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IggiKnopp
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Auf der Suche nach einer leichten semiakustischen Gitarre in Les Paul Form - speziell für lange Proben - stieß ich vor ca. sechs Wochen auf dieses Instrument. Ich spiele Jazz, clean oder mit leichtem Overdrive und habe schon mehrere semiakustische Gitarren besessen und mir auch eine selbst gebaut. Diese Gitarre unterscheidet sich von der Gibson Les Paul ES zum Einen durch die Tonabnehmer, das sind hier Epiphone Probucker 2 (Neck) und 3 (Bridge), beide splitbar durch Herausziehen des Vol.-Poties - und zum Anderen durch den Ahorn-Centerblock (bei der Gibson ist der aus Mahagoni), - und natürlich durch den Preis.
Hals:
Mahagoni einteilig, flaches Profil, mir zunächst zu flach, da ich sehr dicke Hälse spiele - aber inzwischen habe ich mich dran gewöhnt und kann der Abwechselung etwas Positives abgewinnen. Palisandergriffbrett mit mittelhohen Bünden.
Korpus: lt. Hersteller Decke, Boden und Zargen laminiert dreiteilig Ahorn (dazu später mehr), Centerblock aus massivem Ahorn, Decke gewölbt, Boden flach
Lackierung: angeboten werden drei verschiedene Farben: Sunburst rot/gelb, grau-schwarz, weinrot - alles durchscheinend lackiert, mit schönem dreidimensionalem Effekt. Ich habe eine weinrote gekauft, Die Lackierung ist bis auf eine ganz kleine Unsauberkeit, die mich aber nicht stört, professionell ausgeführt.
Metall: Mechaniken von Grover (leichtgängig und zuverlässig), wie auch bei Gibson oft verwendet, eine Epiphone Tune-o-matic Brücke, Stoptail
Ich habe die Gitarre bei session music bestellt, ohne sie vorher angespielt zu haben - das hatte ich bisher noch nie gemacht. Die Reviews, die ich gelesen hatte, waren fast alle sehr gut, manche euphorisch. Außerdem schätzte ich die Bauweise als solide ein, und so habe ich es einfach mal riskiert.
Das erste Anspielen:
..... war enttäuschend. Die Gitarre war überhaupt nicht eingestellt, für entspanntes Spielen unbrauchbar, - ich mußte erst mal die Sattelkerben ein gutes Stück runterfeilen und den Halsstab korrigieren. Danach spielt sei sich allerdings hervorragend. Das finde ich schon ärgerlich, weil die versprochene Rückgabemöglichkeit wohl hinfällig gewesen sein dürfte. Alternative wäre gewesen, das Instrument mit der Bitte um ein korrekt eingestelltes zurück zu schicken. Ich war halt doch optimistisch - aber sicher nicht vernünftig. Was auch nervte, waren einige Wochen mit schwarzen Fingerkuppen nach dem Spielen, scheint eine Epiphone-typische-Erscheinung zu ein, hat sich aber inzwischen erledigt.
Der rein akustische Klang ist schon recht laut, gut zum Üben zuhause. Elektrisch gefiel sie mir, zunächst in Zimmerlautstärke, auch gut. Das änderte sich allerdings, als ich die Gitarre zum einer Session mitnahm. Für meine Spielweise muss das Instrument im Cleanmodus über den Halspickup gespielt eine schnelle Ansprache und Dynamik liefern - aber weder mir noch meinen Musikerkollegen gefiel der Sound. Gut fand ich aber und finde ich immer noch den Humbucker an der Brücke, der liefert ein ordentliches Brett und im gesplitteten Modus ist er super für funky gespielte Akkorde. Das hat was. Der Probucker soll dem Burstbucker von Gibson ähnlich sein - ok, der gefällt mir in der Neckposition auch nicht.
Ich hatte noch einen Gibson Classic 57 PU in der Schublade und mit dem in der Neckposition ging dann definitv die Sonne auf: schnelle Ansprache, Dynamik, bluesiger Ton mit schönen Höhen. Der ist nicht splitbar, klingt aber auch zusammen mit dem Bridge-PU toll, so, wie man es von einer Semiakustik erwartet mit perkussivem Touch. Ich habe dann auch die Tune-o-matic Brücke gegen eine von Faber mit Messingreitern getauscht (das ist Geschmackssache), jetzt ist alles für mich perfekt. Inzwischen habe ich Gitarre bei einigen Sessions und einem Bigbandworkshop eingesetzt und ich bin sehr zufrieden - meine MusikerkollegInnen habe den Klang auch sehr gelobt.
Das Innenleben - Korpus und Centerblock:
... konnte ich mir bei dem PU-Wechsel genauer anschauen:
Der Centerblock ist nicht, wie z.B. bei einer G. ES 335, etwa zehn cm breit über die gesamte Länge, sondern zwischen den PU-Kammer und hinter dem Stoptail auf zwei cm Breite gefräst. Auch die Tonabnehmerkammern sind mit groß ausgefrästen Öffnungen versehen, durch die man bei einer Reparatur oder einem PU-Wechsel die Poties aus dem Korpus herausnehmen kann - durch die F-Löcher ist das nämlich nicht möglich. Der Korpus hat also reichlich "Luft" - Feedbackprobleme habe ich aber trotzdem nicht erlebt, auch nicht bei hoher Overdrive-Lautstärke im Solo über Bigband-Backings! Das hat mich erstaunt.
