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Review
Modern Player Telecaster Thinline Deluxe, oder besser: Telecaster Thinline Deluxe Black Dove (MIC)?
Ich mag Telecaster Thinlines. Die Form liegt mir und den leichten Body empfinde ich als sehr angenehm. Nun wurde ich vor kurzem auf einem Kleinanzeigenportal auf eine Fender Modern Player Telecaster Thinline Deluxe aufmerksam, die ich in diesem Review vorstelle.
UVP des Herstellers: 539,00 €
Spezifikationen
- Semi-Hollow String-Through-Body aus Mahagoni mit F-Loch
- Ahornhals (C-Profil)
- 2 P90 Pickups (Dual Modern Player MP-90 Single-Coils)
- Deluxe-Schaltung (2 x Lautstärke, 2 x Ton, 1 Schalter)
Produktvideo und Informationen durch den Hersteller
Produktinformation des Herstellers: http://shop.fender.com/de-DE/electr...lecaster-thinline-deluxe/product-0241202.html
Produktvorstellung der Modern Player Series von Fender: http://www2.fender.com/experience/f...uces-modern-player-series-guitars-and-basses/
Einordnung
Nähern wir uns dieser Gitarre zunächst einmal historisch: Es handelt sich um eine Telecaster, also um einen, wenn nicht den Archetyp einer E-Gitarre, die lange Zeit ausschließlich mit Fenders Single Coil Pickups zu haben war. Ende der 1960er Jahre überdachte Fender diese Strategie, und engagierte jenen Seth Lover, der bei dem Konkurrenten Gibson den Humbucker entwickelt hatte. Das Ergebnis war der Wide Range Humbucker, der in einer Reihe von Telecasters angeboten wurde. Die 1972 auf den Markt gebrachte Telecaster Deluxe war damals das High End Model:
(Foto: Wikipedia)
Auch in der Schaltung folgte sie dem aus Gibsons Gitarren folgendem Schema.
Die historischen Telecaster Deluxe waren nicht als Thinline erhältlich. Der Thinline Korpus war von dem deutschen Gitarrenbauer Roger Rossmeisl entwickelt worden. Es bestand für verschiedene Thinline Modelle die Wahl zwischen Esche und Mahagoni. Aber erst 2009 brachte Fender eine Telecaster Thinline Deluxe auf den Markt. Auch im Jahr 2009 wurde erstmals die Telecaster Deluxe Black Dove angeboten. Keine Thinline aber nun erstmalig mit P-90 Tonabnehmern:
(Foto: Wikipedia)
Der Namenszusatz Modern Player ordnet die Gitarre einer Produktlinie zu, die sich an jüngere Käufer richten soll. Fender spricht von „students“. Preislich ist das Instrument am unteren Rand der unter dem Kernmarkennamen Fender vertriebenen Telecasters zu finden. Möglich wird dies durch die Produktion ich China.
Die Bilder bei Thomann zeigen eine Kopfplattenrückseite ohne Hinweis auf den Herstellungsort. Allerdings ist dort eine Seriennummer zu erkennen. Bei meiner steht nicht nur die Seriennummer an dieser Stelle, sondern auch der Hinweis „Crafted in China“. In verschiedenen Foren ist zu lesen, dass diese Gitarre in dem gleichen Werk wie z.B. die Squier CV Serie gefertigt wird. Das wäre nicht dumm von FMIC. Die Squier CV Serie hat sich den Ruf von ordentlich verarbeiteten Gitarren mit brauchbarer Hardware und guten Klang im Rahmen eines wirklich guten Preis-Leistungs-Verhältnisses erworben. Warum nicht genau dort für die Kernmarke Fender Gitarren bauen lassen? Es gab Zeiten, da kamen die besten Fender aus Fernost.
Zusammenfassend lässt sich zur Einordnung der Modern Player Telecaster Thinline Deluxe sagen, dass es sich konzeptionell um eine Telecaster Thinline Deluxe Black Dove (MIC) handelt.
