[Review] Mackie XR824 Studiomonitor

Laguna
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Ein Hallo an die Freunde von Studiomonitoren,

In den letzten eineinhalb Wochen hatte ich Gelegenheit, Mackies neuen Studiomonitore , genauer gesagt die XR824 zu testen.
Auf der Website wirbt der amerikanische Hersteller mit vollmundigen Versprechungen wie “professional studio monitors” und einem Frequenzgang von 36 Hz bis 22 kHz.
Ob die Boxen den Versprechen und den Erwartungen gerecht werden, und wie sich die Mackie XR824 im Vergleich zu den deutlich teueren Neumann KH120A schlagen, möchte ich in diesem Review beantworten.


Generelles
Mackie bietet die Boxen der neuen XR Serie (Nachfolger der HR Serie) in zwei Ausführungen an: Die XR824 sind der große Bruder der Mackie XR624. Die beiden Modelle unterscheiden sich in der Größe des Woofers (6.5 Zoll und 8 Zoll) und damit in der Wiedergabe von Bassfrequenzen. für diesen Test stand mit der XR824 zur Verfügung, im weiteren beziehe ich mich mit allen Angaben auf dieses Modell.

Die Mackie XR824 gibt es bei Thomann aktuell für einen Stückpreis von 549€ zu erstehen.

Als Paar und im Set mit Stativen kann man noch mal ca 20€ sparen.



Lieferumfang und erster äußerer Eindruck

Der arme DHL Bote stand schnaufend und schwitzend vor der Tür und hatte ein wirklich großes Paket dabei. Die Monitore kommen gut (=sicher und stabil) verpackt und mit mehr Zubehör als man das bei Boxen gewohnt ist. Neben dem obligatorischen Kaltgerätekabel und einer Anleitung (Quickstart Guide), liegen jedem Monitor auch noch jeweils (!) zwei IsoPads (zur Entkopplung des Monitors von der Unterlage) bei, ähnlich diesen hier.
Der Trick mit den zwei Pads ist, dass beide angeschrägt sind und man so wählen kann, ob der Monitor gerade oder schräg stehen soll.

Noch ein Wort zur Anleitung: zumindest bei meinem Paar war lediglich der Quickstart Guide beigelegt. Der sehr umfangreiche (16 Seiten) Owner’s Guide kann online bezogen werden.

Nach dem auspacken fällt auf, dass die Größe der Monitore im Vergleich zur Verpackung nur minimal kleiner es. Es handelt sich hierbei wirklich um einen massiven Monitor. Die Größe wird mit 399 x 254 x 267 mm^3 angegeben, bei einem Gewicht von 8.5kg. Folgendes Bild zeigt die Mackie XR824 mit den Neumann KH 120A.
1_Mackie_groesse.jpg



Die Monitore kommen im edlen “lackiertes Holz”-Look daher, wobei die Maserung des Holzes durch den Lack sehr gut zu sehen ist. Das ganze Design wirkt dadurch sehr natürlich. Ich kann mir vorstellen, dass die Monitore optisch wirklich wunderbar altern.
finish.jpg


Sämtliche Verarbeitung wirkt grundsolide und massiv, da wackelt nichts und alles ist stabil verbaut. Zwischen beiden Monitoren konnte ich keinen Unterschied feststellen.
Bei der Aussage “Designed in USA, Made in China” könnte man durchaus anderes erwarten, die Qualitätssicherung scheint hier aber ausgezeichnet zu funktionieren.


Vorder- und Rückseite

front.jpg

Auf der Front befindet sich der 1 Zoll Tweeter und der 8 Zoll Woofer, ein “Running Man” Logo sowie eine Status LED, die weiß leuchtet, wenn die Monitore an sind und bei overload rot leuchtet. Mein Gefühl ist, dass die LED etwas heller leuchten dürfte, ich musste erst genau hinschauen, bis ich feststellen konnte, dass die Monitore ordnungsgemäß funktionieren.
Es gibt einige Speaker, die die Membranen mit einem Gitter schützen. Das ist bei den XR824 beim Hochtöner der Fall, der Tieftöner liegt ungeschützt. Da man die Monitore aber meistens nicht viel transportiert, ist das kein großer Nachteil.


back.jpg


Auf der Rückseite wird es deutlich spannender! Es gibt neben dem Kaltgerätestecker, dem AC Selector (230V und 110V) zwei Eingänge für Audiosignale: XLR (balanced) und 3.6mm Klinke (unbalanced). Ich habe die Monitore per XLR angeschlossen.