Der Centerblock ist auch nicht an die Wölbung der Decke angepaßt und mit dieser verleimt, sondern plan - ohne Wölbung - gefräst. Zwischen der Deckenwölbung und dem Centerblock hat man eine zwei cm breite Leiste - ich vermute aus irgendeinem Weichholz, welchem man ander Unterseite zwei paralell verlaufende Rillen ausgefräst hat - eingeklemmt und verleimt. Das kann man als Billigbauweise abtun, oder als Konzept interpretieren - beim Testbericht einer (ein vielfaches teureren) Gibson ES 355 in der Zeitschrift GitarreundBass wird eine ähnliche Vorgehensweise beschrieben. Alle Leimarbeiten sind absolut sauber ausgeführt.
Was das dreiteilige Laminat betrifft: ich hatte mal eine Gibson ES 335 mit erkennbar dreiteiligem Laminat, aber das hier konnte ich nicht als solches identifizieren. Ist mir aber auch egal.
Resümee:
Klasse Gitarre mit viel "hollow" im Sound. Hat mit einer LP nur die Form gemein. Ob die Gitarre für Rockmusiker attraktiv ist? Da ich keinen Rock spiele, kann ich das nicht beurteilen. Die PU-Bestückung könnte darauf hinweisen, denn die scheint mir eher auf verzerrtes (Solo-)Spiel ausgelegt zu sein. Aber mit einem anderen Neck-PU ist die Gitarre für meinen Geschmack super für Blues und Jazz einsetzbar. Insgesamt ein interessante Variante zum Thema ES-Style-Gitarre.
Bilder kann man im Netz finden (besser, als ich sie zur Verfügung stellen könnte -sorry! ,) z.B.:
Preis:
Die Gitarre kostet ca. 550 €, als B-Stock ca. 100 € weniger - jeweils ohne Koffer und made in China.
Das Instrument ist eine ltd. Edition. Das dürfte wohl heissen: nicht lange verfügbar! Schade eigentlich!
Ich hoffe, mein Review ist für einige von Euch brauchbar - auch ohne Photos. Schließlich geht´s ja erst mal um den Klang!
Apropos Klang: Auch auf Soundbeispiele verzichte ich. Erstens, weil mir zu aufwendig und zweitens, weil doch sehr abhängig vom Verstärker. So klingt sie über meinen Koch Studiotone wesentlich dunkler (was auch am Gibson PU liegt), als über meinen ca. 25 Jahre alten Laney LC 30 (der Vox-ähnlichen Charakter hat).
Hals:
Mahagoni einteilig, flaches Profil, mir zunächst zu flach, da ich sehr dicke Hälse spiele - aber inzwischen habe ich mich dran gewöhnt und kann der Abwechselung etwas Positives abgewinnen. Palisandergriffbrett mit mittelhohen Bünden.
Korpus: lt. Hersteller Decke, Boden und Zargen laminiert dreiteilig Ahorn (dazu später mehr), Centerblock aus massivem Ahorn, Decke gewölbt, Boden flach
Lackierung: angeboten werden drei verschiedene Farben: Sunburst rot/gelb, grau-schwarz, weinrot - alles durchscheinend lackiert, mit schönem dreidimensionalem Effekt. Ich habe eine weinrote gekauft, Die Lackierung ist bis auf eine ganz kleine Unsauberkeit, die mich aber nicht stört, professionell ausgeführt.
Metall: Mechaniken von Grover (leichtgängig und zuverlässig), wie auch bei Gibson oft verwendet, eine Epiphone Tune-o-matic Brücke, Stoptail
Ich habe die Gitarre bei session music bestellt, ohne sie vorher angespielt zu haben - das hatte ich bisher noch nie gemacht. Die Reviews, die ich gelesen hatte, waren fast alle sehr gut, manche euphorisch. Außerdem schätzte ich die Bauweise als solide ein, und so habe ich es einfach mal riskiert.
Das erste Anspielen:
..... war enttäuschend. Die Gitarre war überhaupt nicht eingestellt, für entspanntes Spielen unbrauchbar, - ich mußte erst mal die Sattelkerben ein gutes Stück runterfeilen und den Halsstab korrigieren. Danach spielt sei sich allerdings hervorragend. Das finde ich schon ärgerlich, weil die versprochene Rückgabemöglichkeit wohl hinfällig gewesen sein dürfte. Alternative wäre gewesen, das Instrument mit der Bitte um ein korrekt eingestelltes zurück zu schicken. Ich war halt doch optimistisch - aber sicher nicht vernünftig. Was auch nervte, waren einige Wochen mit schwarzen Fingerkuppen nach dem Spielen, scheint eine Epiphone-typische-Erscheinung zu ein, hat sich aber inzwischen erledigt.