Body
Der String Through Body der Modern Player Telecaster Thinline Deluxe ist aus massivem Mahagoni. Mahagoni ist für eine Telecaster ein eher ungewöhnliches Holz.
Der Body ist in den Maßen identisch mit denen eine Fender Thinline Telecaster. Die Ausfräsungen sind den Pickups (ca. 35 x 65 mm) angepasst. Meine trägt die Farbbezeichnung „Black Transparent“. Ich würde das eher als Dunkelmahagonibraun bezeichnen. Die gut gemachte Lackierung erscheint mir etwas dünner als eine Squier CV 50 BSB. Eigentlich hübsch, irgendwie ein bisschen 70er.
Ob ich das Schlagbrett darauf auf Dauer mag weiß ich auch noch nicht. Allerdings scheint die Auswahl bei den einschlägigen Zubehörhändlern für dieses Model auch nicht allzu groß zu sein.
Kopfplatte, Hals und Mechaniken
Wer aufgrund der Bezeichnung Deluxe auf einen Hals mit vergrößerter Kopfplatte tippte, der liegt falsch. Es wird ein Telecaster Standadrshals mit C-Profil verbaut. Der Ahornhals ist vollkommen identisch mit dem einer Squier CV 50, nur vorne trägt die Kopfplatte das Fender-Logo statt des Squier-Logos. Auch die Mechaniken sind mit denen der Squier CV 50 identisch. Das sind keine Traummechaniken. Irgendwie sind sie gut genug, dass ich sie bisher nicht ausgetauscht habe. In jedem Fall sind sie gut stimmstabil.
Der dicke Lack am Hals mag manchen die Nase rümpfen lassen. Es gibt verschiedene Methoden, diesen Lack zu entfernen bzw. den Hals ganz zu tauschen. Vieles davon ist im Internet dokumentiert.
Elektrik
Tonabnehmer
Auf der Produktseite von Fender heißt es zu den in der Modern Player Telecaster Thinline Deluxe verbauten Pickups: „Zwei speziell abgestimmte MP-90 Single-Coils lassen die Modern Player Telecaster Thinline Deluxe herrlich voll und ungewöhnlich opulent klingen. Eine ganz neue Klangfarbe für die klassische Telecaster!“
Was genau das für P90-Pickups sind, bleibt aber offen. Die Maße der Pickups betragen ca. 65 x 35 mm.
Exkurs: Pickups im allgemeinen und P-90er im besonderen
Um diese Gitarre genauer zu verstehen, kommt man kaum darum herum, sich mit Tonabnehmern im allgemeinen und P-90ern im besonderen zu befassen. Die beiden Artikel von Gitarre&Bass können ein guter Einstieg dazu sein.
1) Rebellion, Heinz (2016): Tonabnehmer Special!, P-90 Pickups: The Beauty of the Beast, Gitarre&Bass, 31.8.2016, in: http://www.gitarrebass.de/equipment/p-90-listening-the-beauty-of-the-beast/
2) Damm, Wolfgang (2015): Geschichte Mythen & Innovationen, Gibson-Tonabnehmer: Humbucker, P-90 & Co., Gitarre&Bass, 5.11.2015, in: http://www.gitarrebass.de/stories/gibson-tonabnehmer-humbucker-paf-p-90/
Schaltung, Potis u.s.w.
Die verbaute Schaltung verhält sich wie man es von einer Paula erwarten würde. Für eine Tele ungewöhnlich, aber auch in Telecasters seit Jahrzehnten bewährt und für tauglich befunden. Sie erlaubt das individuellere Mischen der Pickups. Das gefällt mir schon an meiner Paula sehr. Ich bin tatsächlich am überlegen, nun auch meinen anderen Telecasters mittels Tandempotis ein derartiges Upgrade zu geben.
