige Verzerrungsgrenze überschritten wird. Immerhin ist das so laut, dass dieser Pegel locker gehörschädigend wirkt, z.B. wenn man mit Karacho die Cymbals haut und das Ohr daneben hält. Und das wollen wir doch nicht, oder?
Auslieferungszustand
Natürlich ist dies kein großes Thema, aber ein Aspekt erschien mir wegen seines Mehrwerts für den Käufer erwähnenswert. Doch dazu komme ich gleich. Das günstigere AT2031 kommt in einer Schachtel, die etwa doppelt so dick ist wie die vom AT4021, obschon beide Mikrofone sich hinsichtlich ihrer Korpusmaße nur unmerklich unterscheiden. Das AT4021 ist mit 144mm Länge nur 1mm länger als das AT2031. Sie passen auf die gleiche Stativhalterung für 21mm starke Pencil-Mikrofone, die mitgeliefert wird. Auch ein separater Windschutz ist enthalten. Was aber begründet eine doppelt so große Verpackung beim AT2031? Nun, ich empfinde es als großes Plus, dass das AT2031 in einem "Pouch", einem Beutel aus Kunstleder angeliefert wird, denn jenen nutze ich tatsächlich in Recordingpausen, um nicht alles wieder abbauen zu müssen. Solch einen "Pouch" stülpe ich dann über meine Mikrofone, um sie vor Staub zu schützen. Ein Schächtelchen wie beim teureren AT4021 taugt hierzu nicht. Aber ein Schächtelchen ist eben verpackungstechnisch kleiner.
Set AT 4021
- rbschu
- audio-technica at4021
Set AT 2031
- rbschu
- audio-technica at2031
Technische Betrachtung
Sowohl AT2031 als auch AT4021 übertragen Frequenzen zwischen 20 Hz und 20 kHz. Beim AT2031 scheint lt. Frequenzchart die Empfindlichkeit im Bereich von 20 Hz bis ca. 300 Hz um bis zu -4dB reduziert, beim AT4021 ist dies mit etwa -2dB weniger stark ausgeprägt. Zwischen 300 Hz und 3 kHz reagieren beide Mikrofone +/- identisch um 0dB, wobei lt. Chart das AT2031 noch einen Tuck linearer erscheint. Doch das ändert sich ab 3 kHz. Von 3 kHz bis etwa 6,5 kHz steigt beim AT2031 die Empfindlichkeit stetig auf bis zu +4dB an, während das AT4021 in diesem Frequenzbereich eher ein Plateau um +2dB bis +3dB findet, mit einem leichten Ausreißer (+4dB) bei etwa 6,5 kHz. Zwischen 7 kHz und 10 kHz fällt die Empfindlichkeit auf den Bereich 0dB bis +2dB zurück, um sich in der letzten Oktave (10-20 kHz) zwischen +2dB und +4dB einzupendeln. Das AT2031 verhält sich hier anders. Der stetige Anstieg der Empfindlichkeit zwischen 3 kHz und 6,5 kHz setzt sich setzt sich in gleicher Weise bis etwa 12 kHz auf +7dB fort, hat aber zwischen 7 kHz und 8 kHz eine "Delle" bis auf etwa +2dB zurück. Das Empfindlichkeitsmaximum bei 12 kHz von etwa +7dB wird bis zum Erreichen der 20 kHz-Marke wieder stetig auf 0dB zurückgeführt.
Frequenzgang AT4021
- rbschu
- audio-technica at4021
Frequenzgang AT2031
- rbschu
- audio-technica at2031
Visuell könnte man also erwarten, dass das AT4021 über den gesamten Frequenzverlauf linearer arbeitet, während das AT2031 in den Höhen etwas ausgeprägter und in den Bässen weniger ausgeprägt zeichnet. Aus dem Matheunterricht dämmert uns, dass eine Ausgleichsgerade durch solch einen Kurvenverlauf mit "positiver Steigung" benannt würde.
Aufhänger für diesen Test beider Mikrofone war die Aussage, dass sich beide durch hohe Sensitivität gegenüber anderen Mics auszeichnen würden. Das ist wohl korrekt. Bei beiden Audio-Technicas entnehme ich ihren Datenblättern -34dB (19,9 mV), also den gleichen Wert. Nur zum Vergleich: Das häufig als Referenz gefeierte Neumann KM 184 liefert 15 mV unter gleichen Bedingungen und verfügt lt. seines Manuals über einen Geräuschpegelabstand (s/n ratio) von 81 dB. Das ist gerade mal 1 dB mehr als es das AT4021 schafft (80 dB). Das AT2031 bringt es auf 77 dB Geräuschpegelabstand. Stellt man Letzteres dem AT4021 in Bezug auf den Ersatzgeräuschpegel (noise level) gegenüber, so punktet das AT4021 mit 14 dB und hat die Nase vorn. Das AT2031 liegt mit einem Wert von 17 dB dahinter, ist also durch selbst hervorgerufene Störgeräusche ein wenig "lauter". Das außer Konkurrenz mitlaufende Neumann KM 184 ginge lt. seinem Manual mit nur 13 dB in dieser "Noise-Level-Competition" knapp als Sieger hervor.