An Einstellungsmöglichkeiten mangelt es nicht:
Es gibt einen Schalter für On/Off und die Möglichkeit, die Monitore sich automatisch abschalten zu lassen, falls kein Signal anliegt. Mittels Input-Gain Regler kann die Eingangsverstärkung des Audiosignals geregelt werden.
Mackie liefert einige umfangreiche Möglichkeiten, den Klang der Monitore zu beeinflussen. So ist es möglich, den Tief-Bassbereich mit einem Filter zu beschneiden (80 Hz), die Basswiedergabe an die Aufstellung im Freifeld (flat), an einer Wand (-2dB) oder an einer Raumkante (-4dB) anzupassen, sowie die Anpassung der Höhen (-2/0/+2dB @ 10kHz).

Unter den Reglern sind hilfreiche Schaubilder gezeichnet, die die klanglichen Einstellungsmöglichkeiten hervorragend skizzieren. Als unbedarfter Nutzer findet man sich sehr gut zurecht.
Leider schweigen sich diese Schaubilder und auch das Handbuch über einige Kleinigkeiten aus, auf Nachfrage konnte ich jedoch Antworten bekommen: Die Flankensteilheit des Bassfilters beträgt 12dB/oct. Die Änderung des Accoustic Reglers ist bei 100Hz.

Die Verarbeitung und Haptik aller Regler ist ausgezeichnet. Nichts wackelt und die Schalter geben ein klar erkennbares “klick” von sich. Einzig, dass man für den InputGain einen Schraubenzieher braucht, finde ich nicht optimal. Ein normaler Drehregler hätte es auch getan.



Der Sound

Disclaimer: Sämtliche Aussagen sind auf meine subjektiven Höreindrücke in meinem Raum zurückzuführen. Der Raum ist akustisch optimiert, aber sicherlich nicht perfekt.

Ja, wie klingen die Boxen denn nun?
Die Mackie XR824 gehen laut. richtig laut. Auf der Website wird “professional level performance” versprochen, und dieses level wird auch geliefert! :eek: Die Lautstärke kann man mit dem Gain Poti auf der Rückseite der Monitore anpassen, bei mir stand das auf ca 1/4 Umdrehung. Die XR824 haben also mehr als genug Headroom (der max SPL wird mit 109 dB angegeben) um auch sehr perkussive oder dynamische Stücke hinreichend detailgetreu und verzerrungsfrei wieder zu geben. Die Lautstärke würde sogar für eine kleine Veranstaltung oder ein kleines Kino locker reichen.

Stichwort Rauschen: Bei dem größt möglichen Input Gain an den Boxen kann man ein leichtes Rauschen vernehmen. Das ist aber bei der dann eingestellten Verstärkung absolut zu entschuldigen. Im normalen Betrieb hört man nur dann noch ein ganz leises Rauschen, wenn man extrem nah mit dem Ohr an die Membran geht. Bei normalen Abstand ist da nichts wahrnehmbar.

Von Studiomonitoren erwartet man einen flachen Frequenzgang. Den liefern die Mackies auch in großen Teilen des Spektrums. (Normalerweise höre ich mit einem Sub ab, den ich für diesen Test aber auf bypass gestellt hatte.) Ich bin überrascht, wie weit runter die Mackies kommen. Den Subwoofer auf bypass gestellt und die Einstellung an den XR824 auf flat, liefern die Boxen tatsächlich bis 50Hz ein nutzbares Signal. Ganz linear hört sich der Frequenzverlauf unter 80Hz nicht mehr an, aber das liegt zum Teil sicherlich auch an meinem Raum. Für diese Preisklasse ist das Verhalten der Monitore im Bass ausgesprochen gut.

