Geschichte des Konverter-Akkordeons

Bernnt
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Hallo Freunde,

mich interessiert die Geschichte des Konverter-Akkordeons. Ksenija Sidorova geht in diesem Video ab 1:00 kurz darauf ein. Sie sagt, dass die Entwicklung des Instruments erst in den 60er Jahren zum Abschluss gekommen wäre:



Wenn das stimmt und diese Akkordeons in den 60ern auf den Markt gekommen sind, dann sind die Zeugen dieser Revolution, die damals bei den Instrumentenmachern beschäftigt waren, bereits alle im Ruhestand (Wenn sie in den 1960ern 20 waren, gehen diese Leute heute auf die 80 zu). Zusammengetragen hat die Eindrücke dieser Leute, der letzten Zeitzeugen, niemand. Soviel ich weiß gibt es keine Interviews und auch im deutschsprachigen Raum fast keine Literatur zum Thema Konverter-Akkordeonbau und -klang. Das war ja des Öfteren schon Thema im Akkordeonforum. Nichtsdestotrotz gibt es bestimmt Forumsmitglieder, die etwas mehr über die Geschichte wissen. Ich hätte an euch folgende Fragen:

1. Wer waren die Personen konkret, die die Entwicklung des Konverters angestoßen haben? Künstler? Enthusiasten?
2. Welche Firmen waren daran beteiligt? Wann sind sie eingestiegen? Es ist doch bestimmt ein Wagnis, einen neuen Instrumententyp auf den Markt zu bringen, den niemand spielen kann.
3. Welche technischen Unterschiede gab es anfangs? Wie haben sie sich nivelliert? Wie viele Unterschiede gibt es bei den Konvertern technisch überhaupt im Bassinnern? Ich glaube zu wissen, dass Pigini als einzigster Hersteller sein Bassgestänge (mittels eines Roboters?) selber baut, während die anderen Hersteller sich eines fertigen Gestänges bedienen. Stimmt das?
4. Was sorgte für den Erfolg des Konverter-Akkordeons?
5. Was wird eigentlich heute überhaupt mehr gespielt - Vorgelagert oder Konverter?

Fragen über Fragen
Grüße, Bernnt
 
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Allerdings viele Fragen - aber interessante! - und zu fast allen habe ich keine konkrete Details oder Belege! Drum bin ich auch schon mal gespannt, wer das noch weitere Deteils weiß!

Die ältesten Instrumente mit Melodiebass, die ich kenne sind von Hohner die Modelle 5055 und 5555 - soweit ich weiß von Morino entworfen. Gebaut in den Jahren ca. 1932 bis 1940. Bei den Instrumenten war der Melodiebass direkt vor den normalen Bass vorgelagert und zwar als 2-reihiger Melodiebass.
Wann andere Firmen ähnliches gebaut haben, weiß ich nicht.

Gebaut wurde das sicher nicht "einfach so mal" sondern, weil Künstler und Akkordeonisten nach einer Lösung gefragt haben, wie sie auf der linken Hand ebenfalls Melodielinien spielen können. Somit waren die ersten MIII Instrumente sog. Künstlerinstrumente, die dann nachdem mehrfach danach gefragt wurde als Spezialserie aufgelegt wurde. Das Risiko so was auf den Markt zu bringen hielt sich also in Grenzen und war überschaubar.

Der 2-reihige Melodiebass ist allerdings nicht sonderlich praktisch zu spielen, weil man auf der linken Seite nicht mit dem Daumen mitspielen kann, wie beim Klavier. Dieses Manko wurde ebenfalls schnell bemerkt, was dann zur Erweiterung des bekannten vorgelagerten Melodiebasses führte mit seinen 3 Reihen, wie man ihn kennt.


Versuche den dann auf 4 Reihen zu erweitern zeigten dann, dass dies nicht so ohne weiteres , bzw. nur mit Kompromissen geht, indem man entweder zu Ungunsten der guten Erreichbarkeit alle 6 Standardbassreihen + 4 Reihen MIII einbaut, oder zu Gunsten der 4 Reihen MIII bei guter Erreichbarkeit den Standardbass auf 5 Reihen reduzierte.