Wer sich für Schaltungen von diversen Telecasters interessiert, der sei auf das großartige Werk „Schaltungen der / für die TELECASTER mit Schaltdiagrammen und Lötplänen“ von Andreas Kühn verwiesen. Auf Seite 34 ist dort auch die Schaltung der Modern Player Telecaster Thinline Deluxe zu finden: http://300hertz.de/hidden/Telecaster Schaltungen.pdf
Nicht so schön finde ich den Schraubknopf am Pickup-Wahlschalter. Billiges Plastik, was bei meiner auch nicht richtig fest sitzen will. Da werde ich mich sicher zeitnah nach etwas netterem umsehen.
Und ich finde es schade, dass die Potis an dem Pickguard verbaut wurden. So muss man bei einem Wechsel des Schlagbretts alle vier Potis ab- und wieder anschrauben. Eine Lösung wie z.B. bei der Cabronita wäre ungleich eleganter gewesen. Zumal man ohnehin den Body von der Rückseite fräsen muss für das Schalterfach. An dieser Stelle folgte man nicht dem Design der Telecaster Deluxe, denn der Wahlschalter ist nicht in das Pickguard integriert. Das kann kaum mehr Aufwand sein, die Fräse dieses eine Loch mehr nun auch noch machen zu lassen. Zumal dies auch einem weiteren Grundansatz bei der Entwicklung der Telecaster besser entsprechen würde: Sie sollte möglichst einfach zu reparieren sein. Das wäre bei einem Zugang zu den Potis von hinten definitiv eher gegeben.
Gut gefällt mir, dass diese Telecaster bei der Klinkenbuchse nicht dem Standard folgt. Diese Lösung ist deutlich wartungs- und reperaturfreundlicher.
Meine Telecaster Thinline Deluxe Black Dove (MIC) hat offenbar neue Potiknöpfe bekommen. Im Telecaster-Style in chrome und Kopf in Pearl. Gut gemacht! Steht ihr für mein Empfinden deutlich besser als diese serienmäßigen, die aussehen, als habe man sie vom Amp geklaut. Auf der dunklen Gitarre setzt das helle Pearl einen hübschen Kontrapunkt.
Brücke
Es wurde eine Stratocaster Hard-Tail-Bridge verbaut. Auch das ist nicht neu bei Telecasters. Spannend wäre die Frage, ob eine Dreisattelbrücke zu einer Zunahme des Twang führen würde. An meiner Cabronita trat dieser Effekt hörbar ein. Allerdings wünsche ich mir für meine Telecaster Thinline Deluxe Black Dove (MIC) gar nicht unbedingt mehr Twang. Also bleibt die Brücke vermutlich erstmal dran.
Verarbeitung
Die Verarbeitung macht einen grundsoliden Eindruck. Verarbeitungsmängel konnte ich keine finden. Alle Teile sind so eingefügt und derart funktional wie es sein soll. Das Niveau und die Machart der Verarbeitung entsprechen exakt jenem, welches ich von der Squier CV Serie kenne. Einfache aber solide und ordentliche Arbeit. Damit erfüllt diese Gitarre einen wesentlichen Aspekt von Leo Fenders Grundgedanken bei der Entwicklung der Telecaster. Sie sollte günstig aber gut gebaut sein. Das trifft auf die Modern Player Telecaster Thinline Deluxe auf jeden Fall zu.
Natürlich wird jede Gitarre, egal ob neu oder gebraucht, durch ein individuelles Setup deutlich aufgewertet.
Klang
Bereits der umverstärkte Erstkontakt zeigt, dass diese Gitarre gutes Klangpotential hat. Sehr leise natürlich, aber sie klingt bereits ohne Kabel.
Eingestöpselt zeigt sich sofort, warum damals der Humbucker erfunden wurde. Ja, P-90er brummen. Da sind sie wie die Single Coils der Ur-Telecaster. In Spielpausen disziplinieren sie den Gitarrenspieler dazu, das Volumenpoti herunterzuziehen. Na gut, an der Modern Player Telecaster Thinline Deluxe hat man gleich zwei davon. Ein Mute-Switch auf dem Pedalboard kann hier Abhilfe schaffen. Und wie bei allen Sigle Coils ist das Problem auch dann sofort erledigt, wenn man beide Tonabnehmer gleichzeitig aktiviert hat.