Auch die Höhen werden gut wiedergegeben. Meinen ersten Eindruck beim durchhören von einigen Referenztracks würde ich als “unaufgeregter Sound” beschreiben. Nach der ersten Abhörsession habe ich die Einstellung an den Boxen dann auf +2dB @ 10kHz geändert. Dadurch Klingen die Mackies einen Tick mehr HiFi und gefallen mir persönlich damit besser.
Aber auch mit dem +2 Boost sind die Höhen keinesfalls überbetont.
Bass: Check, Höhen: Check. Bleiben also noch die Mitten. Bei den Hochmitten übertragen die XR824 sehr linear und ehrlich. Ein guter Test sind für mich die Gitarren von Disturbed (Sickness, 2000). Das ist recht hell gemischt, klingt aber gerade noch nicht schneidend oder spitz. Das können die XR824 auch sehr gut abbilden.
Bei den Tiefmitten muss ich den XR824 allerdings einen Boost um 300Hz bescheinigen. Hier wird zu dick aufgetragen. Mit der Accoustic Einstellung (für die Tiefmitten) lässt sich das zumindest ansatzweise ausgleichen, allerdings setzt der Shelf etwas zu tief an und reicht deshalb nicht ganz in den betroffenen Frequenzbereich.

Die Transientenwiedergabe ist gut, aber nicht überzeichnet. Beim Thema Tiefenstaffelung und Stereoabbildung erledigen die XR824 einen guten Job, wobei die Tiefenstaffelung durch die Überbetonung der Mitten nicht ganz optimal ist. Der Sweepspot ist dagegen sehr groß. Das ist ein klarer Pluspunkt und macht Mischungen vor allem dann einfach, wenn mehrere Leute (z.B. andere Musiker) mit vor den Monitoren sitzen.


Vergleich mit Neumann KH120A und Adam Sub8
Ich möchte die Gelegenheit hier nutzen und auch den direkten Vergleich mit meiner normalen Abhöre, den Neumann KH 120A in Kombination mit dem ADAM Sub8, ziehen. Man muss anmerken anmerken, dass allein die KH 120A bereits das 1.5 fache der XR824 kosten und der Sub mit 600€ auch recht amtlich zu Buche schlägt.

Mein Eindruck ist, dass die KH 120A deutlich mehr HiFi klingen. Das mag sicherlich auf den Mittenboost zurückzuführen sein. Aber auch in den oberen Höhen lösen die KH 120A nochmal feiner auf, die Transienten werden dadurch etwas spitzer. Während ich bei den XR824 die Höhen auf +2dB gestellt hatte, sind die Neumänner bei mir auf eine Höhenabsenkung eingestellt. Im Bereich der oberen Mitten nehmen sich die Speaker jedoch nicht viel, was auf jeden Fall für die XR824 spricht. Der Sweepspot bei den KH 120A ist deutlich kleiner als der der Mackies.

Gegen ein System mit Subwoofer können die XR824 alleine im Bass und Subbass natürlich nicht antreten. Das schaffen auch die KH 120A alleine nicht. Die untersten 1 bis 1.5 Oktaven (v.a. Subbass und Bass) kommen da einfach nicht bzw. nicht mehr sauber rüber.
Die XR824 lassen sich (in meinem Raum) sehr gut mit dem ADAM Sub8 kombinieren und liefern dann eine sehr kräftige Basswiedergabe. Meine bevorzugte Einstellung ist, die tiefen Frequenzen alleine vom Sub wiedergeben zu lassen. Wenn sowohl die Monitore (XR824 sowohl als KH 120A) und der Sub die Bässe wiedergeben, klingt es in meinem Raum matschig.
Das klappt auch bei den XR824 ausgezeichnet. Der Bassbereich gewinnt durch den Sub noch mal deutlich (bzw wird Subbass überhaupt erst wiedergegeben) und das Klangbild wird dadurch auch in den Höheren Frequenzen etwas aufgeräumter.


Fazit

Die Mackie XR824 sind für ihre Preisklasse sehr gute Monitore mit einer ganzen Fülle an Einstellungsmöglichkeiten. Für unter 1000€ für ein Paar Monitore bekommt man einen absolut solide verarbeiteten Monitore mit vielen Einstellungsmöglichkeiten. Und der klingt auch noch gut bis sehr gut. Ich möchte hier nochmal die oben aufgeführte Beschreibung aufgreifen. Insgesamt sind die Mackie XR824 mit “unaufgeregt” und “unaufdringlich” zu beschreiben. Allerdings gibt es auch die Anhebung der unteren Mitten bei 300Hz, die sich mit den Einstellungen am Monitor selber nicht zu 100% beseitigen lässt.


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