Beides war unbefriedigend, weshalb als logische Konsequenz über einen umschaltbaren Bassteil nachgedacht wurde - was damit direkt zum Konverter führte mit seinen 4 Reihen, wie man den heute auch kennt und benutzt. Wann der erste Konverter gebaut wurde - hab ich keine Ahnung, aber mir fällt auf, dass ältere Akkordeons praktisch durch die Bank vorgelagerten MIII haben und erst in den letzten paar Jahrzehnten der Konverter anzutreffen ist. Der Markt insgesamt für Melodiebassinstrumente ist auch heute noch relativ gut überschaubar, so dass hier sicher nie die große Menge hergestellt wurde. Von daher hat auch nicht jeder Hersteller seine eigene Mechanik entwickelt, sondern die Baugruppe zugekauft, so dass bis heute nur ganz wenige verschiedene Konvertermechaniken gebaut werden. Auch wenn praktisch jeder Akkordeonstudent ein Konverterinstrument benötigt, ist das trotzdem nicht die Riesenmenge - ein repräsentatives Verhältnis dürfte hier auch der Gebrauchtmarkt wiederspielgeln..


Auch wenn das nun nicht viel ist, hoffe ich doch, dass dich diese informationen schon ein klein wenig weiterbringen.
 
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Der Markt insgesamt für Melodiebassinstrumente ist auch heute noch relativ gut überschaubar,
was mir neulich auffiel: Pigini stellt offenbar gar keine Nur-Standardbassinstrumente (mehr) her, nur noch Konverter oder reine Freebass-Instrumente. So schlecht scheint der Markt dafür also nicht (mehr) zu sein.
 
Die ältesten Instrumente mit Melodiebass, die ich kenne sind von Hohner die Modelle 5055 und 5555 - soweit ich weiß von Morino entworfen. Gebaut in den Jahren ca. 1932 bis 1940. Bei den Instrumenten war der Melodiebass direkt vor den normalen Bass vorgelagert und zwar als 2-reihiger Melodiebass.
Wer hat die Dinger gespielt? Gibt es eventuell alte Schellackplatten, auf denen man sich das zeitgenössische Melodiebassspiel auf diesen Morinos anhören kann?
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Hohner hilft leider bei der Aufarbeitung des ganzen Kampfes um das Melodiebassspiel auch nicht so viele Informationen. Eine wichtige freilich spärliche Quelle ist für mich immer noch das Vorwort von "Das Spiel auf dem Melodiebass-Manual" von Hansi Wernecke und Rudolf Würthner aus dem Jahr 1964 (Originalausgabe vom Matth Hohner Verlag). Ich hab das Vorwort mal eingescannt, weil es die Einschätzung der Hohner-Leute wohl eins zu eins wiedergeben dürfte:

wuerthnerVorwort1964.png


Ich schließe aus dem Text, das man 1964 die Melodiebass-Konstruktionsversuche der alten Instrumente für gescheitert hielt. Erst von der Morino VIM, einem Repräsentationen des dreireihigen Melodiebassmanuals war man überzeugt.

Maxito, wann erschien die Morino VIM auf dem Markt? Gab es italienische Konkurrenz?

Grüße, Bernnt
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Pigini stellt offenbar gar keine Nur-Standardbassinstrumente (mehr) her, nur noch Konverter oder reine Freebass-Instrumente.
Nee, die gibt es schon noch. Hier kann man eine Auswahl von aktuellen Pianoakkordeons ohne MIII sehen: http://www.pigini.com/en/standard/

Übrigens: Im Google-Cache habe ich folgende Seite gefunden, die ich bei Pigini nicht mehr abrufen konnte. Dabei ging es um u.a. um die Baugeschichte der Konverter-Modelle:

Anfang Zitat
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Right from the early days, Pigini has always supported the evolution of its instruments through radical changes and sophisticated restyling.
JUST SOME HIGHLIGHTS:

1946: the care to the experimentation of new wood more sonorous, lighter and more selected;
1948: the aesthetic evolution, thanks to the cooperation of many sculptors;
1961: the development of convertor and the birth of a specific productive department;
1968: the application of chin registers, introduced in the first performing instruments;
1976: the Convertor 42/b model, first converter compact but at the same time complete;
1981: the Sirius model, built so far in more than 1500 samples;
1987: the Mythos model, example of international collaboration and extraordinary top of quality;
1989: the Peter Pan model, converter for children from 5 years;
2000: multi chin registers, celebrating the presentation of Sirius Millennium;
2002: the Simba model, micro instrument for children from 2-3 years;
2008: the Nova, the last to arrive of the concert range.
All these beautiful successful histories have always taken an important place in the heart of passionate musicians.
The 2017 has in store a new model, the Sirius Kyma…. To be continued!