Die Modern Player Telecaster Thinline Deluxe singt mit einer einzigartig warmen Stimme; detailliert, weich, toll! Man merkt, dass der P-90 in einer Zeit entwickelt wurde, als Verzerrungen noch unerwünschte Übersteuerungen waren, denn er klingt bereits clean fantastisch. Aber das bedeutet keinesfalls, dass er zum Zerren nicht geeignet wäre. Dreht man den Gain auf, bekommt man sehr warme und dabei gleichzeitig sehr detailreiche Übersteuerungen, die nachempfinden lassen, wie es den Pionieren der Rockmusik das Grinsen in die Backen getrieben haben muss, als sie erstmals in dieser Richtung experimentierten. Die Dinger klingen schon geil!
Twang? Ja, auch. Halt nicht so wie bei meiner klassischen Telecaster. Vermutlich gehen durch verschiedene Faktoren Twang-Anteile verloren. Statt einer klassischen Tele-Bridge dieses Strat-Hardtail-Ding. Thinline Body, Mahagoni, Pickups… Hier sind viele Faktoren gegenüber einer klassischen Telecaster mit ihrem unverwechselbaren Twang geändert worden. Und doch twangt die Modern Player Telecaster Thinline Deluxe.
Fazit
Fender stellt die Modern Player Serie als „my first Fender“ Produkte vor. Dazu finde ich die Modern Player Telecaster Thinline Deluxe doch schon sehr speziell. Jemandem, der eine erste Telecaster anschaffen will, würde ich wahrscheinlich nicht zuerst dieses Model empfehlen, sondern in der gleichen Preisklasse eher zu einer Squier CV mit klassischen Single Coils raten. Wenn man aber nach einem wärmeren und dennoch detaillierten Sound sucht, und einem die Form der Telecaster liegt, so sollte man diese Gitarre durchaus mal anspielen, weil geil ist sie schon!
Modern Player Telecaster Thinline Deluxe, oder besser: Telecaster Thinline Deluxe Black Dove (MIC)?
Ich mag Telecaster Thinlines. Die Form liegt mir und den leichten Body empfinde ich als sehr angenehm. Nun wurde ich vor kurzem auf einem Kleinanzeigenportal auf eine Fender Modern Player Telecaster Thinline Deluxe aufmerksam, die ich in diesem Review vorstelle.
UVP des Herstellers: 539,00 €
Spezifikationen
- Semi-Hollow String-Through-Body aus Mahagoni mit F-Loch
- Ahornhals (C-Profil)
- 2 P90 Pickups (Dual Modern Player MP-90 Single-Coils)
- Deluxe-Schaltung (2 x Lautstärke, 2 x Ton, 1 Schalter)
Produktvideo und Informationen durch den Hersteller
Produktinformation des Herstellers: http://shop.fender.com/de-DE/electr...lecaster-thinline-deluxe/product-0241202.html
Produktvorstellung der Modern Player Series von Fender: http://www2.fender.com/experience/f...uces-modern-player-series-guitars-and-basses/
Einordnung
Nähern wir uns dieser Gitarre zunächst einmal historisch: Es handelt sich um eine Telecaster, also um einen, wenn nicht den Archetyp einer E-Gitarre, die lange Zeit ausschließlich mit Fenders Single Coil Pickups zu haben war. Ende der 1960er Jahre überdachte Fender diese Strategie, und engagierte jenen Seth Lover, der bei dem Konkurrenten Gibson den Humbucker entwickelt hatte. Das Ergebnis war der Wide Range Humbucker, der in einer Reihe von Telecasters angeboten wurde. Die 1972 auf den Markt gebrachte Telecaster Deluxe war damals das High End Model:
(Foto: Wikipedia)
Auch in der Schaltung folgte sie dem aus Gibsons Gitarren folgendem Schema.