Der Dynamikumfang beider getesteten Mikrofone liegt um 8 dB auseinander, was sich aber dadurch erklären lässt, dass das AT2031 einen um 3 dB höheren Geräuschpegel produziert und zugleich einen um 5 dB niedriger liegenden maximalen Eingangsschallpegel (maximum input sound level) bis zur Verzerrungsgrenze von 1% bei 1 kHz verzeichnet. Dadurch sinkt also der nutzbare Dynamikumfang (dynamic range) auf 124 dB im Vergleich zum AT4021 mit 132 dB. Für Overheads wäre das AT4021 vor diesem Hintergrund also besser geeignet, zumal es ja zusätzlich noch über eine Empfindlichkeitsabsenkung von -10 dB per PAD-Schaltung (s.o.) verfügt.
Die Audio-Dateien
Ich habe von verschiedenen kritischen akustischen Quellen den Klang mit beiden Mikrofonen gleichzeitig auf jeweils einer Monospur in Reaper aufgenommen. Beide Mikros zeigten im gleichen Winkel und in gleichem Abstand auf das aufzunehmende Instrument.
Das Recording wurde bei 44,1 kHz Samplingfrequenz und in 24 Bit Samplingtiefe getätigt. Jede Klangquelle wurde mit einer Ausnahme in einem separaten Aufnahmegang festgehalten, was es ermöglichte, aufnahmeseitig den Pegel anzupassen und instrumentenspezifisch für genügend Headroom (bis zum Clipping) zu sorgen. Die Rohtakes sind daher eher untersteuert als übersteuert. Als PreAmp kam der ART Digital MPA II zum Einsatz (vgl. mein diesbezügliches Review). Die Eingangsimpedanz betrug 600 Ω auf beiden Mikrofonkanälen. Die verwendeten Kabel hatten mit 6m identische Länge.
Um alle Instrumente in nur 2 Dateien zu packen (2 Monospuren; jeweils die Aufnahme des AT4021 und des AT2031), wurden die Takes aneinander gereiht, untereinander pegelmäßig angepasst und sodann als .wav (44,1 kHz/24 Bit) gerendert. Natürlich unterblieb ein wie auch immer geartetes Processing (z.B. Limiter/Kompressor/EQ). Durch die zuvor vorgenommene Pegelanpassung war es möglich, die beiden Tracks peakmäßig nahe -1dB zu ziehen ohne dass "leisere Instrumente" im Endfile lautstärkemäßig zu sehr abfallen. Alle Manipulationen an den Tracks betrafen sowohl AT4021 als auch AT2031 in gleicher Weise, d.h. es wurden Veränderungen nie nur an einem einzelnen der Tracks vorgenommen.
Vergleich zweier Kleinmembraner von Audio-Technica mittels Reaper
- rbschu
- audio-technica reaper
Obiges Bild (Screenshot aller Takes in Reaper; läßt sich im Vollbildmodus stark vergrößern) zeigt beide Monotracks mit allen darin enthaltenen Instrumenten, bevor diese gerendert wurden. Wir sehen (B), dass der 4. Block von links (beschriftet mit LP 150...) um -1,51 dB abgesenkt wurde. Der darauf folgende 5. Block (Sonor CGTT12P Tambourin) wurde manuell um -2,92 dB reduziert. Alle anderen Blöcke blieben unangetastet. Aber um eine möglichst gut ausgesteuerte gerenderte Spur zu erhalten sehen wir unter (A), dass die Pegelregler beider Stems um jeweils 3,36 dB angehoben wurden. Dieser Screenshot zeigt überdies, welche Klangerzeuger für den Mikrofontest herangezogen wurden. Dies lässt sich aus der Beschriftung über den Blöcken entnehmen.
Wie sind die Files abzuhören?
Ich denke, ich habe es hier mit Musikern oder Recording-Enthusiasten zu tun, die wissen, dass beide Dateien auf separate Spuren in ihre DAW zu laden sind. Natürlich kann man jede dieser Spuren nach rechts oder nach links pannen, dann erhält man die Stereoabbildung. Für einen Vergleich beider Spuren empfehle ich aber, beide monofon in die Mitte des Stereobildes zu legen und jeweils Spur A zu muten, während Spur B wiedergegeben wird und vice versa. Wer seine DAW kennt, kann dies mit nur 1 Klick erledigen. Dadurch erkennt man das "Kontrastprogramm" besser als wenn man eine Stereowiedergabe nutzt. Da die Dateien nicht komprimiert sind, empfiehlt sich m.Mng. nach die Wiedergabe über die Abhöranlage, sofern man darüber verfügt.
Die Klangerzeuger
Der Groovy Shaker von Firma Schlagwerk wurde im Abstand von ca. 20cm vor den Mikrofonen geschüttelt.
