Liebe stonefee
" DAS ist ja meine Frage: WIE lernt man als SÄNGER die Changes eines Stückes? Weil dann würde ich endlich hören, welcher Sound/welches Material die nächste Harmonie klar hörbar machen "
Das was du schreibst klingt sehr frustriert und extrem nach "kopflastigem" Singen.
Das wird man vermutlich auch an deinem Gesang hören.
Mach dir über den Harmoniewechsel im Stück beim Singen einmal keine Gedanken.
Versuch einmal für ein paar Tage jeweils 30 Minuten das:
Lass ein Stück laufen, das du gut kennst und fange an zu scatten und zwar durch das gesammte Stück - nicht nur im Improvisationsteil. Welche Laute du nimmst ist egal - das geht relativ schnell ohnehin seinen eigenen Weg.
Und dann nicht unbedungt an der eigentlichen Melodie orientieren sondern einfach wild drauf los singen - mit allem gurren, knurren, mit allen Lauten und in allen Tonlagen in denen du entspannt singen kannst.
Von nett bis zornig bis was weiß ich... (wenn es für deine Tonlage passt eignet sich "Take five" besoners gut, einfach weil es recht flott ist und du wenig Zeit zum Überlegen haben wirst - hat allerdings einen gewaltigen Tonumfang).
Nur nicht an Harmoniewechsel oder irgendwas technisches denken. Machst du das, fängt sich dein Singen spätestens nach 2 - 3 Tagen zu verselbständigen und ohne dass du es merkst kommen Wechsel an der richtigen Stelle.
Mach zwischendurch leichte Lockerungsübungen und ganz wichtig - beweg dich beim Singen. Das hilft ungemein.
Es gibt wenige Stücke, die innerhalb des Stücks gesagnlich sehr schwierig zu treffende Harmoniewechsel haben (z. B. Garota de Ipanema).
Bauch und Ohren einschalten!!! Nur eben reicht das irgendwann nicht mehr.
Es reicht immer dann, wenn du das was du geschafft hast weiterentwickelst - also versuche immer wieder etwas anders zu machen, vor allem experimenteller zu werden.
Ich bin übrigens kein Fan von nachsingen, denn ich finde es führt nicht dazu sein eigenes Innenleben nach außen zu krempeln. Es geht beim Improvisieren ja um mich und meine Gefühlswelt und nicht darum so zu klingen wie jemand anderes.
Zumal diejenigen meist Jahrzehnte Vorsprung haben. Ich versteh natürlich die Idee dahinter, würde das für mich allerdings so niemals machen.
Was ich aber mache - wenn mir in einer Gesangsimpro
eine Sequenz oder
eine Lautkombination (das können auch schon einmal nur zwei Töne sein) besonders gefällt merke ich mir diese und fange an in einem Stück etwas ähnliches aus zu probieren.
Natürlich klingt es hinter her völlig anders, aber man wird kreativer in dem was man tut.
Jeder hat selbstverständlich seine Art den Weg zu gehen, aber ich denke, viele Schwierigkeiten bei Sängern/Sängerinnen resultieren daraus, dass sie beim Singen/Improvisieren zuviel nachdenken.
Musik ist dann toll zu hören und gibt dem Sänger/der Sängerin dann ganz viel wenn man einen Seelenstrip (so nenne ich das) hinlegt.
Wichtig finde ich es meine Emotionen nach außen zu transportieren, der Rest kommt ganz alleine.
Immerhin ist mein Ansatz so gut, dass ich mit einigen Top Jazzern Deutschlands derzeit eine CD einspiele obwohl ich Jazz erst seit etwa 3 Jahren singe, Blues seit zwei und seit meiner Kindheit überhaupt nicht gesungen habe -
also etwa 35 Jahre nicht. Aber irgendetwas will bei mir heraus und ich lasse "den Tiger frei"
Ich mache mir keinen Kopf über Harmoniewechsel, sondern wie klingt es am Besten. Wo soll es melancholisch sein, wo sanft, wann agressiv und wann hau`ich einen raus.
Wenn du in der Nähe von Solingen wohnst können wir uns gerne einmal treffen, denn es ist immer sehr schwierig Tipps zu geben, wenn man keine Vorstellung hat, wo der/die andere gesanglich steht
und wie du deine Stücke interpretierst.
Liebe/r Bell
.... wobei ich finde, dass vocal impro und Lehrer irgendwie schlecht zusammengehen. So etwas muss man alleine angehen.
Ein guter Lehrer gibt dir Improvisationshandwerk mit auf den Weg, beeinflusst die eigentliche Improvisation aber nicht, denn du hast recht - das ist etwas sehr! individuelles.
Eine Lehrer der möchte dass ich Improvisiere wie er/sie es gut findet wäre nicht mein Lehrer.