Die historischen Telecaster Deluxe waren nicht als Thinline erhältlich. Der Thinline Korpus war von dem deutschen Gitarrenbauer Roger Rossmeisl entwickelt worden. Es bestand für verschiedene Thinline Modelle die Wahl zwischen Esche und Mahagoni. Aber erst 2009 brachte Fender eine Telecaster Thinline Deluxe auf den Markt. Auch im Jahr 2009 wurde erstmals die Telecaster Deluxe Black Dove angeboten. Keine Thinline aber nun erstmalig mit P-90 Tonabnehmern:
(Foto: Wikipedia)
Der Namenszusatz Modern Player ordnet die Gitarre einer Produktlinie zu, die sich an jüngere Käufer richten soll. Fender spricht von „students“. Preislich ist das Instrument am unteren Rand der unter dem Kernmarkennamen Fender vertriebenen Telecasters zu finden. Möglich wird dies durch die Produktion ich China.
Die Bilder bei Thomann zeigen eine Kopfplattenrückseite ohne Hinweis auf den Herstellungsort. Allerdings ist dort eine Seriennummer zu erkennen. Bei meiner steht nicht nur die Seriennummer an dieser Stelle, sondern auch der Hinweis „Crafted in China“. In verschiedenen Foren ist zu lesen, dass diese Gitarre in dem gleichen Werk wie z.B. die Squier CV Serie gefertigt wird. Das wäre nicht dumm von FMIC. Die Squier CV Serie hat sich den Ruf von ordentlich verarbeiteten Gitarren mit brauchbarer Hardware und guten Klang im Rahmen eines wirklich guten Preis-Leistungs-Verhältnisses erworben. Warum nicht genau dort für die Kernmarke Fender Gitarren bauen lassen? Es gab Zeiten, da kamen die besten Fender aus Fernost.
Zusammenfassend lässt sich zur Einordnung der Modern Player Telecaster Thinline Deluxe sagen, dass es sich konzeptionell um eine Telecaster Thinline Deluxe Black Dove (MIC) handelt.
Body
Der String Through Body der Modern Player Telecaster Thinline Deluxe ist aus massivem Mahagoni. Mahagoni ist für eine Telecaster ein eher ungewöhnliches Holz.
Der Body ist in den Maßen identisch mit denen eine Fender Thinline Telecaster. Die Ausfräsungen sind den Pickups (ca. 35 x 65 mm) angepasst. Meine trägt die Farbbezeichnung „Black Transparent“. Ich würde das eher als Dunkelmahagonibraun bezeichnen. Die gut gemachte Lackierung erscheint mir etwas dünner als eine Squier CV 50 BSB. Eigentlich hübsch, irgendwie ein bisschen 70er.
Ob ich das Schlagbrett darauf auf Dauer mag weiß ich auch noch nicht. Allerdings scheint die Auswahl bei den einschlägigen Zubehörhändlern für dieses Model auch nicht allzu groß zu sein.
Kopfplatte, Hals und Mechaniken
Wer aufgrund der Bezeichnung Deluxe auf einen Hals mit vergrößerter Kopfplatte tippte, der liegt falsch. Es wird ein Telecaster Standadrshals mit C-Profil verbaut. Der Ahornhals ist vollkommen identisch mit dem einer Squier CV 50, nur vorne trägt die Kopfplatte das Fender-Logo statt des Squier-Logos. Auch die Mechaniken sind mit denen der Squier CV 50 identisch. Das sind keine Traummechaniken. Irgendwie sind sie gut genug, dass ich sie bisher nicht ausgetauscht habe. In jedem Fall sind sie gut stimmstabil.
Der dicke Lack am Hals mag manchen die Nase rümpfen lassen. Es gibt verschiedene Methoden, diesen Lack zu entfernen bzw. den Hals ganz zu tauschen. Vieles davon ist im Internet dokumentiert.