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Ende Zitat


Fundort (20.04.2017): http://webcache.googleusercontent.c...m/en/pigini-story3/+&cd=1&hl=de&ct=clnk&gl=de
Möge der Inhalt dieses Links nicht verschwinden. Sonst wird die Rekonstruktion der Baugeschichte der Akkordeonmodelle irgendwann total kompliziert.

Frage dazu: War Pigini der erste Hersteller, der den Konverter in Italien entwickelt und verkauft hat? Es gibt doch auch Konverter-Modell von Bugari, Beltuna, Scandalli und Borsini, oder? Wen könnte man fragen? Wer weiß das?
 
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Maxito, wann erschien die Morino VIM auf dem Markt?

Meine VIM ist Baujahr ´57 mit Stimmstocknummer 16... dürfte also noch nicht so lange vorher auf dem Markt gewesen sein. Laut "Hohnertabelle" wurde die VIM ab 57 gebaut.
 
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Wenn mich mein russisch nicht trügt, wurde in Russland der erst Converter 1906 gebaut.

С 1906 года трёхрядные баяны с московской раскладкой и выборной клавиатурой изготавливали на тульской фабрике «Братья Киселёвы»[4].
Русские гармонные мастера внесли важное усовершенствование в конструкцию левой клавиатуры гармоники Мирвальда — они примениливаликовый механизм, вместо механизма из гнутых рычагов. Валиковая система используется в современных ручных гармониках[2].

Quelle russisches Wikipedia.

In Westeuropa war es vor allen Dingen Mogens Ellegaard, der die Sache bei Pigini anstieß.
Ich kann mich noch erinnern, dass er auch zuerst vorgelagert spielte, aber immer ein verfechter des Converters war.

Vorgelagertes MIII ist wohl eher selten geworden, die Gründe hat Max ja schon erläutert.
 
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Wenn mich mein russisch nicht trügt, wurde in Russland der erst Converter 1906 gebaut.

С 1906 года трёхрядные баяны с московской раскладкой и выборной клавиатурой изготавливали
Was ist denn diese выборная клавиатура? Ist das wirklich ein Konverter? Der Wikipädieeintrag verweist ja als Quelle auf einen Text von Mirek, in dem steht:

По архивным документам и фотографиям можно утверждать, что аккордеоны с выборными клавиатурами начали появляться с 1900 года, когда мастер Баканов в Москве сделал гармонику с рояльной клавиатурой для правой и для левой руки. С 1906 года трехрядные баяны московской системы с выборной клавиатурой стали изготовлять в Туле на фабрике «Братья Киселевы».
(Link)

Das klingt eher nach Einzeltonmanual, nicht nach Konverter, oder irre ich mich da?
 
Grund: Verweis korrigiert
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Wenn mich mein russisch nicht trügt, wurde in Russland der erst Converter 1906 gebaut.

С 1906 года трёхрядные баяны с московской раскладкой и выборной клавиатурой изготавливали на тульской фабрике «Братья Киселёвы»[4].
Русские гармонные мастера внесли важное усовершенствование в конструкцию левой клавиатуры гармоники Мирвальда — они примениливаликовый механизм, вместо механизма из гнутых рычагов. Валиковая система используется в современных ручных гармониках[2].
Quelle russisches Wikipedia.

Ich kann zwar einige Sprachen, aber Russisch gehört nicht dazu. Könntet ihr eure russischen Beiträge übersetzen? Der Google-Übersetzer macht denke ich Mist. Nach dem Übersetzer bezieht sich das Jahr 1906 auf dreireihige Knopfreihen - ich denke auf der rechten Seite. Bin mir aber überhaupt nicht sicher.
 
Der Google-Übersetzer macht denke ich Mist. Nach dem Übersetzer bezieht sich das Jahr 1906 auf dreireihige Knopfreihen - ich denke auf der rechten Seite. Bin mir aber überhaupt nicht sicher.
Ja, das stimmt doch auch. Im verlinkten Artikel von Mirek findest du auch die Abbildungen dazu.
 
