@saitetsauber
Du bist gut informiert! So war es wohl mit der Wortwahl "expects" (erwartet) statt "confides" (vertraut darauf).
Und was "England" angeht:
Heute noch denken die Engländer sehr anglozentrisch. Der politische und kulturelle Mittelpunkt Englands - London - ist geographisch so weit weg von Wales, Schottland und Irland, wie es geht. Von dort aus sind die andere Länder der britischen Inseln eher Randgebiete. Meine Schulzeit verbrachte ich in Nord Irland und Schottland, und das war immer ein thema im Geschichts- und Literaturuntericht.
Es ist wohl wahr, dass die Union Flag zu Nelsons Zeit schon ihre heutige Form hatte, d.h. eine verschmelzung der englischen, schottischen und irischen Flaggen. Nichtsdestotrotz mussten die damaligen Engländer noch eher als die heutigen anglozentrisch denken. 1745 hatten sich die Schotten gegen das hanoveraner Königshaus erhoben, und 1798 hatten die Iren eine bewaffnete, bürgerliche Revolution gegen die Krone geführt. Also waren die Schotten und Iren für die damaligen Engländer ein Thema, das man lieber überging.
Die populäre Musik aus der Zeit belegt dies und zeigt an, dass das Verhältnis asymmetrisch war. Schotten sahen sich durchaus als Briten - ihr Nationaldichter Burns schrieb ein Gedicht (in schottischem Dialekt) angesichts einer drohenden Invasion durch Napoleons Truppen:
"Doth haughty Gaul invasion threat?
Then let the loons beware, Sir!
There's wooden walls upon our seas,
And volunteers on shore, Sir!"
(Droht eine überhebliche gallische Invasion?
Die Kerle sollen sich in Acht nehmen, mein Herr!
Es gibt hölzerne Mauern [damaliger Spitzname der königlichen Marine] auf unserer See,
Und Freiwillige am Ufer, mein Herr!)
Im Folgenden kommen die Zeilen:
"Be Briton still to Briton true,
Amang oorsel's unitit,
Lest slap! in come an unco loon,
And wi' a rung decide it!"
(Sei Brite stets dem Briten treu
Unter uns vereint,
Damit nicht Zack! ein fremder Kerl hereinkommt
Und die Sache mit einem Knüppel entscheidet.)
Insgesamt bin ich der Meinung, dass die populären Lieder einer vergangenen Zeit eine tolle Ergänzung bzw. Korrektur zur akademischen Geschichtswisenschaft darstellen. Dem wäre auch in Deutschland so, wenn man die Lieder des Vormärz weitergesungen hätte ...
Cheers,
Jed