Elektrik
Tonabnehmer
Auf der Produktseite von Fender heißt es zu den in der Modern Player Telecaster Thinline Deluxe verbauten Pickups: „Zwei speziell abgestimmte MP-90 Single-Coils lassen die Modern Player Telecaster Thinline Deluxe herrlich voll und ungewöhnlich opulent klingen. Eine ganz neue Klangfarbe für die klassische Telecaster!“
Was genau das für P90-Pickups sind, bleibt aber offen. Die Maße der Pickups betragen ca. 65 x 35 mm.
Exkurs: Pickups im allgemeinen und P-90er im besonderen
Um diese Gitarre genauer zu verstehen, kommt man kaum darum herum, sich mit Tonabnehmern im allgemeinen und P-90ern im besonderen zu befassen. Die beiden Artikel von Gitarre&Bass können ein guter Einstieg dazu sein.
1) Rebellion, Heinz (2016): Tonabnehmer Special!, P-90 Pickups: The Beauty of the Beast, Gitarre&Bass, 31.8.2016, in: http://www.gitarrebass.de/equipment/p-90-listening-the-beauty-of-the-beast/
2) Damm, Wolfgang (2015): Geschichte Mythen & Innovationen, Gibson-Tonabnehmer: Humbucker, P-90 & Co., Gitarre&Bass, 5.11.2015, in: http://www.gitarrebass.de/stories/gibson-tonabnehmer-humbucker-paf-p-90/
Schaltung, Potis u.s.w.
Die verbaute Schaltung verhält sich wie man es von einer Paula erwarten würde. Für eine Tele ungewöhnlich, aber auch in Telecasters seit Jahrzehnten bewährt und für tauglich befunden. Sie erlaubt das individuellere Mischen der Pickups. Das gefällt mir schon an meiner Paula sehr. Ich bin tatsächlich am überlegen, nun auch meinen anderen Telecasters mittels Tandempotis ein derartiges Upgrade zu geben.
Wer sich für Schaltungen von diversen Telecasters interessiert, der sei auf das großartige Werk „Schaltungen der / für die TELECASTER mit Schaltdiagrammen und Lötplänen“ von Andreas Kühn verwiesen. Auf Seite 34 ist dort auch die Schaltung der Modern Player Telecaster Thinline Deluxe zu finden: http://300hertz.de/hidden/Telecaster Schaltungen.pdf
Nicht so schön finde ich den Schraubknopf am Pickup-Wahlschalter. Billiges Plastik, was bei meiner auch nicht richtig fest sitzen will. Da werde ich mich sicher zeitnah nach etwas netterem umsehen.
Und ich finde es schade, dass die Potis an dem Pickguard verbaut wurden. So muss man bei einem Wechsel des Schlagbretts alle vier Potis ab- und wieder anschrauben. Eine Lösung wie z.B. bei der Cabronita wäre ungleich eleganter gewesen. Zumal man ohnehin den Body von der Rückseite fräsen muss für das Schalterfach. An dieser Stelle folgte man nicht dem Design der Telecaster Deluxe, denn der Wahlschalter ist nicht in das Pickguard integriert. Das kann kaum mehr Aufwand sein, die Fräse dieses eine Loch mehr nun auch noch machen zu lassen. Zumal dies auch einem weiteren Grundansatz bei der Entwicklung der Telecaster besser entsprechen würde: Sie sollte möglichst einfach zu reparieren sein. Das wäre bei einem Zugang zu den Potis von hinten definitiv eher gegeben.
Gut gefällt mir, dass diese Telecaster bei der Klinkenbuchse nicht dem Standard folgt. Diese Lösung ist deutlich wartungs- und reperaturfreundlicher.
Meine Telecaster Thinline Deluxe Black Dove (MIC) hat offenbar neue Potiknöpfe bekommen. Im Telecaster-Style in chrome und Kopf in Pearl. Gut gemacht! Steht ihr für mein Empfinden deutlich besser als diese serienmäßigen, die aussehen, als habe man sie vom Amp geklaut. Auf der dunklen Gitarre setzt das helle Pearl einen hübschen Kontrapunkt.