In Westeuropa war es vor allen Dingen Mogens Ellegaard, der die Sache bei Pigini anstieß.
Ok Leute, dieser Name hilft ungemein. Der Mann war nicht nur für Dänemark, sondern auch für Deutschland wichtig. Ich hab ja vor einiger Zeit die MIII-Literatur gesichtet. Für dieses Instrument veröffentlichte Mogens Ellegaard 1970 das "Polyphone Spielbuch" (Mogens Ellegaard. Polyphones Spielbuch: Band 4: Höfische Tänze aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Edition Preissler, 1971). Das Vorwort dieses Bandes stammt aus dem Jahr 1970. Daraus geht hervor, dass er die Stücke zunächst einmal für seinen Kollegen Lars Holm und seine Schüler arrangiert hätte. In den knapp 20 Jahren hätte sich das MIII-Akkordeon aber rasant verbreitet, so dass er das Werk nun auch in Deutschland veröffentlichte:

"Ursprünglich schrieb ich diese Stücke für meinen lieben Kollegen Lars Holm und unsere Schüler. Inzwischen hat aber das Spiel auf dem Melodiebaßmanual so viele Freunde gefunden, daß ich gerne dieser neuen Leidenschaft Rechnung trug und diese Stücke zum Studium und Vortrag empfehlen möchte." (Seite 0).

Warum dieses Werk nicht bei Hohner erschien, erschließt sich mir nicht. Zu Mogens Ellegaard vergleiche auch den englischen Wikipedia-Artikel:
https://en.wikipedia.org/wiki/Mogens_Ellegaard
Aus dem Eintrag geht hervor, dass Ellegaard Komponisten beflügelte, für sein Instrument zu schreiben. Er sagt auch, dass er 1953 als einer der ersten Akkordionisten in Dänemark ein "Freebass-Akkordeon" bekam:

"But in 1953 the first free-bass accordions were introduced in Denmark and, by coincidence, I was one of the first students to get such an instrument."

Über Pigini findet sich in der Wikipedia nichts. Darüber hinaus sind die meisten Belege für uns tot, weil wir die Literaturangaben und Fußnoten meistens nicht nachvollziehen können (Verweis auf mtv???). Wir können aber folgern, dass die Instrumentenkonstruktionsversuche vor den 50er Jahren mit Melodiebässen offensichtlich alle nicht erfolgreich waren. Wissen möchte ich:

1. Welche Firma konstruierte 1953 das erste Akkordeon für Ellegaard, mit dem er zufrieden war. Was war das für ein Instrument?
2. Wer hat eine Quelle, die die Zusammenarbeit zwischen Ellegaard und Pigini belegt?
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Was ist denn diese выборная клавиатура? Ist das wirklich ein Konverter?
Torquemada, dein Zweifel ist berechtigt. Eine hilfreiche Sekundärquelle dazu ist: https://en.wikipedia.org/wiki/Free-bass_system

Dort heißt es: "From 1906 the brothers Kiselevs' factory in Tula began to produce bayans with the three-row free-bass left keyboard."
Es scheint sich also um Melodiebass-Akkordions zu handeln. Torquemada, kannst du das mit der russischen Quelle bestätigen?
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Welche Firma konstruierte 1953 das erste Akkordeon für Ellegaard, mit dem er zufrieden war. Was war das für ein Instrument?
Es könnte eine Hohner Gola gewesen sein, also kein Konverter-Instrument. Dieses Bild scheint es zu belegen:

Mogens-Ellegaard1.jpg


http://www.gellin-borgstrom.ca/images/Mogens-Ellegaard1.jpg

Klar ist auch, dass er später zur Jupiter Bayan wechselte. Die kann man zum Beispiel sehen, wenn man sich eine dänische Fernsehshow anschaut:
.
Grund dafür könnte der Kontakt mit den Akkordeonvirtuosen Friedrich Lips gewesen sein, zumindest geht das aus dem Nachruf von Friedrich Lips auf Mogens Ellegard hervor.
Quelle dazu ist: http://accordions.com/memorials/mem/ellegaard_mogens/index.shtml.
Dort heißt es:
"Lech Puchnovski invited me to Bialystok (Poland) for his annual summer courses, Fernand Lacroix to the annual seminars in Châtel (France), and after some years Ellegaard organized two concert tours for me in Scandinavia, and Moser in Germany. That evening Mogens expressed the enormous desire to purchase a bayan "Jupiter" like I had."

