Wie verhält es sich denn?
Das Innenvolumen im Auto (also das Frontvolumen der sich darin befindlichen Lautsprecher) ist zwar größer als bei Kopfhörern, aber doch deutlich kleiner als in normalen Räumen.
Der Druckkammereffekt wird den Frequenzgang zwar nicht dominieren (wie bei geschlossenen Kopfhörern und In-Ear Kopfhörern) aber doch stark beeinflußen.
Zur Erinnerung: Wenn die Wellenlängen des Schalls größer sind als der Raum in den sie abgestrahlt werden (das Frontvolumen) dann breitet er sich nicht mehr wellenförmig aus. In diesem Fall steigt der Luftdruck dann einfach im ganzen Frontvolumen gleichförmig an - Außerdem hängt der Schalldruck dann nur mehr von der Auslenkung des Lautsprechers ab, was zu einigen Besonderheiten führt:
Die
Auslenkung des Lautsprechers ist
linear bis zu seiner mechanischen Resonanzfrequenz, und fällt oberhalb der
Resonanzfrequenz mit 12 dB pro Oktave ab.
- Im Freifeld (oder in einem normalen, großen Raum) heißt das, dass der Schalldruck oberhalb der mechanischen Resonanzfrequenz linear ist, und unterhalb der Resonanzfrequenz mit 12 dB pro Oktave abfällt - einen Lautsprecher der besonders tiefe Frequenzen wiedergeben soll baut man folglich mit möglichst tiefer Resonanzfrequenz.
- In einem kleinen Raum wo der Druckkammereffekt wirkt, hängt der Schalldruck aber direkt linear von der Auslenkung ab, weshalb der Schalldruck unterhalb der Resonanzfrequenz linear ist, und oberhalb der Resonanzfrequenz mit 12 dB pro Oktave abfällt - Bei In-Ear Hörern ist das Volumen zwischen Trommelfell und Ohrstöpsel so klein, dass der Druckkammereffekt bis in den kHz-Bereich gilt, Resonanzfrequenzen von In-Ear Hörern liegen dementsprechend auch bei oft deutlich über 2 kHz.
Was heißt das jetzt im Auto?
Der Druckkammereffekt gilt nicht im gesamten Frequenzbereich. Wenn wir die Abmessungen des Innenvolumens des Autos grob mit 3 m Abschätzen, gilt der Druckkammereffekt unterhalb von 100 Hz.
Wenn ich also die Subwoofer im Auto so wähle, dass ihre mechanische Resonanzfrequenz genau in diesem Bereich liegt, dann geben sie Schall sowohl unterhalb ihrer Resonanzfrequenz linear wieder (wegen dem Druckkammereffekt) als auch oberhalb (wegen "normaler", wellenförmiger Schallabstrahlung).
Dazu kommt dann noch eine (kaum vorhersagbare) Raummodenverteilung, die anders als in "normalen" Räumen auch bei höheren Frequenzen eine Rolle spielt. In normalen Räumen ist die Faustregel ja, dass Raummoden nur unterhalb von 300 Hz relevant sind - je größer der Raum desto tiefer. Bei den vergleichsweise kleinen Innenräumen von Autos sind Raummoden demnach noch deutlich höher zu finden - wenn auch nicht derart stark, da die typisch parallelen und rechtwinkligen Wände von "normalen" Räumen quasi nicht vorhanden sind.
Neutrale Wiedergabe oder gar eine studiotaugliche Abhörsituation ist natürlich nicht gegeben - schon alleine weil man die Lautsprecher nicht im Stereodreieck positionieren kann, und der Klang völlig von Reflexionen dominiert wird.
Aber von "zu klein um echte Bässe wiederzugeben" kann keine Rede sein.