Ich mag das Tüfteln um die richtigen/passenden Worte sehr - mit all den zu recht hierdurch im thread aufgeworfenen Zuspitzungen und Konkretisierungen - worum es geht und worum es eben nicht geht.
Ich mag es auch - weil ich es beim Texten unerlässlich finde!
Gut, es gbt "Texte", die nicht mehr sind als ein syntaktisch vollständiger Ersatz für "la-la-la" sind. Aber die sind keine Lyrik im eigentlichen Sinne. "La-la-la"-Texte sind die Dienstmädchen der Musik; die Musik ist das Dienstmädchen der Lyrik. Manchmal verschmelzen Herrin und Magd zu einer wunderbaren Symbiose.
Klingt nach "off-topic", aber wer kennt nicht Horatio Nelson, den Tragischen Sieger der Schlacht bei Trafalgar, 1804? Wie jeder englischer Schüler weiß, schickte Nelson vor der Schlacht ein Flaggensignal an seine Flotte: "
England expects that every man will do his duty" (England erwartet, dass jeder Mann seine Pflicht tun wird).
Dieses rhetorisch ausgefeilte Signal war nur deshalb möglich, weil eben dieser Nelson das Signalwesen der Königlichen Marine stark ausgebaut hatte. Gab es vor seiner Zeit je eine Flagge für "Angriff!", "Rückzug!", "Drehen Sie bei!", etc., so ist es seit Nelsons Reform im Prinzip möglich, beliebige Texte mit einem Flaggenalphabet zu übermitteln (wobei die gängigen Phrasen als Kürzel gezeigt werden).
Ein Marinehistoriker hat die Reform des Signalwesens so beschrieben: "Vorher glich das Übermitteln von Signalen dem Versuch eines Franzosen, mit Hilf eines Touristensprachführers englische Lyrik zu schreiben; nachher hätte der Franzose ein Taschenlexikon zur Verfügung gehabt."
Als einer, der in einer Fremdsprache textet, muss man sich analog dazu fragen, ob man noch in der Sprachführerphase oder schon in der Taschenkexikonphase steckt, oder ob man die Sprache fließend beherrscht.
Cheers,
Jed