Leider hilft das Ganze überhaupt nicht, die Geschichte des Konverter-Akkordeons näher aufzuklären. Wir wissen nur, dass die Konverter-Modelle wahrscheinlich später entwickelt wurden und auf den Markt kamen. Zumindest weist die Pigini-Homepage in diese Richtung.
 
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In Westeuropa war es vor allen Dingen Mogens Ellegaard, der die Sache bei Pigini anstieß.
Hier müsste man genauer hingucken. Eine Quelle ist http://www.ksanti.net/free-reed/essays/ellegaard01.html (ein Abdruck aus dem Accordion World magazin von März/April 2005). Dort wird in der Tat von einer Zusammenarbeit zwischen Ellegaard und Pigini berichtet:

"The Development of the Accordion as an Instrument
Mogens Ellegaard was the son of a carpenter, as he was fond of telling people. He did not himself possess a craftsman's skill but he nevertheless had considerable influence on the manufacture of accordions. The free bass instruments of the 1960's and 1970's tended to be heavy and the instruments of most manufacturers were not suitable for children and young people. Mogens saw this as an enormous drawback for the development of skilled playing. If children and very young people did not have an instrument of suitable size and weight they would not in his view develop skill young enough to develop a very high level of skill at a later stage.
He tried to convince many manufacturers in Italy of the need to develop a range of free bass instruments. Most did not see a sufficient market to make it worthwhile except the firm of Pigini. As a result of his early visits to Russia in the mid - 1970's he was the first owner of a Jupiter bayan in the west, and he inspired the firm of Pigini to develop similar models and he became the first owner of a Sirius bayan. This linked the Italian industry's skill in the ergonomics of manufacture and the Russian skill in reed making which has been responsible for the very much better instruments that we now have, compared with thirty to forty years ago. Ellegaard also persuaded the firm of Pigini to manufacture a range of free bass instruments suitable for children and young players, which other firms did not think would prove a profitable market. This is now one reason why Pigini dominates the market for professional free bass convertor instruments."

Wenn ich richtig sehe, ärgerte sich Ellegaard, dass die Melodiebassinstrumente so schwer, darum für Kinder nicht geeignet und darum ein Hindernis für eine frühe Ausbildung von Musikern mit herausragenden Fähigkeiten seien. Er suchte einige Firmen auf, konnte aber nur Pigini davon überzeugen, Melodiebassakkordeon-Modelle auf den Markt zu bringen. Wahrscheinlich forderte er das Management mit einer Demonstration des Jupiter Bayans heraus, zumindest interpretiere ich die Textstelle so. Geführt haben seine Bemühungen zu kleinen Pigini Melodiebass-Instrumenten für Kinder.

Über die Konverter-Modelle von Pigini wird nichts Genaueres gesagt. Ich finde es nur spannend, dass sich hier ein Dissenz aufzutun scheint. Laut Pigini-Homepage entwickelte Pigini die Konvertermodelle 1968. Laut dieser Textstelle ist Ellegaard dafür verantwortlich, dass die Piginis in den 1970ern herauskamen. Vorlage seien die Jupiter Sirus Bayane gewesen.
 
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Torquemada, dein Zweifel ist berechtigt. Eine hilfreiche Sekundärquelle dazu ist: https://en.wikipedia.org/wiki/Free-bass_system

Dort heißt es: "From 1906 the brothers Kiselevs' factory in Tula began to produce bayans with the three-row free-bass left keyboard."
Es scheint sich also um Melodiebass-Akkordions zu handeln. Torquemada, kannst du das mit der russischen Quelle bestätigen?
So hatte ich die russischen Texte verstanden (ob die drei Reihen nun links oder rechts waren, bleibe mal dahingestellt), also als Akkos, die links keine vorgefertigen Akkorde hatten, sondern eben Einzeltöne (in verschiedenen Anordnungen und Ausführungen), ähnlich wie die Konzertinen (z. B. das Bandonium). Aber das waren – so habe ich das verstanden – keine Konverterinstrumente, bei denen man zwischen Akkordbelegung und Einzeltonbelegung umschalten konnte. Aber vielleicht findet Klangbutter dazu noch etwas anderes heraus; mein Russisch ist ausgesprochen rudimentär und beschränkt sich eigentlich auf einen völlig anderen Gegenstandsbereich. ;-)
 
