So, hat etwas länger gedauert als gedacht. Schuld sind mein Urlaub und die lange Lieferzeit bei einem großen gelben Paketdienstleister. Nun habe ich Glove, East River Drive und Soul Food auf meinem Board ausführlich testen können, zuhause und im Proberaum. Ich nehme mir mal die Pedale eins nach dem anderen vor und komme dann zum Schluss zu Kombinationsmöglichkeiten. Vorweg fällt auf: Alle drei Treter reagieren sehr feinfühlig auf Veränderungen an den Reglern - kleine Bewegungen machen viel aus, es braucht Fingerspitzengefühl.
East River Drive:
Ich hab ihn angeschaltet vor dem zerrenden Blackstar-Amp - und er tat sofort, was ich mir vorgestellt hatte: Er schob den Solo-Sound an, inklusive der tubescreamer-artigen nasalen Mitten. Was auffällt: Sobald der ERD dazu kommt (auch wenn er auf wenig Drive eingestellt ist), wird der Zerr-Sound leicht sägend, breiter, sustain-reicher - Attack geht hingegen verloren. Aber das ist natürlich auch gewollt. Und vor allem im Bandkontext setzt sich der Sound mit ERD sehr gut durch (klar, mehr Mitten).
Zweiter Schritt: ERD vor dem cleanen Amp. Da tat ich mich erstmal sehr schwer, der Sound wirkte dumpf, bei einzelnen gezupften Chord-Patterns fehlte den einzelnen Noten jede Brillianz. Ich hab lange mit den drei ERD-Reglern rumgespielt, auch beim Aufdrehen des Tone-Reglers wurde es nicht besser. Des Rätsels Lösung war der EQ an meinem Amp. Der Blackstar hat ja im cleanen Bereich keinen 3-Band-EQ, sondern einen einzelnen Tone-Regler, der bei mir grundsätzlich bei 2 Uhr stand. Als ich den auf 4 Uhr stellte, ging auch beim ERD das Licht an. Meine Kombination aus FGN-LesPaul und Blackstar-Amp liefert halt erstmal wenig Brillianz. Aber seit ich den Blackstar clean mit mehr Höhen spiele, gibt mir der ERD einen wunderbaren angezerrten Sound. Drive hab ich dabei etwa auf 12 Uhr und den Tone-Regler am Effektgerät sogar etwas zurückgedreht.
Fazit: Wunderbares Teil, ich bin sehr glücklich damit!
Soul Food:
Den habe ich ja schon etwas länger. Und auch er hat vom Raufdrehen des Tone-Reglers am Amp profitiert. Der SF arbeitet bei mir ganz wunderbar als Booster. Das gilt bereits im cleanen Bereich. Drive auf acht Uhr, Tone auf 1 Uhr, Volumen Richtung 12 Uhr - super! Anders als beim ERD klingt die Gitarre immer transparent durch, der Grundsound ändert sich nicht oder nur unwesentlich. Und der Verstärker wird wunderbar angeschoben, sodass ich mich auch im Bandkontext clean besser durchsetze (gerade bei Soli).
Genau so ist es vor dem angezerrten Amp, auch da: Auch da boostet der SF super, hier auch gerne mit etwas stärker aufgerissenem Gain-Regler (in Richtung Mittelstellung).
Mit der reinen SF-Zerre vor dem cleanen Amp tue ich mich etwas schwerer. Das ist aber ein Ding von persönlichem Geschmack: Ich brauche diese Art Zerre (in Richtung Blues-Rock), die der SF in Verbindung mit der Paula liefert, für mich bislang nicht. Da ist mir der ERD lieber.
Fazit: Deshalb nutze ich den SF voerst als reinen Booster - bin hier aber extrem zufrieden. Und mit der SF-Zerre experimentiere ich weiter herum - vielleicht werd ich ja doch noch damit warm.
Glove:
Damit bin ich bislang am wenigsten weit gekommen. Klar ist: Der Glove knallt viel stärker rein als die subtiler arbeitenden beiden anderen Pedale. Auch im niedrigen Gain-Bereich ist da sofort mehr Wucht dahinter (erst Recht wenn ich den Wahlschalter in der Mitte nach oben schalte, was ich deshalb bislang kaum nutze). Im Low-Gain-Bereiech liegen die Glove-Stärken also ganz sicher nicht, da sind SF und ERD besser. Für das Rock-Brett habe ich aber schon meine Amp-Zerre, die mehr Breite/Headroom hat und die ich bislang auch lieber höre als den Glove. Da ist für mich schon grundlegend die Frage, wofür ich den Glove benötige. Er wäre quasi eine Mid-Gain-Variante zwischen dem angezerrten ERD und dem Amp-Brett. Da hatten wir neulich beim Proben eine Situation, wo ich den Glove gut gebrauchen konnte. Aber da kann ich auch einfach den Volume-Regler der Gitarre zurückdrehen vor dem zerrenden Amp-Kanal und komme ähnlich zum Ziel.
Fazit: Der Glove ist mein Streichkandidat.
Kombinationsmöglichkeiten:
Auch hier schneidet der Glove bei mir schwächer ab: Vor allem ERD plus Glove sägt mir zu sehr. Kombinationen von Glove mit den anderen beiden Pedalen habe ich aber bislang recht wenig durchprobiert. Vor allem hatte ich den Glove immer hinten in der Kette - ob es andersherum überhaupt Sinn macht?
Anders die Kombination aus ERD und SF. Die funktioniert wunderbar, und zwar mit dem SF vor dem ERD (andersherum war ich nicht so begeistert). Der SF pusht den ERD nochmal und bringt etwas mehr Gain, wenn man das benötigt. Auch eine tolle Kombination: SF vor dem ERD, und dann per Push-Pull-Poti die Humbucker splitten (in Steg- oder Mittelstellung).
SF plus ERD plus Ampzerre geht auch, neigt dann aber schon zu Feedback oder Störgeräuschen und verlangt deshalb eine Einstellung mit viel Fingerspitzengefühl.
Fazit:
Der SF bleibt vorerst mein Booster, der sehr viel an ist. Der ERD hat zwei Funktionen: Low-Gain-Sounds vor cleanem Amp, Solo-Booster vor zerrendem Amp (Tubescreamer). Damit decke ich eigentlich alles ab. Der SF kann den cleanen Amp befeuern und anschieben, der ERD liefert angezerrte Sounds (die dann mit SF vorgeschaltet in etwas mehr Gain münden können). Mit dem Zerr-Kanal des Amps bin ich glücklich und kann auch hier beide Pedale zuschalten, den SF schiebt an und bewahrt Attack, der ERD liefert Mitten und Sustain.
Der Glove bekommt noch eine Galgenfrist zum Herumexperimentierern, muss aber mutmaßlich wieder gehen. Das heißt nicht, dass er schlecht klingt - aber er hat in meinem Setup kein Alleinstellungsmerkmal, dass ich nicht auch anders bedienen könnte.
So - ich hoffe, ihr konntet damit etwas anfangen. Feedback/Kritik immer willkommen