Der rein akustische Klang ist schon recht laut, gut zum Üben zuhause. Elektrisch gefiel sie mir, zunächst in Zimmerlautstärke, auch gut. Das änderte sich allerdings, als ich die Gitarre zum einer Session mitnahm. Für meine Spielweise muss das Instrument im Cleanmodus über den Halspickup gespielt eine schnelle Ansprache und Dynamik liefern - aber weder mir noch meinen Musikerkollegen gefiel der Sound. Gut fand ich aber und finde ich immer noch den Humbucker an der Brücke, der liefert ein ordentliches Brett und im gesplitteten Modus ist er super für funky gespielte Akkorde. Das hat was. Der Probucker soll dem Burstbucker von Gibson ähnlich sein - ok, der gefällt mir in der Neckposition auch nicht.
Ich hatte noch einen Gibson Classic 57 PU in der Schublade und mit dem in der Neckposition ging dann definitv die Sonne auf: schnelle Ansprache, Dynamik, bluesiger Ton mit schönen Höhen. Der ist nicht splitbar, klingt aber auch zusammen mit dem Bridge-PU toll, so, wie man es von einer Semiakustik erwartet mit perkussivem Touch. Ich habe dann auch die Tune-o-matic Brücke gegen eine von Faber mit Messingreitern getauscht (das ist Geschmackssache), jetzt ist alles für mich perfekt. Inzwischen habe ich Gitarre bei einigen Sessions und einem Bigbandworkshop eingesetzt und ich bin sehr zufrieden - meine MusikerkollegInnen habe den Klang auch sehr gelobt.
Das Innenleben - Korpus und Centerblock:
... konnte ich mir bei dem PU-Wechsel genauer anschauen:
Der Centerblock ist nicht, wie z.B. bei einer G. ES 335, etwa zehn cm breit über die gesamte Länge, sondern zwischen den PU-Kammer und hinter dem Stoptail auf zwei cm Breite gefräst. Auch die Tonabnehmerkammern sind mit groß ausgefrästen Öffnungen versehen, durch die man bei einer Reparatur oder einem PU-Wechsel die Poties aus dem Korpus herausnehmen kann - durch die F-Löcher ist das nämlich nicht möglich. Der Korpus hat also reichlich "Luft" - Feedbackprobleme habe ich aber trotzdem nicht erlebt, auch nicht bei hoher Overdrive-Lautstärke im Solo über Bigband-Backings! Das hat mich erstaunt.
Der Centerblock ist auch nicht an die Wölbung der Decke angepaßt und mit dieser verleimt, sondern plan - ohne Wölbung - gefräst. Zwischen der Deckenwölbung und dem Centerblock hat man eine zwei cm breite Leiste - ich vermute aus irgendeinem Weichholz, welchem man ander Unterseite zwei paralell verlaufende Rillen ausgefräst hat - eingeklemmt und verleimt. Das kann man als Billigbauweise abtun, oder als Konzept interpretieren - beim Testbericht einer (ein vielfaches teureren) Gibson ES 355 in der Zeitschrift GitarreundBass wird eine ähnliche Vorgehensweise beschrieben. Alle Leimarbeiten sind absolut sauber ausgeführt.
Was das dreiteilige Laminat betrifft: ich hatte mal eine Gibson ES 335 mit erkennbar dreiteiligem Laminat, aber das hier konnte ich nicht als solches identifizieren. Ist mir aber auch egal.
Resümee:
Klasse Gitarre mit viel "hollow" im Sound. Hat mit einer LP nur die Form gemein. Ob die Gitarre für Rockmusiker attraktiv ist? Da ich keinen Rock spiele, kann ich das nicht beurteilen. Die PU-Bestückung könnte darauf hinweisen, denn die scheint mir eher auf verzerrtes (Solo-)Spiel ausgelegt zu sein. Aber mit einem anderen Neck-PU ist die Gitarre für meinen Geschmack super für Blues und Jazz einsetzbar. Insgesamt ein interessante Variante zum Thema ES-Style-Gitarre.
Bilder kann man im Netz finden (besser, als ich sie zur Verfügung stellen könnte -sorry! ,) z.B.:
Preis:
Die Gitarre kostet ca. 550 €, als B-Stock ca. 100 € weniger - jeweils ohne Koffer und made in China.
Das Instrument ist eine ltd. Edition. Das dürfte wohl heissen: nicht lange verfügbar! Schade eigentlich!
Ich hoffe, mein Review ist für einige von Euch brauchbar - auch ohne Photos. Schließlich geht´s ja erst mal um den Klang!
Apropos Klang: Auch auf Soundbeispiele verzichte ich. Erstens, weil mir zu aufwendig und zweitens, weil doch sehr abhängig vom Verstärker. So klingt sie über meinen Koch Studiotone wesentlich dunkler (was auch am Gibson PU liegt), als über meinen ca. 25 Jahre alten Laney LC 30 (der Vox-ähnlichen Charakter hat).
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