Brücke
Es wurde eine Stratocaster Hard-Tail-Bridge verbaut. Auch das ist nicht neu bei Telecasters. Spannend wäre die Frage, ob eine Dreisattelbrücke zu einer Zunahme des Twang führen würde. An meiner Cabronita trat dieser Effekt hörbar ein. Allerdings wünsche ich mir für meine Telecaster Thinline Deluxe Black Dove (MIC) gar nicht unbedingt mehr Twang. Also bleibt die Brücke vermutlich erstmal dran.
Verarbeitung
Die Verarbeitung macht einen grundsoliden Eindruck. Verarbeitungsmängel konnte ich keine finden. Alle Teile sind so eingefügt und derart funktional wie es sein soll. Das Niveau und die Machart der Verarbeitung entsprechen exakt jenem, welches ich von der Squier CV Serie kenne. Einfache aber solide und ordentliche Arbeit. Damit erfüllt diese Gitarre einen wesentlichen Aspekt von Leo Fenders Grundgedanken bei der Entwicklung der Telecaster. Sie sollte günstig aber gut gebaut sein. Das trifft auf die Modern Player Telecaster Thinline Deluxe auf jeden Fall zu.
Natürlich wird jede Gitarre, egal ob neu oder gebraucht, durch ein individuelles Setup deutlich aufgewertet.
Klang
Bereits der umverstärkte Erstkontakt zeigt, dass diese Gitarre gutes Klangpotential hat. Sehr leise natürlich, aber sie klingt bereits ohne Kabel.
Eingestöpselt zeigt sich sofort, warum damals der Humbucker erfunden wurde. Ja, P-90er brummen. Da sind sie wie die Single Coils der Ur-Telecaster. In Spielpausen disziplinieren sie den Gitarrenspieler dazu, das Volumenpoti herunterzuziehen. Na gut, an der Modern Player Telecaster Thinline Deluxe hat man gleich zwei davon. Ein Mute-Switch auf dem Pedalboard kann hier Abhilfe schaffen. Und wie bei allen Sigle Coils ist das Problem auch dann sofort erledigt, wenn man beide Tonabnehmer gleichzeitig aktiviert hat.
Die Modern Player Telecaster Thinline Deluxe singt mit einer einzigartig warmen Stimme; detailliert, weich, toll! Man merkt, dass der P-90 in einer Zeit entwickelt wurde, als Verzerrungen noch unerwünschte Übersteuerungen waren, denn er klingt bereits clean fantastisch. Aber das bedeutet keinesfalls, dass er zum Zerren nicht geeignet wäre. Dreht man den Gain auf, bekommt man sehr warme und dabei gleichzeitig sehr detailreiche Übersteuerungen, die nachempfinden lassen, wie es den Pionieren der Rockmusik das Grinsen in die Backen getrieben haben muss, als sie erstmals in dieser Richtung experimentierten. Die Dinger klingen schon geil!
Twang? Ja, auch. Halt nicht so wie bei meiner klassischen Telecaster. Vermutlich gehen durch verschiedene Faktoren Twang-Anteile verloren. Statt einer klassischen Tele-Bridge dieses Strat-Hardtail-Ding. Thinline Body, Mahagoni, Pickups… Hier sind viele Faktoren gegenüber einer klassischen Telecaster mit ihrem unverwechselbaren Twang geändert worden. Und doch twangt die Modern Player Telecaster Thinline Deluxe.
Fazit
Fender stellt die Modern Player Serie als „my first Fender“ Produkte vor. Dazu finde ich die Modern Player Telecaster Thinline Deluxe doch schon sehr speziell. Jemandem, der eine erste Telecaster anschaffen will, würde ich wahrscheinlich nicht zuerst dieses Model empfehlen, sondern in der gleichen Preisklasse eher zu einer Squier CV mit klassischen Single Coils raten. Wenn man aber nach einem wärmeren und dennoch detaillierten Sound sucht, und einem die Form der Telecaster liegt, so sollte man diese Gitarre durchaus mal anspielen, weil geil ist sie schon!
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