Spannendes Thema, nur kurz von unterwegs:
In den 90ern gab es von JBL mit dem vertec System bereits das erste line array.
Ende der 90er war das aber noch sehr großen Festival Bühnen vorenthalten. Üblich war da unter 10.000 PAX immer noch: Wände mit horngeladenen Systemen und Delay Lines.
In den 90ern hat man sich sehr über d&b gefreut. F2/B1 oder die C4 Systeme. Das waren horngeladene Systeme mit recht guter Richtwirkung. C4 Tops sieht man heute noch auf events, als side-fills zum Beispiel. Wenn ich es richtig erinnere, waren das Coax-Systeme mit 12" 2" Bestückung.
Kling und Freitag hatte mit dem Access System auch ein schönes und erfolgreiches System am Start. Turbosound war in Norddeutschland nicht so verbreitet, aber viele kleinere Hersteller wie GAE oder Fohnn zum Beispiel.
Die Community-Wände mit direktabstrahlenden Treibern waren zu der Zeit zum Glück lange vorbei. Sieht ja ganz eindrucksvoll aus, aber ... puh. In nem kleinen Club vielleicht, aber nicht draussen.
Der übliche Aufbau bei allen Systemen war eine aktive Frequenzweiche, je nach Event-Grösse am FoH oder am Monitorplatz, und 3-4 Wege Trennung, also getrennte Endstufen für Bass, Mitten, Höhen. Endstufen in Lautsprechern gab es damals noch nicht (bis auf das Vertec oder kleine "Hilfslautsprecher" wie Meyer UPA). Je nach Geschmack wurden die Sub-Bässe über einen AUX-Weg am Pult oder aus der Pultsumme gespeist. Hat beides Vor- und Nachteile. Einrichtung der PA war damals noch nach Erfahrung und Gehör üblich - und so variantenreich war dann auch der Sound in verschiedenen Hallen.
Class D-Endstufen war noch lange kein Thema, Schaltnetzteile erst langsam betriebssicher genug. Die meisten Amps hatten noch konventionelle Trafos und Netzteile und waren entsprechend schwer.
Ein schönes Kuriosum aus der Zet übrigens, zum googlen: Servodrive subwoofer.
Übliche Pulte zu der Zeit: Yamaha PM Serie (3500, 4000), Midas XL200, Soundcraft Vienna, später Series 4, Series 5.
War schön damals. Aber ganz schön viel Schlepperei
Für einen Platz mit 10.000 Leuten war der Sattelschlepper entspannt voll mit Lautsprechern und Endstufen und nicht zu vergessen: Kupfer. Kabel werden ganz schön schnell ganz schön schwer. Die Effizienz war nicht sehr gut, ein Dieselgenerator für Ton (aufm Tieflader) also Standard.
Das galt im Übrigen noch viel mehr fürs Licht - da waren ja noch 1000W "Lampen" (die guten alten PAR Scheinwerfer) üblich. 100-500 konnte man in so einem Bühnendach schon unterbringen - LED gabs noch nicht, Farbwechsel auch kaum (Farbwechsler mit Motoren, die Farbfolien über Scheinwerfer ziehen, eher fürs Theater und indoor). Also brauchte man für jede Farbe ne separate Lampe bzw: Viele in jeder Farbe, die man gern verwenden wollte. Da war mit Effektlicht (erste moving-heads wie Martin 500) dazu schnell auch ein Generator zu knapp.
In den 90ern hatten Computer jeder Art übrigens noch keinen Platz auf Konzerten. Konnten einfach noch nichts Hilfreiches.
Wegweisende Produkte der späten 90er, würde ich sagen:
d&b C-Serie
JBL Vertec
Yamaha PM1D