hack_meck
Lounge .&. Backstage
Und so sind sie dann irgendwann über einen Verstärker gestolpert, der ursprünglich in einem Filmprojektor - dem Bell & Howell 385 - zu finden war. Dies zu einer Zeit, wo es noch keine 5000 W PA Surround Anlagen im Kino gab. 18 Röhren Watt mussten reichen. Da der Projektor ja nicht als Gitarrenverstärker gebaut wurde um mit dem eingeschränkten Frequenzband einer Gitarrenbox zu harmonieren, ist er erst mal sehr breit im Frequenzband, ja fast schon HiFi mäßig aufgestellt. Um dies zu erreichen braucht es vernünftigen Headroom, also ein gutes Netzteil. Belastung soll nicht zum "Einbruch" des Frequenzverlaufes führen.
Mit diesen Gedankengängen im Hinterkopf, wollen wir uns mal der durch Walrus Audio geschaffenen Pedalform des Projektors widmen. Ich habe mir aus Neugierde einen bestellt und jetzt seit 2 Monaten mit im Einsatz.
Im Vergleich zur Vorlage ist die wesentliche Änderung im Aufbau die Auftrennung der vormals kombinierten Tone Reglung in Bass und Treble. Damit lässt sich der Sound in einer ziemlich großen Bandbreite regeln = beschneiden. Es ist als Boost/Cut ausgelegt mit einem neutralen Verhalten bei 12:00 Uhr. Wie ihr unten im Video hören werdet, haben die Regler eine ziemliche Reichweite. Was Walrus bei der Trennung wichtig war ist, die Möglichkeit die Mitte recht genau steuern zu können. Treble nach "links" und schon wird der Sound so fett/nasal wie bei einem TubeScreamer mit zusätzlich zurück gedrehten Tone Poti an der Gitarre.
Ebenso orientiert an der Vorlage die Frage nach ausreichend Headroom um daraus reichlich Dynamik ziehen zu können. Hier sind sie den Weg gegangen das Pedal intern mit 18 V zu betreiben. Dies hat für meine Ohren mit der Grundausrichtung des Pedals dafür gesorgt, dass weniger Kompression im Spiel ist und der Sound nicht eine "lange Fahne" bekommt. Er ist da ... und im nächsten Moment wieder weg. Töne werden dadurch - obwohl sie Biss, Crunch, Drive haben - sehr gut freigestellt und bleiben auch in kräftiger Rhythmusarbeit gut hörbar.
Damit würde ich von meiner Wahrnehmung ihren eigenen Text auf der Webseite locker unterschreiben ...
The 385 was developed to have the same simple but effective tone control as it’s grandfather. The amp has this as well but bass and treble are stacked behind the single tone knob. With our design breaking them up, we allow for a much wider array of tones to be achieved. The user is able to boost and cut bass and treble, allowing them to be creative with mid-frequency scoops and bumps. The pedal is internally running at 18v, which helps us nail the same dynamic feel of the amp in a stomp box. This means it is extremely sensitive to how hard you dig in – just like the amp.
Abgesehen vom Sound - den man eh besser hört ... und noch besser im Selbsttest auch in seiner Interaktion mit den Fingern an der Gitarre spürt ... hier noch ein paar Randbemerkungen ...
- In seiner aktuellen Generation von Pedalen arbeitet Walrus Audio ohne 9 V Batteriefach. Der typische Kunde hat ein Board mit Stromversorgung und vergisst die Batterie, bis sie ausläuft. Eine der Hauptgründe für Reklamationen bei Walrus - der Rest ist super stabil.
- Es hat das traditionelle Format eines Boss Pedals.
- Es hat eine ziemlich helle LED die den Betrieb anzeigt. Da kann man fast seine Songtexte daneben legen
- Es hat mit der Riffelung am Poti sehr guten "Griff" ...
- Und weil die Hersteller sich ja eh nicht einigen können, ob sie Gain oder Level nach links legen ... ist der Teil auch egal. Man hört es ja sofort (Tubescreamer und Wampler DRIVE links ... Boss, Soulfood, 385 Level links)
Fazit
Mein aktuelles Lieblingspedal für aufgeräumte, aber Gain/Crunch habende, Rhythmus Sounds. Es bleibt immer "schlank" genug um gut hörbar im Mix eingebettet werden zu können. Mit der Klangregelung kommt man in sehr unterschiedliche Gefilde. Insofern können die Sounds die euch am Herzen liegen durchaus andere sein, als den, den ich mir jetzt vorgewählt habe und dauerhaft verwende.
Stabil gebaut, tolle Sounds und Vielfalt ... und immer eine eigene Note. Wer das Gefühl hat immer wieder ähnliche Pedale gekauft zu haben, der sollte sich durchaus mal zu ein wenig Neuland durchringen.
Zu den Soundsamples:
Alles was ihr im Video zu hören bekommt wurde eingespielt mit identischen Settings am Verstärker. Kleine Unterschiede im Pegel haben sich dabei ergebenen und diese habe ich in der DAW angepasst - der Sound den ich beim Spielen gehört habe, blieb dabei erhalten. Die Wucht die ich wahrgenommen habe leider nicht ... Da war ein LANEY GH 100 L NOS am Werk und daher durchaus einiges an Luftbewegung im Raum.
Hier die Zutaten mit denen die Aufnahmen entstanden sind ...
Im Video sind oftmals 2 Sound Beispiele drin ... das zweite Pedal ist dabei ein Wampler Plexi Drive
Alle mit Strat gekennzeichneten Sounds stammen von meiner LsL und ihrem Hals SC. Alle als Relic Master gekennzeichneten Sounds stammen von der FGN und dem Hals Humbucker.
Backtracking - Zum Schluss noch mal ein Rückblick auf die Vorlage: der Bell & Howell 385 ...
Der Verstärker ist dabei nur etwas breiter als eine Hand lang ist.
Einen sehr interessanten Bericht zum Umbau in einen Gitarrenverstärker habe ich bei YouTube gefunden. Wer da mal ein wenig schmökern möchte, der sollte dies ruhig mal tun.
Und weil noch einige der Sounds die euch auch gefallen könnten in dem Video sind ..
Und was da auch - egal wie viel Zerre - für mich das Hauptmerkmal bleibt. Es gibt keine Kompressionsfahne hinter dem Signal, die sich mit dem "nächsten Ton" vermischt. Das ist alles unheimlich tight.
Gruß
Martin
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