hack_meck
Lounge .&. Backstage
Und genau dies hat Lance S. Lerman auch getan. Er hat einen Background in der Möbelindustrie, hat von kleinen Jobs als Schreiner bis zur Fabrik für Lautsprechergehäuse alles gemacht. Zuletzt auch in China, wo er tagsüber eine Fabrik am laufen hielt und Abends sich mit einer alten und schweren Fender in Bars vergnügt hat. Als - "Burning the candle from both ends" - bezeichnet er die Zeit und kommt ausgebrannt nach Kalifornien zurück.
In seiner Garage hat er - als "Holzwurm" - ausreichend Ausstattung um alles möglichst selbst zu bauen und besonders der Ersatz der Fender liegt ihm am Herzen. Eine "Vintage" Gitarre liegt jedoch ausserhalb des Budgets, also kann man es ja auch mal selbst probieren. Und genau dieses "selbst probieren" haben schon so viele Firmen der Branche als Startpunkt ... Mesa, Laney, Rickenbacker
...
Er baut aber nicht nur eine Gitarre, sondern nebenbei auch die Werkzeuge die es ihm erlauben würden das zu wiederholen. Zeit hat er, denn die Jobsuche nach der Rückkehr aus China läuft nicht so gut. Die Jagd auf die 52 Tele war also eröffnet.
Natürlich stolz auf sein Produkt war der erst Akkord verbunden mit einem "Oh My God" ... passt. Aber man kann sich ja auch viel einreden und wer wird schon zugeben, dass er 3 Monate Bauzeit in den Sand gesetzt hat. Also musste er einen neutralen Gitarristen finden, der ihm das OMG bestätigt. Diesen hat er im Shop von "Cal Vintage Guitars and Amps" mit dem begnadeten Tommy Kay gefunden. Tommy nimmt kein Blatt vor den Mund ... und Kritik war es ja auch, die Lance hören wollte. Während Tommy die Gitarre spielte, wurde sicher der ein oder andere Fingernagel gekaut.
Der Dialog nach dem Testrun gestaltete sich allerdings anders als erwartet ... und dann gab es LsL Instruments.
"You made this?", "Yes" I told him. .... "You made the body? You made the neck?" .... "I made it all. The body, the neck, the pickguard, everything except some of the metal parts." I replied.
"I'm blown away. Can you make another?"
Und das ist er, mein Gastgeber für diese interessante Reise in die Baukunst der Vergangenheit ... Im Rahmen des Tour Video könnt ihr (sofern ihr einen Moment Zeit mitbringt) in Kurzform miterleben wie ein Hals in Handarbeit seine Form bekommt ... und wir schauen natürlich auch auf die weiteren Stationen.
Lance Lerman
Mittlerweile hat er es in das Programm von Sweetwater geschafft - Carl Verheyen und Paul Rose sind Endorser für LsL
Zu seiner Zeit als Hersteller von Boxen-Gehäusen hatte er natürlich einen deutlich höheren Verbrauch an Holz und ist den Holzhändlern im Norden der USA durchaus ein Begriff. Diese Verbindungen gibt es noch und so hat er auch heute Zugang zu richtig gutem und leichten Holz (Meine Tele = Bad Bone wiegt 3,15 kg - die Strat = Saticoy nur 2,95 kg). Und da er auch nicht Unmengen braucht (+/- 700 im Jahr) sind auch kleinere Bestände für ihn erreichbar. Holz das die Großen nicht kaufen können, da sie davon nicht genug bekommen würden um auch nur eine "Serie" davon zu bauen.
Gebaut wird in den Bergen hinter Los Angeles und dort herrscht ein extrem stabiles Klima. Diese Stabilität hat er auch im Workshop und eine besondere Lagerung - ausser belüftet - ist nicht notwendig. Hier Holz für den Korpus (und ja, da schafft es nicht alles von in eine Gitarre .. ) sowie für den Hals ...
Schritt 1 ist das zeichnen der Korpus Konturen auf den Rohling ... Dabei werden auch Ankerpunkte für die Fixierung auf dem unten abgebildeten Tisch festgelegt. In den weiteren Schritten kommt erst mal die Bandsäge - von Hand geführt - zum Einsatz und später dann auch die Oberfräse.
Im Workshop ist das modernste Gerät eine CNC gesteuerte Fräse ... Auf einem riesigen Tisch gibt es mehrere Verankerungs-Punkte um die Tätigkeiten auszuführen. PU Aussparungen, Halstasche, E- und Tremolo-Fach, PickGuards werden damit bearbeitet - oder vorbereitet ...
Danach hat man einen Roh-Korpus in der Hand an dem es noch reichlich Ecken für manuelle Arbeit gibt.
... der Korpus wird dann eingespannt und bekommt mit der Feile, der Raspel und Sandpapier seine endgültige Form ...
... in diesem Fall von seiner Tochter ... die Familie zieht mit und ist nicht weniger begabt ...
VIDEO
Während Lance sich ausgiebig mit dem Hals beschäftigt, schauen wir uns doch mal um, was man sonst noch so macht ...