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Wenn ich richtig sehe, ärgerte sich Ellegaard, dass die Melodiebassinstrumente so schwer, darum für Kinder nicht geeignet und darum ein Hindernis für eine frühe Ausbildung von Musikern mit herausragenden Fähigkeiten seien. Er suchte einige Firmen auf, konnte aber nur Pigini davon überzeugen, Melodiebassakkordeon-Modelle auf den Markt zu bringen. Wahrscheinlich forderte er das Management mit einer Demonstration des Jupiter Bayans heraus, zumindest interpretiere ich die Textstelle so. Geführt haben seine Bemühungen zu kleinen Pigini Melodiebass-Instrumenten für Kinder.

Über die Konverter-Modelle von Pigini wird nichts Genaueres gesagt. Ich finde es nur spannend, dass sich hier ein Dissenz aufzutun scheint. Laut Pigini-Homepage entwickelte Pigini die Konvertermodelle 1968. Laut dieser Textstelle ist Ellegaard dafür verantwortlich, dass die Piginis in den 1970ern herauskamen. Vorlage seien die Jupiter Sirus Bayane gewesen.
Habe ich das richtig verstanden, dass die ersten Konverter-Modelle nicht aus Italien, sondern aus Russland stammten, aber die Pigini-Leute behaupten, den Konverter 1968 entwickelt zu haben? Dann wäre interessant zu wissen, wie die Entwicklung in Russland verlaufen ist.
 
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Habe ich das richtig verstanden, dass die ersten Konverter-Modelle nicht aus Italien, sondern aus Russland stammten, aber die Pigini-Leute behaupten, den Konverter 1968 entwickelt zu haben? Dann wäre interessant zu wissen, wie die Entwicklung in Russland verlaufen ist.
Bruno, genauso könnte das gewesen sein. Jetzt müssen wir also genau wissen, wann die ersten Pigini-Konverter-Modelle am Start waren und seit wann es Konvertermodelle in Russland gibt.

Aber vielleicht findet Klangbutter dazu noch etwas anderes heraus; mein Russisch ist ausgesprochen rudimentär
Klangbutter, kennst du die Geschichte der russischen Konvertermodelle?

Interessant ist im Weiteren auch, wann und wo Ellegard sich entschlossen hat, seine Karten auf das Melodiebassakkordeon zu setzen. Nach diesem Link (http://www.ksanti.net/free-reed/essays/ellegaard01.html) ist er auf der Akkordeonweltmeisterschaft 1952 von dem damaligen amtierenden und dort wiedergekrönten Champion David Anzaghi dazu inspiriert worden. Interessanterweise ist der Beitrag des italienischen Fernsehens von Anzaghi vom Wettbewerb im Jahr 1950 online - eine echte Rarität. Er wurde auf Youtube hochgeladen:



Wer immer das getan hat, er hilft uns ungemein weiter. Jetzt DIE Frage an euch, liebe Forumsmitglieder: Was ist das für ein Instrument? Wer hat das gebaut? Wer hat den Bau angestoßen?
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Was mich auch noch interessiert, sind folgende Fragen zur Entwicklung in Deutschland:
Baut(e) die Firma Hohner Konverterakkordeons?
Was geschah in Klingenthal (Weltmeister, Harmona...)? Gab es da Instrumente mit vorgelagertem Bass oder mit Konvertermechanik?
 
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Ich geb mein bestes und habe einen Freund angeschrieben, der es wissen müsste, warte noch auf Antwort.

Ich weiß, dass die Italiener oft von den Russen kopiert haben, aber ich habe keine gesicherten und nachlesbaren Quellen. Alles was ich weiß, hörte ich von Pädagogen und Spielern auf Wettbewerben in den 80 Jahren. Unter anderem von eben auch Mogens Ellegaard, mit dem ich mal eine Woche auf Bornholm verbrachte.

