Wir haben zwar keine absolut leise Bühne, aber meine Band hat in den letzten drei Jahren eine Menge dafür getan, dass es auf der Bühne leiser wird - und das mit großem Erfolg für einen niedrigeren Pegel und einen besseren Bandsound.
Die Ausgangssituation: Eine harte Rockband Ende des Jahres 2013 mit folgenden Zutaten:
- Ein lautes Drumset aus den 80er Jahren, und das klingt leider nur dann gut, wenn der Drummer ordentlich reinlangt - so waren die Kessel halt damals gebaut
- zwei Gitarristen mit Marshall 100W-Röhrenamps und einer original 4*12er (einmal der modernere JVM410H, einmal der etwas rustikalere 6100)
- ein Keyboarder, der eine Vorliebe für beidhändiges Spiel von Gitarrensounds hat; dafür singt er aber toll und ist ein netter Kerl
- und ich am Bass; meinen MESA Boogie Carbon M6 als 2*12er Combo muss ich schon etwas aufdrehen, um da mitzuhalten
- der Sound ist zwar gut, aber ich gehe nach jeder Probe mit pfeifenden Öhrchen nachhause, so kann das nicht weitergehen
Als erster schlägt der Drummer zu und kauft sich ein neues, modernes Drumset mit wesentlich dünneren, leichteren Kesseln. Diese klingen schon dann gut, wenn man sie wesentlich dezenter anschlägt. Ausserdem montiert er darauf doppelschichtige Felle von Evans. Diese sehen aus, als hätten sie einen schwarzen Ring aufgedruckt, tatsächlich aber ist das eine Füllung aus Gel. Diese lässt den Sound kontrollierter und leiser werden.
Bei Bedarf kommen da noch Moongel oder konventionelle Dämpfer drauf.
Und für die Becken nutzt er Cympad Moderators (guckst Du hier:
https://www.thomann.de/de/search_dir.html?bf=&sw=Cympad+Moderator ) - die machen die Becken gefühlte 30% leiser, ohne den Sound oder das Spielgefühl zu beeinträchtigen. So habe wir deutlich weniger Beckensound auf den Gesangsmikrofonen.
Der Keyboarder heiratet die falsche Frau und lässt sich durch ihre Intrigen aus der Band heraussprengen. Das ist zwar einerseits schade, aber wir merken andererseits, wie deutlich der Bandsound nun aufklart, wo wir keine zwei Gitarren plus einen Keyboarder, der am liebsten Gitarrensounds spielt, haben.
Kurz danach gibt unser Sologitarrist (ja, der laute, der immer nur eine Armlänge von seinem Halfstack entfernt stand und sich nie hören konnte, sich aber gleichzeitig weigerte, mal ein paar Schritte weiter weg zu gehen, da er ja immer an die Knöpfe kommen müsste - unserem Sänger und mir bluten auf der anderen Bühnenseite schon fast die Ohren) seinen Halfstack endlich auf und steigt um auf ein AxeFX II mit zwei RCF ART 710a, die er wie Monitorboxen vor sich auf den Boden legt. Nun kann er in seinem eigenen Sound baden, während wir auf der anderen Bühnenseite endlich unsere Ruhe haben! Naja, so einigermassen. Aber tatsächlich müssen wir seine Gitarre in unserem neuen, großen Proberaum auf unsere Monitore legen, um ihn überall zu hören.
Der Sänger und zweite Gitarrist spielt immer noch seinen Marshall Halfstack, aber wir achten in dem großen Proberaum sehr darauf, dass er etwas weiter von ihm entfernt steht und er voll "im Strahl" steht, so dass er sich selbst am lautesten hört. Ausserdem habe ich für ca. 50 EUR Material aus dem Baumarkt zwei Diffusoren gebaut, die annähernd vergleichbar dem Deeflexx Aura, aber für zwei Speaker nebeneinander konzipiert sind, seitdem wird der Sound aus der Marshallschneise ein wenig besser verteilt, so dass wir ihn angemessen hören können. Seit er das Ding hat, hat er sich auch leiser gemacht und nutzt weniger Höhen. Hier mal ein Link zu den Originalen:
https://www.thomann.de/de/deeflexx.html - die Idee finde ich super, aber das Pricing ist einfach unverschämt, wenn man sich mal die Materialkosten vor Augen führt.
Als Bassist konnte ich nach jeder dieser Änderungen meine Lautstärke ein wenig zurückfahren. Irgendwann lasse ich mir vielleicht auch Bassboxen im Monitordesign bauen.
Zusammengefasst:
Was der Drummer tat: Neues Set, das auch leise gut klingt. Gedämpfte Felle. Moongel oder andere Dämpfer. Cympad Moderator Set für die Becken.
Ergebnis: Leiserer, besserer Sound.
Was der Keyboarder tat: Verliess die Band. Alternativ hätte er aber auch auf einhändiges Spiel umsteigen können und sich abhebende Sounds auswählen können.
Ergebnis: Leiserer, klarerer Sound.
Was der Sologitarrist tat: Umstieg von Halfstack auf Simulator plus zwei Monitorboxen, mit denen er sich direkt anbläst.
Ergebnis: Leiserer, besserer Bandsound.
Was der Rhythmusgitarrist tat: Optimale Platzierung seiner Box, Nutzung eines Reflektors zur Streuung des Sounds.
Ergebnis: Deutlicherer Sound
Was der Bassist tat: Seinen Amp leiser drehen.
Ergebnis: Leiserer Bandsound.
Damit sind wir schon ziemlich weit gekommen, was den Sound im Proberaum und auf der Bühne angeht - jedenfalls habe ich kein Pfeifen mehr in den Ohren nach einer Probe! Wir sind für den Tech auch sehr leicht zu mischen und haben auch in kleinen Sälen einen ausgewogenen Sound, weil eben nichts zu laut von der Bühne herunter dröhnt.
Gruß
Jo