Es gibt am Gebäude-Rand noch "Abtrennungen" für Sonderfunktionen. Eine Lackierkammer und einen Raum zum vorbereiten und testen ...
... einen Raum für den Zusammenbau und das Setup ...
... Arbeitsplätze zum Polieren ...
... Einen Raum für die Elektronik - man wickelt die PU bei LsL (wie immer in Kalifornien) selbst ...
... sowie Büro, Lager und Testräume ...
Ich hatte ja Anfangs gesagt - mit Blick für das Detail gibt es mehrere Wege nach Rom. Und so gibt es auch auf der Metal Seite einige Dinge die man bei LsL selbst macht, oder anpasst. Die kleinen Schrauben des Tremolo, die Federn der Reiter und solche Dinge sind angepasste Produkte. Selbst gemacht hat man das optional zu bestellende Tremolo. Dieses besteht aus 2 Teilblöcken die es in unterschiedlichen Materialien gibt. Damit kann man - im kleinen, wie immer im Gitarrenbau - letzten Einfluss auf den Klang nehmen. Der Block ist geteilt, weil die glatten und umwickelten Saiten sich anders verhalten. Sagen wir es ist ein kleiner EQ möglich. Ferner ist der Block so eingekerbt, dass die Trem Federn nicht aufliegen (rappelt gerne) sein eingesetzt sind. Ebenso passiert das passenden Aging der Bauteile durch LsL selbst.
Bei der selbst gebauten Tele Brücke - lang für SC oder kurz für HB - hat sich Lance bewusst für "Doppel-Reiter" entschieden. Es hat für ihn den Vintage Klang durch die leichte gegenseitige Beeinflussung. (Cross Talk).
Ein weiters Detail ist der besondere Augenmerk auf die Verbindung von Hals und Korpus. Ohne Voodoo oder besondere Form, sondern einfach nur durch penible Ausrichtung der Flächen die dann den perfekten Kraftschluss ermöglichen. Der Hals bleibt dabei immer unverändert, die Anpassungen werden in der Halstasche vorgenommen. Beim Hals selbst versucht er immer über die ganze Strecke wirklich gerade Fasern zu verwenden ... und sofern es das Holzstück hergibt ... mit einem leichten Curl in Richtung des abknickenden Headstocks zu folgen.
Neben den T-Bone (Tele) und Saticoy (Strat) Bauformen hat er auch einige weitere Formen im Angebot. Im wesentlichen orientiert sich dies an klassischen Vorlagen ... manchmal ist es aber auch was ganz eigenes ...
Lackiert wird bei LsL mit Nitro Lacken. Es gibt die Gitarren von NOS - also mit nur sehr geringen Spielspuren ... über Relic - mit ein paar typischen Macken und Gebrauchsspuren (und den Teil machen sie wirklich authentisch) ... bis Abgerockt - alles was geht. Erwähnen sollte ich an der Stelle, dass aus meiner Sicht ihre Stärke bei Relic sich nur auf den Korpus bezieht. Bei Hälsen bearbeiten sie im wesentlichen die Rückseite und die Flanken, ein Griffbrett kann der Fender Custom Shop aber authentischer. Dafür kommt man mit einer LsL im Vergleich zur Teambuild um +/- 1000 EUR günstiger weg. Die Exemplare die ich bis dato gestellt haben, sind für mich - klanglich - allesamt dem Teambuild Durchschnitt überlegen. Sie sind aber auch alle sehr individuell - wie bei Handarbeit zu erwarten - man sollte also versuchen mehrere zu testen, um sich seine auszusuchen. Der deutsche Importeur www.lkg-guitars.de besitzt auch einen Showroom in den man sich zurück ziehen kann.
Neben Relic und Lack können sie aber auch "Laser Druck", sofern sie eine Charge zusammen bekommen. Dabei hat die Frau von Lance - nicht weniger begabt - ein tolles Paisley (und einen netten Gitarrenständer) entworfen ... Da es Druck und nicht "Papier" ist, können sie sogar Burst Verläufe da drüber lackieren ...
... auch schick finde ich die Zweiteilung des Tele Body ...
Und wenn Lance und sein Team mit der Arbeit fertig ist, dann sieht das in ungefähr so aus .... Alle Gitarren waren auch auf der NAMM - ganz unten die Gitarre war hier schon mal im Rohzustand zu sehen ...
Und für mich selbst .. denn die Nebenkosten (GAS) einer NAMM Reise sind immer die teuren ...
Ich habe diesen unbeachteten Body im Workshop gefunden, an dem sie irgendwas ausprobiert haben. Lasen baut mir den als Gitarre fertig und ich kaufe ihn dann vom deutschen Importeur. Und ganz ehrlich - wir hatten noch zwei weitere Besuche auf diesem Trip die Nachwirkungen haben könnten. Zum Glück ist Tom Anderson derzeit nicht in DE vertreten (ausser ein paar Resten). Aber da könnt eich mir - am diametral gegenüberliegenden Ende der Skala - eine perfekte moderne Strat für den Fuhrpark vorstellen.
Schön, dass es die Markenvielfalt und die unendlich vielen Nischen gibt ... geht doch auch mal stöbern, es lohnt sich.
Gruß
Martin
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