выборная heißt "Wahl", oder "Auswahl" und bedeutet für mich, dass man auswählen -also umschalten kann.
Der gängige Begriff für das russische Convertersystem ist "Gotowy Wybornoy".
Dieser Begriff taucht immer im Zusammenhang mit schaltbaren Bässen auf. Von reinen Einzelton-Akkordeons aus Russland hatte ich bisher nie etwas gehört.
Aber nagelt mich nicht fest - alles nur aus der Erinnerung.
 
Apropos Bornholm ...
Als ich in den 80er Jahren nach Flensburg zum Studium kam, schloss ich mich dem dortigen Akkordeonorchester an. Der Bruder des damaligen Dirigenten hatte in der Vergangenheit in Flensburg relativ stark MIII vertreten, bevor er nach Bornholm ging, um dort eine Akkordeonklasse mit Knopf und MIII aufzubauen.
Seine ehemaligen Schüler, die dann dort im Orchester noch tätig waren, spielten STUDIO Instrumente (überwiegend Taste, MIII). Es hat da wohl irgendeinen Zusammenhang mit Pigini gegeben (baugleich, in Zusammenarbeit mit Pigini, ...), ich kann das aber aus der Erinnerung nicht mehr genau sagen. Eine damalige Spielerin (1960 geboren) hatte bei ihm immer STUDIO Instrumente gehabt, von klein auf, also so Ende 1960er/Anfang 1970er Jahre, gleich mit MIII, bei den größeren Instrumenten dann mit Converter und sie sagte immer, dass es wie Pigini ist, von denen gebaut wurde, mit denen gebaut wurde, ... oder irgendwie so. Ich kann da aber nichts belegen, ist nur aus meiner Erinnerung.
 
Aber nagelt mich nicht fest - alles nur aus der Erinnerung.
Ich kann da aber nichts belegen, ist nur aus meiner Erinnerung.
Klangbutter, musicalfever4, vielen Dank für eure Mühe. Ich bin gespannt, was wir noch zusammentragen können.

Ja, das Thema Erinnerung. Ich befürchte, dass diese kulturelle Erinnerung wirklich bald nicht mehr da ist, weil die Zeitzeugen wegsterben und zu wenig aufgearbeitet und publiziert wurde. Vielleicht auch absichtlich, wir wissen es noch nicht so genau. Wenn wir bald nichts Greifbares finden, verschwindet insgesamt die Zeugnisse der Baugeschichte der Melodiebassakkordeons und die Geschichte der kreativen Köpfe hinter der MIII-Revolution völlig. Meines Erachtens wäre das total schade. Lasst uns also suchen, was wir noch finden können.

OT: Vor dem Umzug des Akkordeonmuseums war ich in Trossingen. In der Sammlung stand das Instrument von Rudolf Würthner, einfach so neben anderen Instrumenten. Eine Tafel sagte in etwa: "Instrument von Rudolf Würthner, dann folgte eine Jahreszahl." Ich fand das traurig, weil sich kein Zwei- oder Dreizeiler über die Bedeutung von Würthner für die Akkordeonmusik in Deutschland fand. Ich beschloss dann, die Frage aller Fragen zu stellen: "Wer war Rudolf Würthner?" Die Antwort: "Ein wichtiger Akkordeonist." Die Leute dort sind engagiert und kümmern sich in ihrer Freizeit rührig um die Besucher. Das neue Museum dort ist übrigens um Welten besser. Ich freue mich darüber. Aber die Kulturgeschichte des Akkordeons verschwindet mehr und mehr.
 
Hallo Bernnt,

zur weiteren Erhellung des Themas ist es sicher nützlich, die Akkordeon-Museen in Trossingen und Castelfidardo (in Papierform) anzuschreiben - soviel Zeit muss für eine ernsthafte Recherche schon aufgewendet werden. Diese Museen haben sicher noch Kontakt zu noch lebenden sachkundigen Alten.

Viele Grüße

morino47
 
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Also, es gibt ein russisches Buch von Alfred Mirek "Harmonika".


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Dort steht (auf russisch)

"Das erste Instrument mit beiden Systemen - Standartbass und Melodiebass, in dem beide Systemen durch einen Schalter umgeschaltet werden konnten, hat Sterligov 1929 gebaut , Patent Nr. 4965."

Muss es mal übersetzen. Mal schauen, wann ich dazu komme.
Hier noch ein paar Bilder daraus:
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