Schlagwerk Groovy Shaker
- rbschu
- percussion schlagwerk shaker
Die Claves Redwood Classic der Marke Meinl schlug ich ca. 30cm vor den Mikrofonen aufeinander.
Meinl Claves Redwood Classic
- rbschu
- claves meinl percussion
Der recht dezente/leise Meinl SH23 Proton Shaker mit Alu-Korpus wurde mit dem geringstem Abstand von ca. 10-15 cm vor den Mikrofonen horizontal hin und her bewegt.
Meinl SH23 Proton Shaker
- rbschu
- meinl percussion shaker
Der Schellenring 150 Cyclops des Herstellers Latin Percussion erzeugte mit seinen doppelten Stahlschellen den höchsten Pegel und wurde im Abstand von etwa 100cm vor den Mikrofonen eingesetzt.
LP 1510 Cyclops Schellenring
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- latin percussion percussion schellenring shaker
Das 12" Schellentambourin (frame drum) CGTT12P der Firma Sonor wurde in der ersten Hälfte des Takes mit einem Filzschlägel GO-BS1 des Herstellers Go Percussion bearbeitet, in der zweiten Hälfte der Aufnahme geschüttelt. Der Mikrofonabstand betrug dabei ca. 80cm.
Sonor CGTT12P Tambourin mit Go Percussion GO-BS1 Filzschlaegel
- rbschu
- frame drum percussion schellentambourin sonor
Die drei letzten Hörbeispiele entstanden mittels der Akustikgitarre Epiphone 1964 Texan Limited Edition. Hierbei beging ich den "Fehler" nach der gezupften Gitarre mit Abnahme am Schallloch nur auf Pause zu drücken, um dann mit der Abnahme am Gitarrenhals fortzufahren. Daher lassen sich die beiden Blöcke auch nicht unterschiedlich beschriften - weil gleicher Take. Vielleicht geht das dennoch irgendwie, aber hierzu müsste ich zuerst das Reaper-Manual bemühen, doch dafür fehlt mir momentan der Nerv. Der letzte Block enthält als Klangquelle wieder die bereits benannte Epi 1964 Texan Gitarre, allerdings wurden bei diesem Take einige Akkorde geschrammelt, die am Schallloch abgenommen wurden. Für alle Gitarrenaufnahmen betrug der Aufnahmeabstand ca. 40cm bis zu den Mikrofonen.
Epiphone 1964 Texan Limited Edition
- rbschu
- recording
Alle verwendeten Instrumente sind nun benannt und abgebildet. Man hüte sich aber vor dem Irrglauben, ich hätte während der Aufnahmen fleißig der Trunksucht gefrönt, denn das (leere!) Weinglas habe ich nur für den Größenvergleich in die Bilder mit aufgenommen. Fürderhin stand während der Gitarrenaufnahmen kein "Konzert" zur Debatte, und ich bitte deshalb die schwache Leistung des Troubadours zu entschuldigen.
Fazit
So und weshalb schreibe ich eigentlich dieses Review? - Einfach um mir selbst darüber klar zu werden, wohin ich meine sauer angesparten Taler pumpe, denn über den Kauf eines passenden Mikrofons hinaus steht noch so manches andere auf meiner Wunschliste, was eine ordentlich ausgestattete Geldbörse voraussetzt. Und hinsichtlich eines Preisunterschieds, der schlicht das Dreifache (!) des günstigeren AT2031 ausmacht, muss es erlaubt sein, auch eventuelle Stärken und Vorteile des teureren AT4031 in Frage zu stellen und in Relation zu setzen. Nochmal ganz deutlich und hoffentlich für jeden verständlich: Für den Preis nur eines AT4021 erhält man gleich 3 AT2031. Wir werden sehen, bzw. hören, ob das gerechtfertigt ist – oder auch nicht.
Sowohl visuell als auch akustisch scheint die Spur des AT4021 zu belegen, dass hier ein etwas höherer Pegel erzeugt wurde. Mir ist nicht klar, ob dies ein Artefakt oder tatsächlich das Resultat eines lauteren Signals am AT4021 ist. Ich habe mich im Zuge der Gegenüberstellung beider Mikrofone um gleiche Ausgangsbedingungen bemüht, doch vielleicht habe ich trotzdem etwas übersehen. Im Rahmen meiner Möglichkeiten hoffe ich, dass die vorgelegten Ergebnisse für den Leser und Hörer trotzdem ein wenig an Aussagekraft besitzen. Und für mich zur Entscheidungsfindung beitragen.
Download Audio-Files (je ca. 28 MB)
Zum Track mit dem Audio-Technica AT2031
Zum Track mit dem Audio Technica AT4021
Hinweis:
Diese Links haben eine Verweilzeit beim Hoster von mindestens 1 Jahr. Falls die Dateien nicht mehr erreichbar/downloadbar sind, bitte eine persönliche Mitteilung an mich.
- Eigenschaft
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